Eugenio Rosi

Eugenio Rosi ist seit jeher den Feldern und Weingärten des Trentino verbunden. Er studierte Önologie am Institut in San Michele all’Adige und arbeitete daraufhin als Kellermeister für diverse Genossenschaften, ehe er 1997 mit seinem eigenen, kleinen Projekt in Volano im Vallagarina startete.

Das war zwar nicht einfach, da ihm weder Weingärten noch ein entsprechender Keller gehörten, es war aber notwendig, da er endlich wieder ans Tageslicht und in die Weingärten wollte und zudem die industrielle Produktion von Wein satthatte. Er begnügte sich folglich anfangs mit zwei gepachteten Hektar Weingärten, denen er mittlerweile noch vier weitere hinzugefügt hat. Kleine Parzellen, die quer verstreut an den Hängen der Trentiner Dolomiten über Rovereto liegen und allesamt biologisch bewirtschaftet werden.

So geologisch und klimatisch divers wie seine Lagen, die vom Talgrund der Etsch bis auf 750 Meter hinaufreichen, ist auch der Rebsortenmix, mit dem Eugenio arbeitet. Seit 1997 kultiviert er Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, internationalen aber doch auch traditionellen Sorten, die seit ein paar hundert Jahren auch im Trentino angepflanzt werden. 2000 kamen dann ein paar Weingärten seiner Familie hinzu, allesamt Marzemino, für dessen Reputation er mittlerweile ähnlich viel Aufbauarbeit geleistet hat wie Elisabetta Foradori für den Teroldego. Mitte der 2000er Jahre kaufte er dann auch noch ein paar Parzellen mit weißen Sorten. Sein höchstgelegener Weingarten ist mit Chardonnay bestockt. 250 Meter darunter liegt ein Weingarten mit Pinot bianco und auf 400 Metern befinden sich Nosiolareben, die ihm ähnlich am Herzen liegen wie die Marzeminostöcke. Alle drei Rebsorten fließen in den Anisos, einen der großen Weißweine des italienischen Nordens.

Eugenio bearbeitet die sechs Hektar gemeinsam mit seiner Frau Tamara. Im gleichen Maße wie das Verständnis der beiden für ihr Terroir und ihre Reben wuchs, steigerte sich auch das Bedürfnis genau diesen natürlichen Voraussetzungen in ihren Weinen den Spiegel vorzuhalten. Dafür verließen sie bei jedem ihrer Weine die Schemata zeitgenössischer Vinifikation und blickten stattdessen zum einen in die Trentiner Vergangenheit und zum anderen über die Grenzen. Der Anisos beispielsweise verweist in die 1950 und 60er Jahre, als es im Trentino noch üblich war, auch Weißweine für einige Tage im Kontakt mit ihrer Maische zu lassen. Beim Poiema, ihrem Marzemino wiederum reagieren sie auf dessen Sensibilität gegenüber Herbstregenschauer. Sie lesen ihn früh und trocknen danach Chargen davon (30-40%) genauso wie es, 100 Kilometer weiter im Süden, die Winzer des Valpolicella mit Amarone machen. Der Ri´flesso Rosi wird dagegen erst wie ein gewöhnlicher Rosato vinifiziert, ehe ihm für ein Monat die Trester des Anisos hinzugefügt werden, was – laut Eugenio – die Farbe stabilisiert und den Wein zusätzlich strukturiert.

Allen Weinen ist gemein, dass sie zum Besten gehören, was im Trentino gekeltert wird – sie sind originell, individuell, tiefgründig und haben, so wie ihre Winzer, Persönlichkeit, Energie und Charisma.

Eugenio Rosi ist Teil der 10-köpfigen Trentiner Winzertruppe I Dolomitici und Mitglied bei ViniVeri.

Weine – eine Auswahl

Anisos: Aus Chardonnay, Pinot Bianco, Nosiola. Einmal gelesen werden die Trauben über 10 Tage in offenen Bottichen auf der Maische vergoren und in Holzfässern aus Kirsche, Eiche und Kastanie für ein Jahr ausgebaut. Stoffig und dicht, lebhaft und fordernd. Das Tannin ist dezent und feingestrickt. Am Gaumen geht es kompakt, engmaschig und druckvoll zur Sache, das Finish ist lang und saftig. Kann man auch in den Keller legen und dort vergessen. Exzellent.

Marzemino Poiema: Marzemino von der auf Sand und Kalk durchsetzten Lage Ziresi. Über einer rechtwinkeligen Krümmung der Etsch gelegen, fangen die dort stehenden Reben nicht nur die direkt einfallenden Sonnenstrahlen ein, sondern akkumulieren auch die Reflektionen aus dem Fluss. Eugenio kann also früh und vor potenziellen Herbstregen lesen, auf die Marzemino noch sensibler reagiert als andere Sorten. Um ihm trotzdem zusätzlich Substanz zu geben und seine Aromen zu intensivieren, trocknet er 30-40% der Trauben, so wie es weiter unten am Südostufer des Gardasees die Winzer des Valpolicellas mit Amarone tun. Danach vergärt er spontan und baut den Wein mit der bereits fertigen, nicht getrockneten Charge in Holzfässern aus Kirsche, Eiche und Kastanie aus. Dunkelfruchtig, süße Würze. Die Textur ist saftig, kompakt und dynamisch, die Säure pulsiert und das Tannin ist präsent und fordernd – allesamt Faktoren, die den Poiema zu einem großartigen Begleiter für Sguazet, Strangolapreti oder einfach nur Speck machen, ihn aber vor allem für eine große Zukunft wappnen.

Riflesso Rosi: Rosé. Zwei Tage lang bleiben Merlot, Cabernet Sauvignon und ein kleiner Anteil Marzemino mit den Schalen in Kontakt, ehe abgepresst wird. Anstatt nun einfach weiter zu vergären, gibt Eugenio für einen Monat die Trester des Anisos, seines Weißweins hinzu, die zum einen die Farbe stabil halten, zum anderen aber nochmals ein wenig Struktur zum Wein beisteuern. Ist rotbeerig und ein wenig ruppig und rau, was definitiv Spaß macht. Kein weichgebürsteter Allerweltsrosato, vielmehr ein richtiger Wein mit Ecken und Kanten, Charakter und Aromen, die sich rot und saftig auch noch weiter hinten am Gaumen bemerkbar machen. Hält auch ein paar Jahren im Keller problemlos stand.


Eugenio Rosi
Adresse: Via Tavernelle 3B, 38060 Volano,
Telefon: +39 0464 461375
Email: tamaramar@virgiol.it


Rebsorten: Nosiola, Chardonnay, Pinot Bianco; Cabernet Sauvignon & Franc, Merlot, Marzemino
Rebfläche: 6 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine.com

AT/DE/CH: –

 

In die Colli Euganei aufzubrechen lohnt sich eigentlich immer. Die Dichte an exzellenten Trattorien, wo man für ein paar Euro selbstgemachte Pasta bekommt, konkurriert mit der Casinokonzentration in Las Vegas und die alten Vulkankegel mitten in der Poebene stehen ähnlich unvorbereitet in der Landschaft wie die Felsbrocken im Monument Valley.

Zumindest eigenwillig ist zudem die Tatsache, dass gleich zwei der sechs Winzer, die an den Hängen und Kuppen der Vulkane außergewöhnliche Weine keltern, in einem früheren Leben exzellente Musiker waren und mit Kontrabass (Paolo Brunello) und Französischem Horn (Alfonso Soranzo) die Konzerthallen der Welt bespielten. Den Kontrabass habe ich schon mal erwähnt, das Französische Horn dagegen ist neu.

Bis er 30 war, habe er darauf gespielt, erzählt Alfonso und ein Leben geführt, das dem eines klassischen Bohemiens relativ nahe gekommen sein dürfte. Gespielt, gearbeitet und gelebt wurde in der Nacht – mit all seinen positiven und negativen Konsequenzen, der Tag gehörte dem Schlaf; das machte er so lange bis er keine Lust mehr auf diesen Rhythmus hatte und sich der Wunsch bildete, statt Hörnern Töne, Trauben Aromen zu entlocken.

Das Jahr 1999 wurde somit zum Anfang seiner neuen Zeitrechnung. In den Hügeln über dem kleinen Ort Zovon di Vò, am westlichen Rand der Hügel übernahm Alfonso einen Hektar Weingärten von seinem Vater – nicht viel aber genug, um erste Weine keltern zu können. Anfangs kam die Hilfe von außen – seine Eltern wussten zwar über die elementaren Produktionsschritte Bescheid, doch war es Alfonsos Ziel mehr als nur „vino sfuso“ zu keltern – weshalb er auf die professionelle Hilfe eines Önologen setzte. Zudem hörte er sich bei den älteren Generationen in der Nachbarschaft um und setzte sich so sukzessive seine Vorstellung eines idealen Weins zusammen. Diese Vorstellungswelten wurden 2002 noch einmal radikal verändert als Alfonso Angiolino Maule kennenlernte.

Maule galt damals schon als streitbarer Vertreter der Naturweinnische und erzählte bereitwillig jungen Winzern von alternativen Ansätzen im Weingarten und Keller. Alfonso hörte zu und setzte vieles, was Maule empfahl, in seinen Weingärten um. Die Arbeit im Weingarten musste er dabei kaum verändern. Schon sein Vater verwendete weder Pestizide noch Herbizide. Alfonso machte das offiziell, zertifizierte seine Parzellen BIO und setzte sukzessive auch ein paar neue Weingärten aus. Da auch die im Bioweinbau gebräuchliche Bordeauxbrühe (Kupfer), laut Alfonso „kein Rosenwasser“ ist, experimentiert er zudem mit natürlichen Präparaten.

Insgesamt sind es heute 5,5 Hektar, die er bewirtschaftet, vorwiegend auf kalkhaltigen und vulkanischen Böden und vorwiegend mit Cabernet Franc. In den Colli Euganei werden Bordelaiser Reben seit dem 19. Jahrhundert kultiviert, als italienische Landarbeiter und Tagelöhner die Rebstöcke aus Frankreich mitbrachten. Heute wurzelt in den Colli Euganei und den benachbarten Colli Berici so viel Carmenere wie nirgendwo sonst in Europa und Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon werden quasi als heimische Rebsorten betrachtet.

Die Weine

Das gleiche gilt auch für die Serprino – doch was ich im ersten Moment als wahrhaft autochtone Rebsorte verortete, ist lediglich ein Synonym für die Glera, die wiederum ein Synonym für Prosecco  ist. Fakt ist, dass es eine eigene DOC dafür in den Hügeln gibt und dass sich Alfonsos Version, der RIF (für rifermentato in bottiglia – flaschenvergoren), locker mit den besten Interpretationen der Kernregion des Glera/Prosecco messen kann. Ähnliches kann man über seinen Garganega sagen, den Vigneto Carantina, der saftig, konzentriert, und rauchig den Vergleich mit den besten Exemplaren aus Soave und Gambellara nicht scheuen muss. Malvasia, Garganega und Moscato Bianco sind die Bestandteile des Cassiara, einer staubtrockenen, mineralischen und aromatischen Cuvée, die 2018 exzellent ausgefallen ist. Die Vinifikation unterscheidet sich dabei kaum. Alfonso schwefelt die Maische minimal (die pH-Werte in den Hügeln sind seiner Ansicht nach nicht so niedrig, dass er darauf verzichten will), danach wird spontan und ohne Temperaturregulierung vergoren und der Wein – weiß wie rot – in Zementfässern gelagert. Geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt erst wieder vor der Einflaschung.

Neben dem brillanten Cabernet Franc (davon ein anderes Mal detaillierter) keltert Alfonso einen geradlinigen und erstaunlich fruchtigen Carmenere und zu guter Letzt einen Wein, der in seiner Zusammensetzung definitiv einzigartig auf der Welt ist. In einem Projekt mit der Universität Padua hat Alfonso Soranzo eine Parzellen seiner Weingärten alten autochtonen Sorten gewidmet: seit einigen Jahren kultiviert er Marzemina Nera, Pattaresca und Cavrara und keltert daraus einen Wein, dem er den Namen „Vecchie varieta“ (alte Rebsorten) verpasst hat – rustikal, saftig, ledrig, dunkel und kraftvoll.

Monteforche ist Mitglied bei Vinnatur.

Monteforche – Alfonso Soranzo
Vò, Franzione Zovon
Via Rovarolla, 2005
Tel: 3332376035
soranzo1968@gmail.com

Weine

RIF
Pinot Grigio
Cassiara (Garganega, Malvasia)
Vigneto Carantina (Garganega)
Carmenere
Cabernet Franc
Vigne Vecchie (autochthone rote Rebsorten)

Jahresproduktion: 16000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia, Marzemina Bianca, Traminer, Garganega, Pinot Grigio, Moscato; Cabernet Franc, Merlot, Carmenere, Marzemina Nera Bastarda, Turchetta, Recantina, Corbinona, Pattaresca und Cavrara
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, biodynamische Präparate
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch ja
Direktverkauf:ja
Wohnmöglichkeit: ja
On the road: Villa Favorita, Fornovo, La Terra Trema


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