C——–L: Der Strich zwischen C und L am Etikett des Weines ist kein sinnfreier Kunstgriff eines gelangweilten Winzers. Er dient vielmehr dazu den Namen der Riede CAMPILL zu verbergen, der Hauslage des Weinguts Pranzegg, die sich seit Generationen im Besitz der Familie von Martin Gojer befindet – und deren Namen er seit einiger Zeit nicht mehr auf sein Etikett drucken darf.

Anlässlich der Neubewertung der Südtiroler Lagen vor einigen Jahren ist das erstaunlicherweise nur mehr dann erlaubt, wenn sich in einem Wein der Lage Campill (oder Kampill – je nach Schreibart) auch Cabernet Sauvignon (!) befindet. Ein Platzhirsch in der Südtiroler Weinwelt hat die Lage für ein paar Auspflanzungen der alten Bordelaiser Sorte auserkoren und die Spezialisten der Regulierungsbehörde anscheinend auch noch davon überzeugt, dass die Riede ohne sie ihren Charakter und ihre Identität verlieren würde.

Martin Gojer dagegen hat dort 50 Jahre alte Rebstöcke der klassischen Südtiroler Sorte Vernatsch (ital. Schiava) stehen – und keltert daraus, nicht nur unserer Meinung nach, einen der besten Rotweine des ganzen Landes.

Der Strich ist also auch ein Kommentar.

Die Campill ist eine Steillage, die vor allem auf Porphyr und darüberliegenden sandigen Verwitterungsböden basiert. Sie ist nach Norden exponiert, ein Umstand, der sich in einer leicht verzögerten Reife der Trauben positiv bemerkbar macht. Der darin wurzelnde Vernatsch ist mittlerweile 50 Jahre alt, wobei man eigentlich im Plural von der Sorte sprechen müsste, da sie eigentlich eine Rebsortenfamilie mit mehreren, teils recht unterschiedlichen Mitgliedern repräsentiert: Martin Goyers C——–L beispielsweise besteht aus Rotvernatsch (Schiava Gentile) und Grauvernatsch (Schiava Grigia), zwei Rebsorten, die nicht nur unterschiedlich ausschauen, sondern auch unterschiedlich schmecken.

Er liest und vergärt sie allerdings gemeinsam. Nach sechswöchiger Mazeration wird der C——–L in gebrauchte ovale und konische Holzfässer umgezogen und dort für 10 Monate gereift, ehe er im darauffolgenden Jahr in Zementbottichen und Holzfässern sein finales Gleichgewicht findet.

Stil

Vernatsch ist eine tolle Sorte und der C——–L seine vermutlich beste Interpretation. Leicht, agil und subtil ist er doch gleichzeitig tief, dicht und vielschichtig. Rote Beeren und Blütennoten bestimmen das Aromaprofil. Eine feine Säure bündelt eine weiche und warme Struktur und führt den Wein ohne Umwege zum Gaumen. Wer Parallelen mit Pinot Noir feststellt, liegt nicht falsch.

Datenblatt

Rebsorte: Rotvernatsch (Schiava Gentile) und Schiava Grigio (Grauvernatsch)
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Campill, eine sich nach Nordwesten exponierende Lage auf ca. 400 Metern,
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 6-wöchige Mazeration
Ausbau: 10 Monate in ovalen und konischen Holzfässern, danach für weitere 12 Monate in Eiche oder Zement
Filtration: nein
SO:< 50 mg/l
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

Miau!
Ah, italienische Katze. Miao.
Ciao, deutsche Katze.
Ein Kätzchenwein?
Schon auch.
Besser als ein Gänsewein.
Oder ein Machowein.
Oder ein Mädchenwein.
Oder ein Oligarchenwein.
Oder ein postmoderner Wein.
Also ein Kätzchenwein. Allerdings mit Tradition. Martin Gojers „Miau!“ ist ein nach der metodo ancestrale vergorener Rosato frizzante. Die metodo ancestrale ist derzeit unter dem Namen Pét-Nat (kurz für pétillant naturel) in aller Munde aber eigentlich eine alte Methode der Schaumweinherstellung.

Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miau! entsteht.

Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert er den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miau!-Stillwein wieder auf.

STIL – MIAU PRANZEGG

Animierend, einladend, lebendig und rotbeerig. Schießt einem schlagartig Lebensenergie in die Adern. Macht Spaß und soll das auch tun. Unkompliziert, unbeschwert und zudem ein verlässlicher Begleiter, wenn es um den Verzehr deftiger Jausen geht.

Datenblatt

Rebsorte: Vernatsch
Bewirtschaftungsart: biodynamisch
Weingarten: unterschiedliche Weingärten, die alle auf vulkanischem Muttergestein und sandigen Verwitterungsböden basieren.

Vergärung: Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miao entsteht.
Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert Martin Gojer den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miao-Stillwein wieder auf.
Filtration: nein
SO:< 30 mg/l
Verschluss: Kronenkorken
Trinktemperatur: 8-10°C
Perfekte Trinkreife: ab sofort

Urban Plattner – Weingut In Der Eben
Unterplatten 21 / Ritten
39053 Kardaun
www.indereben.com
Tel.: +39 0471 365120

Jahresproduktion: ca.12000-15000 Flaschen
Rebsorten: Sauvignon blanc, Gewürztraminer, Roter Malvasier, Vernatsch
Rebfläche: 3,5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Urban Plattners Weinhof In der Eben liegt gut versteckt in einer Hangsenke auf der steilen Sonnenseite des Ritten. Immer wieder von Wald durchzogen, erstrecken sich rund um das Weingut drei Hektar Weingärten, die klimatisch vom mediterranen Bozner Talkessel bei gleichzeitig kühler Ventilation durch die Bergwinde geprägt sind. Porphyr-Untergrund liefert das Fundament für ein Rebsortenquintett, das neben den beiden lokalen Protagonisten Vernatsch & Roter Malvasier auch noch Platz für Merlot, Sauvignon blanc und Gewürztraminer lässt. Die Bewirtschaftung ist seit 1993 biologisch, seit Urban 2012 den Weinhof von seinem Vater übernommen hat, werden zudem biodynamische Prinzipien angewandt. Die dadurch erreichte Balance im Weingarten ergibt perfektes Traubenmaterial, das Urban mit minimalistischem aber präzisem Handwerk in große Weine mit Tiefe, Ruhe und Finesse übersetzt.

WEINE

Sauvignon
Gewürztraminer
Roter Malvasier
Sankt Anna
Sankt Anna R
Freistil

Die Preise liegen zwischen € 13 und € 20. In Deutschland gibt es die Weine vom Weingut In der Eben in der enoteca italiana

Urban Plattner ist Mitglied bei Freistil


Thomas Niedermayr, Hof Gandberg
Schulthauserweg, 1
39057 Eppan an der Weinstraße
www.thomas-niedermayr.com
t: +39 340 82 42 495

Jahresproduktion: ca.15000 Flaschen
Rebsorten: Bronner, Souvignon gris, Solaris, Weißburgunder, PIWI-Cabernets
Rebfläche: 5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Thomas Niedermayr beschreitet eigene Wege. Rund um seinen Hof Gandberg, oberhalb von Eppan, wurzeln in tiefen Kalkschotterböden mit Bronner, Solaris, Souvignon gris & Co. pilzwiderstandsfähige Rebsorten: von milden südlichen Luftmassen genauso beeinflusst wie vom alpinen Klima der Eislöcher, legt er deren Potenzial kompromisslos offen. Seine markanten Interpretationen  sind die logische Konsequenz eines schon vom Vater initiierten, ökologisch verantwortungsvollen Betriebskreislaufes, der neben biologischem Weinbau auch noch Obst- & Gemüseanbau und Tierhaltung umfasst. Im Keller setzt Thomas auf Beobachtung, Erfahrung und Feingefühl. Unaufgeregt und sorgsam begleitet er seine Weine durch den Vinifikationsprozess. So entstehen ausdrucksstarke Raritäten abseits des Mainstreams, die ungeschminkt & authentisch ihre Herkunft auf den Punkt bringen.

WEINE

T.N. 14 Solaris
T.N. 04 Bronner
T.N. 16 Souvignier gris
T.N. 99 Sonnrain
T.N. 76 Weissburgunder
T.N. 06 Abendrot
T.N. 11 Gandfels

Die Preise liegen zwischen € 15 und € 25. Thomas Niedermayrs Weine gibt es in Ö, D und der CH derzeit noch nicht. In Südtirol bekommt man sie entweder direkt bei ihm (nach Voranmeldung) oder aber im Meraner Weinhaus, bei Pur Südtirol, Diether Karadar, Egater und  Haidacher.

Thomas Niedermayr ist Mitglied bei Freistil


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