DIE WEINE
Elisabetta Foradori bewirtschaftet insgesamt 14 Parzellen, wobei anfangs jede einzeln vinifiziert wird. Der Ausbau erfolgt in Stahl, Zement oder Holz undist in seinen Grundzügen für alle Weine gleich: es wird spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, danach übernimmt die Zeit. Die Weine liegen, je nach Intention, zwischen 12 Monaten und 15 Monaten in ihren Gebinden, danach wird unfiltriert und mit einer marginalen Dosis an Sulfiten (zwischen 20 & 35 mg Gesamtschwefel) abgefüllt.
Der größte Teil fließt in den einfach TEROLDEGO (Ausbau in Zement & Holz) genannten Wein, eine saftige, temperamentvolle, animierende und doch tiefe und substantielle Variante der Sorte – ein Einstiegswein der besonderen Art. Der Rest geht in den Granato (Ausbau im Holz), einen der großen Klassiker der italienischen Rotweinwelt. Profund, dicht, beharrlich, komplex und langlebig – wobei er gerade in kühlen Jahren die besten Ergebnisse zeitigt, da in warmen Jahren die Konzentration und Kraft bisweilen den Trinkfluss hemmt. Der Incrocio Manzoni wird nach einer kurzen Mazeration im Akazienfass ausgebaut, Zitrus & Kräuteraromen verbinden sich mit einem geradlinigen, nie ausladenden Körper, dem ein paar Jahre Flaschenreife immer wieder erstaunlich neue sensorische Dimensionen verleihen.
Fontanasanta (Nosiola)
Dichtung: Ein Wein der Luft braucht und zwar viel. Ähnliches lässt sich über die Zeit sagen. Ein paar Jahre Geduld und man hat einen der besten Weißweine Italiens im Glas (oder ein paar Stunden in der Karaffe) – weiße Blüten, filigran und wirklich komplex. Nasse Steine, ein Andeutung von Steinobst und Rauch, am Gaumen geht es anspielungsreich und detailliert weiter, Kräuter gesellen sich dazu, fantastischer Trinkfluss, nie ausladend, lang, elegant, strukturiert.
Wahrheit: Nosiola ist seit jeher im Trentino beheimatet. Die vielleicht brillanteste Interpretation der Sorte liefert Elisabetta F. mit ihrem, in der Amphore ausgebauten, Fontansanta. Letztere ist die zwei Hektar große Lage in der sich Elisabettas Nosiola befindet, der Boden ist karg und kalkig, die Rebstöcke sind nicht mehr die jüngsten. Wie Zeugnisse der Vergangenheit belegen, wurde Nosiola immer wieder auf den Schalen vergoren. Elisabetta macht das auch und geht mit dem Ausbau in der Amphore noch einen Schritt weiter. Dabei findet über acht Monate eine extrem langsame und feine Auslaugung der Traubenhäute statt, die zudem in völlig reduktivem Milieu abläuft. Der Wein braucht deshalb in jungen Jahren viel Luft und eignet sich nebenbei blendend für jahrelange Kellerreife.
Sgarzon (Teroldego)
Dichtung: Präzise, puristisch und nuanciert. Intensive aber frische rote Frucht, danach wird es komplexer: Gewürze, Pfeffer vor allem, und eine schon in der Nase belebende Frische. Kein Gramm Speck an den Hüften. Knackig, elegant, strukturiert, streng (in einem sehr positiven Sinne). Belebend und bekömmlich – verlangt definitiv nach mehr als nur einer Flasche. Auch weil er sich fortlaufend entwickelt; im Glas und in der Flasche.
Wahrheit: Elisabettas Teroldego ist Legende. In der Zwischenzeit gibt es dankenswerterweise gleich vier davon, Sgarzon und Morei sind dabei Wiederauflagen schon einst produzierter Einzellagen allerdings mit neuem Gesicht. Sgarzon ist eine kühle Lage, dort, wo das Campo Rotaliano langsam in den alpinen Bereich des Val di Non übergeht. 2,5 Hektar hat Elisabetta dort stehen, die Böden sind sandig und von Schwemmland geprägt, die Rebstöcke eng gesetzt (6000/ha) und nicht mehr jung. Der Ausbau des Sgarzon findet in der Amphore statt, ganze 8 Monate reift er interventionsfrei in spanischen Tinajas. Wie schon mehrfach erwähnt, brauchen konsequent produzierte Amphorenweine Zeit und/oder Luft, wer es eilig hat, sollte unbedingt dekantieren.
Morei (Teroldego)
Dichtung: Morei = moro = die dunkle, in dem Fall die Farbe des Teroldego, zumindest der Traube, der Wein ist eher ein filigranes, transparentes rot und Filigranität und Transparenz sind dann wiederum Eigenschaften eines Weins, der dem Begriff Eleganz eine neue Dimension verleiht. Erdigkeit vermag das nicht im Geringsten zu stören, vielmehr entwickelt sich daraus ein feiner puristischer Duft. Will man das Spiel der Kontinuitäten fortsetzen, dann kann man die puristische Karte gleich wieder am Gaumen spüren, das Tannin packt an, gibt dem Morei die richtige Form, die Frucht ist ziseliert und präzis, die Länge lang und die Textur dicht und kompakt.
Wahrheit: Die beiden Teroldego Einzellagen sind letztendlich die Frucht jahrelanger intensiver und akribischer biodynamischer Weingartenarbeit, die sich nun in all ihren Details in den beiden Weinen spiegelt. Jahrelang war auch die Beschäftigung mit den spanischen Tinajas ehe sie die darin vinifizierten Weine auch abfüllte. So leicht ist es nicht mit einem exakten Verständnis der Amphoren, doch weiß man erstmal wie es geht, ergeben sich vielfältige Vorteile. Man hat ein völlig neutrales Gefäß zur Verfügung, das Material ist zudem organisch und mit der Erde verbunden und durch den direkten Kontakt mit der Schale kommt es zu einer feinen, sehr langsamen Mazeration, die zudem maximalen Schutz vor Oxidation bietet. Das Fazit ist mehr als beeindruckend: ein mineralisches und puristisches Spiegelbild eines idealen Teroldego-Terroirs, interpretiert von einer ganz großen Winzerin.