Luigi Spertino

Mauro Spertino keltert brillante Weine. Mit die besten des Monferrato. Ohne sie gekannt zu haben, vermute ich, dass schon sein Vater, ähnliche Meisterwerke in die Flasche brachte.

Zumindest erzählt man sich das über Luigi Spertino, dem sogenannte „Professor des Grignolino“, jener eigenwilligen aber spektakulären Rebsorte, von der Luigi Veronelli, der größte unter den großen Weinkritikern Italiens voll des Lobes meinte, sie sei anarchistisch und individualistisch.

Luigi gründete sein Weingut 1977 in dem kleinen Flecken Mombercelli nahe Asti und bewirtschaftete seine Weingärten 40 Jahre lang: mühsam zu bearbeitende, abschüssige Parzellen, die viel zu steil waren, um mit dem Traktor in sie hineinfahren zu können.

Mauro übernahm sukzessive das Ruder, wohlwissend, dass er an den handwerklichen Herangehensweisen im Weingarten und im Keller so gut wie nichts zu ändern hatte. Gemeinsam mit seinen beiden Kindern Andrea und Marina dreht er an kleinen Schrauben, die eventuell noch mehr Raffinesse und Präzision in die Weine bringen. So haben sich die drei beispielsweise ein paar Amphoren besorgt, in denen sie eine neue Grignolinoversion vinifizieren. Zudem haben sie beschlossen, ihren Cortese künftig auf den Schalen zu vergären – eine kluge Entscheidung, die der generell eher langweiligen Sorte wesentlich mehr Ausdruck und Substanz verleiht. Mauros dritte autochthone Sorte ist Barbera, aus der er zwei sehr unterschiedliche Weine vinifiziert. Hinzu kommen ein paar Rebreihen mit Pinot Nero, dessen Trauben er zu einem klassischen Spumante verarbeitet.

Kontakt

Mauro Spertino
Adresse: Strada Lea, 505 – 14047 Mombercelli
Tel. +39 0141.954016
luigi.spertino@libero.it

Weine – eine Auswahl

Alle Weine sind spontan vergoren, ungeschönt und ungefiltert.

Cortese Piemonte Vilet: 100% Cortese über einen Monat auf den Schalen vergoren. Intensiv, duftig, lebhaft. Hat Kraft und Zug bei relativ wenig Alkohol. Endet erfrischend, kräuterig und gelbfruchtig. (ca. € 21)

Barbera d’Asti Doc: Stammt von tiefen, für Barbera optimal geeigneten Tonböden. Wurde über 18 Monate in großen slawonischen Eichenfässern ausgebaut. Dunkelfruchtig, würzig, direkt, kraftvoll, mit bündelnder Säure. (ca. € 18)

Grignolino d’Asti: Gedeiht, anders als der Boden, in locker-sandigen Böden. Im Stahltank ausgebaut. Lebendig, pulsierend, mit frischer, klarer, roter Frucht und Blütennoten. Saftig, kühl und animierend. Ein grandioser Tischwein. (ca. € 13)

Grignolino „Margherita Barbero“: Einer Vorfahrin gewidmet. Über ein Jahr in der Amphore ausgebaut. Filigran, kühle rote Frucht, floral. Wird mit Luft expressiver. Schlank, luftig, hell, pulsierend. Sehr elegant dabei doch voller Energie und Substanz. Lang. Exzellent.

Barbera d’Asti superiore „La Mandorla“: Einzellagenbarbera. Aus überreifen Trauben gekeltert und 18 Monate im großen Holz ausgebaut. Üppig und sehr intensiv. Die Säure puffert und pendelt eine enorme Menge Alkohol einigermaßen ein. Dunkel. Trockenfrüchte. Sehr eigenwillig.

Spumante Metodo classico Blanc de Noir Brut Nature: aus Pinot Noir – leider noch nie probiert.

Rebsorten: Cortese; Barbera, Grignoloino, Pinot Nero
Rebfläche: 12,5 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer & Schwefel
Biologisch zertifiziert: nein
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine; wineexpert.it;

Im deutschsprachigen Raum: –

Die Cantine Valpane ist eine jener Perlen, von denen es im Monferrato einige gibt. Nebbiolo, die alles überstrahlende Sorte des Piemonts, spielt hier keine Rolle. Vielmehr zeigt Pietro Arditi, seit Jahrzehnten die führende Hand am Weingut, welche Qualitäten in Freisa, Grignolino und Barbera stecken. Pietro vinifiziert die drei Sorten in einem Anwesen, dessen Wurzeln im 13. Jahrhundert liegen und in dessen zwar renovierten aber trotzdem steinalten Mauern sich neben seinen Weinen auch Gästebetten befinden. 

Innerhalb der langen Geschichte des Guts sieht sich Pietro in einer angenehm bescheidenen Rolle, wenn er meint, dass die Weine hier immer exzellent waren und es seine Aufgabe sei, diese Tradition nicht zu ruinieren. Damit das auch gelingt, macht er viele Sachen wie sein Großvater, der 1902 das Weingut gründete. Er sieht das nicht als unkritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sondern vielmehr als einen Ansatz, der die Auseinandersetzung mit der Natur in den Mittelpunkt des Interesses rückt.

Im Keller setzt Pietro während der Vergärung auf große Zementzisternen, der Ausbau findet normalerweise in Stahl, Zement und Holz statt und zieht sich über Jahre. Abgesehen von seinem Basisbarbera bleiben alle Weine mindestens drei Jahre im Keller, bevor sie in den Verkauf gehen, bei manchen sind es auch einige Jahre mehr. Zudem legt er immer wieder Flaschen zur Seite, sodass man auch zehn bis fünfzehn Jahre alte Versionen seiner Weine (zu erstaunlich moderaten Preisen) erstehen kann.  Alle seine Weine sind ungeschönt und ungefiltert.

Cantine Valpane

Adresse: Cascina Valpane 10/1, Ozzano Monferrato
Telefon: +39 0142 486713, -335 5478607
E-mail: info@cantinevalpane.com

Die Weine

Rosso Pietro: Zu 100% Barbera. Über ein Jahr in Zement und Stahl ausgebaut. Genau das, was man sich von einem Einstiegswein erhofft. Er hat klare, kühle Fruchtaromen, ist zudem würzig und ein wenig erdig, hat eine lebhafte, für Barbera typische Säure, einen dahinströmenden Trinkfluss und macht sich bestens zu Wildschwein oder Maroni.  

Grignolino Euli: Euli ist ein, aus dem Langobardischen abgeleitet Begriff und für Deutschsprecher recht leicht zu entschlüsseln. Er bedeutet ganz einfach Eule, von denen es im Monferrato angeblich heute noch eine ganze Menge gibt. Einer meiner liebsten Weine: floral, rote Beeren, alles sehr zart und doch einnehmend. Hat erstaunlich viel Tannin. Ist folglich recht geradlinig und direkt und dabei doch stets leichtfüßig.

Freisa Canone Inverso:  Pietro meint, dass der Canone Inverso eine musikalische Struktur hat, bei denen sich die Töne überlagern. Er ist definitiv vielschichtig und bietet kräuterige, rotbeerige (Freisa bedeutet in Latein Erdbeere) und süße Gewürzaromen. Das Tannin packt zu, weshalb es Sinn macht auf ältere Jahrgänge (von denen es einige gibt) zurückzugreifen.

Barbera Perlydia: Pietros wichtigster Barbera. Bleibt über mehrere Jahre im Stahltank, ehe er noch für einige Zeit in Holzfässer wandert. Hat Kraft aber auch Säure, um ihr zu kontern. Ist nach Jahren der Reifung jedoch ausgewogen und in perfektem Gleichgewicht. Abermals süße Gewürze und Weichseln. Mundfüllend. Beeindruckend wie auch der Rest des Sortiments.

Rosa Ruske: Cuvée aus alten autochthonen Sorten. Leider nie probiert.

Auriel ist ein junges Weingut. 2005 unterschrieben Marta Peloso und Felice Cappa den Kaufvertrag für 65 Hektar Wald in Cascina Boschi, einem vergessenen Ort bei Ponzano Monferrato, unweit von Asti. 2007 setzten sie auf drei Hektar Reben in die Lichtungen. 2010 gab es den ersten Wein und seit damals geht in bei Auriel qualitativ die Post ab. Grignolino und Barbera, die beiden klassischen Rebsorten der Zone werden so puristisch, klar und subtil interpretiert wie nirgendwo sonst im Piemont.

Topographie: Das Gelände rund um das kleine Weingut ist hügelig, die Weingärten stehen folglich durchwegs in Hanganlagen, die auf ca. 350 Meter in Richtung Süden und bisweilen auch Südwesten schauen. Der stete Wind setzt vor allem im Sommer klimatische Kontrapunkte und sorgt zudem dafür, dass die Reben nach Regenfällen rasch abtrocknen. Das ist schon deswegen von entscheidender Bedeutung, da Marta und Felice konsequent biologisch arbeiten und zudem auch von Viticoltura Biodinamica, einer, wenn ich das richtig verstehe, Alternativorganisation zu Demeter biodynamisch zertifiziert sind.

Wie auch immer: die beiden betreiben eine auf Respekt und Nachhaltigkeit basierende Landwirtschaft, die jenseits aller ethischen Prinzipien vor allem auch ihren beiden Sorten ein ideales Umfeld bieten will. Gleichgewicht ist dabei einer der Schlüsselbegriffe, der sich durch die gesamte Konzeption der beiden zieht: große, bisweilen metaphysische Balancen wie jene zwischen Mensch und Natur spielen dabei genauso eine Rolle, wie die wesentlich pragmatischeren zwischen Laubwand und Wetter, Nützlingen und Schädlingen oder jene zwischen Zucker, Gerbstoff und Säure.

Grignolino & Barbera: Gerade letztere haben bei der alles andere als einfachen Sorte Grignolino elementare Bedeutung. Grignolino leitet sich vom piemontesischen Dialektausdruck grignolè ab, was sich – eine onomatopoetische Referenz an die bisweilen krachende Säure und aggressiven Tannine – mit das Gesicht verziehen und mit den Zähne knirschen übersetzen lässt. Luigi Veronelli, der größte unter den vielen großen Kritikern Italiens, meinte sie wäre anarchistisch & individualistisch (was angesichts der Tatsache, dass Veronelli selbst deklarierter Anarchist und berühmt für seine unkonventionellen Meinungen war, ein großes Kompliment darstellt).

In den richtigen Händen allerdings (in diesem Fall die von Marta Peloso), vor allem jedoch in den richtigen Lagen entwickelt Grignolino eine subtile, ausgewogene Textur, dessen feiner Körper unbeschwert und spielerisch Säure und Tannin integriert und neben Blütenaromen und Pfeffer, vor allem rote Beeren und je nach Terroir, steinige, kühle, erdige und salzige Details offeriert. Die Farbe ist selbst bei intensiver Auslaugung der Beerenhaut bestenfalls ein leicht angedunkeltes Rosa, der Alkohol ist auch bei späten Lesen generell niedrig, dass Reifepotenzial trotzdem enorm.

Auch beim Barbera, über den man nur selten lobende Worte verliert, legt Auriel die Latte hoch. Und auch hier dominiert Finesse und Trinkfluss über plumpe Kraft, Eleganz über Muskeln. Die Fruchtaromen sind um einiges intensiver als beim Grignolino, dazu gesellt sich profunde Würze. Ausgebaut wird der Barbera in großen Holzfässern, für den Grignolino zieht man Zement vor. Vergoren wird generell spontan und ohne Temperaturkontrolle, statt Schönen und Filtern setzt man ganz simpel auf die Zeit, die sukzessive die Trubstoffe in Richtung Fass- und Zementboden befördert und zudem auch für sensorische Balancen sorgt.

ps: das Etikett, ein stilisierter Engel (Auriel?) stammt übrigens von Dario Fo, seines Zeichens Literaturnobelpreisträger, der für seine beiden Freunde von Auriel, ausnahmsweise den Pinsel ausgepackt hat.

Die Weine von Auriel gibt es meines Wissens zur Zeit leider nirgendwo im deutschsprachigen Raum

Auriel Società Agricola di Felice Cappa e Marta Peloso
Cascina Boschi – 15020 Ponzano Monferrato (AL) – Piemonte – Italia
Tel:  +39 333 8767975; + 39 335 5940755
email: info@aurielmonferrato.it
http://www.aurielmonferrato.it/

Grignolino del Monferrato Casalese (ca. € 17)
Barbera del Monferrato (ca. € 15)

Jahresproduktion: ca.8000 Flaschen
Rebsorten: Grignolino, Barbera
Rebfläche: 3 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch & biodynamisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein


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