Loris Follador ist der Veteran unter den Rebellen des Prosecco, die anarchistische Gegenstimme, die Urquelle des Widerstands, der poetische Apologet seines Terroirs.
Sein Weingut Coste Piane ist der Ort, an dem die Tradition des Col Fondo – jener, in der Flasche vergorenen, nicht degorgierten und oft knochentrockenen Frizzante – wiederbelebt wurde und an dem sich all jene Winzer orientieren können, die keine Lust haben, den süßlich-klebrigen Weg des offiziellen Prosecco-Komitees und der meisten seiner Winzer mitzugehen.
Loris – mittlerweile unterstützt von seinen beiden Söhnen Adelchi und Raffaele – produzierte ab 1970 allein auf weiter Front selbst dann flaschenvergorene Weine als sie völlig aus der Mode waren. Er glaubte an sie – an ihre Lebendigkeit, Harmonie und Finesse und nicht an das, was rund um ihn in die Flasche kam: sterile, aufgezuckterte, mikrofiltrierte Industrieware ohne Grazilität und Seele, deren bester Verwendungszweck oft genug darin besteht, sie mit Aperol zu vermischen.
Seine insgesamt sechs Hektar Weingärten verteilen sich auf die mitunter besten Lagen von Cartizze, der qualitativen Top-Zone des Prosecco: in Campea, einer auf sandigen Böden basierenden Riede, sind die Reben in Oliven und Kastanienhaine eingebettet. Höher oben, in der Combai regieren Schotter und Kalk und geben den Weinen, laut Loris, Mandelaromen mit auf den Weg, während in Santo Stefano, einer Zone mit viel Mergel, die spätere Weinaromatik von Lakritze geprägt ist.
Loris glaubt fest an den Einfluss des Bodens auf die Aromen im Wein und versucht sie so präzis wie möglich in ihm nachzuerzählen. Dafür tut er das, was seiner Ansicht nach im Keller notwendig ist. Und das ist nie nichts. Im Gegenteil. Auch wenn er auf keine chemischen Additiva zurückgreift, weiß er – besser als viele andere –, dass Wein letzten Endes ein Kulturprodukt ist, das fortwährender Pflege bedarf. Er achtet penibel auf den Lesezeitpunkt und die Qualität seiner Trauben, presst behutsam, gibt dem Most ausreichend Zeit, um sich von selbst zu klären, zieht die Weine vor der Füllung mehrfach um und versucht so jeden Fehlton zu vermeiden. In der Folge entstehen klare, oft hochmineralisch, kühl-strukturierte Weine, die das Prosecco und sein komplexes Terroir detailreich repräsentieren.