Weine erzählen: Emidio Pepe, Montepulciano & Trebbiano

Montepulciano

Hintergrund

Montepulciano ist die rote Königin unter den Rebsorten der Abruzzen. Meinen die Abruzzesen. Viele andere haben ihr gegenüber eher gespaltene Gefühle. In den Weingärten am Meer, sagen sie, ist er meist zu alkoholisch, plump und erschlagend, in den Weingärten hoch oben in den Bergen dünn, mager und grün. Die besten Grundvoraussetzungen hat Montepulciano zweifellos in den Hügeln dazwischen, doch braucht es auch dort die entsprechende Erfahrung und Pflege, um das Beste aus ihr herauszuholen. Denn Montepulciano ist keine einfache Sorte und gibt seine Vorzüge nur ungern preis. Ihre Trauben reifen asynchron, was zwar hübsch aussieht, die Winzer jedoch oft vor schwierige Aufgaben stellt.

Obwohl sich Montepulciano (der Wein) gerne üppig und muskulös präsentiert, ist Montepulciano (die Pflanze) extrem sensibel und fäulnisanfällig. Da sie generell spät reift und es in den Abruzzen im Herbst auch gerne mal regnet, können Pilzkrankheiten folglich schnell zum Problem werden.

Emidio Pepe ist zwar vor den Launen des Wetters nicht gefeit, er weiß allerdings damit umzugehen. Seit 54 Jahren keltert er nunmehr Montepulciano und auch wenn seine kompromisslos jede Mode ignorierende Herangehensweise über viele Jahre belächelt wurde, sind seine Weine doch längst Kult. Er erzieht seine Reben in Tendone, der zentralitalienischen Variante der Pergola, und setzt im Weingarten wie im Keller konsequent auf physische Arbeit. Die Pflege der Rebstöcke und die Lese erfolgen per Hand, das Quetschen der Trauben wird mit den Füßen, das Rebeln durch einen Gitterrost wiederum mit den Händen erledigt.

Die komplette Vinifikation, also Gärung und Ausbau, erfolgt in – innen verglastem – Zement, was bisweilen zu stark reduktiven Aromen in seinen Weinen führen kann. Man macht also keinen Fehler, wenn man ihnen entweder Zeit gibt oder sie rechtzeitig dekantiert.

Stil

Ausgewogen, kraftvoll und dynamisch. Die Aromen spannen sich von Lavendel über Kirschen bis zu süßen Gewürzen, Fleisch und Pfeffer. Balsamische Noten ergänzen. Im Mund packt das Tannin zu, der Körper ist muskulös und saftig, das sensorische Gefühl dunkel aber animierend. Das Finish ist lang und fruchtunterlegt.

Datenblatt

  • Rebsorte: Montepulciano
  • Bewirtschaftungsart: biologisch
  • Weingarten: Ton, im Durchschnitt 30 Jahre alte Reben in Pergolaerziehung
  • Lese: per Hand
  • Vergärung: spontan| wilde Hefen, in Zement
  • Ausbau: in Zement
  • Filtration: nein
  • SO₂: 40mg/l
  • Alkoholgehalt:  13,5 % vol
  • Verschluss: Naturkork
  • Trinktemperatur: 16-18 °C
  • Perfekte Trinkreife: 2020 – 2040
  • Flaschenformat: 0,75 l

Trebbiano

Hintergrund

Wie Pepes Montepulciano ist auch sein Trebbiano zutiefst mit den Abruzzen verbunden. In der umfangreichen Trebbianofamilie gehört Trebbiano abruzzese – gemeinsam mit Trebbiano di Soave (in Wirklichkeit Verdicchio aber seit Jahrhunderten unter diesem Namen auch im Veneto beheimatet) und Trebbiano Spoletino (Umbrien) – zu den wenigen, die auch von Kritikern einigermaßen ernst genommen wird. Das liegt zuallererst an Personen wie Emidio Pepe, die sich mit Passion und tiefster innerer Überzeugung den Eigenheiten der Sorte widmen und mit enormen Aufwand und viel Handarbeit ihren Charakter offenlegen.

Pepes Trebbiano wächst in insgesamt fünf Weingärten in Torano Nuovo, einer 1500-Seelen Gemeinde zwischen dem Gran Sasso und der Adria. Größtenteils in der traditionellen Tendone, einer zentralitalienischen Pergolavariante erzogen, drückt hier weniger der Boden (Ton) als vielmehr die doppelte Thermik – vom Meer wie auch von den Bergen – den Reben und später vor allem den Weinen ihren Stempel auf.

Wie auch beim Montepulciano wird auch der Trebbiano erst mit den Füßen sanft eingemaischt und danach händisch durch einen Gitterrost gerebelt. Die Gärung startet spontan und erfolgt, wie auch der darauffolgende Ausbau, in innen verglasten Zementfässern. Der Wein wird nicht gefiltert, vor der Füllung allerdings leicht geschwefelt.

Stil

Steinig, kräuterig und floral. Fruchtaromen spielen in Emidio Pepes Trebbianointerpretation eine eher untergeordnete und delikate Rolle. Dafür machen sich mit der Zeit feine Mandelnoten breit und betten sich in eine zwar kühle aber mundfüllende Textur, die dicht und substantiell den Wein in Richtung Gaumen trägt.

Datenblatt

  • Rebsorte: Trebbiano abruzzese
  • Bewirtschaftungsart: biologisch
  • Weingarten: Fünf auf Tonböden basierende Weingärten, alle auf ca. 200 Meter gelegen.
  • Lese: per Hand
  • Vergärung: spontan| wilde Hefen, in Zement
  • Ausbau: in Zement
  • Filtration: nein
  • SO₂:
  • Alkoholgehalt:
  • Verschluss: Naturkork
  • Trinktemperatur: 10-12 °C
  • Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030
  • Flaschenformat: 0,75 l

Beide Weine gibt es bei vinonudo in Wien

vinoeterra
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