Die Emilia

Eine kurze Einführung

Die Emilia ist eine der großen Unbekannten der italienischen Weinwelt. Zumindest in unseren Breitengraden. Schuld daran hat, und das mag paradox klingen, einer der bekanntesten Weine Italiens, der Lambrusco. Der wird gnadenlos in den Mittelpunkt gerückt und da die Händler und Wirte in Österreich und Deutschland darauf fixiert zu sein scheinen, fast immer nur süßen Billigstlambrusco anzubieten, kennt man dort zwangsläufig fast nur Mist.

Dabei ist gut gemachter Lambrusco ein fantastisches Getränk. Francesco Guccini nannte ihn völlig zurecht „Nektar der Götter“, während Enzo Ferrari ihn seinen Gästen im Rennstall in Maranello skrupellos statt Champagner kredenzte. Gut zwei Dutzend Produzenten legen mittlerweile davon Zeugnis ab, wie gut der Sprudel aus der recht umfangreichen Rebsortenfamilie sein kann. Sie gehören zu einer Avantgarde innovativer und experimenteller Winzer, die die Emilia derzeit zu einer der spannendsten Weinregionen Italiens machen.

Da lokale Komponenten in der Emilia eine eminente Rolle spielen, lohnt sich eine kurze Gliederung.

Im Westen, an der Grenze zu Ligurien und der Toskana, in den Hügeln um Piacenza, hat der Gutturnio seine Heimat, eine meist stille, manchmal sprudelnde Cuvée aus Bonarda und Barbera. Beide Stilistiken sollte man probieren – ihre besten Versionen sind dicht, saftig und dunkelfruchtig. Außerdem hat sich die Ecke in den letzten 15 Jahren zu eine der Hochburgen des vino macerato, des Orange Wines entwickelt. Da ist vor allem einer Rebsorten zu verdanken, die es an Gerbstoff und Struktur locker mit Nebbiolo aufnehmen können: die Malvasia di Candia Aromatica, die gemeinsam mit der sie bändigenden Ortrugo für die mitunter radikalsten und anspruchsvollsten Versionen oranger Weine (La StoppaDenavolo, Poiesa, Cervini) verantwortlich zeichnet. Dazu kommen aber auch Experimente, denen man durchaus Beachtung schenken sollte, wie beispielsweise die Pinot Nero Anpflanzungen von Alberto Anguissola auf einem über 600 Meter hohen Kalksockel an der Grenze zu Ligurien.

Ab Parma und in Richtung Osten bis nach Modena beginnt dann die große Zone des Lambrusco, in der sich kleine Enklaven beeindruckender Individualisten eingenistet haben, die oft exzellente Weine in die Flasche bringen. Dafür halten zum einen die diversen Lambruscospielarten her, zum anderen lokale Rebsorten, von denen man vor allem zwei im Auge behalten sollte. Die Spergola, deren dicke Haut und krachende Säure die Basis für brillante Schaumweine und ein paar ganz gute mazerierte Weine liefert (Ca‘ de Noci, Cinque Campi). Und  Malbo Gentile, dessen dunkle Würze und kräftiges Tannin ihn definitiv zur Nummer eins unter den roten Rebsorten der Region macht (Vittorio Graziano, Denny Bini, Cinque Campi produzieren erstklassige Versionen). Und Trebbiano di Spagna (Claudio Plessi, Podere Sotto il Noce), die vielmehr Potenzial hat, als es ihre übliche Verwendung für Aceto Balsamico vermuten lässt.

Bleiben die Hügel um Bologna und auch da tut sich einiges. Die Rebsorte, die man im Auge behalten sollte, ist diesmal Pignoletto. Die besten Interpretationen der sowohl als Stillwein wie auch als Sprudel spannenden Sorte liefern Flavio Canetti von der Azienda Maria Bortolotti und Antonio Ognibene von Gradizzolo.

Die Romagna

Eine kurze Einführung

Östlich von Bologna beginnt die Romagna und mit ihr die Vorherrschaft des Sangiovese. Eingefleischte Romagnoli vertreten die Meinung, dass die wichtigste Sorte Italiens ihren Ursprung rund um Brisighella und Modigliani hat. Nachdem die Sorte sehr alt ist, kann zumindest nicht das Gegenteil bewiesen werden und es steht außer Zweifel, dass sich die Sorte in der Hügelwelt südlich von Imola, Faenza und Forlì extrem wohl fühlt.

Die natürlichen Voraussetzungen der Romagna unterscheiden sich nicht nur aufgrund der geologischen Diversität. Auch die extremen Höhenunterschiede, die auf Null Metern in der Ebene beginnen und auf über 600 Metern enden, tragen ihren Teil zur stilistischen Vielfalt der Gegend generell bei.

Ampelographisch steht dem roten Sangiovese die weiße Albana zur Seite.  Lange Zeit wurde sie fast ausschließlich zur Produktion oft exzellenter Süßweine verwendet. Doch gerade in den letzten zehn Jahren lotet man ihr Potenzial auch in trockenen Versionen aus, wobei längere oder kürzere Maischestandzeiten Qualität und Potenzial für gewöhnlich erhöhen (der MonteRe der Vigne dei Boschi ist eine der besten maischevergorenen Weine Italiens).

Aufgrund ihrer zupackenden Säure eignet sie sich zudem bestens für Schaumweine.