Fattoria di Bacchereto

Viel Geschichte und zwei Monumente

Die Fattoria Bacchereto liegt in Montalbano, ein paar Hügel westlich von Florenz auf dem Weg nach Pisa. Die Geschichte hat hier gleich in mehrfacher Hinsicht ihre Spuren hinterlassen. Das 167 Hektar große Anwesen von Rossella Bencini Tesi, in dem Olivenbäume auf 60 Hektar die Hauptrolle spielen und Wein auf acht Hektar nur eine vermeintlich untergeordnete Rolle einnimmt, war in seiner Blütezeit das Jagdquartier der Medici. 

Katharina von Medici, ab 1547 Regentin von Frankreich, ließ in seinen Weingärten Cabernet Sauvignon anpflanzen, der auch heute noch in quasi jede Cuvée der Gegend einfließt – nicht aus modischen Gründen, sondern weil es ihn eben immer schon gab (angeblich nennen die alten Weinbauern Cabernet Sauvignon aufgrund seiner Herkunft hier immer noch uva francesca). Die Gegend heißt übrigens Carmignano und ist, gemeinsam mit dem klassischen Chianti, Val d’Arno di Sopra und Pomino, das älteste geschützte Herkunftsgebiet der Welt. Schon im frühen 18. Jahrhundert hielt man die Weine für die mitunter besten der Toskana. 1716 ließ Cosimo III de Medici das Gebiet genau begrenzen und Direktiven für die Weinbauern verfassen – mehr als 200 Jahre bevor man in Frankreich auf die Idee kam, die Appellation d’Origine Contrôlée, die geschützten Herkunftsgebiete, einzuführen.

Heute keltern Rossella Bencini Tesi und ihr kongenialer Kellermeister Marco Vannucci in der Fattoria di Bacchereto Weine, die vermutlich auch den Medici geschmeckt hätten. Sie setzen dabei auf die, seit jeher in der Gegend beheimateten Rebsorten – Sangiovese, Canaiolo und Cabernet Sauvignon (rot), Trebbiano und Malvasia (weiß) –, die in mittlerweile seit gut 15 Jahren biodynamisch kultivierten Weingärten heranreifen. Sangiovese in einem, kühlen, nach Osten hin ausgerichteten, vor allem auf Ton basierenden Weingarten, Malvasia und Trebbiano in einem ebenfalls nach Osten exponierten und von Alberese, der klassischer Kalkform der Toskana, durchsetzten Boden. Die Canaiolo- und Cabernet Sauvignon-Reben wurzeln ebenfalls in Alberese, schauen jedoch in die Mittagssonne.  

Daraus werden insgesamt nur ein Rotwein, ein Weißwein und ein Süßwein produziert. Zumindest die trockenen Weine gehören zum Besten, was die Toskana in diesen Kategorien zu bieten hat (den Süßwein kenne ich nicht). Während der Vinifikation wird generell kaum interveniert – die Gärung läuft spontan und ohne Temperaturkontrolle in Zementbottichen ab, der Ausbau findet über 18 Monate hinweg in 350-Liter fassenden gebrauchten Holzfässern und für weitere 6 Monate in der Flasche statt. Geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt wenig.

Die Weine

Terra a Mano 2015: 75% Sangiovese, 15% Cabernet Sauvignon, 10% Canaiolo. Schon in der Nase intensiv, kraftvoll und tief. Balsamische Noten, Kräuter und rote Früchte. Ausdrucksstark, fleischig und druckvoll. Hat trotz seiner Dichte und Energie Trinkfluss. Ist erdig und dunkel am Gaumen. Lang und nachhaltig. Toll. Bei callmewine.com für € 27,50 plus Versandkosten zu haben.

Sassocarlo 2016: 80% Trebbiano, 20% Malvasia di Chianti. Hat wie das rote Pendant Power und Energie. Breit, warm und gehaltvoll, hat dank einer kurzen Maischegärung allerdings auch eine kompakte Textur. Kräuter, reife, gelbe, Frucht, weich und persistent. Ein extrem gelungener Gegenentwurf zum Trend immer mehr Eleganz in die Flasche zu bringen und dabei bisweilen zu dünne Weine zu produzieren. Bei callmewine.com für € 31,50 plus Versandkosten zu haben.

Fattoria di Bacchereto

Rossella Bencini Tesi
Via Fonte Morana 179
59015 Bacchereto
Tel: +39 338 873 9577

Datenblatt

Rebsorten: Sangiovese, Canaiolo nero, Cabernet Sauvignon, Trebbiano, Malvasia
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Pacina ist vielmehr als nur ein Weingut. Es ist ein kleiner, in einem Wald versteckter Ort nahe Castelnuovo Berardenga, wo BIODIVERSITÄT groß geschrieben wird und neben Reben auch noch Dinkel, Oliven und Kichererbsen kultiviert werden. Es ist – als Agriturismo – auch ein Rückzugsort für all jene, die lieber die Crete Senesi erforschen als die Uffizien (wobei Florenz auch nur eine Stunde entfernt liegt), vor allem aber ist es das Lebensprojekt von Giovanna und Stefano Tiezzi, die gemeinsam mit ihren erwachsenen Kindern Maria und Carlo, Pacina bewirtschaften.

Pacinas noch immer bestens erhaltene Mauern wurden im zehnten Jahrhundert errichtet und damals von Mönchen bewohnt. Weinbau auf den umliegenden Feldern dürfte allerdings schon zu Zeiten der Etrusker betrieben worden sein, von deren Gott des Weins, Pacna, sich auch der Name des heutigen Guts ableitet.

Die Familie von Giovanna Tiezzi hat das Anwesen dann vor gut einem Jahrhundert übernommen und die Acker- und Rebflächen stets ohne den Einsatz von Pestiziden oder anderweitiger, in der Landwirtschaft verwendeter Chemikalien gepflegt. Im Gegenteil: Ihr Vater Enzo, ein Naturschützer und Umweltaktivist bevor es die Wörter überhaupt gab, veranstaltete 1980 auf Pacina das erste Treffen von Legambiente, einer der führenden italienischen Umweltorganisationen; und Giovannas Mutter war eine Biologin, die in diversen Schriften schon früh auf die elementare Bedeutung der Biodiversität für das natürliche Gleichgewicht in einer zunehmend auf Monokulturen basierenden Landwirtschaft hinwies.

Giovanna und Stefano (ein diplomierter Landwirt) haben im Sinne der beiden weitergemacht. In den 10 Hektar Rebfläche, deren geologisches Fundament größtenteils auf von Kalk durchsetzten Sanden und Ton basiert, wurzelt größtenteils Sangiovese, ergänzt von Ciliegiolo, Canaiolo, Syrah und den beiden weißen Sorten Trebbiano di Toscana und Malvasia di Chianti. Die Interventionen im Weingarten beschränken sich auf bewusste Interaktionen zwischen den Winzern und ihren Rebstöcken, wobei einzig und allein, die aus Beobachtung des eigenen Territoriums entwickelte Erfahrung zählt.

Im Keller setzt sich diese Erfahrung fort. Man verzichtet auf das stets umfangreicher werdende Arsenal intervenierender und manipulierender Produkte und lässt den Wein einfach werden. Dabei setzt man nach einer durch wilde Hefen initiierte Gärung in Zementzisternen auf verhältnismäßig lange Ausbauzeiten, die mit Ausnahme des Il Secondo, Pacinas Einstiegswein, in gebrauchten Holzfässern stattfinden.

ps: Pacina war bis vor kurzem Mitglied des Chianti Konsortiums. Aufgrund von Regulativen, die die lange Tradition des Chianti in immer stärker werdendem Maße durch internationale Rebsorten und Trends ersetzt und manipuliert, beschlossen Giovanna und Stefano jedoch aus dem Konsortium auszutreten. Ihre eigentlich klassischen Chiantis sind der Pacina (der einer Chianti Classico Riserva entspricht) und der Il Secondo.

Pacina

Via Pacina 2 –
53019 Castelnuovo Berardenga (SI)

TELEFON

+39 0577-352040
+39 335-6657449
+39 335-5448565

FAX

+39 0577-352040
 
pacinatiezzi@gmail.com

Datenblatt

Jahresproduktion: ca. 50000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Chianti, Trebbiano di Toscana; Sangiovese, Ciliegiolo, Canaiolo, Syrah
Rebfläche: 10  ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Die Weine

Il Secondo: Junge Reben, die 2005 bzw. 2008 ausgepflanzt wurden, sind die Basis für Pacinas Einstiegswein. Die Rebsorten sind Sangiovese, Canaiolo, Colorino, der Boden Tufo di Siena, der übrigens während des Palio in Siena über die Pflasterstein der Piazza del Campo gestreut wird. Die Aromen sind rotbeerig, erdig und von Blüten geprägt, die Textur ist geradliniger als beim Pacina, die Säure wirkt frischer, der Gerbstoff rustikaler. Wer mag, kann darauf warten, dass er weicher und mürber wird, gelegentlich ist es allerdings auch schön einen Wein mit seinen noch jugendlichen Ecken und Kanten zu trinken.

Pacina: Der Pacina besteht zu 95% aus Sangiovese und zu 5% aus Ciliegiolo und Canaiolo, wächst auf Tufo di Siena, dem klassischen Untergrund des südlichen Teils der Region und wird über 14 Monate in Holzbottichen unterschiedlicher Größe (500-2500 l) und danach noch für weitere 12 Monate in der Flasche ausgebaut. Er hat Kraft & Säure, ist profund und dicht, ausgewogen und druckvoll und hat Aromen, die rote Frucht, Pfeffer und Lakritze integrieren.

La Malena: reinsortiger Syrah, dunkelfruchtig, erdig; sehr kraftvoll

La Sorpresa: Trockenfrüchte, Marmelade, ölig, saftig, puffert mit einer erstaunlich lebhaften Säure die immense Süße, brillant.

La Cerrettina: Pacinas Weißwein aus Trebbiano Toscano & Malvasia – noch nicht probiert

Die beiden erstgenannten Rotweine von Pacina gibt es bei vinonudo


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