25 Mai 2020
Grillo – Sizilien in weiß, Teil 2
Grillo ist eine Rebsorte, die man wie kaum eine andere mit Marsala und dem Westen Siziliens verbindet, die aber vermutlich gar nicht von der Insel stammt. Ihre früheste dokumentarisch belegte Erwähnung auf Sizilien stammt erst aus dem 19. Jahrhundert, was nahelegt, dass sie ungefähr zu diesem Zeitpunkt auf die Insel gebracht worden sein dürfte – woher, ist nicht ganz klar, wobei die meisten Experten davon ausgehen, dass sie nach dem Vernichtungsfeldzug der Reblaus von Apulien aus nach Sizilien kam.
Im Westen der Insel hat sie daraufhin zumindest kurzfristig das Kommando unter den weißen Rebsorten der Region übernommen, ehe sie aufgrund ihrer im Vergleich eher geringen Erträgen ab der Mitte des letzten Jahrhunderts wieder seltener ausgepflanzt wurde. Heute beträgt ihre Rebfläche ca. 5000 ha. Sie ist seit über einem Jahrhundert elementarer Bestandteil des Marsala und zudem für einen Gutteil der besten trockenen Weißweine rund um Trapani und Alcamo verantwortlich.
Wie bei kaum einer anderen Rebsorte gibt es allerdings eminente Unterschiede zwischen konventionell vinifizierten und traditionell-handwerklich hergestelltem Grillo. Konventionelle, also mit Reinzuchthefen, bei niedrigen Temperaturen und oft in einem extrem reduktiven Milieu hergestellte Interpretationen riechen und schmecken nicht selten nach Zitrusfrüchten, Cassis und grünem Paprika. Wer an banale (konventionell hergestellte) Sauvignon Blancs denkt, liegt ziemlich richtig.
Ernsthafter, richtig guter Grillo vermittelt dagegen für gewöhnlich Aromen, die an mediterrane Kräuter, Erde und reife Früchte erinnern. Er suggeriert Wärme und Tiefe. Während der Alkohol bei Grillo für gewöhnlich ziemlich hoch liegt, ist die Säure eher niedrig, weshalb einige der besten Versionen eine kurze oder längere Zeit auf der Maische verbringen.
Die besten Weine
Nino Baracco: Grillo (callmewine.com)
Aldo Viola: Egesta (vinonudo.at)
Elios: Modus Bibendi Bianco Macerato (anteilig Grillo)
Manlio Manganaro: Vino bianco (callmewine.com)
Badalucco: Grillo Verde (lavaligiadelbacco.it)
Vite ad Ovest: Vurgo (Grillo + Catarratto) (la valigiadelbacco.it)
Il Mortellito: Calaiancu (Grillo + Catarratto) (lavaligiadelbacco.it)
Marco de Bartoli: Grappoli del Grillo
Marsala oder pre-British Marsala (davon ein andermal)
Marco de Bartoli: Vecchio Sampaio (Marsala)
Badalucco: Pipa 3/4
Baracco: Altogrado
18 Apr 2020
Il Mortellito – im Süden des Südens
Die Weine von Il Mortellito gibt es bei https://www.lavaligiadibacco.com/
16 Sep 2018
Aldo Viola: Im Wilden Westen Siziliens
Enthusiastisch, leidenschaftlich, extrovertiert: Aldo Viola gehört zu den charismatischen Erscheinungen der italienischen Winzerszene. Sieht und hört man ihn bei Verkostungen, kann man ihn sich nur schwer ruhig und für sich allein zwischen den Rebstöcken im sizilianischen Alcamo vorstellen, wo seine Familie seit vier Generationen Weingärten besitzt. Tatsächlich durchstreifte Aldo auch über einige Jahre diverse Winkel der Welt, lernte Tango tanzen, mehrere Sprachen und viele unterschiedliche Weinstile kennen, ehe er sich im Jahr 2000 endgültig im Nordwesten der Insel niederließ – einer in unseren Breiten kaum bekannten Gegend, laut Aldo jedoch eine der Wiegen des italienischen Weinbaus und heute die Ecke Europas mit der größten Dichte an Weingärten.
ALDO VIOLA IN ROT
Er selbst bewirtschaftet dort im Alleingang insgesamt 9 Hektar Rebfläche, die sich auf viele kleine Parzellen in verschiedenen, teils ziemlich weit voneinander entfernten Dörfern rund um Alcamo verteilen. Die größte davon befindet sich in Feudo Guarini, satte 30 Kilometer vom Weingut entfernt, wo er vor einigen Jahren in ein bis dahin größtenteils brachliegendes Gelände auf 350 Metern Höhe Syrah und Nero d’Avola setzte. Während letztere Sorte auf der Hand lag, war die Idee Syrah zu pflanzen seiner Leidenschaft dafür, seinen teils französischen Wurzeln und der Überzeugung geschuldet, dass sie in diesem Umfeld (Kalk-Ton-Böden, bisweilen nach Norden exponierte Lagen, warmes und trockenes Klima, viel Wind) bestens wachsen und gedeihen würde. Er sollte Recht behalten, seine beiden reinsortigen Interpretationen, der Coccinella, vor allem aber der Guarini Plus legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab.
ALDO VIOLA IN WEISS
Auch wenn es mit dem Moretto noch einen dritten, auf Perricone, Syrah und Nerello mascalese basierenden Rotwein gibt, befinden sich Aldos Rebflächen eigentlich in einem Territorium mit vorwiegend weißen Sorten: im äußersten Westen, rund um Trapani und Marsala, spielt Grillo die erste Geige und auch Aldo Viola widmet der Sorte mit dem Egesta eine ziemlich spektakuläre Interpretation. Die absolute Nummer eins im Nordwesten und mit gut 30000 Hektar in ganz Sizilien ist allerdings der Catarratto. Ihm versucht er im immer wieder aufs Neue spannenden Krimiso, die Aromen vergangener Zeiten zu entlocken.
Damit ihm das gelingt, bewirtschaftet er seine Weingärten mittlerweile auch offiziell biologisch und bedient sich nebenbei auch noch diverser biodynamischer Methoden. Zwei Spritztouren im Jahr reichen seinen Reben für gewöhnlich. Kupfer wird dabei nur in Ausnahmejahren verwendet, sodass er seine Reben lediglich mit ein wenig Schwefel zu behandeln hat. Das ist aufgrund der trockenen Witterungsbedingen zugebenermaßen einfacher als in den meisten anderen Weinbaugebieten Italiens, wird aber trotzdem nicht von allen so gemacht.
Im Keller schwört Aldo Viola auf die wilden Hefepopulationen seiner Weingärten, auch deswegen, weil er – wie auch wir – felsenfest davon überzeugt ist, dass sie elementarer Bestandteil seines Terroirs sind und sich folglich auch sensorisch in seinen Weinen manifestieren. Bei seinen Weißweinen setzt er auf lange Mazerationszeiten, die er allerdings so subtil zu steuern weiß, dass man sie kaum merkt, bei den Rotweinen ist der Schalenkontakt dagegen verhältnismäßig kurz und ganz darauf ausgerichtet, deren elegante Eigenschaften zu betonen. Ausgebaut wird zum größten Teil in Stahltanks, nur für seine Rotweine verwendet er bisweilen Holz. Aldo setzt nichts zu und nimmt nichts weg, schönt und filtert nicht und verzichtet dann, wenn es ihm sinnvoll erscheint, auch auf den Einsatz von Schwefel.
Aldo Viola
Via per Camporeale 18/C
91011 Alcamo-Trapani
Tel: 0039 339 6969889
info@viniviola.it
www.viniviola.it
WEINE
Biancoviola
Krimiso
Egesta
Guarini Coccinella
Guarini Plus
Moretto
Die Preise liegen zwischen € 15 und € 25. Aldo Violas Weine gibt es in Ö bei vino nudo (Wien). In Deutschland und der Schweiz gibt es sie meines Wissens bisher nicht.
Jahresproduktion: ca.15000 Flaschen
Rebsorten: Catarratto, Grillo, Syrah, Nerello mascalese, Perricone
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer (nicht jedes Jahr) und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein
LINKS
27 Aug 2018
Weine erzählen: Aldo Violas Egesta 2015
EGESTA
Hintergrund & Herkunft
Der Egesta gehört zweifellos zu den originellsten und besten Weinen Siziliens. Er besteht zu 100% aus der weißen Grillo, einer Sorte, die man wie kaum eine andere mit Sizilien verbindet, die aber anscheinend gar nicht von der Insel stammt. Sie dürfte vielmehr erst nach dem Vernichtungsfeldzug der Reblaus in Sizilien ausgepflanzt worden sein, hat danach aber speziell im Westen das Kommando unter den Rebsorten der Region übernommen. Sie ist seit über einem Jahrhundert elementarer Bestandteil des Marsala und zudem für einen Gutteil der trockenen Weißweine rund um Trapani und Alcamo verantwortlich.
Aldo keltert aus ihr eine Version, die seinesgleichen auf der Insel sucht und die nichts mit den gängigen, oft banalen und meist von Zitrus- und Maracujanoten dominierten Weinen zu tun hat. Von jungen Reben aus dem sich nahe am Meer befindlichen Weingarten Pietrarinosa Ende August gelesen, selektiert er die besten Trauben und vergärt sie, ohne sie davor gepresst zu haben, spontan in einem Edelstahltank. Dort bleibt der Wein mitsamt Schalen und Kernen für die nächsten sechs Monate und wird, nachdem ihm alles an Aromen, Gerbstoff und Säuren auf natürliche Weise entnommen wurde, sanft abgepresst und sofort gefüllt.
Stil
Die Farbe des Weins suggeriert herbstliche, gelbbraune, von der Sonne ausgeblichenen Felder – Sizilien im Spätsommer, wenn man so will. Die Sonne schmeckt man auch im Wein und – nachdem wir hier gerade in Bildern und Vergleichen erzählen– auch das Meer. Kurz: der Egesta offeriert Wärme und suggeriert Salz, hinzu kommen dann aber auch noch Macchiaaromen und eine bestens eingebundene, alles andere als störende, Andeutung von flüchtiger Säure. Der Körper birgt Substanz, ist allerdings nie ausladend oder gar fett. Das Tannin hält sich, trotz der langen Maischestandzeit, zurück und bietet mit der erstaunlich lebhaften Säure ein perfektes Gleichgewicht.
Datenblatt
Rebsorte: Grillo
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Pietrarinosa, Kalk- & Tonböden
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 6 Monate Kontakt mit den Schalen in Edelstahltanks
Ausbau: 6 Monate im Edelstahl, 3 Monate in der Flasche
Filtration: nein
SO₂: 10 mg/l bei der Füllung, freies SO₂: 7 mg/l, Gesamt-SO₂: 15 mg/l
Alkoholgehalt: 12,5 % vol.
Säure: 6 g/l
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2028
Flaschenformat: 0,75 l
Den Egesta von Aldo Violo gibt es bei www.vinonudo.at
26 Aug 2018
Sizilien jenseits des Ätna – Aldo Viola
Enthusiastisch, leidenschaftlich, extrovertiert: Aldo Viola gehört zu den charismatischeren Erscheinungen der italienischen Winzerszene. Sieht und hört man ihn bei Verkostungen, kann man ihn sich nur schwer ruhig und für sich allein zwischen den Rebstöcken im sizilianischen Alcamo vorstellen, wo seine Familie seit vier Generationen Weingärten besitzt. Tatsächlich durchstreifte Aldo auch über einige Jahre diverse Winkel der Welt, lernte Tango tanzen, mehrere Sprachen und kostete sich durch viele unterschiedliche Weinstile, ehe er sich im Jahr 2000 endgültig im Nordwesten der Insel niederließ – einer in unseren Breiten kaum bekannten Gegend, laut Aldo jedoch eine der Wiegen des italienischen Weinbaus und heute die Ecke Europas mit der größten Dichte an Weingärten.
Er selbst bewirtschaftet dort im Alleingang insgesamt 9 Hektar Rebfläche, die sich auf viele kleine Parzellen in verschiedenen, teils ziemlich weit voneinander entfernten Dörfern rund um Alcamo verteilen. Die größte davon befindet sich in Feudo Guarini, satte 30 Kilometer vom Weingut entfernt, wo er vor einigen Jahren in ein bis dahin größtenteils brachliegendes Gelände auf 350 Metern Höhe Syrah und Nero d’Avola setzte. Während letztere Sorte auf der Hand lag, war die Idee Syrah zu pflanzen seiner Leidenschaft dafür, seinen teils französischen Wurzeln (die Mutter war Französin) und der Überzeugung geschuldet, dass sie in diesem Umfeld (Kalk-Ton-Böden, bisweilen nach Norden exponierte Lagen, warmes und trockenes Klima, viel Wind) bestens wachsen und gedeihen würde. Er sollte Recht behalten, seine beiden reinsortigen Interpretationen, der Coccinella, vor allem aber der Guarini Plus legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab.
Auch wenn es mit dem Moretto noch einen dritten, auf Perricone, Syrah und Nerello mascalese basierenden Rotwein gibt, befinden sich Aldos Rebflächen eigentlich in einem Territorium mit vorwiegend weißen Sorten – Grillo spielt die erste Geige im äußersten Westen, rund um Trapani und Marsala, und auch Aldo widmet der Sorte mit dem Egesta eine ziemlich spektakuläre Interpretation. Die absolute Nummer eins im Nordwesten und mit gut 30000 Hektar in ganz Sizilien ist allerdings die Catarratto, der er, in dem immer wieder aufs Neue spannenden Krimiso, die Aromen vergangener Zeiten zu entlocken versucht.
Damit ihm das gelingt, bewirtschaftet er seine Weingärten mittlerweile auch offiziell biologisch und bedient sich nebenbei auch noch diverser biodynamischer Methoden. Zwei Spritztouren im Jahr reichen seinen Reben für gewöhnlich. Kupfer wird dabei nur in Ausnahmejahren verwendet, sodass er seine Reben lediglich mit ein wenig Schwefel zu behandeln hat. Das ist aufgrund der trockenen Witterungsbedingen zugebenermaßen einfacher als in den meisten anderen Weinbaugebieten Italiens, wird aber trotzdem nicht von allen so gemacht.
Im Keller schwört Aldo auf die wilden Hefepopulationen seiner Weingärten, auch deswegen, weil er – wie auch wir – felsenfest davon überzeugt ist, dass sie elementarer Bestandteil seines Terroirs sind und sich folglich auch sensorisch in seinen Weinen manifestieren. Bei seinen Weißweinen setzt er auf lange Mazerationszeiten, die er allerdings so subtil zu steuern weiß, dass man sie kaum merkt, bei den Rotweinen ist der Schalenkontakt dagegen verhältnismäßig kurz und ganz darauf ausgerichtet, deren elegante Eigenschaften zu betonen. Ausgebaut wird zum größten Teil in Stahltanks, nur für seine Rotweine verwendet er bisweilen Holz. Aldo setzt nichts zu und nimmt nichts weg, schönt und filtert nicht und verzichtet dann, wenn es ihm sinnvoll erscheint, auch auf den Einsatz von Schwefel.
Mehr zu Aldo Violas Weinen gibt es dann morgen.
Die Weine von Aldo Viola gibt es online und offline bei VINONUDO in Wien