monte-di-graziaMan sollte sich ein Jahr lang freinehmen und all die fantastischen Projekte abklappern, die es in Italien derzeit gibt. Eines davon findet sich in Tramonti, in Kampanien und geht auf die Kappe von Alfonso Arpino, der auf seinem Weingut Monte di Grazia, seit 2004 Reben kultiviert. Was neu klingt, hat steinalte Wurzeln (100 Jahre alte Rebstöcke) und die offenzulegen, ist dezidierte Ziel von Alfonso

Der Weinbau ist archaisch, die meisten Parzellen sind lediglich ein paar Quadratmeter groß, dazwischen geht es rauf oder runter. An ihrem Ende stehen Mauern, die Hänge halten und Grenzen bilden. In den nivellierten Flächen wachsen ganz poetisch Ginestra, Pepella und Biancatenera (weiße Rebsorten), Tintore und Piedirosso (rot). Aus letzteren keltert Alfonso einen Rosso und einen exzellenten Rosato, über den es sich lohnt, ein paar Worte zu verlieren.

Seine Basis ist Tintore und wie es der Name schon andeutet, gehört Tintore in die seltene Kategorie derjenigen Trauben, die dunkle Haut mit dunklem Fruchtfleisch kombinieren. In Frankreich hat man dafür den Namen Teinturiers geprägt und dazu gehören so große Namen wie Grand Noir de la Calmette, Morrastel Bouschet, Petit Bouschet und in Deutschland der phänomenale Dunkelfelder. Am bekanntesten dürfte allerdings – dank des Booms georgischer Weine – Saperavi sein.

In Italien sind es – nomen est omen – Colorino und ihre verschiedenen Spielarten (ihre Weine sind so intensiv, dass man sie lange Zeit als Farbstoff benutzt hat) und eben Tintore. Tinto bedeutet im südlichen Italien „gefärbt“, der Tintore ist ein „Färber“ und Tintoretto (*1519 – †1594) hat sich seinen Namen nicht, wie man naheliegenderweise vermuten könnte, dank seiner Fähigkeiten als Maler erarbeitet, sondern aufgrund der Tatsache, dass er den Sohn eines Tintore, eines Färbers, war (wer sich nur ein wenig für die Vielfalt und Eigenheiten italienischer Weine interessiert, sollte sich unbedingt Ian d’Agatas großartiges Buch Native Wine Grapes of Italy zulegen, aus dem auch diese Information stammt).

Alfonsos Rosato braucht folglich keinen Schalenkontakt und wird auch sofort gepresst – er ist also quasi ein roter Weißwein – da Alfonso allerdings nicht verwirren will, bleibt es beim Rosato! Er würde auch locker als Rosso durchgehen: jeder Nebbiolo oder Pinot Nero würde sich so viel Farbe wünschen. Am Gaumen allerdings spricht er dann allerdings eine andere Sprache – da schlägt dann die Lebendigkeit durch und mit ihm mehr Blüten- als Fruchtaromen.

Die Lese ist in den Hügeln um Tramonti übrigens erst Anfang November, kühle Winde prägen das ganze Jahr über die Region (Tramonti leitet sich wiederum von triventum, den drei Winden ab) und diese Frische (und Säure) vermittelt dann auch der Wein. Alfonso hat davon gerade mal ein paar hundert Flaschen, von denen es bislang leider keine über den Brenner geschafft hat. Also: Hinfahren und kaufen oder mich anrufen (00393292811061).

ps: weil wir gerade dabei waren. Die Piedirosso, eine der ältesten italienischen Traubensorten, die immerhin 20% des Rosato ausmacht, verdankt ihren Namen ebenfalls ihrer Farbe, die M. Carlucci, ihren Namensgeber offenbar frappant an die rote Füße (piedi rossi) von Tauben erinnert hat.

sollte sich ein Jahr lang freinehmen und all die fantastischen Projekte abklappern, die es in Italien derzeit gibt. Eines davon findet sich in Tramonti, in Kampanien und geht auf die Kappe von Alfonso Arpino, der auf seinem Weingut Monte di Grazia, seit 2004 Reben kultiviert. Was neu klingt, hat steinalte Wurzeln (100 Jahre alte Rebstöcke) und die offenzulegen, ist dezidierte Ziel von Alfonso

Der Weinbau ist archaisch, die meisten Parzellen sind lediglich ein paar Quadratmeter groß, dazwischen geht es rauf oder runter. An ihrem Ende stehen Mauern, die Hänge halten und Grenzen bilden. In den nivellierten Flächen wachsen ganz poetisch Ginestra, Pepella und Biancatenera (weiße Rebsorten), Tintore und Piedirosso (rot). Aus letzteren keltert Alfonso einen Rosso und einen exzellenten Rosato, über den es sich lohnt, ein paar Worte zu verlieren.

Seine Basis ist Tintore und wie es der Name schon andeutet, gehört Tintore in die seltene Kategorie derjenigen Trauben, die dunkle Haut mit dunklem Fruchtfleisch kombinieren. In Frankreich hat man dafür den Namen Teinturiers geprägt und dazu gehören so große Namen wie Grand Noir de la Calmette, Morrastel Bouschet, Petit Bouschet und in Deutschland der phänomenale Dunkelfelder. Am bekanntesten dürfte allerdings – dank des Booms georgischer Weine – Saperavi sein.

In Italien sind es – nomen est omen – Colorino und ihre verschiedenen Spielarten (ihre Weine sind so intensiv, dass man sie lange Zeit als Farbstoff benutzt hat) und eben Tintore. Tinto bedeutet im südlichen Italien „gefärbt“, der Tintore ist ein „Färber“ und Tintoretto (*1519 – †1594) hat sich seinen Namen nicht, wie man naheliegenderweise vermuten könnte, dank seiner Fähigkeiten als Maler erarbeitet, sondern aufgrund der Tatsache, dass er den Sohn eines Tintore, eines Färbers, war (wer sich nur ein wenig für die Vielfalt und Eigenheiten italienischer Weine interessiert, sollte sich unbedingt Ian d’Agatas großartiges Buch Native Wine Grapes of Italy zulegen, aus dem auch diese Information stammt).

Alfonsos Rosato braucht folglich keinen Schalenkontakt und wird auch sofort gepresst – er ist also quasi ein roter Weißwein – da Alfonso allerdings nicht verwirren will, bleibt es beim Rosato! Er würde auch locker als Rosso durchgehen: jeder Nebbiolo oder Pinot Nero würde sich so viel Farbe wünschen. Am Gaumen allerdings spricht er dann allerdings eine andere Sprache – da schlägt dann die Lebendigkeit durch und mit ihm mehr Blüten- als Fruchtaromen.

Die Lese ist in den Hügeln um Tramonti übrigens erst Anfang November, kühle Winde prägen das ganze Jahr über die Region (Tramonti leitet sich wiederum von triventum, den drei Winden ab) und diese Frische (und Säure) vermittelt dann auch der Wein. Alfonso hat davon gerade mal ein paar hundert Flaschen, von denen es bislang leider keine über den Brenner geschafft hat. Also: Hinfahren und kaufen oder mich anrufen (00393292811061).

ps: weil wir gerade dabei waren. Die Piedirosso, eine der ältesten italienischen Traubensorten, die immerhin 20% des Rosato ausmacht, verdankt ihren Namen ebenfalls ihrer Farbe, die M. Carlucci, ihren Namensgeber offenbar frappant an die rote Füße (piedi rossi) von Tauben erinnert hat.

Neun Generationen haben den Weg vorgezeichnet, auf dem auch Gianluigi Bera durch sein Leben schreitet. Er ist genau wie seine Vorfahren Weinbauer, hoch oben in den Hügeln bei Asti, genauer in Canelli, einer Zone, die vor allem für seinen Moscato berühmt ist. Seit 1758 pflanzen die Beras dort Reben aus. Heute sind es insgesamt 12 Hektar die damit bestockt sind. Vor allem Moscato (mit Abstand der beste den ich jemals getrunken habe) aber auch Favorita, Arneis und Vermentino für den Arcese, einem brillanten sprudelnden allerdings trockenen Gegenentwurf zum Moscato sowie Barbera und Dolcetto für die drei Rotweine.

Die Weingärten spannen sich über gut zwei Hektar rund um das Weingut und decken alle möglichen Expositionen ab – die Parzellen spannen sich von Süden nach Norden und steuern damit ihren Part zur Persönlichkeit der Wein bei. Ein weiterer Stein im komplexen Mosaik des Bera’schen Terroirs sind die steil abfallenden, kalkdurchzogenen Böden, die seit 1964 (!) biologisch bewirtschaftet werden. Wobei in den späten 90er Jahren, die natürliche Herangehensweisen zusätzlich vertieft wurde. Wesentlich verantwortlich dafür war der Besuch einer Handvoll Winzer aus dem Beaujolais, die – angeführt vom großen Marcel Lapierre – inmitten der Moscato-Industrie auf der Suche nach einem Handwerker alten Schlages war. Gianluigi muss damals knapp über 20 gewesen sein, alt genug, um zum alten Schlag zu gehören und den vinologischen Traditionen der Regionen verbunden zu sein. Und jung genug, um die Ideen und Methoden der französischen Naturweincombo zu verinnerlichen und umzusetzen.

Im Weingarten wird weiterhin rigoros biologisch gearbeitet, wobei er seit ewigen Zeiten nicht mehr düngt und letztlich auf den sukzessiven Humusaufbau vertraut, der sich durch die jahrzehntelange Begrünung ergeben hat. Im Keller arbeitet er konsequent ohne den Einsatz von Chemikalien (ausnahme Schwefel vor der Füllung) oder hochgezüchteter Hefen. Vergoren und ausgebaut wird in Stahl und Zement, wobei er den Weinen , die erforderliche Zeit gibt, um ihr natürliches Gleichgewicht zu finden. Seine fünf Weine zahlen ihm diese Sorgfalt auf filigrane, lebendige, originelle, unaufdringliche und doch extrem nachhaltige Art und Weise zurück. Jenseits der Welten des Nebbiolo (neben denen fast alles verblasst) gehört Gianluigi Bera definitiv zu den ganz großen Winzern des Piemont.

Maddalena Pasquetti

Maddalena Pasquetti

Maddalena Pasquetti ist eine lebhafte, lustige und enthusiastische Frau. Zwar war ich noch nie bei ihr in Suvereto (das wird sich demnächst ändern), allerdings habe ich sie so oft auf Verkostungen und Messen getroffen, dass ich glaube, sie zumindest ein wenig zu kennen. Jenseits ihrer Ausgelassenheit ist sie allerdings auch von Prinzipien getrieben, die sie an den Mann bringen will und dafür bin ich stets ein bereitwilliges Opfer.

Während sie mir letztens (Fornovo 2015) einschenkte, erklärte sie mir parallel dazu auch nochmals die Eckdaten des Weins, Sangiovese in purezza, 100% Vigna alla Sughera, spontanvergoren, keine Enzyme, keine Stabilisatoren, kein Konzentratoren, keine Schönungen, keine Filtration, kein Schwefel – ein großes Nichts also bzw. Sangiovese in purezza eben. Gebrauchte Holzfässer für ein paar Monate sind die logische Konsequenz für den Ausbau. Danach wird er in völlig neutrale Zementtanks umgefüllt, die der Unverfälschtheit und aromatischen Neutralität ihres Ansatzes entsprechen.

Unverfälschtheit oder um es positiver auszudrücken Natürlichkeit ist dann auch das große Schlagwort, das Maddalena gemeinsam mit Andrea Bargiacchi in ihren Weinen verwirklicht sehen will. Dabei hatten sie bei der Planung ihres Weinguts – I Mandorli (die Mandelbäume) gibt es erst seit 2003 – ein akribisches Konzept im Kopf. Sie wollten neue Rebstöcke setzen und zwar auf jahrzehntelang brachliegendem Land, auf unkontaminiertem Territorium, in einer lebendigen, von Mikroorganismen und Biodiversität geprägter Erde.

Der Vigna alla Sughera, benannt nach den Steineichen, die den Weingarten umschließen, ist für seine jungen Jahre ein kräftiger Zeitgenosse, doch rücken ihn klassische Sangiovesesäure, feines Tannin und erdige Aromen ins rechte Lot. Alles in allem ist das alles dicht und druckvoll aber eben auch elegant. Maddalena scheint zudem mit den mineralischen Noten glücklich zu sein und als ich einmal fragte, ob das Val di Cornia, so eine Art Brücke zwischen der Straffheit des Chianti Classico und der Opulenz der Maremma darstellt, findet sie das auch ganz gut. Weil Bolgheri nahe und die Maremma nicht viel weiter entfernt ist, gibt es konsequenterweise auch einen zweiten Weingarten, der ausschließlich aus internationalen Rebsorten besteht, 70% Cabernet Sauvignon und 30% Cabernet Franc, der von Jahr zu Jahr ziselierter, filigraner und geradliniger wird. Die Opulenz der Anfangsjahre weicht stets präziserer und eleganterer Textur.

Dass die Weingarten biodynamisch bewirtschaftet werden sollen, war wesentlicher Bestandteil von Maddalenas Idee und da sich die Rebfläche auf wenige Weingärten beschränkt (der Sangiovese schaut nach Süd-Osten, direkt hinein in die Morgensonne, der Cabernet nach Süd-Westen, hinaus aufs tyrrhenische Meer, zwei kleine Anlagen mit Aleatico und Vermentino ergänzen) hat man auch die Zeit wichtige Arbeiten entsprechend den kosmologischen Konstellationen zu gestalten. Das gehört eben dazu, meint sie und wenn es nichts hilft, schadet es ganz sicher nichts.

Sie verwendet die klassischen 500er Präparate: Kamille, Baldrian, Löwenzahn etc. und reichert damit den jungen Boden an, denn und das ist wohl der wichtigste Aspekt in Maddalenas Konzeption, sie glaubt an die Diversität und Naturbelassenheit des Bodens. Und sonst? Sonst beobachtet sie, meint sie. Das ist das wichtigste. Sehen, was passiert – mit den Rebstöcken, den Trauben, dem Boden, dem Laub, mit allem, was den natürlichen Zyklus beeinflusst. Und sie hat den Kopf voll neuer Pläne. 2015 gab es das erste Mal einen Weißwein. Vermentino & Trebbiano, wie es sich für die Region gehört und so erfolgreich bei den lokalen Wirten, dass er auch schon wieder weg ist. Ein rotes Süßweinprojekt ist ebenfalls gelungen (es wird Zeit die Lanze für rot und süß zu brechen – doch davon ein andermal), während ein reinsortiger trockener Aleatico darauf wartet, gefüllt zu werden.

Vigna alla Sughera (2010)

Dichtung: lebendige und frische Nase – kühle Noten kombinieren sich mit Substanz und Subtilität – die Aromen befinden sich in waldigen Tiefen, Unterholz und Erde, Laub und ein paar Blüten werden ergänzt von ein wenig Frucht und pfeffrigen Noten. Das Spektakel beginnt aber erst so richtig am Gaumen, wo der 2010 Jahrgang seine ganze Kühle und Frische ausspielt, sein Tannin und seine Säure publik macht und von Maddalena perfekt ins Glas übersetzt wird.

Wahrheit: Die Vigna alla Sughera (der Weingarten der Korkeichen) ist keine 10 Jahre alt und mit 100% Sangiovese bestockt. Was passiert, wenn die Weingärten älter sind, kann man nur vermuten, Fakt ist jedoch, dass Maddalena mit der gegenwärtigen Version definitiv schon zu den besten Sangiovesewinzerinnen der Region gehört. Die Weingärten sind in mehrfacher Weise geschützt: zum einen durch die Korkeichen, zum anderen aufgrund ihrer Isolation vor konventionell arbeitenden Winzern. Gearbeitet wird biodynamisch und schaut man sich Bilder vom Weingarten an, hat man das Gefühl, dass Biodiversität auch nicht nur ein hingeschupftes Wort ist. Die Gärung ist spontan und findet in Zementtanks statt, der Ausbau erfolgt über 1 Jahr in großem Holz und Zement und dann über 6 Monate in der Flasche. Filtriert und geschönt wird nicht, die SO₂ Beigaben liegen bei 30mg/l.

Vigna al Mare (2009)

Dichtung: Muskulös, massiv, engmaschiges Tannin, ein paar dunkle Beeren, die dann Kräutern Platz machen, elegant, druckvoll, jung toll, älter ganz sicher noch toller, straff, mineralisch, kompakt, elegant, salzig, klar und präzis; lang und durchaus für die Zukunft konzipiert.

Wahrheit: Eine klassische Maremma-Combo, wobei Maddalena allerdings auf den Merlot verzichtet hat – derart kommt der Cabernet Franc besser zu Geltung. Der Weingarten selbst befindet sich auf mit Schiefer durchsetztem Ton auf 280 Metern und schaut in Richtung Sonnenuntergang. Die Erträge sind niedrig – ca. 3000 Kilo am Hektar – die Lese ist manuell, die Gärung spontan… der Ausbau beginnt in französischer Eiche (Allier) und endet in Zementtanks.

Heydi Samuele Bonanini liebt sein Land. Ohne jeden stumpfen Chauvinismus. Heydi ist jung und doch scheint es so, als würde er in seinen Erzählungen in eine weit vergangen Zeit zurückblicken. Eine Zeit, in der die Bewohner seines Dorfes noch in die Steilhänge der Cinque Terre aufbrachen, um dort alte, fast vergessene Rebsorten zu pflegen, ihre Trauben in der Luft zu trocknen und daraus Sciacchetrà zu keltern. Die Gegenwart sieht anders aus. Längst hält der Massentourismus die Cinque Terre in seinem Würgegriff und bietet den meisten Dorfbewohnern alternative Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten.

Heydis Entscheidung ein Weingut zu gründen und alte Weingärten zu rekultivieren, fiel aus dem Rahmen, doch war sie, hört man ihm genauer zu, naheliegend und konsequent. Wein steht dabei im Mittelpunkt, doch wäre es viel zu kurz gegriffen, lediglich ein paar Worte über ein paar neue Weingärten zu verlieren. La Possa – der Name ist eine Referenz an die Possaitara, das zum Meer hin abfallende Tal, in dem seine Rebflächen stehen – ist vor allem auch eine Hommage an die Vergangenheit der Cinque Terre und an die Personen, die an ihr beteiligt waren. Es ist eine Kulturleistung, ein Weckruf, ein Versuch, einer einst großen Weinbauregion wieder Leben einzuhauchen.

Man kann sich kaum spektakulärere Weingärten als diejenigen der Cinque Terre vorstellen: oben der Himmel, unten das Meer und dazwischen Klippen und Hänge, in denen sich – extrem dicht gepflanzt – abertausende Rebstöcke wiederfinden. Teils ist es überwuchertes, uraltes Rebmaterial, teils sind es aber auch in mühseliger Handarbeit freigelegte Mikroflächen, in denen Heydi wirtschaftet. Canaiolo ist dabei noch seine bekannteste Sorte. Gemeinsam mit der großartigen Bonamico („guter Freund“) keltert er daraus den U Neigru, einen saftigen, erdigen & kräuterigen Rotwein, in dem sich am Gaumen erstmals das manifestiert, was seine Weine absolut einzigartig macht: Salz. Viel Salz. Das Meer hinterlässt nicht nur im Rotwein seine Spuren, noch ausgeprägter findet es sich im Sciacchetrà, einem Süßwein aus im Wind und in der Sonne getrockneten Boscotrauben (ebenfalls eine alte autochthone Sorte), das fast alles, was es an Süßwein gibt in tiefsten Schatten stellt. Jenseits klassischer Süßweinaromen macht sich aufs Neue das Meer im Mund breit und zwar für Minuten und Stunden – sollte man je in die Verlegenheit kommen einem Wein irgendein Punktemaximum geben zu müssen, der Sciacchetrà von La Possa würde sich anbieten.

Die Bewirtschaftung ist – das sei kurz noch erwähnt – biologisch und zertifiziert. Die Lese wird, aufgrund der Steilheit und Unwegsamkeit, teils mit einer Art Zahnradbahn abtransportiert. Früher, und das ist auch das finale Ziel Heydis – wurde sie in Boote und mit ihnen über das Meer in den Keller gebracht.

siehe auch – die Weine von La Possa

Im Jahr 2006 starteten Ernesto Cattel und Mauro Lorenzon gemeinsam mit ein paar Partnern auf sieben Hektar das Projekt Costadilà. Dafür suchten sie sich mit dem Prosecco eine Region aus, in der es einiges zu beweisen galt: vor allem, dass es möglich ist, dort wirklich guten Wein zu keltern. Costadilà bedeutet übersetzt „der Hang da drüben“, womit Tarzo, ein Dorf mit 50 Einwohnern gemeint war. In den Hängen um und über dem Weingut begannen die beiden sich auf die „Neuentdeckung eines alten Geschmacks“ zu machen. Dafür pflanzten sie neben die im Prosecco omnipräsente Glera auch noch die kaum kultivierten Bianchetta und Verdizo und setzten zudem mit ihrer Herangehensweise einen radikalen Gegenentwurf zu den ansonsten im Prosecco praktizierten Ansätzen.

Von Beginn an bewirtschaftete man die Weingärten nach biodynamischen Prinzipien, konterte der allgegegenwärtigen Monokultur mit üppiger Biodiversität und schloss durch den Anbau anderer landwirtschaftlicher Produkte (die u.a. in der Osteria San Baldo, die ebenfalls auf die Kappe der beiden geht, verwendet werden) und der Haltung von Nutztieren den angestrebten biodynamischen Kreislauf. Die drei zur Zeit bepflanzten Parzellen selbst sind die Basis für drei Weine, die nach der Höhe der jeweiligen Weingärten benannt sind und nicht nur unterschiedlich vinifiziert werden, sondern auch unterschiedlich Terroirs aufweisen. So wachsen der 280sml und der 330sml auf Mergel und Ton, während der 450sml Moränengestein als Basis hat – die Leichtigkeit, Frische, Säure und Lebendigkeit, die ihre bergige Herkunft mit sich bringt, adäquat in die Flasche zu bekommen und dabei möglichst natürliche und authentische Weine zu produzieren, ist das eine Ziel der beiden, durch traditionelle Methoden und eine eigene Handschrift, die vor allem auf einer nicht-interventionistischen Kellerarbeit beruht, ein weiteres.

Ps: Ernesto Cattel hat – nach dem Erfolg von Costadilà – ein weiteres Projekt ins Leben gerufen. Auf der kroatischen Insel Susak (Sansego) ein paar Seemeilen südlich von Triest, ist er gerade (mit den gleichen Methoden wie schon auf Costadilà) dabei den einst regen Weinbau der Insel wieder wachzuküssen.

Im Keller: Wie schon im Weingarten wird auch im Keller vor allem Verzicht geübt. Die Trauben werden per Hand gelesen, gerebelt und gequetscht. Danach wird spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, wobei die Weine die ganze Zeit über keinen Schwefel sehen. Nach 5 Monaten auf der Hefe, wird der Wein wiederum in Flaschen gefüllt und mit dem Most getrockneter Beeren (desselben Weingartens) wird die Zweitgärung eingeleitet . Degorgiert wird danach nicht mehr, was generell ein wenig Hefetrub (Col Fondo erfreut sich im Prosecco in der Zwischenzeit einer immer grösser werdenden Beliebtheit) in der Flasche verursacht – das sollte niemanden irritieren, eröffnet laut Ernesto Cattel vielmehr die Möglichkeit Prosecco auf drei unterschiedliche Arten zu trinken. 1 LIMPIDO – sauber: dafür muss man den Wein lediglich dekantieren. 2. Der Kompromiss: Man kann die ersten Gläser denjenigen servieren, die den Wein klar trinken wollen und die restlichen Gläser, denjenigen die kein Problem mit ein wenig Trub haben -man kann das natürlich auch allein machen und schauen wie sich der Wein verändert. 3. TORBIDO – trüb (vorher möglichst vorsichtig schütteln).

Generell hat man es bei den Schaumweinen von Costadilà mit puristischem, subtilem und überaus lebendigem Prosecco zu tun, der mit seinem steinigen Unterton und kühlen Blütenaromen, die Möglichkeiten der Region nicht nur auslotet sondern neu definiert.

 

450 sml.: Drei Tage auf der Maische verleihen dem 450er eine griffige und stringente Textur, wie man es von klassischen Prosecco kaum gewohnt ist. Schlecht tut ihm das freilich nicht. Jenseits der tragenden Gerbstoffstruktur – die auch das Manko an Säure kompensiert – gesellen sich derart auch noch Aromen hinzu, die das Bild, wie Prosecco sein kann, dramatisch erweitern. Intensive und profunde Frucht kombinieren sich mit steinigen und subtilen Kräuternoten. Trotz all dieser Innovationen bewahrt sich der 450sml seine Leichtigkeit (11,5%) und seinen Trinkfluss.

Ich besuche fast alle Winzer mit dem Fahrrad und bin es gewohnt mich über Anstiege raufzuschinden, mit die Peitsche vor dem Zuckerbrot abzuholen und das völlig ohne religiöse Motive. Zu Emilio Placci allerdings werde ich nie mit dem Fahrrad aufbrechen, es gibt Grenzen und der Weg hinauf nach Il Pratello stellt eine solche dar. Als Emilio 1991, nach dem Tod seines Vaters, der Il Pratello eigentlich als Rückzugsort für Ferien und Wochenende gekauft hatte, auf über 600 Metern Höhe Sangiovesestöcke zwischen Kastanienbäumen und Weidewiesen auspflanzte, möchte ich nicht wissen, was die Nachbarn dachten. Er selbst war sich auch nicht so sicher, was er über sich denken sollte.

il pratello jpgDoch Emilio war eben gelernter Önologe und wenn man einem Önologen ein Stück Land zur Verfügung stellt, dann pflanzt er keine Apfelbäume. Also wurde 1991 das Projekt Bergweinbau in den romagnolischen Hügeln gestartet und wenn man heute seine Sangiovese oder seinen Pinot probiert, dann weiß man, dass das Projekt von Erfolg gekrönt war und zwar von großem. Man mag vom Gambero Rosso, Italiens berühmtestem Weinführer, halten, was man will, drei rote Gläser muss man sich erst verdienen. Emilio Placci verdiente sie sich mehrmals.

Emilios großer Vorteil von der ersten Sekunde weg war, dass es auf seinen Wiesen und Hainen jahrzehntelang keinen Ackerbau gegeben hatte, also auch keine Kunstdünger oder Pestizide ausgebracht worden waren, biologischer Weinbau also in völlig unkontaminierter Umgebung stattfinden konnte; zudem waren seine Flächen gegenüber denen anderer Winzer durch weite Wiesen und Wälder voll Kastanien geschützt.

Sangiovese war Emilios erste Wahl. Zum einen ist die Sorte ohnehin in den Hügeln heimisch, zum anderen zieht sich durch die Gärten von Il Pratello Galestro, also der gleiche kalkige Untergrund wie er auch in den klassischen Sangiovese-Regionen der Toskana zu finden ist. Und für Sangiovese scheinen Emilios Hügel wie gemacht zu sein. Die Höhe betont nochmals zusätzlich Gerbstoff und Säure, die Frucht ist glasklar und nie welk, die Weine bersten vor steinigen Noten, kurz das Aromaprofil und die Struktur seiner drei Sangiovese könnte perfekter nicht sein. Il pratelloDass Pinot Noir ebenfalls ins Spiel kommt, wäre vermutlich auch dann passiert, wenn Emilio kein Önologe gewesen wäre (ich kenne keinen Weinbauern, der die Rebsorte nicht gerne anpflanzen würde), die Kühle und der Kalk machten seine Pflanzung fast zur Verpflichtung. Malbo Gentile, dunkel und würzig, wächst ebenfalls blendend, ob Cabernet so eine gute Idee war, wage ich zu bezweifeln.

Die Weine landen nach spontaner Vergärung in kleinen und großen gebrauchten Holzfässern und bleiben dort auch für nicht zu kurze Zeit. Eingriffe physikalischer (abgesehen vom Umpumpen des Weins) oder chemischer Natur finden in dieser Zeit nicht statt, gefiltert, geklärt und geschönt wird nicht, geschwefelt schon aber nicht viel.

Über Emilios Philosophie sollte man auch noch ein paar Worte verlieren: in aller Kürze ist sie geprägt von einem Vertrauen in kleine Strukturen, in Traditionen und dem Bewusstsein, dass eine zunehmende Globalisierung der Diversität und Vielfalt der Weinwelt nicht allzu gut tut. Dass er allerdings keineswegs ein eigenbrötlerischer Passatist ist, beweisen seine stets willkommenen newsletter, die bisweilen eintreffen und dazu einladen, sich vielleicht doch mal in Auto zu setzen, um sich auf Il Pratello Steinpilze, Gnocchi, Würste, Wildschweine, Kastanien und vor allem Sangiovese vorsetzen zu lassen.

Zu Il Pratello gehört ein kleiner Agriturismo. Zudem ist Il Pratello eines der sechs Mitglieder der Bioviticultori.

Es ist nie zu spät oder fürchtet euch nicht, wie die Freunde vom „Weinskandal“ predigen, war das Motto des gestrigen Tages. Also habe ich Mama ins Auto gepackt und wir sind hoch in die Colli Euganei, hinauf zu Marco Buratti gefahren, den wohl radikalsten Proponenten des Naturweins jenseits des Sausals (und Karl Schnabels phänomenale Interpretation des Begriffs). Und siehe da: Neugierde siegte über die Angst und das obwohl es bei Marco aussah, als hätte eine Bombe in Haus und Keller eingeschlagen! Am Ende des Tages verließ meine Mama La Farnea, Marcos Weingut, bewaffnet mit 12 Flaschen ungeschwefeltem Merlot, einem Berg Kakis, einem Tokaj-Experiment und dem Versprechen wiederzukommen.

2014-10-31 15.21.41Am Anfang des Tages kämpften wir uns die Serpentinen der Colli Euganei hinauf, einem geologischen Sonderfall inmitten der Po-Ebene. Mitten im Flachland erheben sich gut und gerne 20 Vulkankegel, die eigentlich schon für sich einen Besuch wert wären, die man aber doch gerne rechts liegen lässt, vermutlich weil man mit den an ihrem Fuße liegenden Thermen von Abano und Montegrotto Siechtum, Gebrechen und den letzten Urlaub der Urgroßeltern verbindet. Mag alles wahr sein, dahinter freilich öffnen sich ein paar Quadratkilometer, die vollgepflastert sind mit klassischen Osterien, Olivenbäumen, runtergekommenen Kastellen und Villen, alten Kirchen, Petrarcas Geburtshaus und eben auch einer guten Handvoll Bio- und Naturweinwinzer, von denen Marco in seiner konsequenten Radikalität nochmals herausragt.

Bis gestern hatte ich nur von seinen Weinen gehört, er selbst verweigert sich jeder Naturweinveranstaltung. Auf emails hatte er nie geantwortet, Telefonanrufe nicht beantwortet gegen unsere brutale Überrumpelung war er dann allerdings chancenlos. Er hat es uns nicht übelgenommen, vermute ich. Wir bekamen eine zweistündige Führung durch das Chaos und Fassproben des neuen Jahrgangs und plauderten über Sulfite beziehungsweise über die Tatsache, dass er keine verwendet – nie. Und es auch nie getan hat. Er ist da recht dezidiert und nicht besonders tolerant – so vertritt er die These, dass man das Wort Naturwein nur dann in den Mund nehmen sollte, wenn sich außer Trauben nichts, aber auch gar nichts anderes im Wein befindet. Das hat ihm nicht nur Freunde beschert, im Gegenteil. Er ist ein Solitär in den Hügeln und darüber hinaus. Verbündete ortet er im Lazio bei Gianmarco Antonuzi von Le Coste (ganz großartig) und bei Angiolino Maule von La Biancara im Veneto, den er zwar als Winzer schätzt als Organisator von vinnatur allerdings weniger – der mache dort zu viele Kompromisse und die sind seine Sache nicht.

Vom ersten Wein vor 10 Jahren bis heute, war die einzige größere Anschaffung für den Keller, jenseits der Fässer und Betonzisternen eine Pumpe, mit der er die verschiedenen Chargen seiner Weine zusammenführt. Allzu oft muss er auch die nicht verwenden, da er auf zwei Hektar maximal 5000 Kilo Trauben liest. Die Presse hat er vom Großvater eines Freundes und den Bottich dazu vermutlich vom Großvater des Großvaters. Aber genug der Familienbanden.

Marco macht Wein von Trauben. Basta. Das schmeckt. Und zwar richtig gut. Die Frage, warum er gerade Merlot angepflanzt hat, ist blöd und er versteht sie auch nicht wirklich und die Antwort ist so unpopulär wie entwaffnend. Weil er Merlot liebt! Aus. Und Cabernet. Und überhaupt Frankreich.

So sehr er Frankreich verehrt, so sehr raunzt er über Italien. Man hinke, so Marco überall hinterher. In Frankreich gäbe es hundert Winzer, die schwefelfreie Weine produzieren, in Italien sieben; Önologen werden in Frankreich angeblich seit den 1950er Jahren ausgebildet, in Italien erst seit 2001. Er selbst belegte damals den Studienzweig, nachdem er zuvor 20 Jahre als Koch geackert hatte. 2004 war es dann aber doch vorbei mit der Theorie, er erstand seine zwei Hektar Vulkanland in Villa di Teolo und hat dort neben Merlot auch noch Cabernet, Pattaresca, Malvasia, Moscato giallo e rosa und Tokaj ausgepflanzt.

Aus denen keltert er eine Palette, die schwer beeindruckt.  Während es für mich gerade die beiden weißen Interpretationen sind – mazeriert, aromatisch, federleicht und doch profund – sackt meine Mutter wie schon erwähnt ein Dutzend Flaschen Merlot – den „L’Arietta“ ein. Dazu gibt es noch einen Wein bei dem totale Einigkeit herrscht. Marco produziert einen „Vin de Soif“ (aaah, Francia), den L´Ombra, einen Durstlöscher oder ums treffender zu formulieren, einen Saufwein, der so angenehm, leicht und lebendig daherkommt, dass es absolut gerechtfertigt erscheint, dass er ihn in eineinhalb Liter Flaschen füllt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Cristiano Guttarolo

„Der Grund liegt im Boden“, meint Cristiano Guttarolo und löst damit die Frage auf, warum sein vitaler und säurereicher Primitivo einen solchen Kontrapunkt zu den üblichen – fetten, weichen und oft erschlagenden – Versionen einer Rebsorten darstellen, die im persönlichen Ranking ganz tief unten angesiedelt ist (wie auch der Negroamaro, den Cristiano ebenfalls kultiviert und aus dem er ebenfalls einen Gegenentwurf keltert).

Der Boden also – das ewige Argument. Meistens steht man dann in der Gegend rum, nickt bejahend und verständnisvoll den Kopf und vermutlich ist das auch das Beste, was man tun kann. Wirklich verstehen kann man den Einfluss von Böden vermutlich nur dann, wenn man wie Cristiano Guttarolo jeden Tag darauf steht, mit ihm arbeitet und sukzessive seine Eigenheiten wahrnimmt. Bei Cristiano haben wir auf Terra Rossa zu unseren Füßen, die in der Sonne gebacken werden, wobei sich nur wenige Zentimeter darunter dicke Kalkschichten breitmachen, die – ähnlich wie bei den Winzern im Roussillon (Gauby, Matassa…) dafür sorgen, dass die pH-Werte niedrig und die Säure folglich selbst bei 350 Tagen Sonne im Jahr hoch bleibt.

Cristianos Weingärten befinden sich ein wenig jenseits des Primitivo-Epizentrums, auf der Hochebene der apulischen Murgia, wobei hoch hier ca. 400 Meter bedeuten. Die etwas kühleren Temperatur und das bisschen Wind sind freilich ähnlich entscheidend wie die kalkigen Böden und schnüren die Rebsorte folglich in ein straffes Korsett. Ein ordentlicher Rausch geht sich dabei trotzdem recht problemlos aus, denn unter 14% Alkohol kriegt auch Cristiano seine Primitivi (drei + gelegentliche Experimente) nicht in die Flasche.

Was auch nicht wundert. In Apulien brennt die Sonne nicht nur zwei Wochen im Jahr in die Weingärten, im Grunde, meint Cristiano, regnet es im Sommer so gut wie nie und heiß ist es noch dazu. Das sieht man. Die Böden sind ocker, das Gras, das noch im Frühling zwischen Primitivo, Negroamaro und Verdeca (weiß, spannend aber leider bis zum letzten Tropfen ausgetrunken) wucherte, ist längst geschnitten und stellt keine Konkurrenz für den Rebstock mehr dar. Bewässert wird übrigens trotzdem nicht.

Der Albtraum eines jeden österreichischen Winzers ist Cristianos tägliche Realität, weshalb die spärliche Wasserversorgung  dann auch kein Problem darstellt, meint er. Kennt er ja. Im Gegenteil. Die nicht vorhandene Feuchtigkeit lässt keinen Pilzdruck aufkommen. Kupfer braucht er folglich nie, Schwefel wenig. Biologisch zertifiziert ist er seit vielen Jahren.

2004 übernahm Cristiano 2,2 Hektar alte, in albarello erzogene Primitivo-Weingärten von seinem Opa und machte sich auf den steinigen Weg Primitivo ein neues Gesicht zu verleihen. Dafür schaffte er sich erstaunlicherweise gleichmal ein paar umbrische Amphoren an (die Arbeit eines Freundes) und probierte aus.

Holz, meinte er, hätte dem ohnehin wuchtigen Primitivo noch mehr Gewicht verliehen, er wollte allerdings Leichtigkeit, Eleganz und Frische. Stahl wäre eine Möglichkeit gewesen (er verwendet es für seine Basisweine), der Ausbau in der Amphore war der andere. Heute stehen gut und gerne 25 Amphoren in seinem Keller herum und darin wird nicht nur Primitivo gekeltert sondern auch Verdeca. Ausgebaut wird rot wie weiß übrigens über 12 Monate, manchmal auch länger, je nachdem, ob er die Amphoren für den Folgejahrgang braucht oder nicht.

Struktur und Vitalität sind dann auch die herausragenden Komponenten all seiner Weine, sei es nun der Lamie delle Vigne (ein reinsortiger primitivo) oder auch den IOHA, eine Cuvée aus Negroamaro und Primitivo, der seine 14% bestens hinter dunklen, kühlen Fruchtnoten und mächtig Pfeffer versteckt. Der Kracher des Sortiments ist allerdings der Anfora (2010), der lang, saftig, vielschichtig und lebendig Primitivo auf eine neue Ebene hebt und von dem man, einst unvorstellbar beim Gedanken an die Rebsorte, auch problemlos eine ganze Flasche wegtrinken kann.


1 5 6 7 8
Newsletter