So wie Marinella draußen im Freien sukzessive neues Terrain erschlossen und sukzessive von der konventionellen zur biologischen und weiter zur biodynamischen Bewirtschaftung vorgestoßen ist, hat sie auch im Keller agiert – wobei im Weingarten wie auch bei der Vinifizierung neuen Ideen stets Platz gewährt wird. Grundsätzlich spiegelt ihr Sortiment die Agenda des Valpolicella wieder – es gibt zwei exzellente Valpolicella classico, einen Ripasso, einen Amarone und einen Recioto –, daneben finden sich aber auch ein in der Amphore vinifizierter Rosato (der einzige, den ich kenne) und ein lange auf der Maische vergorener Garganega. Alle Weine werden mit wilden Hefen spontan vergoren, nicht geschönt und ungefiltert und mit wenig SO2 gefüllt.
Valpolicella Ca’Fiui: Corte San’Aldas Einstiegsvalpolicella stammt von Weingärten, die sich alle mehr oder weniger auf 350 Meter Seehöhe befinden und in die Morgensonne schauen. Nach einer Maischezeit von 15-20 Tagen wird der Wein über ca. 10 Monate in großen Holzfässern ausgebaut. Er ist rotfruchtig, vital, druckvoll und elegant und viel besser als das, was man sonst im Basissegment des Valpolicella bekommt.
Agathe: Eine Rosé aus 100% Molinara – letztere Sorte eignet sich dank ihrer straffen Säure und ihrem filigranem Körper perfekt für Rosé – die Mazeration ist aufgrund der sehr zurückhaltenden Farb- und Gerbstoffe lange. Vergoren und gereift wurde der Wein in einer 500-Liter fassenden Amphore. Er ist floral, rotbeerig, leicht würzig, frisch und belebend.
Inti: Inti bedeutet auf Quechua Sonne und bezieht sich auf die Farbe des reinsortigen Garganega. Die tendiert leicht ins orange, was seinen Grund in einer 40-tägigen Maischestandzeit hat. Ausgebaut wird der Wein über ca. 10 Monate in einem Betonbecken. Die Struktur ist straff und unterlegt von Gerbstoff. Honig, Kräuter und Zitrusfrüchte prägen das Aromaprofil.
Valpolicella Ripasso Campi Magri: Hochklassige Ripasso Version. Nach einer ersten Vinifikation wird der Wein mit den Trestern des Amarone ein zweites Mal vergoren. Der nachfolgende Ausbau findet über zwei Jahre in Kirschholzfässern statt (Kirschen sind das zweite ganz wichtige landwirtschaftliche Produkt aus dem Valpolicella). Der Ripasso wirkt warm, ruhig und einladend, er ist von süßen Gewürzen und roten Früchten geprägt, lang und eindrücklich. Sehr gut.
Amarone della Valpolicella: Klassisch produzierter Amarone. Die Trauben (40% Corvina, 40% Corvinone, 20% Rondinella) werden bereits im Weingarten selektiert, wobei nur optimales Material in die Holzkisten wandert, die später in einem speziellen, bestens durchlüfteten Raum über drei Monate luftgetrocknet werden. Nach der rund um Weihnachten stattfindenden Gärung wird der Wein über vier Jahre in unterschiedlich großen Eichenholzfässern ausgebaut und riecht danach nach Tabak, Tee, süßen Gewürzen und reifen roten Früchten. Er ist korpulent, samtig und weich und dabei doch druckvoll und direkt. Wie eigentlich immer bei exzellenten Amarone lohnt sich ein wenig Geduld.