Pian di Stantino ist eigentlich ein kleiner Agriturismo mit Campingmöglichkeiten und einem angeschlossenen Restaurant, in dem man vorzüglich isst und trinkt. Nahe Tredozio, am Eingang des Parco delle Foreste Casentinesi, hoch oben im romagnolischen Apennin gelegen, bietet er die Art von Tourismus, die selbst in tristen Covidzeiten möglich sein sollte: ziemlich alleine durch Wälder wandern und in Ruhe und mit ausreichend Abstand voneinander gut essen und trinken.
Dass Letzteres mittlerweile allein schon ein Grund ist nach Tredozio aufzubrechen, verdankt sich vor allem Andrea Peradotto, einem gelernten Önologen, der 2016 gemeinsam mit seinem Bruder Martino, dem Inhaber des Agriturismo, begann, alte Weingärten der Umgebung wieder instandzusetzen und ein paar neue auszupflanzen. Die Bewirtschaftung ist seit der ersten Stunde biologisch, der Anspruch der, dem vitikulturell etwas vernachlässigten Territorium südlich von Forlì wieder eine Stimme zu geben.
Im Mittelpunkt steht dabei Sangiovese, die klassische rote Rebsorte der Romagna, die Andrea zu zwei, recht unterschiedlichen Versionen verarbeitet.
Weine
Ridacchio: stammt von quer über den Berg verstreuten Weingärten mit alten Reben. Spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, in Zement ausgebaut und ungefiltert abgefüllt, ist der Ridacchio elegant, subtil, fein strukturiert, dynamisch und im Grunde genauso wie man sich (oder ich mir) Sangiovese vorstellt. Das Tannin ist griffig, die Säure erstaunlich weich, die Frucht klar aber im Hintergrund und unterstützt von floralen Noten.
Der Pian ist eine Sangiovese-Interpretation eines einzelnen Weingartens und wie der Ridacchio spontan in einer Zementzisterne vergoren. Gewichtiger und üppiger und etwas dunkler in der Frucht hat er nicht ganz die Spannung und Ausgewogenheit des Ridacchio, steht aber vielleicht sogar noch exemplarischer dafür wie Sangiovese in den Mergel- und Tonböden des romagnolischen Apennins ausfällt.
Bezugsmöglichkeit: Beide Weine gibt es vorerst nur ab Hof. Der Ridacchio kostet €11,50, der Pian einen Euro weniger. Innerhalb Italiens verschickt Andrea, über die Landesgrenzen hinweg sollte das auch kein Problem sein.
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