VilàrKnapp vier Hektar nennt Luigi Spagnoli (der Name ist Programm: er hat auch eine Mikrofläche Tempranillo, so ziemlich die einzige zwischen den spanischen Pyrenäen und den Dolomiten) sein Eigen, doch stehen auf dieser überschaubaren Fläche erstaunliche 11 Rebsorten. Da er früher Kellermeister und Önologe in der Cantina d´Isera war, hatte er keinen eigenen Besitz und kaufte deshalb quer um Rovereto herum seine verstreut liegenden Parzellen. Das bedeutet zwar ein fortwährendes Pendeln zwischen den Weingärten, liefert ihm aber neben dem immensen Spektrum an Rebsorten auch ein entsprechend divergentes Bild an Böden, Kleinklimata und Expositionen. Den sicheren Job in der Cantina hängte er an den Nagel, um seine eigenen Ideen zu verwirklichen. Und die drehten sich zum einen um eine andere Beziehung zwischen Mensch und Natur, zum anderen aber auch um andere Formen der Vinifikation, kurz: es ging ihm darum seinen individuellen, eigentümlichen und unabhängigen Ansatz auch entsprechend in die Flasche zu bekommen. Luigi ist seit jeher biologisch zertifiziert, arbeitet bisweilen auch mit Tees und Präparaten, auch wenn der letzte Schritt einer biodynamischen Zertifizierung noch aussteht.

Die Weingärten decken, wie schon erwähnt, die unterschiedlichsten Terroirs ab und sind auch keineswegs einheitlich gesetzt oder erzogen. Der Marzemino zum Beispiel wurzelt auf knapp 200 Metern Seehöhe in Basalt, die 3000 Stock sind nichtsonderlichviel am Hektar, die Pergola-Erziehung ist traditionell. Der Nosiola dagegen steht auf 400 Metern Höhe, der Boden ist vorwiegend Lehm, die 5500 Stöcke sind dichtgedrängt und die Rebe ist im Guyot erzogen. Und so divers geht es weiter, bis auf 680 Meter Höhe, wo Müller-Thurgau den Abschluss bildet.

Den unterschiedlichen Rebsorten und Terrains wird im Keller Tribut gezollt. Zwar greift Luigi nicht allzu oft ein – die Gärung beginnt bei jedem Wein spontan – doch kühlt er zum Beispiel beim Traminer auf ca. 19°C, um Frische und Frucht zu erhalten, während der Nosiola tun kann, was er will. Die Weißweine werden allesamt kurz mazeriert (10-20 Stunden je nach Jahr und Sorte) und im Stahltank vinifiziert und ausgebaut. Die Rotweine wiederum landen nach kürzeren (Marzemino) oder längeren Mazerationszeiten (der Morela: eine Cuvée aus den drei Bordeauxsorten + drei autochthone Sorten + Tempranillo) in Stahltanks (Marzemino) oder in Holtzfässern unterschiedlicher Façon (Morela).

Luigi Spagnoli und seine Frau Ivana haben eine kleinen Verkostungsraum in Villa Lagarina.

VILÀR ist Mitglied der DOLOMITICI.

Fanti

Fanti

Pressano ist einer dieser netten Flecken im Trentino, die sich dann auftun, wenn man das EtschtaIs verlässt und in die Hügel hinauffährt. Gar nicht hoch und in Schlagdistanz zu den Obst-und Weinplantagen in der Ebene tun sich da oben plötzlich gänzlich andere Dorfstrukturen und auch unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Wein auf. Alessandro Fanti, der Sohn von Giuseppe, dem Namensgeber des Weinguts, ist einer der 10 Köpfe der Dolomitici und wie die anderen einer individuellen und innovativen Weinkultur verpflichtet, deren Konzept dem industrialisiert geprägten Weinbau der Ebene diametral entgegengesteht. Neben einem respektvollen Umgang mit seinen Böden setzt er vor allem auch zunehmend auf die singuläre Vinifizierung seines autochton geprägten Rebmaterials. Nosiola und Incrocio Manzoni (einer seit Jahrzehnten im Trentino angebauten Kreuzung) geben bei den Weißweinen den Ton an Teroldego macht den schon vor langer Zeit ausgesetzten Merlot und Cabernet S. zumindest Konkurrenz.

Da Alessandro fast nur im Garten und weniger im Keller zu finden ist, macht es Sinn kurz auf ein paar Eckdaten zu ersterem einzugehen. Die Gärten ziehen sich über fast 600 Meter die Hänge hinauf, entsprechend heterogen präsentieren sich die Böden, wobei der Megaanteil der Rebstöcke in mit Kalk durchsetzter Tonerde wurzelt. Die Arbeit auf seinen 4 Hektar läuft manuell ab, gedüngt wird gar nicht und gespritzt wird nur im äußersten Notfall ein wenig Kupfer und Schwefel. Der Vitalität der Pflanze wird größte Aufmerksamkeit geschenkt, alte Rebstöcke für die Zukunft sind ein angestrebtes Ziel. Gelesen wird spät und selektiv,die Erträge sind niedrig und mehr als durchschnittlich 16000 Flaschen springen dabei nicht raus. Im Keller wird minimalst interveniert. Angestrebt wird ein kühler, nordischer, mineralischer Stil, lebendig, präzis und langlebig, wobei der Isidor, sein reinsortiger Incrocio Manzoli eine Messlatte für sämtliche Weißweine des Trentino darstellt und auch der Nosiola zeigt, was man aus einer allgemein unterschätzten Rebsorte alles rausholen kann.


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