Müller Thurgau, Grauburgunder, Traminer, Riesling und natürlich Pinot Noir. Wir befinden uns in Bötzingen am Kaiserstuhl Oltrepo Pavese, genauer in Borgo Priolo, wo das Castello di Stefanago seit gut 1000 Jahren über den kleinen Ort wacht. Wie, wann und warum all diese Rebsorten ihren Weg in das Castello gefunden haben, bedarf noch immer vollständiger Klärung, wobei man sie nicht nur in den sandigen und tondurchsetzten Böden von Stefanago, sondern im ganzen Oltrepo Pavese findet. Beeindruckende 3000 Hektar Pinot Noir hat man im Laufe der letzten 200 Jahre selbstbewusst in die Weingärten der Region gesetzt, mit Abstand die größte Pinot-Fläche in Italien.
Auf Stefanago wird die Sorte im Campo Castagno angebaut, der höchsten und kühlsten Lage des Weinguts, dort wo es zwar tagsüber sonnig, nachts allerdings verhältnismäßig kühl ist. 5000 Reben am Hektar, aus denen man, der Tradition des Oltrepo Pavese entsprechend, gleich vier unterschiedliche Weine keltert. Einen Stillwein und drei Spumante, wobei einer davon, sofort abgepresst und nach der einst üblichen „Methode ancestral“ vinifiziert wird, ein zweiter die gleiche Herstellungsart in rosa durchläuft und ein dritter, der Cruasé, den Werdegang eines rosafarbenen Champagners durchmacht.
Weinbau wird an den Hängen des Castello di Stefanago seit Generationen betrieben, seit Antonio und Giacomo Baruffadi das Ruder in der Hand haben, zählt man in dem ohnehin umtriebigen Gebiet zu den Vorreitern einer Bewegung, die sich eine nachhaltige Bewirtschaftung auf die Fahnen geschrieben hat. Biologisch zertifiziert ist man seit 2005, die Reberziehung ist der Sorte und dem Terroir angepasst, und die Intention ist es auch hier die Herkunft sprechen zu lassen. Das ergibt zwar beispielsweise einen völlig anderen Riesling als man das gewohnt ist, aber letztlich doch auch einen Wein, der florale und filigran-fruchtige Aromen, Länge und Substanz in petto hat – der große Unterschied ist die Säure, die in Oltrepo Pavese, im Gegensatz zur Nahe, Mosel oder Pfalz, ywar durchaus vorhanden ist, allerdings eher mild und weich ausfällt.
Der Müller-Thurgau macht wesentlich mehr Spaß als der größte Teil seiner deutschen Kollegen, was vermutlich mit der Bewirtschaftungsart, ziemlich sicher mit der Traubenqualität und ganz sicher damit zu tun, dass man im Keller auf die Finten moderner Weintechnologien verzichtet, wilde Hefen ihre Arbeit verrichten lässt und ansonsten nicht allzu viel tut.
Rot ist man neben dem Pinot Noir vor allem den klassischen Sorten der Region verpflichtet: man setzt also auf Uva rara, Croatina und Barbera, reife aber nie überreife und vor allem gesunde Trauben. Ausgebaut wird meist zwischen 12 und 24 Monate in verschiedensten Holzarten und Fassgrößen, je nachdem, was den jeweiligen Sorten am besten steht und den Intentionen der Winzer am besten entspricht. Das Resultat sind druckvolle und dichte Weine, denen es weder an Power noch an Trinkfluss mangelt.