Weine erzählen: Im Eisacktal – zwei Weine von Christian Kerschbaumer alias Garlider

MÜLLER-THURGAU 2016

HINTERGRUND

Die Freude hält sich im Allgemeinen in Grenzen, wenn man einen Müller-Thurgau vorgesetzt bekommt. Die Sorte birgt für gewöhnlich so viel Substanz wie ein Glas Wasser. Ausnahmen gibt es kaum. In Deutschland zumindest nicht. In Österreich hat immerhin die Domäne Wachau beschlossen, aus der Not (ein alter Müller-Thurgau Weingarten) eine Tugend (Spontangärung im Betonei, schwefelfreier Ausbau, exzellent) zu machen. In der Schweiz kenne ich mich nicht aus, in Südtirol allerdings hat die Sorte gleich ein paar Interpreten gefunden, die ihr mehr entlocken als zwei Wasserstoff-Atome und ein Sauerstoff-Atom. Allen voran Norbert Blasbichler von Radoar und Christian Kerschbaumer von Garlider. Die Müller-Thurgau Reben von Letzterem befinden sich auf rekordverdächtigen 800 Metern Höhe auf Quarzphyllit und atmen dort oben zum einen viel frische Luft, zum anderen versuchen sie aus ihrer Nähe zur Sonne das Beste zu machen.

Alles entscheidend ist allerdings, dass Christian Kerschbaumer im Keller auf eine sorgsame und geduldige Vinifikation setzt. Er vergärt den Most spontan und nicht zu kühl und gibt dem Wein ausreichend Zeit auf der Feinhefe.

STIL

Saftig, präzis, lebendig und animierend. Christian Kerschbaumer macht aus Müller-Thurgau einen Einstiegswein, der fruchtbetont, kompakt und feinstrukturiert zeigt, dass auch hinter vermeintlicher Leichtigkeit Tiefe und Substanz stecken kann.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Müller-Thurgau
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Auf ca. 800 Meter; geprägt von Quarzit
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen
Ausbau: im Stahltank
Filtration: ja
SO: < 50 mg
Trinktemperatur: 8-10 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2023

Die Weine von Christian Kerschbaumer gibt es bei vinonudo in Wien und bei Bergwein in München.

RULÄNDER 2016

HINTERGRUND

Nicht umsonst spricht Christian Kerschbaumer bisweilen auch von Pinot Gris, wenn die Rede auf seinen Pinot Grigio kommt. Lichtjahre entfernt von dem oft dünnen Zeug aus dem Trentino, Veneto oder Friaul bildet er vielmehr einen Südtiroler Brückenschlag ins Elsass ohne dabei die Frische und Kühle des hohen Eisacktals preiszugeben. Auf knapp 600 Meter wachsen Kerschbaumers Reben. Unter ihnen ziehen sich der Fluss, die Bahn und die Autobahn dahin, weit genug entfernt um nicht mehr wahrgenommen zu werden. Die meiste Zeit sehen die Reben in die Sonne (sofern sie denn scheint), sind nach Südosten ausgerichtet und akkumulieren so ausreichend Zucker, um einen profunden Wein zu ergeben. Gleichzeitig sorgt die Höhenlage für Bedingungen, die puffernde Säure selten zu einem Problem werden lässt. Die seit über zehn Jahren konsequent betriebene biologische Bewirtschaftung seiner Rebflächen sorgt zudem für belebte Böden und letztlich Traubenmaterial, mit dem sich im Keller ohne große Eingriffe arbeiten lässt.

Für den Grauburgunder bedeutet das im Detail, dass er nach einer kurzen Maischestandzeit spontan vergoren und danach auf der Feinhefe ausgebaut wird. Anders als die meisten Winzer im Tal setzt Christian Kerschbaumer auf den Faktor Zeit, der sukzessive die Substanz seines Pinot Grigio offenlegt.

STIL

Kompakt, druckvoll, kräftig und vital. Die Idee im Eisacktal Grauburgunder zu keltern, mag zwar ungewöhnlich sein, die Ausführung ist allerdings topp. Präzis und klar erzählen seine Aromenund seine Textur eine vielschichtige und anspruchsvolle Geschichte von der Nase bis zum Gaumen.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Ruländer (Pinot Grigio)
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Auf ca. 600 Meter; geprägt von Quarzit
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen
Ausbau: in gebrauchten Holzfässern
Filtration: nein
SO: < 50 mg
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2025

vinoeterra
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