Denise Ferretti gehört zur – leider eher kleinen – Fraktion bestens ausgebildeter junger Winzerinnen, die ihr gesamtes vitikulturelles und önologisches Wissen der Idee unterordnen, das kulturelle Erbe einer alten Weinregion weiterzuführen bzw. wiederzubeleben. Nach einem Lebensmittel-Technologie Studium in Parma und einem Master in Önologie in Udine kehrte sie in die oft nebelverhangene, manchmal etwas triste Tiefebene nördlich von Reggio-Emilia zurück und gründete dort, gemeinsam mit ihrer Schwester Elisa, 2015 ihr eigenes Weingut.

Den beiden standen dafür drei Hektar Rebfläche am Bauernhof ihrer Familie zur Verfügung. Zwei alte Weingärten aus den Jahren 1960 und 1972 und zwei, die sie selbst 2012 und 2014 ausgesetzt hatten. Geprägt von viel Lehm und ein wenig Sand in einer völlig platten Landschaft sind sie ein wenig spektakulärer Kontrapunkt zu den meist auf Hügeln und Bergen stehenden und in Kalk und Stein wurzelnden Reben vieler anderer Winzer – doch was Denise und Elisa aus ihrem eher mittelmäßigen Terrain herausholen, kann sich dennoch sehen lassen.

Ganz der Tradition der Region entsprechend produzieren die beiden ausschließlich sprudelnde Weine: ein paar Lambrusco, für die sie nicht nur die klassischen Lambruscosorten Grasparossa, Salamino und Maestri, sondern auch die kaum noch gebräuchlichen Oliva, Barghi und Marani verwenden. Hinzu kommen zwei weiße Frizzante aus Trebbiano, Malvasia, Moscato und Pignoletto und ein Rosato aus der quasi vergessenen Sorte Fortana. Alle ihre Weine sind flaschenvergoren, bleiben mindestens für ein halbes Jahr auf der Hefe, sind gelegentlich ein bisschen rustikal, lohnen sich aber allemal.

Die Weine – eine Auswahl

Alle Weine sind spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, ungeschönt und ungefiltert. Die Zweitgärung in der Flasche wird durch Süßmost eingeleitet.

Al Cēr: Lambrusco-Rosé (Al Cēr bedeutet im Dialekt Reggios „der Helle“) aus sieben verschiedenen Lambruscosorten plus Ancellotta. Rustikal. Fleischig, animalisch. Walderbeeren. Sehr lebendige Perlage und Säure. 

Al Scur: Lambrusco (Al Scur heißt „der Dunkle“)  aus den gleichen acht Rebsorten. Fleischig. Heidelbeeren. Leder. Floral. Animierende Perlage. Substantiell. Hat Kraft aber auch Trinkfluss.

Al biond: Trebbiano. Auf der Maische vergoren. Kupferfarben. Kräuter und Laub. Kaum spürbares Tannin. Gute Struktur. Lebhaftes aber ausgewogenes Finale.

Nina: 100% Fortana. Alte Rebsorte aus der Emilia. Seit jeher für Rosato verwendet. Erdbeeren, Rosen. Erdig. Leichtfüßig und erfrischend. Ausgewogen und fruchtbetont am Gaumen.

Ferretti Vini – Denise Ferretti
Adresse: Via Giacomo Matteotti 56, Campegine
Tel. +39 0522.676092
info@ferrettivini.it
www.ferrettivini.it


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