Es gibt nicht viele Leute, die dem Land ihrer Kindheit und Jugend so verbunden sind wie Elisabetta Montesissa. Das lässt sich in ihrem Fall nicht nur in Worten bemessen. Viel offensichtlicher wird es anhand der Tatsache, dass sie sich jedes Wochenende ins Auto oder in den Zug setzt und von Rom, wo sie bei Campagna Amica – einer landwirtschaftlichen Vereinigung zur Aufwertung lokaler Produkte – arbeitet, ins Val Chero in den äußersten Westen der Emilia aufbricht. 500 Kilometer hin, 500 Kilometer zurück, um ihren Eltern bei der Herstellung und Vermarktung von drei Weinen zu helfen, die basierend auf dem Gedankengut der Naturweinszene, eine vergangene Sensorik wiederbeleben.
Wobei sich schon ihre Eltern und Großeltern den Avancen der Agroindustrie größtenteils zu entziehen wussten. Die vergärten ihre Weine – allesamt Frizzante, wie es der Tradition der Region entspricht – bis in den November hinein, ehe die Hefen – bei noch vorhandenem Restzucker – aufgrund der zunehmend tiefen Temperaturen ihre Arbeit einstellten. Im Frühjahr filterten sie dann, ehe sie die Weine in Flaschen füllten, wo sie bei steigenden Temperaturen zu Ende gärten. Das Filtern lässt Elisabetta mittlerweile wieder weg, ansonsten ist fast alles gleichgeblieben.
Wie im Keller zollen Elisabetta und ihre Eltern auch im Weingarten der Geschichte der Region Tribut. Die vier wichtigsten Sorten Piacenzas – Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera und Bonarda – sind auch bei ihnen die Protagonisten, ergänzt von ein paar Reihen Syrah und ein paar alten autochthonen Sorten der Region. Erzogen werden sie im Guyot Piacentino, das einen sehr kurzen Rebschnitt vorsieht und die spätere Lesemenge schon vorab reduziert. Die Weingartenarbeit ist zertifiziert biologisch und geschieht größtenteils per Hand.
Die Weine
Buonissima: Einer der großen Schaumweine der Emilia. Aus Malvasia di Candia Aromatica und Ortrugo gekeltert. Aufgrund einer zehntägigen Mazeration der Schalen mit Ecken und Kanten, fordernd aber doch auch animierend und einladend. Hat trotz seines geringen Alkohols ordentlich Kraft und Substanz. Öffnet sich einem breiten Aromaspektrum aus Kräutern, Zitrusfrüchten und reifem Steinobst. Lebhaft und strukturiert bis zum Gaumen. Reift mit Sicherheit blendend.
Rosissima: Rosé-Frizzante aus Barbera und Bonarda. Nach dem Salasso-Prinzip hergestellt. Dabei wird der unter dem Druck der aufeinanderliegenden Trauben abfließende Most aufgefangen und vergoren. Die Zweitgärung findet wiederum in der Flasche statt. Hat eine lebhafte Säure, Grapefruit und Beerennoten. Fürs flotte Wegtrinken gedacht.
Rio Mora: Nochmals Frizzante aus Barbera und Bonarda, diesmal allerdings in rot. Im Grunde genommen ein klassischer Gutturnio, der allerdings nicht als solcher deklariert ist. 15 Tage auf der Maische. Zweitgärung in der Flasche (rifermentato), danach noch ein Jahr zur Reifung in der Flasche. Dunkel, fruchtbetont, würzig, fleischig. Eher weiches Tannin. Lebhafte Säure. Sehr direkt und geradlinig. Wie so oft in der Emilia, vor allem auch als Essensbegleiter gedacht.
Den Rio Fratta (Syrah, Barbera, Bonarda) habe ich noch nie probiert.
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