Michele Mölgg macht fantastische lang gereifte Nero d’Avola, mit die besten, die ich kenne. Nicht in Südtirol, wo man ihn den Namen nach hinverorten würde, sondern schon dort, wo Nero d’Avola normalerweise wächst: in Sizilien, genauer in Scicli, einer kleinen im äußersten Südosten der Insel gelegenen Stadt, die von der UNESCO wegen ihrer Barockarchitektur zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Wein gab es hier schon vor dem Barock, vermutlich war das auch damals schon Nero d’Avola und Moscato Bianco, aber so ganz sicher weiß das niemand. Michele hat jedenfalls 2002 die beiden Sorten in den Sand von Scicli gesetzt und sich dabei an der Tradition der Region orientiert.
Die Weingärten sind im wahrsten nur einen Steinwurf vom Meer entfernt, die letzten Reben gehen quasi in den Strand über. Dank des ohnehin trockenen Klimas und den vom Meer durch die Reben zirkulierende Winde liegt es nahe, dass Michele ohne den Einsatz von Chemie arbeitet.
Ob das der Grund ist, warum seine Nero d’Avola um Lichtjahre spannender sind als fast alle anderen, die ich in bisher getrunken habe, ist eine naheliegende Vermutung. Es mag aber auch am kalkdurchsetzten Tuff liegen, der sich unter dem Sand breit macht und daran, dass er nicht auf Teufel komm raus zigtausende Kilo am Hektar zu lesen versucht. Oder an allem zusammen.
Im Keller behandelt er seine Trauben so als würden wir uns irgendwo zwischen Barolo und Barbaresco befinden. Die Maischestandzeiten sind lang, die Ausbauzeiten noch um einiges länger. Die beiden gegenwärtigen Jahrgänge des Siclys und des Curma, seinen beiden Nero d’Avola, sind 2010 und 2011, haben also schon ein knappes Jahrzehnt am Buckel.
Die Weine
Siclys 2010: Ein Nero d’Avola, wie ich ihn noch nie getrunken habe. Druckvoll, strukturiert, elegant – drei Adjektiva, die man Nero d’Avola normalerweise nicht zuordnen will. In der Nase keine zusammengekochte Marmelade sondern frische und lebendige Aromen. Top.
Ab Hof: €12; bei italvinus €14
Curma 2011: Der Curma ist die Reserve der Tenuta Armosa. Er ist einen Tick kräftiger als der Siclys, schert jetzt allerdings nicht in eine üppig, plumpe Richtung aus. Der Kalk strafft auch hier, gibt Richtung und Struktur. Die Aromen sind ähnlich saftig wie beim Siclys, wirken aber etwas dunkler. Vergoren wird spontan, ausgebaut in gebrauchten Barriques. Gefiltert und geschönt wird nicht.
Ab Hof: €15; bei italvinus €19
Salipetrj 2018: Aus in aller Herrgottsfrühe gelesenen Moscato Bianco-Trauben gekeltert. Bleibt während der Gärung für einige Tage in Kontakt mit seinen Schalen. Ausgebaut wird der Salipetrj für ein halbes Jahr im Stahltank. Gefiltert wird nicht, was zur Folge hat, dass den Wein ein feiner Schleier durchzieht. Ist dank der Mazeration und dem kalkigen Untergrund, in dem die Reben wurzeln, geradlinig und griffig. Florale Aromen prägen, ein paar Fruchtnoten ergänzen. Gleichfalls exzellent.
Ab Hof: €12; bei italvinus €12
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