DAS WEINGUT

Früher lief durch das Val Trebbia, dem laut Ernest Hemingway schönsten Tal der Welt, eine „via del sale“, eine Salzstraße. Verpflegung für die Handelsreisenden gab es unter anderem in Travo, wo die Familie Borri eine Osteria hatte. Das Gasthaus gibt es nicht mehr, geblieben sind allerdings drei Hektar Reben, aus denen Andrea Pradelli, ein Diplomlandwirt, gemeinsam mit seiner Mutter Gabriella Borri ein erstaunlich umfangreiches Sortiment an Weinen keltert.  

Die Weingärten liegen zwischen 400 und 700 Metern, basieren größtenteils auf Kalkmergel (wie in der Steiermark und im Collio) und exponieren sich in Richtung Süden und Südwesten. Die Bewirtschaftung erfolgt fast überall per Hand und ist generell biologisch, wobei man sich nicht zertifizieren lassen will, da im Jahr 2008 die meisten Reben der, von der amerikanischen Rebzikade verbreiteten Flavescenza Dorata zum Opfer gefallen sind, gegen die – im Fall des Falles – nur Insektizide helfen.

Die daraufhin stattfinden Neuauspflanzungen nutzte Andrea, um neben die Klassiker der Region –  Bonarda, Barbera, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc und Trebbiano – auch die aus Bonarda und Barbera gekreuzte Rebsorte Ervi auszusetzen, aus der er mittlerweile den Don Dante, einen intensiv-würzigen und  körperreichen Rotwein keltert.

Im Keller wird grundsätzlich spontan vergoren, nicht filtriert und wenig bis gar nicht geschwefelt. Die Trester werden zu Grappa weiterverarbeitet.

Weine (eine kleine Auswahl, ich kenne bei weitem nicht alle)

Mappale 25: Sauvignon Blanc. Das ist weniger ungewöhnlich, als es scheint. Sauvignon ist in Parma und Piacenza seit gut 200 Jahren zu Hause und macht sich erstaunlich gut. Weniger kräuterig als sonst, dafür gelbfruchtig, straff und konzentriert.

MaSrà: Rifermentato, ergo Zweitgärung in der Flasche. Hauptanteilig Ortugo, unterstützt von ein wenig Malvasia und Sauvignon Blanc. Einige Tage Maischestandzeit, weder geschönt noch gefiltert. Sympathisch, einladend, leicht. Mit ordentlich Säure und schönem Druck am Gaumen.

Zerbina: Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc. Eine Tage auf der Maische, danach Ausbau über 1 Jahr im Stahltank. Ungefiltert und ungeschönt. Trockenfrüchte, Laub, Zitrus. Gehaltvoll und dicht, dabei jedoch kühl und strukturiert.

Don Dante: gelungenes Experiment. Andrea ist einer der ganz wenigen Winzer weltweit sein, der sich Ervi (was für ein trostloser Name), dieser Kreuzung aus Bonarda und Barbera, ernsthaft annimmt. Nach einem Jahr im Tonneaux ist der Don Dante pfeffrig und rotbeerig, üppig, dicht und konzentriert, ein Monument, kraftvoll und eindringlich.

Tenuta Borri

Andrea Pradelli
loc. Margherita, 29020 Travo PC
info@tenutaborri.it
+39 338 469 3571
www.tenutaborri.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 15000 Flaschen
Rebsorten: Ortrugo, Malvasia di Candia Aromatica, Sauvignon Blanc, Moscato Bianco, Trebbiano Romagnolo, Barbera, Bonarda, Ervi
Rebfläche: 3,5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: nein
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

 

Via San Martino, 1 – Località Ponte Ronca – 40069 Zola Predosa (Bologna)
Tel: 051 756763
Email: info@mariabortolotti.it
www.mariabortolotti.it

WEINE

  • Mamolo (Pignoletto: vino bianco)
  • Falestar (Pignoletto: vino bianco frizzante)
  • Dardleina (Barbera: vino rosé frizzante)
  • Bosco (Pignoletto: vino bianco)
  • Matilde (Barbera: vino rosso)
  • Natura ama nascondersi (Barbera: vino rosso)
  • Armando (Barbera, Cabernet S., Colorino: vino rosso)
  • Dolcedò (Pignoletto: vino bianco dolce passito)
  • Bibendum (Barbera vendemmia tardiva:Vino rosso)
  • Eligio (Sauvignon: Vino bianco)

Die Preise der Weine liegen zwischen € 10 und € 20 (2017)

Flavio Canetti ist Mitglied bei den Vignaioli Artigianali Naturali

Jahresproduktion: ca.20000 Flaschen
Rebsorten: Pignoletto, Sauvignon blanc; Barbera, Cabernet sauvignon
Rebfläche: 6 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Flavio Cantellis sechs Hektar großes Weingut liegt kurz hinter der Peripherie Bolognas, genau dort, wo erste Hügel langsam und noch sehr sanft in Richtung Apennin aufsteigen. Ausgesucht hat diesen Platz seine Mutter Maria Bortolotti vor knapp 30 Jahren, als sie nach Jahren des Zauderns beschloss, ihren Beruf als Lehrerin an den Nagel zu hängen, um endlich das zu werden, was sie immer werden wollte: Winzerin. Neben bereits vorhandene Rebstöcke setzte sie noch Barbera, Sauvignon blanc und Pignoletto in die Kalk-Ton-Böden, allesamt Sorten, die – auch wenn man das kaum glauben mag – seit Jahrhunderten in der Gegend heimisch sind (laut Flavio könnte es durchaus sein, dass Barbera nicht vom Piemont in die Colli Bolognesi wanderte, sondern die Migration genau in die entgegengesetzte Richtung stattfand. Dokumente bezeugen die Sorte bereits im 12. Jahrhundert in der Gegend rund um Bologna, zu einem Zeitpunkt, als es dergleichen Aufzeichnungen rund um Asti und Alba noch längst nicht gab.)

Zwei Generationen: Von Anfang an bewirtschaftete Maria ihre Weingärten biologisch, seit 1992 ist sie entsprechend zertifiziert. Flavio hat daran nie etwas geändert. Im Gegenteil. Den kompromisslosen Weg seiner Mutter (die übrigens noch immer am Weingut werkt) ist er noch ein Stück weitergegangen. Er experimentiert mit extremen Stockdichten und Niedrigerziehung und versucht sich zudem an Rebsorten, die selbst die ältesten Winzer der Gegend nur noch vom Hörensagen kennen. Und letztlich hat er auch im Keller Entscheidungen getroffen, die dazu geführt haben,  dass er heute Weine keltert, die weit über dem stehen, was man ansonsten aus dieser Ecke kennt. So schafft er es, dem meist eher durchwachsenen Pignoletto sein ganzes Potenzial (Bosco) zu entlocken und interpretiert ihn zudem gleichermaßen erfolgreich in unterschiedlichsten Stilistiken (Falestar, Mamolo). Fast noch erstaunlicher ist der Eligio, seine Sauvignon blanc Interpretation, die reif gelesen und auf der Maische vergoren, meilenweil von den dünnen, grün-grasigen Allerweltversionen entfernt ist, die uns von einem dumpfen Allerweltjournalismus noch immer als sortentypisch vorgegaukelt wird.  Flavios Sauvignon wirkt warm, gelbfruchtig, herbstlich und generös, die Säure ich weich aber strukturgebend, der Körper muskulös aber entspannt.

ROT: Und auch seine Barbera können sich sehen lassen. Die notorische Säure der Sorte wird in den meisten Jahren von der emilianischen Sonne in ein Gleichgewicht gebracht, von der die meisten Piemonteser Versionen nur träumen können. Insofern haben seine Rotweine ein Gleichgewicht aus Frucht, Erde, Kraft, Tannin und Säure, das man sich viel öfter wünschen würde.

Kooperation: Die Entwicklung ist dabei noch längst nicht abgeschlossen. Jede Neuerung, jeder Schritt, der ihn auf noch unbekanntes Terrain führt, wird genau beobachtet und analysiert. Er probiert neue Gebinde aus, experimentiert mit Maische- & Ausbauzeiten, reduziert die Schwefelmengen und filtert immer seltener. Dabei steht ihm oft Claudio Plessi zur Seite, ein brillanter Winzer aus dem zwanzig Kilometer entfernten Caselnuovo Rangone, mit dem er sich den Weinkeller teilt (bzw. ihn auch Claudio zur Verfügung stellt.) Gemeinsam loten sie aus, was möglich ist und keltern dabei Weine, die sich längst als Messlatte für die anderen Winzer ihrer jeweiligen Regionen erweisen.

Wenn es um orange Interpretationen von Weinen geht, genießt das slowenisch-friulanische Grenzgebiet eine Reputation wie das Bordeaux bei Rotweinen. Während ich letzteres bis heute allerdings nicht nachvollziehen kann, gibt’s an ersterem nichts zu rütteln. Ist fix. Und wird immer deutlicher durch all die mediokren Versuche, die links und rechts und oben (wenig) und unten (viel mehr) von ihnen gemacht werden (Ausnahmen gibt’s natürlich, vor allem unten und rechts).

Warum das Friaul orange so stark ist, ist nicht ganz einfach zu sagen. Tradition und Erfahrung mögen eine Rolle spielen – Istrien und Umgebung waren immer Kernland auf den Schalen vergorener Weine. Geeignete Rebsorten (Pinot grigio, Ribolla gialla, Verduzzo, Malvasia, Vitovska und Friulano scheinen sich gut dafür zu eignen, allerdings finden sich auch exzellente Sauvignons und Chardonnays), biologische Bewirtschaftung, ideale Terroirs und talentierte und kompromisslose Winzer, die auch in Zeiten völligen Unverständnisses für den Weinstil, beharrlich damit weitergemacht haben, sind sicher auch nicht unwesentlich.

10 Weine, die ich gerne in großen Mengen in meinem Keller hätte (keine Amphoren, davon ein andermal

1. Alex Klinec: eigentlich alle seine Weine. Würde man mir die Pistole an die Schläfe halten, würde ich mich vermutlich für den Jakot entscheiden. Den allerletzten Jahrgang. Denn Alex Klinec wird, so unglaublich das sein mag, noch immer von Jahr zu Jahr besser.

2. Radikon: good old Stanko ist zwar letztes Jahr gestorben, er hat allerdings eine Batterie an Weinen hinterlassen, die noch lange für ihn leben werden. Wichtig bei der Wahl ist weniger die Frage, ob Jakot, Ribolla oder doch lieber Bianco, sondern die Größe der Flasche – zwischen den Möglichkeiten 0,5 und 1 Liter sollte man sich besser für die Literware entscheiden.

3. Skerlj, Vitovska: Karst. Steinig & salzig. Blüten. Neben dem Tannin auch gut Säure. 12% Alk. aber tief und lang

4. Princic, Tokaj: vor allem in kühlen Jahren, wenn die Eleganz in den Vordergrund rückt und die Säure das Tannin stützt und die Aromen präzis und klar durchkommen.

5. Vodopivec, Vitovska: Monumental. Druck, Power, Wucht, Saftigkeit und trotzdem Trinkfluss.

6. Terpin, Ribolla gialla: gewichtige und doch frische Textur, kräftiger aber nie ausladender Körper, komplexe Aromatik und Tannin so fest wie Francos Handschlag

7. Paraschos, Orange One Bianco: sehr eigenwilliger Name. So orange, dass selbst Fanta blass dagegen aussieht. Ein Monat auf der Maische hinterlässt Spuren, vor allem dann, wenn – so wie hier – Ribolla Gialla mit von der Partie ist. Über mangelnden Gerbstoff braucht man sich auch keinen Kopf machen und auch an Säure mangelt es nicht. Tokaj und Malvasia assistieren übrigens blendend und letztlich manifestiert sich das alles als kräuterig-erdig-agrumige Angelegenheit.

8. Nando, Jakot: orange wie die Kittel tibetischer Mönche; vielschichtige  Aromen, puristisch und exakt. Tiefe mit Trinkfluss.

9. Cotar, Sauvignon Blanc: nicht das einzige Beispiel dafür, dass sich die Sorte bestens für orange Versionen eignet. Saftig und strukturiert, mehr Säure als Gerbstoff. Lotet die Aromenvielfalt der Sorte aus, wobei man grüne und grasige Noten lange suchen kann.

10. Marco Fon, Malvasia: Auch eine jener Sorten, die auf den Schalen vergoren grundsätzlich wesentlich spannendere Ergebnisse liefert als sofort abgepresst. Aromatisch ornamental (Kräuter, rote Beeren, Orangen) aber schon auch Kind seiner Herkunft (Karst) – salzig, ausladend und nachhaltig.

Mazerierte bzw. orange Weine sind Weine, bei denen die Farb- und Gerbstoffe aus den Schalen weißer Trauben gelaugt werden.  Dabei ist das Grundprinzip genau das, das normalerweise bei der Rotweinproduktion angewendet wird. Die Schalen bleiben über eine gewisse Zeit mit dem Most (teilweise auch noch mit dem fertigen Wein) in Kontakt und extrahieren dabei Phenole & Co in den Wein. Wie intensiv dieser Kontakt ist liegt im Ermessen des Winzers. Die Maischestandzeiten variieren dabei zwischen ca. 3-4 Tagen und 80 oder 100 Tagen, es gibt aber auch Produzenten, die mit längeren Mazerationszeiten experimentieren.

Der Macea Bianco 2014 ist und bleibt vermutlich ein Unikat. Wobei natürlich alle einigermaßen natürlich hergestellten Weine in gewisser Hinsicht Unikate sind, ist doch jeder Jahrgang anders als der davor. 2014 war dann halt so anders, dass man bei Macea gleich zu gravierenderen Maßnahmen greifen musste und für genau einen Jahrgang einen neuen Wein ins Leben rief.

Grund dafür war ganz simpel gesagt mieses Wetter – das machte Cipriano Barsanti und seinem Bruder Antonio von Anfang Januar bis Ende September nur Arbeit, mit dem Resultat, dass man am Ende halb so viel hatte wie normal. Und da die Mengen der beiden ohnehin minimal sind, beschlossen sie aus normalerweise zwei Weißweinen – Sauvignon Blanc & Pinot Grigio – einen einzigen zu machen. Die Farbe wird definitiv von letzterem bestimmt, wobei das feine orange lediglich vom langsamen Abpressen der  Trauben herrührt – mazeriert wird bei Macea nie.

Aromatisch stehen Steine, Kräuter und exotische Aromen im Vordergrund und wer daran wie viel Anteil hat, ist müßig zu klären. Fakt ist jedoch, dass die tendenziell ohnehin kühlen natürlichen Voraussetzungen durch den regnerischen Sommer und Herbst die Stilistik nochmals engmaschiger und strukturierter erscheinen lassen. Der Alkohol liegt bei gerade mal 12%, wobei es trotzdem an Textur und Dichte nicht mangelt – der Grund dafür liegt neben gesunden Trauben vor allem an einer langen Hefestandzeit. Abgepresst wird manuell mit einem alten Holzkelter, die Gärung verläuft wild (keine Reinzuchthefen) und ohne weitere Eingriffe, der Ausbau erfolgt über ein Jahr in kleinen, gebrauchten Holzfässern. Gefiltert & geschönt wird nicht, geschwefelt (< 10mg) einzig vor der Flaschenfüllung.

Macea


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