In einem kurzen Video auf seiner Webseite meint Stefano Novello von Ronco Severo, dass „du nur die Weine probieren musst, um den Charakter eines Winzers zu verstehen.“ Da hat er vermutlich recht. So wichtig das Terroir und die Rebsorte auch sein mögen (und Stefano spricht auch kurz davon), so entscheidend ist doch auch die Geisteshaltung, Herangehensweise und Handschrift des Winzers – im Weingarten wie im Keller.

Im gleichen Video meint er auch, dass ihn sein Vater vor 15 Jahren fragte, warum er eine Sache ändern wolle, die gut funktioniere und damit auf Stefanos Wunsch anspielte, seine Weingärten auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. Antworten darauf fand Stefano genug, woraufhin die Art der Produktion verändert wurde und Pestizide und systemische Chemikalien aus den Weingärten verschwanden.

Die befinden sich allesamt in Prepotto, der inoffiziellen Weinkapitale der friulanischen Colli Orientali und wurzeln im dort omnipräsenten Ponka, einem porösen Kalkmergel, der seinen Weinen „Rückgrat und Substanz verleiht.“

Im Keller geht es Stefano darum, all das, was in seinen Trauben steckt, auch Wein werden zu lassen. Weshalb er sie bisweilen über lange Zeit in Kontakt mit ihren Schalen belässt und lieber auf den Faktor Zeit und eine natürliche Klärung setzt als sie zu schönen und zu zu filtern. So entstehen ein halbes Dutzend Weine, die beredt und facettenreich von ihrer Herkunft und ihrem Winzer erzählen.

Sie sind offen, warm und einladend, ruhig und ausgewogen, sympathisch und vielschichtig, anfangs ein wenig zurückhaltend, am Ende jedoch voller Energie und Tiefe.

Alle Weine von Ronco Severo sind spontan und ohne Temperaturkontrolle in Holzgärständern vergoren, nicht geschönt und nicht gefiltert.

Pinot Grigio: Grauburgunder aus spät gelesenen Trauben. Einmonatiger Schalenkontakt. Ausbau über 23 Monate in 20hl großen Holzfässern. Akazienblüten und Akazienhonig. Orangenschalen, trockenes Heu. Trocken, weich und einnehmend. Sehr gut. (ca. € 25)

Severo Bianco: Ein gemischter Satz aus gleichzeitig gelesenen und gemeinsam auf der Maische vergorenen Friulano, Chardonnay, Picolit und Chardonnaytrauben. Ausbau über 23 Monate in großen Holzfässern. Duftig und einladend. Etwas Vanille, Bratapfel und Blütennoten. Harmonisch. Einen Tick straffer als der Pinot Grigio.

Friulano: Auf den Schalen vergoren. Über 23 Monate in 30hl großen Holzfässern gereift. Wiesenblumen, reife gelbe Frucht, mediterrane Kräuter. Dicht, saftig und intensiv. Lang und nachdrücklich.

Ribolla Gialla: Spät und in perfekter Reife gelesen. Auf den Schalen vergoren. Über 23 Monate in 30hl großen Holzfässern gereift. Trockenfrüchte, Zitrus- und Blütenaromen. Straff, geradlinig, profund. Mit einer konzentrierten Textur. Kraftvoll und dynamisch. Einer der besten Ribolla Gialla, die ich kenne.

Schioppettino: Gehaltvolle Version der großen friulanischen Rotweinsorte. Lange mazeriert, danach Ausbau über 30 Monate in großen Holzfässern. Dunkelfruchtig, Brombeeren, Pfeffer, Unterholz. Mürbes Tannin, weiche Textur. Tief und lang.

Refosco dal peduncolo rosso

Artiûl (Merlot)

 

Ronco Severo – Stefano Novelli
Adresse: Via Ronchi 93, Prepotto
Tel. +39 0432 713340
info@roncosevero.it
www.roncosevero.it


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