Crepapaglia

Bis Antonello Canonico sich 2017 mit seinem Projekt Cretapaglia selbstständig machte, war er Teil eines avantgardistischen Dreigestirns (er, Dino Briglio und  Emilio Di Cianni), das mit dem Weingut L’Acino mächtig Staub aufwirbelte – kalabrischen Staub. 

Kalabrischer Wein war zwar dank Francesco di Franco von A’Vita in Cirò Marina erst vor Kurzem wieder auf die vinophile Landkarte von ein paar Insidern zurückgekehrt, doch in San Marco Argentano, dort wo L’Acino seine Reben hat, war  in den letzten 2000 Jahren tatsächlich recht wenig passiert.

San Marco Argentano liegt hoch oben am Osthang der Montagna Magna, einer eindrucksvollen Erhebung im nördlichen Teil der Region. Dort hatten die drei begonnen, Mantonico, Magliocco, Zibibbo, Greco Nero und Guardavalle zu vinifizieren und zwar in Qualitäten, die selbst den Kalabrien nicht immer zugeneigten Norden Italiens aufhorchen ließ. Umso erstaunlicher war es also, als Antonello 2017 nach 10-jähriger Kollaboration aus dem immer erfolgreicher werdenden Projekt ausstieg und in eigener Sache zu arbeiten begann. Nachteil war es freilich keiner. Nachdem er sich kaum von der Stelle bewegt hat, gibt es nun statt einem gleich zwei exzellente Weingüter im Ort.

Zur Verfügung stehen ihm insgesamt drei Hektar, nahezu ausnahmslos vor Jahrzehnten verlassene Weingärten, Relikte einer massiven Emigration aus einer der ärmsten Gegenden des Landes. Bei der Wiederinstandsetzung der Parzellen baut Antonello auch auf den Rat der übrig geblieben Dorfbewohner.

Obwohl die Zone naturgemäß heiß und trocken ist, bekommt er leichtfüßige und vitale Weine in die Flasche. Das liegt zum einen an den Rebsorten, die sich über Jahrhunderte hinweg an die Bedingungen gewöhnt haben, zum anderen aber auch an der Höhe (600 Meter) und dem stets über die Hänge pfeifenden Wind.

Die Arbeit im Keller beschränkt sich auf das Wesentliche. Antonello vergärt spontan, setzt bei Weiß- wie Rotweinen auf eher kurze Mazerationszeiten und reift seine stets ungeschönten und ungefilterten Weine größtenteils in Zement oder Holz.

Weine – eine Auswahl

Strampalto: Eine rote Cuvée aus Mantonico und Magliocco, zwei Klassikern der Gegend. Wird relativ spät gelesen und danach über eine gute Woche auf den Schalen belassen. Reift über ein knappes Jahr in Holz. Warm, dunkel, strukturiert. Kräuter dominieren. Macht ordentlich Druck am Gaumen. Griffiges und durchaus präsentes Tannin. Hat Substanz ohne je opulent zu werden. Exzellent.

Forse sono fiori: Der Name bedeutet auf Deutsch „vielleicht sind es Blumen“. Und vielleicht sind sie es ja tatsächlich, allerdings eher welke, was aber auch sehr schön ist. Die Rebsorte heißt Guardavalle und ist, meines Wissens, auf die Gegend beschränkt. Vinifiziert wird sie über 48 Stunden auf den Schalen in Eichenholzfässern. Riecht nach kandierten Früchten, den erwähnten welken Blüten und Erde. Wirkt am Gaumen straffer als es die Nase vermuten lässt. Endet gebündelt, strukturiert und intensiv.


Antonello Canonico
Adresse: Via XX settembre, 88, San Marco Argentano
Telefon:
E-mail:
Webseite:


Rebsorten: Mantonico, Magliocco, Zibibbo, Greco Nero und Guardavalle
Rebfläche: 3 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto, wineyou, vini-bio

AT/DE/CH: –

 


Newsletter