Biscaris gehört zu den vielen kleinen Familienbetrieben im äußersten Südosten Siziliens, die sich – auch dank eines extrem günstigen weil trockenen und windigen Klimas – einer konsequent biologischen Herangehensweise im Weingarten verschrieben haben. Das fünf Hektar große Weingut in Acate (westlich von Ragusa und einen Katzensprung von COS entfernt) geht noch einen Schritt weiter und pflegt seine Weingärten nach biodynamischen Prinzipien. Sie selbst definieren ihre Arbeit ganz simpel als traditionell und handwerklich – wobei handwerklich hier tatsächlich wortwörtlich verstanden werden kann. Vom Rebschnitt bis zur Füllung geschieht quasi alles manuell.
Im Mittelpunkt stehen zwei Rebsorten. Die in der Region omnipräsente Nero d’Avola, die bei Biscaris reinsortig interpretiert wird, aber auch anteilig in den Cerasuolo di Vittoria* einfließt. Und die meist vernachlässigte Frappato, die gleichfalls Anteile am Cerasuolo hat, zudem aber glücklicherweise auch reinsortig ausgebaut wird und einen für den Breitengrad unglaublich feinen und zarten Wein ergibt. Frappato gehört zu den Perlen der italienischen Ampelographie und verschafft sich langsam auch den ihr gebührenden Platz. Da sie arm an Anthocyanen, Zucker und Poliphenolen und folglich an Farbe, Alkohol und Gerbstoff ist, war sie in den dunklen Zeiten aufgeblasener Weine zu einem Schattendasein in lokalen Trattorien verdammt (wo man sie unter anderem auch aufgrund ihrer Kompatibilität zu Fisch sehr schätzte).
*Der Cerasulo di Vittoria ist Siziliens einzige DOCG und hat nichts mit dem Cerasuolo d’Abruzzo zu tun. Während Letzterer ausnahmslos ein rosato ist, wird der Cerasuolo di Vittoria stets zu Rotwein verarbeitet. Pflicht sind mindestens 60% Nero d’Avola Anteil, der Rest ist Frappato.
Die Weine
Frappato: Frappato mag es heiß und trocken und folglich ist die Gegend rund um Ragusa optimales Territorium für ihn. Die Reben bei Biscaris wurzeln in kalkdurchsetzter Erde, die dem Wein Richtung und Struktur mit auf den Weg gibt. Die rotbeerigen und floralen Aromen sind delikat und einladend. Der Körper ist subtil, die Textur weich aber nie lasch. Die sizilianische Antwort auf St. Laurent.
Cerasuolo di Vittoria: Spontan vergoren und danach zwei Jahre im Stahltank ausgebaut. Dichter und kräftiger als der Frappato aber doch auch lebendig und mit tiefer und dunkler Frucht. In der Nase hat hier der Nero d’Avola das Kommando über, am Gaumen teilt er sich die Verantwortung mit dem Frappato. Endet saftig und druckvoll.
Den Nero d’Avola von Biscaris habe ich noch nie probiert.
There are no comments yet, but you can be the first