Man mag sich gar nicht vorstellen, was die wenigen Produzenten, die auch in den finsteren Zeiten der 1990er und frühen 2000er Jahre stur auf die Sorte setzten, an Schmähungen durchmachen mussten. Grignolino personifizierte ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was damals (und oft auch noch heute) als elementar für große Rotweine erachtet wurde. Statt ebenholzschwarz, geschmeidig und samtig zu sein, war ihr selbst nach monatelanger Mazeration nicht mehr als ein leicht angedunkeltes Rosa zu entlocken. Mit neuem Holz brauchte man gar nicht erst anzurücken und die Aromen deckten ein Spektrum ab, das lieber Blüten und weißen Pfeffer in den Vordergrund rückte als Heidelbeeren, Brombeeren, Schokolade, Zigarrenkisten und Vanilleschoten aus Madagaskar.
Tatsächlich hielt man Grignolino aufgrund dieser Attribute für die Mutation einer weißen Sorte. Luigi Veronelli, der größte unter den vielen großen Kritikern Italiens, meinte sie wäre anarchistisch & individualistisch.