Conestabile della Staffa
Conestabile della Staffas Familiengeschichte ist lang und kompliziert. Sie reicht bis ins Mittelalter zurück. Ursprünglich waren Conestabile und della Staffa zwei unterschiedliche Adelsfamilien, doch im 17. Jahrhundert heiratete ein Conestabile eine della Staffa (oder umgekehrt, ich weiß es nicht) und die beiden Familien verschmolzen – ihr Einfluss über die Region wuchs jedoch wie auch ihr Landbesitz.
Im 18. Jahrhundert besaß Conestabile della Staffa über 700 Hektar landwirtschaftliche Flächen: Man züchtete Rinder, kultivierte Tabak, produzierte Wolle und Seide, verarbeite Oliven und betrieb später auch eine eigene Schule. Einhundert Hektar waren dem Weinbau gewidmet. Die Familie war der wichtigste Arbeitgeber der Region und blieb es bis in das 20. Jahrhundert hinein.
Der Zweite Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit stellten eine radikale Zäsur in der Familienchronik dar. In der Folge des Weltkriegsendes und der sich verändernden italienischen Gesellschaft verließen immer mehr Menschen die Gegend rund um den Trasimener See und zogen in den Norden, nach Rom oder zumindest ins nahe Perugia. 1956 wurde die Weinproduktion größtenteils eingestellt (man lieferte Trauben für die umliegenden Kantinen) und erst 2015 von Danilo Marcucci wieder zum Leben erweckt.
Marcucci hat Zeit seines Berufslebens bei den mitunter spannendsten und besten Weingütern Italiens gearbeitet (Valentini, Maga, Capellano). Nach vierjähriger Vorbereitung fühlte er sich bereit, dem steinalten Anwesen (seine Frau ist ein Nachkommen der Adelsfamilie) neues Leben einzuhauchen. Er setzte 12 Hektar Weingärten wieder instand und begann mit einem konsequenten Naturweinkonzept im Kopf erste Weine aus den traditionellen Rebsorten der Gegend zu keltern: Trebbiano, Canaiolo, Sangiovese, Grechetto, Alicante, Malvasia und Gamay del Trasimeno. Mittlerweile umfasst das Sortiment ein Dutzend Weine, die zeigen, was für ein erstaunliches Potenzial in den Böden der Gegend steckt.
Weine – eine Auswahl
Alle Weine von Conestabile della Staffa sind spontan vergoren, ungeschönt, ungefiltert und ungeschwefelt.
Il Brioso bianco: Rifermentato (Frizzante) aus Trebbiano und Grechetto. Ausgewogen, einnehmend, lebhaft. Weiße Frucht, mineralisch. Einfach aber schön zu trinken.
Cerrone: Eine der besten, wenn nicht die beste Interpretation von Grechetto, der ausnahmsweise einmal ernstgenommen, spät und in geringem Ertrag gelesen und in offenen Holzbottichen mit den Schalen vergoren wird. Ausgebaut wird der Cerrone in 40-Jahre alten Wacholderholzfässern. Intensiv, gehaltvoll, vielschichtig, lang. Weich und doch nie unstrukturiert. Sehr gut.
Bianco Conestabile: Malvasia und Grechetto. Im Stahltank ausgebaut. Besitzt Frucht, Frische, florale Aromen und Kräuter, eine unbeschwerte Textur und viel Trinkfluss.
Rosso Conestabile: Einer jener Rotweine, die sich leicht gekühlt an heißen Sommernachmittagen unkompliziert dahintrinken lassen. Sangiovese und Ciliegiolo.
Il Rossissimo: Alicante di Bouschet. Hat, wie es der Name schon andeutet, eine extrem kräftige Farbe. Wird über ein Jahr in einem alten Eichenfass ausgebaut. Intensiv, rotbeerig, substantiell, rund. Hat mürben Gerbstoff und eine sanfte Säure.
Rosso Scuderia: Sangiovese in purezza. 15 Tage mazeriert. Über 18 Monate in 1500 Liter großen Eichenfässern ausgebaut. Vielschichtig, rotfruchtig und Blütennoten. Druckvoll. Hat Energie und Kraft. Bleibt aber stets geradlinig und macht Druck in Richtung Gaumen. Sehr gut.
Kontakt
Daniele Marcucci
Adresse: Via Case Sparse 5, Monte Melino
Telefon: 393 9200958
E-mail:
Webseite:
Rebsorten: Trebbiano, Canaiolo, Sangiovese, Grechetto, Alicante, Malvasia und Gamay del Trasimeno
Rebfläche: 12 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Bezugsquellen:
Ab Hof: ja, nach Voranmeldung
Aus Italien online: decanto.it
AT/DE/CH: –