DAS WEINGUT

Antonio Meles Weingut ist eine Bar. Oder umgekehrt. Je nachdem mit welchen Intentionen man eintritt. Wir dachten, es sei eine Bar, tranken Kaffee und fragten danach nach dem Weg zum Weingut Sedilesu. Das, meinte die ältere Dame am Tresen, befinde sich schräg gegenüber, wir könnten aber, wenn wir wollten, zuerst die Weine von ihrem Sohn Antonio probieren. Der trat, wie bestellt, in diesem Moment durch die Hintertür ein und führte uns eine Minute später durch diese hinunter in einen Keller, in dem sich ein paar  Stahltanks und ein paar Holzfässer aus Eiche und Kastanie befinden. 

Darin liegt Cannonau, die große rote Sorte Mamoiadas. Seit 2017 füllt er selbst ab. Davor verkaufte er, so wie es auch schon seine Eltern und Großeltern getan hatten, seine Trauben an andere Winzer des Ortes. Ein paar Tausend Liter produzierte er allerdings auch selbst – für den Eigenbedarf, die Bar und Freunde, die mit 5-Liter Kanister bei ihm vorbeikamen und den Wein aus dem Fass zapften. Damit ist glücklicherweise auch heute nicht Schluss – ein Tank ist immer noch voll für all jene, die gerade keine Korkenzieher eingesteckt haben oder einfach nur ein paar Liter Rotwein haben wollen ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen. 

Dazu gibt es aber mittlerweile auch drei Flaschenweine, die sich hinter den besten Mamoiadas nicht verstecken müssen und die er unter dem Namen „Vinera“ – dialektal für guter Wein – vermarktet. 

Sie stammen aus einem Weingarten namens „Su hastru e su orvu“ – zu deutsch „die Festung des Raben“, den er seit jeher traditionell (alberello-Erziehung) und biologisch bewirtschaftet. Vergoren wird spontan, geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt minimal.

Die Weine

Vino sfuso (der Wein aus dem Tank): Total fein. Weich, rund, mit Körper und Kraft (Cannonau eben) viel Frucht und bestem Trinkfluss. Wir hatten leider keinen Kanister dabei und mussten uns deshalb mit einer 2-Liter-Plastikflasche zufrieden geben.

Vinera:  Antonios wichtigster Wein. Über 10 Monate im großen Holz und danach noch weitere 6 Monate in der Flasche gereift. Dicht und strukturiert. Hat ordentlich Power aber auch die entsprechenden Tannine, um sie zu bündeln. Tiefe dunkle Frucht. Kräuternoten, Pfeffer. Ist für sich zwar exzellent, macht aber mit Lamm, Schaf oder Pecorino noch mehr Spaß.

Vinera Riserva: 12 Monate im Tonneaux und danach nochmals 12 Monate in der Flasche. Wer Zeit und Geduld hat sollte ihm weitere 12 Monate oder mehr gönnen. Opulent und wuchtig, allerdings mit Muskeln. Der Gerbstoff packt zu und die, in Mamoiada stets präsente Säure, lenken den Wein und geben ihm Struktur. Fließt dicht, konzentriert und dunkelfruchtig über den Gaumen und hinterlässt dort eine süße Würze.

Es gibt normalerweise auch noch einen Rosato, doch war der gerade ausverkauft.

ANTONIO MELE

Via V. Emanuele II, 63, 08024 Mamoiada NU
+39 347 0559522
cantinaantoniomele@gmail.com

Cold Facts

Rebsorten: Cannonau
Rebfläche: 6 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja,
Wohnmöglichkeit: nein

DAS WEINGUT

Mamoiada ist ganz tief mit dem Namen Sedilesu verbunden. Ohne Giuseppe und Grazia, die mittlerweile fast so alt sind wie die ältesten Rebstöcke des kleinen Dorfes, wäre Mamoiada vermutlich noch immer ein gottverlassener Ort, ein wenig südlich der Provinzhauptstadt Nuoro. Doch als die beiden im Jahr 2000 anfingen, ihren Wein als erste des Dorfes in Flaschen zu füllen und auch noch erfolgreich zu verkaufen, lösten sie eine zwar langsame aber doch stetige Revolution aus, die Mamoiada heute zum Hotspot sardischer Weinkultur macht. 2001 begann auch Giampietro Puggione mit der Flaschenfüllung, 2004 Giovanni Montisci. 2015 waren es insgesamt sechs Winzer, 2020 – nach der Gründung der lokalen Winzerorganisation Mamoja – stolze 22.

Federführend in der Etablierung des Namen Sedilesu und damit auch Mamoiadas waren dann vor allem Salvatore und Francesco Sedilesu, die Söhne von Giuseppe und Rosalia, die im Weingarten an den Traditionen der Gegend festhielten, sie jedoch in offizielle Bahnen lenkte. Die 22 Hektar Weingärten – mit Abstand die meisten in Mamoiada – sind heute offiziell biozertifiziert, gearbeitet wurde allerdings von keinem Winzer des Ortes je anders: das ist nicht zwingend auf ein ausgeprägteres ethisches Bewusstsein als in anderen Regionen der Welt zurückzuführen, sondern ganz einfach auf die Tatsache, dass Pflanzenschutz aufgrund der extrem trockenen und windigen Bedingungen kaum notwendig ist.

Die Weingärten der Sedilesus liegen zwischen 600 und 850 Meter Seehöhe und sind zum größten Teil mit Cannonau bestockt. Cannonau ist das sardische Synonym für Grenache oder Garnacha und ein Relikt der Spanier, die vom früher 14. Jahrhundert hinweg Sardinien beherrschten. Seit damals dürfte sich die Sorte auch auf der Insel befinden, genug Zeit also, um sich quer durch das Land auszubreiten. In Mamoaida und speziell auch in den Weingärten der Sedilesus zeigt sie ihr ganzes Potenzial. Daneben kultiviert die Familie aber auch noch Granazza, eine autochthone weiße Sorte, die einzig und allein in der Barbagia, dem zentralen Hochland Sardiniens vorkommt. Früher versuchte man damit den Cannonau zu zähmen, heute wird sie jedoch immer öfter reinsortig und im Fall der Sedilesus auch mit längeren Schalenkontakt ausgebaut.

Im Keller des Weinguts, das sich mitten im Zentrum Mamoiadas befindet, ist in den letzten zwei Jahrzehnten einiges passiert. Was nicht bedeutet, dass die Sedilesus die ihnen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten komplett ausnutzen. Im Gegenteil. Man genießt zwar den Umstand ausreichend Platz zu haben, vinifiziert jedoch großteils so wie es auch schon Giuseppe gemacht hat. Die Gärung startet spontan und ohne Temperaturkontrolle oder sonstige Interventionen. Je nach Weintyp gibt es unterschiedlich lange Maischestand- und Ausbauzeiten. Gereift wird größtenteils in Holz. Geschönt und gefiltert wird grundsätzlich nicht.

Die wichtigsten Weine

Granazza: Das weiße Aushängeschild der Gegend. Profitiert wie auch der Cannonau von den klimatischen Bedingungen. Ergo: tagsüber viel Sonne, kalte Nächte, viel Wind. Über 10 Monate in Zement ausgebaut. Blütenaromen, weiße Fruchtaromen, Kräuter. Nicht zu viel aber doch ausreichend Säure. 

Granazza sulle bucce (Granazza auf den Schalen): Definitiv die spannendere Variante. Vital und druckvoll. Erdig. Tiefe, reife gelbe Frucht. Intensive Blütennoten. Macht Dampf in Richtung Gaumen. Wirkt am Ende warm und doch belebend.

Perda Pintà: 100% Garnazza. Nach einer Großlage in Mamoiada benannt. Im Barrique vergoren und ausgebaut. Meist recht kompromisslos im Alkohol (2018 hatte ich eine Version – ich glaube 2014 – mit 17,3% Alk.). Für klassische Rieslingtrinker gewöhnungsbedürftig. Kräuter & Balsamnoten. Kaum Frucht. Mediterran in jeglicher Hinsicht.

Mamuthone: 100% Cannonau. Der Klassiker des Hauses.

Ballu Tundu: Damit fing im Hause Sedilesu alles an. Cannonau von 100-Jahre alten Reben. Wochenlang auf den Schalen und zwei Jahre im Fass. Opulent, dicht und warm. Unter sardischer Sonne gewachsen. Ein Wein, der zeigt, wo er herkommt. Reife, rote Frucht, süße Gewürznoten. Kraftvoll, konzentriert und ausgewogen.

Sedilesu: 100% Cannonau. Wie schon beim Ballu Tundu Trauben von sehr, sehr alten Reben. Über zwei Jahre im Holz ausgebaut. Üppig und mächtig. Dank präsenter Säure und bündelndem Tannin allerdings auch im Gleichgewicht. Kraftvoll und ausdrucksstark. Konzentrierte Frucht, mediterrane Kräuter, tiefe Würze. Lang. 

GIUSEPPE SEDILESU

Francesco & Salvatore Sedilesu
Via Vittorio Emanuele II
Mamoiada
Telefon: +39078456791
Email: ufficio.sedilesu@gmail.com
www.giuseppesedilesu.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 100000 Flaschen
Rebsorten: Cannonau, Granazza
Rebfläche: 22 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja – eigener Verkostungsraum und Shop
Wohnmöglichkeit: nein

DAS WEINGUT

Simone Sedilesu stammt aus dem Clan der Sedilesus, in Sachen Wein seit jeher Vorreiter in Mamoiada, einem kleinen Ort hoch oben in den Bergen Sardiniens, bekannt für die Vielzahl dort herumlaufender 100-jähriger, sein Maskenfest und seine fantastischen, quasi ausschließlich aus Cannonau gekelterten Rotweine. Er ist studierter Önologe, der – anders als die meisten Weinbauern Mamoiadas – sich auch im Ausland umgeschaut und in Südafrika gelernt hat „wie ich Wein nicht machen will.“

Tief mit seiner Familie und den Traditionen Mamoiadas verbunden, nutzte er 2015 die Möglichkeit 3 Hektar Weingärten samt Weinkeller von einem alten Weinbauer mit noch älteren Weinreben zu erstehen und alleine seinen Weg zu gehen.

Knapp 100 Jahre sind seine ältesten Cannonau-Rebstöcke alt, gepflanzt in sandige Böden auf ca. 750 Meter Höhe. Diese vier Komponenten – Rebsorte, Alter der Rebstöcke, der sandige Untergrund und die Höhe – sind, laut Simone, alles entscheidend für das Verständnis und die Identität mamoiadischer Weine. Cannonau, vermutlich besser bekannt als Grenache (franz.) oder Garnacha (span.) tendiert zu hohen Alkoholgradationen und das ist auch in Mamoiada nicht anders. Im Gegenteil. Nirgendwo sonst scheint die Rebsorten so viel Zucker zu akkumulieren wie dort, doch anders als beispielsweise in Chateauneuf-du-Pape oder Navarra behält sie dank der Höhenlage und den damit verbundenen kühlen Nächten auch eine puffernde Säure, die dem Wein auch bei 16% Alkohol Trinkfluss verleiht. Der sandige und staubtrockene Untergrund ist wiederum ideal für die Sorte, die über zu viel Feuchtigkeit nicht allzu glücklich ist.  Die steinalten Rebstöcke wiederum liefern eine immense Vielfalt an unterschiedlichen Cannonau-Biotypen und folglich zwar meist wenige aber dafür umso ausdrucksstärkere Trauben. All das und noch viel mehr weiß Simone natürlich, der schon als kleiner Junge mit seinem Großvater Giuseppe (dem Initiator der mamoiadischen Weinrevolution) durch die Weingärten streifte und das einst Gehörte heute mit seinem, in der Universität angesammelten wissen vereint.

Die Bewirtschaftungsart der Weingärten ist seit Kurzem offiziell biologisch, wobei es, laut Simone, in Mamoiada niemanden gab und gibt, der nicht biologisch arbeiten würde – wobei zumindest derzeit die wenigsten zertifiziert sind. Das liegt nicht an einem besonders ausgeprägten ethischen Verständnis der Bevölkerung, sondern ganz einfach daran, dass es aufgrund der Trockenheit und des stets einfallenden Maestrale kaum Rebkrankheiten gibt.  

Die handgelesenen Trauben werden im Keller spontan in Stahl- und Plastikbehältnissen vergoren und danach fast durchwegs in unterschiedlich großen Holzfässern ausgebaut.

Die Weine

Barbagia IGT: Simones Weißwein. Aus 100% Granazza. Granazza wurde früher dazu verwendet, die Kraft des Cannonau ein wenig zu zügeln. Weshalb sich auch heute noch immer wieder vereinzelt Rebstöcke in den Weingärten finden, die Simone mittlerweile separat vinifiziert. Im Stahltank ausgebaut ist er saftig, lebendig und fein-aromatisch, mit einem zupackenden Säuregerüst und einer, für sardische Verhältnisse, überraschenden Frische. 

Cannonau IGT: Die Basis. Hat für gewöhnlich weniger Alkohol als die meisten anderen Weine aus Mamoiada. Lässt sich also schon am Nachmittag trinken. Bleibt über gut zwei Wochen in Kontakt mit den Schalen und landet danach für ein Jahr in 1000 Liter fassende Tonneaux. Rote Frucht, Kräuter, Pfeffer. Erstaunlich elegant und geradlinig. 

Cannonau Riserva IGT: Stammt von 90 Jahre alten Rebstöcken eines speziellen Weingartens (Garaunele). Spontan vergoren bleibt der Wein über 30 Tage in Kontakt mit den Schalen und verschwindet danach für zwei Jahre in gebrauchten 500-Liter fassenden Holzfässern. Intensiv, kraftvoll, konzentriert. Dunkelfruchtig und würzig. Opulent, doch dank eines zupackendes Gerbstoff- und Säureprofils, ausgewogen. 

CANTINA VIKEVIKE

Simone Sedilesu
Via Marsala, 19/21,
08024 Mamoiada NU, Italia
Telefon: +39 348 229 0179
Email: cantinavikevike@gmail.com
www.vikevike.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 120000 Flaschen
Rebsorten: Cannonau, Granazza
Rebfläche: 3 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja
Pflanzenschutz: kaum Kupfer, Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Bezugsmöglichkeiten Italien online: inke (spezialisiert auf sardische Produkte)

Bezugsmöglichkeiten AT, DE, CH: nicht, dass ich wüsste

DAS WEINGUT

Giovanni Montisci macht ziemlich sicher den besten Cannonau Sardiniens. 

Zumindest toppt er mit seiner Barrosu Riserva Franzisca meine persönliche Rangliste. Die Reben dafür stehen in einem 0,7 Hektar großen Weingarten in Mamoiada, im Herzen der sardischen Barbagia. Sie wurden dort ungefähr 1935 ausgepflanzt, in einer Zeit also, in der die Barbagia zu den entlegensten Orten Italiens gehörte und ihre Bevölkerung vorwiegend aus Hirten und Banditen bestand. 

Ende der 1990er Jahre erbte Giovanni, der damals mit Wein nichts am Hut hatte und als Mechaniker arbeitete, die kleine, verwilderte Parzelle (und noch 1,3 Hektar mehr), die im Laufe der Zeit sein Leben verändern sollte. Begeistert von der Arbeit im Feld, setzte er den Weingarten wieder instand, hörte sich bei den alten Winzern von Mamoiada um und lernte mit deren Hilfe alles über die vitikulturellen Traditionen der Region.

Da zwei Hektar nicht allzu viel, für ihn allerdings ausreichend sind, kann er sich mit jedem Rebstock einzeln beschäftigen und auf größere Maschinen verzichten. Er macht quasi alles per Hand, für gröbere Arbeiten hat er ein Pferd. 

Seine drei Parzellen sind mittlerweile biologisch zertifiziert, wobei ihm das günstige Klima Mamoiadas zusätzlich in die Karten spielt. Peronospora, das nur mir Kupfer oder Fungiziden zu bekämpfende Damoklesschwert im kontinentalen Weinbau kommt in Mamoiada nur alle heiligen Zeiten vor – der Trockenheit und dem tagtäglich blasenden Maestrale sei Dank. 

Cannonau ist Giovannis unumschränkte Nummer eins. Er keltert daraus die bereits erwähnte Riserva, einen weiteren Wein, den vermutlich jeder andere Winzer als Riserva bezeichnen würde und einen gewichtigen rosato, der zu den besten Italiens gehört. Seit 2019 füllt er auch offiziell einen Weißwein, einen Vermentino mit dem Namen Modestu.

Im Keller setzt Giovanni die Prinzipien, die seine Weingartenarbeit bestimmen, konsequent weiter fort. Er vergärt spontan und ohne Temperaturkontrolle in offenen Gärbottichen, mazeriert für ca. 3 Wochen und lässt seine Weine dann für ein gutes Jahr und ohne weitere Eingriffe (kein Schönen, kein Filtern, kein Schwefeln) reifen.

Die Preise der Weine von Giovanni Montisci schlagen ganz ordentlich nach oben aus, doch gehören sie auch allesamt zum Besten, was man aus Sardinien trinken kann.

Barrosu Rosato: aus 100% Cannonau. Im gebrauchten Barriques über 8 Monate ausgebaut. Sprengt die Erwartungshaltungen, die man gemeinhin mit Rosé verbindet. Hat Power, Substanz, Tiefe und reife Fruchtaromen, dank der ganz speziellen klimatischen Voraussetzungen Mamoiadas  und der Höhenlage seines Weingartens aber auch Säure und Präzision. 

Barrosu: stammt von einem nicht ganz so alten Weingarten (1955 gepflanzt). Über 12 Monate im Tonneaux ausgebaut. Dicht und intensiv. Rote Frucht, Myrte und andere mediterrane Kräuter. Pfeffer. 15,5% Alkohol (der 2018er). Das tut aber nicht viel zur Sache, da die immense Power durch ordentlich Gerbstoff, vor allem aber durch vitale Säure gepuffert wird. Beeindruckend lang. 

Barrosu Riserva Franzisca: Eleganz ist keine Qualität, die man in sardischen Weinen suchen sollte. Und doch vermittelt Giovannis Riserva bei all ihrer monumentalen Kraft doch auch eine gewisse Leichtigkeit – aber vielleicht unterliege ich da auch einer Sinnestäuschung, denn letztlich sprechen 15,5% Alkohol schon eine deutliche Sprache. Wie auch immer. Aromen, Säuren, Tannine, Extrakte & co. stehen in einer perfekten Konstellation zueinander und machen den Wein zu einem, in Worten schwer zu beschreibenden, grandiosen sensorischen Ereignis.

Modestu: 100% Vermentino von einem knapp 1000 Meter hoch gelegenen Weingarten – leider, leider noch nie probiert.

GIOVANNI MONTISCI

Via Asiago, 7B
Mamoiada
Telefon: +39 328 019 3273
Email: giovanni.montisci@tiscali.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 5000 Flaschen
Rebsorten: Cannonau, Vermentino
Rebfläche: 2 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Bezugsquellen Italien (Online): callmewine, decanto, wineyou

Bezugsquellen (AT/DE/CH): –

DAS WEINGUT

Die Brüder Roberto und Lorenzo Pusole sind die vierte Generation des gleichnamigen Familienbetriebs, in dem zwar Wein den Ton angibt, zudem aber auch noch Schweine gezüchtet, alte Getreidesorten angebaut und Oliven geerntet und zu Öl verarbeitet werden. Eher abseits vom Schuss, an den zum Meer abfallenden Hängen von Baunei und Lotzorai  an der Ostküste Sardiniens gelegen (eine der ruhigsten und gleichzeitig schönsten Küstengegenden der Insel), kultivieren die drei Cannonau, Vermentino, Cannonau Bianco und Monica, wobei der Schwerpunkt ganz eindeutig auf den beiden erstgenannten Sorten liegt. 

Die Bewirtschaftung ist im besten Sinne traditionell und baut grundsätzlich auf den Ideen die schon die Eltern- und Großeltern in die Praxis umsetzten. In wenigen Worten bedeutet das, dass die Weingärten niemals Herbizide, Pestizide und Fungizide gesehen haben und auch nicht bewässert werden, was vor allem dem hohen Alter der meisten Rebstöcke geschuldet ist, deren Wurzeln das Wasser aus der Tiefe aufsaugen und generell mit wenig Feuchtigkeit auskommen. Eine Konsequenz daraus ist auch ein verhältnismäßig niedriger Ertrag pro Rebstock, der oft weniger als 1 Kilo und selten mehr als 1,5 Kilo pro Rebstock ausmacht.

Anstatt selbst zu mähen, überlassen die beiden das Gras zwischen ihren Rebstöcken den Hirten und ihren Schafen, die im Frühling noch immer zu Tausenden durch das Land ziehen. 

Geologie wie auch Klima sind in dieser Zone der Insel, der sogenannten Ogliastra, äußerst heterogen. Das hat seinen Grund vor allem in der extrem steilen Topographie der Gegend, wo zwischen (tatsächlich türkisem) Meer und 1000 Meter hohen Gipfeln nur wenige Kilometer Luftlinie liegen. Weingärten befinden sich unten wie oben, auf Sand, Ton, Granit oder Schiefer, gelegentlich beeinflusst vom Meer, gelegentlich aber auch von Luftmassen, die von den Bergen herabströmen. Die Vielfalt an Einflüssen vermitteln Roberto und Lorenzo in einem halben Dutzend Weinen. Vergoren wird spontan (pied de cuve) und ohne Temperaturkontrolle, wobei die Schalen – egal, ob weiß oder rot – grundsätzlich für einige Tage in Kontakt mit dem Most bleiben. Ausgebaut wird je nach Stilistik in unterschiedlichen Gebinden. Die Weine werden weder geschönt noch gefiltert. 

Pusole gehört definitiv zu den besten Weingütern der Insel. Wer Cannonau in unterschiedlichen Schattierungen kennenlernen will, ist mit ihren Weinen bestens bedient. Dank einer traditionell nachhaltigen Bewirtschaftung und intelligenter Vinifikation haben alle Weine Charakter und Tiefe. 

Die Weine

Pusole Rosso: Einstiegscannonau. Stammt von diversen Weingärten rund Lotzorai. Wird im Stahltank ausgebaut. Ist mit nur 14% Alkohol relativ zahm für einen sardischen Cannonau und wirkt auch erstaunlich frisch. Hat rote Früchte und getrocknete Kräuter im Aromatalon, ist lang und ausgewogen. (online ca. € 12 bei decanto.it, callmewine.it, wineyou.it, enoteca galli)

Ogliastra Bianco: Die weiße Antwort. Zu 100% aus Vermentino. Von jungen Rebstöcken, die großteils in Granit wurzeln. Kurz mazeriert. Ausbau im Edelstahl. Einladend, sympathisch, angenehm. Trocken, weiße Fruchtaromen, Kräuter. Weiche Textur. Guter Grip. 

Karamare: Der zweite Weißwein der Pusoles. Gewichtiger und profunder. Aus Cannonau Bianco, einer Kreuzung aus Galoppo und Cannonau. Länger auf der Maische als der Ogliastra Bianco. Salz und Sonne. Kraftvoll, dicht, intensiv, lang. Ausgewogen und druckvoll. Einer der besten Weißweine der Insel.

Casesparse: Cannonau mit einem mikroskopischem Anteil Monica. Im Stahltank ausgebaut. Intensiv fruchtig. Hat trotz seiner Kraft eine Menge Trinkfluss in sich. Harmonisch. Mit bestens integrierten Tanninen. Bleibt haften. Sehr gut.

Saccarè: Cannonaumonumenta aus einer Einzellage. Steinalte Rebstöcke. Einer der Meilensteine sardischer Rotweinkunst. Ein Jahr in gebrauchtem Holz gereift. Potent und nachhaltig. Nichts für einen Kindergeburtstag. Intensiv und druckvoll. Tiefe Frucht- und Kräuternoten. Pfeffer. Lang und langlebig.

PUSOLE

Località Perda e Cuba
Viua Monte Oro 13
Telefon: + 39 333 404 7219
Email: roberto.pusole@gmail.com

Cold Facts

Jahresproduktion: ca.25000 Flaschen
Rebsorten: Cannonau, Cannonau Bianco, Monica, Vermentino
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Bezugsquellen Italien online: decanto.it, wineyou.it, dolce-vite.com, enoteca galli;

Bezugsquellen (AT, DE, CH): –

DAS WEINGUT

Es gibt nicht viele Leute, die dem Land ihrer Kindheit und Jugend so verbunden sind wie Elisabetta Montesissa. Das lässt sich in ihrem Fall nicht nur in Worten bemessen. Viel offensichtlicher wird es anhand der Tatsache, dass sie sich jedes Wochenende ins Auto oder in den Zug setzt und von Rom, wo sie bei Campagna Amica – einer landwirtschaftlichen Vereinigung zur Aufwertung lokaler Produkte – arbeitet, ins Val Chero in den äußersten Westen der Emilia aufbricht. 500 Kilometer hin, 500 Kilometer zurück, um ihren Eltern bei der Herstellung und Vermarktung von drei Weinen zu helfen, die basierend auf dem Gedankengut der Naturweinszene, eine vergangene Sensorik wiederbeleben.

Wobei sich schon ihre Eltern und Großeltern den Avancen der Agroindustrie größtenteils zu entziehen wussten. Die vergärten ihre Weine – allesamt Frizzante, wie es der Tradition der Region entspricht – bis in den November hinein, ehe die Hefen – bei noch vorhandenem Restzucker – aufgrund der zunehmend tiefen Temperaturen ihre Arbeit einstellten. Im Frühjahr filterten sie dann, ehe sie die Weine in Flaschen füllten, wo sie bei steigenden Temperaturen zu Ende gärten. Das Filtern lässt Elisabetta mittlerweile wieder weg, ansonsten ist fast alles gleichgeblieben. 

Wie im Keller zollen Elisabetta und ihre Eltern auch im Weingarten der Geschichte der Region Tribut. Die vier wichtigsten Sorten Piacenzas – Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera und Bonarda – sind auch bei ihnen die Protagonisten, ergänzt von ein paar Reihen Syrah und ein paar alten autochthonen Sorten der Region. Erzogen werden sie im Guyot Piacentino, das einen sehr kurzen Rebschnitt vorsieht und die spätere Lesemenge schon vorab reduziert. Die Weingartenarbeit ist zertifiziert biologisch und geschieht größtenteils per Hand.

Die Weine 

Buonissima: Einer der großen Schaumweine der Emilia. Aus Malvasia di Candia Aromatica und Ortrugo gekeltert. Aufgrund einer zehntägigen Mazeration der Schalen mit Ecken und Kanten, fordernd aber doch auch animierend und einladend. Hat trotz seines geringen Alkohols ordentlich Kraft und Substanz. Öffnet sich einem breiten Aromaspektrum aus Kräutern, Zitrusfrüchten und  reifem Steinobst. Lebhaft und strukturiert bis zum Gaumen. Reift mit Sicherheit blendend.

Rosissima: Rosé-Frizzante aus Barbera und Bonarda. Nach dem Salasso-Prinzip hergestellt. Dabei wird der unter dem Druck der aufeinanderliegenden Trauben abfließende Most aufgefangen und vergoren. Die Zweitgärung findet wiederum in der Flasche statt. Hat eine lebhafte Säure, Grapefruit und Beerennoten. Fürs flotte Wegtrinken gedacht.

Rio Mora: Nochmals Frizzante aus Barbera und Bonarda, diesmal allerdings in rot. Im Grunde genommen ein klassischer Gutturnio, der allerdings nicht als solcher deklariert ist. 15 Tage auf der Maische. Zweitgärung in der Flasche (rifermentato), danach noch ein Jahr zur Reifung in der Flasche. Dunkel, fruchtbetont, würzig, fleischig. Eher weiches Tannin. Lebhafte Säure. Sehr direkt und geradlinig. Wie so oft in der Emilia, vor allem auch als Essensbegleiter gedacht. 

Den Rio Fratta (Syrah, Barbera, Bonarda) habe ich noch nie probiert.

Emilio Montesissa

Azienda Agricola Montesissa Emilio
Loc. Magnano – Case Biasini, 189 – 29013 Carpaneto P.no (PC)
Tel. +39.0523.850158
email: info@montesissaemilio.it

www.montesissaemilio.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 15000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera, Bonarda, Syrah
Rebfläche: 10 ha, 5 ha bewirtschaftet
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Biscaris gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online erhält man sie bei winepoint.it, callmewine.it

DAS WEINGUT

Früher lief durch das Val Trebbia, dem laut Ernest Hemingway schönsten Tal der Welt, eine „via del sale“, eine Salzstraße. Verpflegung für die Handelsreisenden gab es unter anderem in Travo, wo die Familie Borri eine Osteria hatte. Das Gasthaus gibt es nicht mehr, geblieben sind allerdings drei Hektar Reben, aus denen Andrea Pradelli, ein Diplomlandwirt, gemeinsam mit seiner Mutter Gabriella Borri ein erstaunlich umfangreiches Sortiment an Weinen keltert.  

Die Weingärten liegen zwischen 400 und 700 Metern, basieren größtenteils auf Kalkmergel (wie in der Steiermark und im Collio) und exponieren sich in Richtung Süden und Südwesten. Die Bewirtschaftung erfolgt fast überall per Hand und ist generell biologisch, wobei man sich nicht zertifizieren lassen will, da im Jahr 2008 die meisten Reben der, von der amerikanischen Rebzikade verbreiteten Flavescenza Dorata zum Opfer gefallen sind, gegen die – im Fall des Falles – nur Insektizide helfen.

Die daraufhin stattfinden Neuauspflanzungen nutzte Andrea, um neben die Klassiker der Region –  Bonarda, Barbera, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc und Trebbiano – auch die aus Bonarda und Barbera gekreuzte Rebsorte Ervi auszusetzen, aus der er mittlerweile den Don Dante, einen intensiv-würzigen und  körperreichen Rotwein keltert.

Im Keller wird grundsätzlich spontan vergoren, nicht filtriert und wenig bis gar nicht geschwefelt. Die Trester werden zu Grappa weiterverarbeitet.

Weine (eine kleine Auswahl, ich kenne bei weitem nicht alle)

Mappale 25: Sauvignon Blanc. Das ist weniger ungewöhnlich, als es scheint. Sauvignon ist in Parma und Piacenza seit gut 200 Jahren zu Hause und macht sich erstaunlich gut. Weniger kräuterig als sonst, dafür gelbfruchtig, straff und konzentriert.

MaSrà: Rifermentato, ergo Zweitgärung in der Flasche. Hauptanteilig Ortugo, unterstützt von ein wenig Malvasia und Sauvignon Blanc. Einige Tage Maischestandzeit, weder geschönt noch gefiltert. Sympathisch, einladend, leicht. Mit ordentlich Säure und schönem Druck am Gaumen.

Zerbina: Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc. Eine Tage auf der Maische, danach Ausbau über 1 Jahr im Stahltank. Ungefiltert und ungeschönt. Trockenfrüchte, Laub, Zitrus. Gehaltvoll und dicht, dabei jedoch kühl und strukturiert.

Don Dante: gelungenes Experiment. Andrea ist einer der ganz wenigen Winzer weltweit sein, der sich Ervi (was für ein trostloser Name), dieser Kreuzung aus Bonarda und Barbera, ernsthaft annimmt. Nach einem Jahr im Tonneaux ist der Don Dante pfeffrig und rotbeerig, üppig, dicht und konzentriert, ein Monument, kraftvoll und eindringlich.

Tenuta Borri

Andrea Pradelli
loc. Margherita, 29020 Travo PC
info@tenutaborri.it
+39 338 469 3571
www.tenutaborri.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 15000 Flaschen
Rebsorten: Ortrugo, Malvasia di Candia Aromatica, Sauvignon Blanc, Moscato Bianco, Trebbiano Romagnolo, Barbera, Bonarda, Ervi
Rebfläche: 3,5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: nein
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

 

DAS WEINGUT

Andrea Cervini macht in Statto, am Eingang zum Val Trebbia Wein – einem historischen Ort in önologischer wie auch in militärischer Hinsicht. Von ersterem erzähle ich weiter unter. Von letzterem zeugt der Elefant auf Andreas Flaschenetiketten, ein bildlicher Verweis auf Hannibals Sieg gegen den römischen Konsuls Tiberius Sempronius Longus im Jahr 218 v. Chr. an der Trebbia, einem vom Apennin herabströmenden Nebenfluss des Po. Bei dieser Schlacht vernichtete Hannibal zwar die Armee seines Kontrahenden, gleichzeitig verlor er allerdings auch 36 seiner 37 Kampfelefanten – mit dem letzten sollte er dann triumphal in Arezzo einreiten. 

In önologischer Hinsicht historisch ist die Gegend deswegen, weil hier seit knapp 30 Jahren Giulio Armani seinem Handwerk nachgeht, der – gemeinsam mit Elena Pantaleoni von La Stoppa – die Geschicke der Region fast im Alleingang und ziemlich nachhaltig verändert hat. Armani war es auch, der Cervini dazu animierte, aus den Trauben, die er bis dahin weiterverkaufte, eigene Weine zu keltern, was Andrea schlussendlich von 2006 an auch tat. 

Seine Weine tragen folglich auch ein wenig die Handschrift Armanis und lassen sonst vor allem die Reben und das Terroir des Val Trebbia zu Wort kommen: also Malvasia di Candia Aromatica, aus der er eine eindringliche und fordernde maischevergorene Version keltert, Barbera, die er zu einem geradlinigen und dynamischen Tischwein und Essensbegleiter verarbeitet und Bonarda, aus der er gemeinsam mit Barbera, eine profunde und anspruchsvolle Cuvée fabriziert. Die vier Hektar Weingärten bewirtschaftet er biologisch, die Eingriffe im Keller sind marginal aber nachhaltig: so belässt er Rotweine wie Weißweine auch noch bei der Reifung für drei bis sechs Monate in Kontakt mit den Schalen, um auch wirklich alles, was sich an Phenolen und Aromen darin findet, in seine Weine zu extrahieren.

Vino del Poggio Bianco: Eine eindrucksvolle Widerlegung, dass lange mazerierte Weine nichts von ihrer Umgebung erzählen. Wer die Weine von Denavolo, La Stoppa oder Casè kennt, wird nicht lange zögern und diesen Wein nicht nur in die Emilia, sondern gleich mitten ins Val Trebbia platzieren. Aus Malvasia di Candia Aromatica gekeltert, spontan vergoren und erst nach sechs Monaten abgepresst bietet Andreas Bianco Grip, Struktur und Profil wie ein Nebbiolo, eine profunde aber doch elegante Textur und zudem ein erstaunliches Potpourri an floralen, kräuterigen und gelbfruchtigen Aromen. Ungeschwefelt.

Vino del Poggio Rosso: zur Gänze aus Barbera gekeltert. Spontan im Edelstahl vergoren und danach in großen Holzfässern ausgebaut. Rustikal, mit einer nicht zu unterschätzenden Säure ausgestattet. Fokussiert und puristisch. Rotfruchtig. Pfeffrig. Offen und einladend. Exzellenter Essensbegleiter zu emilianischen Schweinereien. Ungeschwefelt.

Vino del Poggio Navel Rosso: Barbera/Bonarda. Kompromisslos fordernd wie auch seine andere beiden Weine. Kein weichgespültes Allerweltsgetränk, vielmehr ein Beleg dafür, was passiert, wenn man die Inhaltsstoffe einer Traube tatsächlich komplett in den Wein transportiert. Nach dreimonatigem Schalenkontakt und einem einjährigen Ausbau im gebrauchten Barrique bietet der Navel erdige Unterholznoten und dunkle Frucht. Die Struktur ist ausgewogen, wobei es weder an Säure noch an Gerbstoff mangelt. Der Körper ist erstaunlich elegant, der Trinkfluss unbeschwert. Ungeschwefelt. Wie alle seine Weine kann man auch den Navel ohne Bedenken für einige Jahre im Keller vergessen.

Andrea Cervini - Il Poggio

Località Poggio Superiore Statto, 6
29020 Travo (PC)

tel. +39.334.1544810
tel. +39.328.3019720
www.poggioagriturismo.com

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 4 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Essmöglichkeit: ja

Die Weine von Andrea Cervini gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum, während man sie online aus Italien bei allen größeren Naturweinhändlern (callmewine, decanto, rollingwine, wineyou) bestellen kann.

 

DAS WEINGUT

Marco Cordani ist ein Winzer alten Schlages. Bei Verkostungen, zwischen seinen Kollegen, wirkt er wie aus der Zeit gefallen, ruhig, zurückhaltend und nur dann gesprächig, wenn es um seine Arbeit geht. Die erledigt er seit frühester Jugend tagtäglich nahe der kleinen Ortschaft Carpaneto Piacentino in den Montine di Celleri, wo er die sechs Hektar Weingärten pflegt, die sein Urgroßvater Angelo und sein Großvater Benvenuto angelegt haben. Abgesehen von einem kurzen Intermezzo als Schiffsbauer hat sich Marco Zeit seines Lebens um die Familienreben gekümmert, die sich mit Ausnahme einer kleinen Parzelle Syrah aus den klassischen Sorten des Piacentino zusammensetzen: Barbera und Bonarda (alias Croatina) machen die rote Fraktion aus, Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco, Ortrugo und Trebbiano stehen für die weißen und orangen Vinifikation zur Verfügung.

In die Flaschen kommen neben drei Stillweinen (Oracolo, Apogeo & Perigeo) drei Frizzante, die der Tradition entsprechend nach einer Erstgärung in der Flasche mit einem noch vorhandenen Restzuckergehalt überwintern (die Hefen stellen bei entsprechend niedrigen Temperaturen ihre Arbeit ein) und im Frühjahr bereits in die Flasche gefüllt, fertig gären. Der komplette Vinifikationsprozess läuft nach altem Vorbild ab, das heißt, dass weder Reinzuchthefen verwendet werden, noch filtriert oder am Ende der Zweitgärung degorgiert wird. 

Es ist nicht so, dass Marco sich Innovationen völlig verschließen würde – er besucht mehrmals im Kurse und saugt das, was ihn weiterbringt und seiner Konzeption von Wein nicht widerspricht interessiert auf. Manchmal probiert er auch Sachen aus, die er dann wieder bleiben lässt. Mit Reinzuchthefen konnte er sich beispielsweise nicht anfreunden. Er fand den völlig problemlosen Gärverlauf irritierend und das Geschmacksbild seiner Weine austauschbar, banal und identitätslos. Kurz, er erkannte sie nicht wieder und kehrte folglich gleich im nächsten Jahr wieder zu seiner altbewährten Herangehensweise zurück. 

Wer direkt bei ihm vorbeifährt, bekommt auch noch – gleichfalls eine langgehegte und sehr sympathische Tradition honorierend – Weine direkt vom Fass.

Die Weine

Gutturnio Magia Frizzante: Sprudelnde Cuvée aus Bonarda und Barbera, die nach sechstägigem Schalenkontakt spontan vergoren werden. Fantastischer violetter Schaum, dunkle Beerenaromen, würzig, kräftiges Tannin, zupackende Säure, lebhafte Perlage. Profund und doch erfrischend. Passt bestens zu den klassischen Schweinereien aus der Emilia (Prosciutto, Salami).

Labaia Frizzante: Blend aus Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Trebbiano und Moscato Bianco. Dreitägiger Schalenkontakt. Mundfüllend und dicht, eindringlich und fordernd, mit gelben Fruchtaromen und spürbaren Kräuternoten. Hat Kraft und Energie. Der Gerbstoff lenkt, die Säure versprüht Dynamik. Sehr, sehr gut.

Ortrugo Terzolo Frizzante: Nach einem unter dem Weingarten dahinlaufenden Bach benannt. Das Gegenteil des Labaia. Subtil und filigran. Zurückhaltend. Von feinen Blütennoten und delikater weißer Frucht geprägt. Schlank und elegant. 

Oracolo: Aus den gleichen Rebsorten wie der Labaia vinifiziert. Wurde gleichfalls, und wie fast immer, wenn Malvasia di Candia Aromatica im Spiel ist, ein paar Tage auf den Schalen belassen. Und das spürt man auch. Die Aromen sind intensiv und nachhaltig und Gerbstoff und Säure machen Druck. Hat Länge und Kraft.

Perigeo: Cuvée aus hauptsächlich Barbera und ein wenig Bonarda. Einmonatiger Schalenkontakt. Danach ein Monat über in Zementzisternen. Massiver Körper, intensive Aromatik. Viel dunkle Frucht und Würze. Dank der, der Barbera stets innewohnenden Säure geradlinig und direkt. Dicht und fokussiert am Gaumen.  

Marco Cordani

Loc. Montine – Celleri
29013 – Carpaneto Piacentino (PC)
Telefono 334-1480999
e-mail: info@marcocordani.it
www.marcocordani.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 12000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Moscato Bianco, Trebbiano, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 6 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Mitgliedschaft: Emilia sur li

Die Weine von Marco Cordani gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online aus Italien erhält man sie bei www.decanto.it

 

DAS WEINGUT

Bei Claudio Campaner kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der junge Mann, der 2017 seinen Job in Mailand an den Nagel gehängt hat, um seinen landwirtschaftlichen Betrieb „Distina“ zu gründen, verschreibt sich nicht nur dem Wein – er ist auch Schnapsbrenner und ein sehr guter noch dazu.

Geplant hat er sein Projekt Distina schon ein paar Jahr davor, als er sich einen Hektar Rebland in Bacedasco Alto nahe Piacenza kaufte und bei Vittorio Capovilla, einem der besten Brenner Italiens in die Lehre ging. 

Der Hektar Reben, den er sich besorgte und aus dem er heute zwei Frizzante (metodo ancestrale) vinifiziert, wurde 1980 gepflanzt und ist mit einem Sammelsurium autochthoner Sorten bestockt. Neben der rund um Piacenza omnipräsenten Malvasia di Candia aromatica wachsen darin auch Moscato bianco, Marsanne, Barbera und Bonarda. 

Gleich am ersten Tag stellte Claudio die Weingärten auf biologische Bewirtschaftung um. Die Kultivierung der Reben wie auch der mittlerweile hinzugekommenen Obstbäume basiert auf akribischer Handarbeit. Er tendiert zum Perfektionismus, macht folglich alles selbst, beobachtet viel und hat sich im freien wie auch im Keller der Prinzipien der Naturweinbewegung verschrieben.

Die beiden Weine werden nach der metodo ancestrale vergoren, das bedeutet, dass sie noch während der Gärung – bei ca. 25g/Restzucker – in die Flasche gefüllt und darin fertigvergoren werden. Die abgepressten Traubenschalen verwendet er für die Destillation zu Grappa. 

Für das kommende Jahr hat Claudio zudem die Vinifikation von zwei Stillweinen und die Destillation von Bränden aus alten Obstsorten geplant.

Die Weine

Bason: Assemblage aus Barbera und Bonarda, den beiden roten Klassikern der Region. Ungeschönt und ungefiltert, vital und dynamisch. Fleischig, saftig. Ganz dunkle Frucht. Hat Power, nicht zu knapp Säure und Gerbstoff. Macht ordentlich Dampf in Richtung Gaumen.  

Ambra: Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco und Marsanne auf den Schalen vergoren. Hat Körper und Charakter, Kraft und Eleganz. Ist dichtgewoben, druckvoll und dank der erstgenannten Rebsorten aromatisch mit einer Tendenz zum Gelbfruchtigen und Floralen. Sehr gut.

Distina

Case Sparse Spedale, 24
Bacedasco Alto – Castell‘Arquato (PC)
Tel:3484294260
info@distina.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 5000 Flaschen
Rebsorten: Barbera, Bonarda, Malvasia di Candia aromatica, Moscato bianco, Marsanne
Rebfläche: 2 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Weitere Produkte: Grappa, Obstbrände (top)

Die Weine von Distina gibt es bei der Enoteca Galli (verschickt in den deutschsprachigen Raum)

DAS WEINGUT

Die Gegend rund um Piacenza ist eine wenig bekannte und ziemlich unerschöpfliche Fundgrube für Freunde handwerklich produzierter Weine. Sie hat mit der Malvasia di Candia Aromatica eine der spannendsten weißen Rebsorten Zentralitaliens zu bieten und mit Ortrugo eine zweite, die gerade dabei ist, ihrem Potenzial gerecht zu werden. Mit dem Gutturnio findet man eine adäquate Antwort auf den Lambrusco und nimmt sich zudem die Freiheit, Barbera und Bonarda (alias Croatina), die beiden dafür verwendeten Sorten auch still auszubauen. Mit Giulia Armani und Elena Pantaleoni von La Stoppa gibt es zwei überragende Persönlichkeiten, die seit mittlerweile drei Jahrzehnten einen – weit vom Mainstream entfernten – Weg weisen und zeigen, was in den zum Apennin hinauflaufenden Tälern alles möglich ist.

2014 haben die beiden Geschwister Luca und Claudia Saccomani gemeinsam mit ihren Familien begonnen, genau diesen Weg einzuschlagen. Im Val d’Arda, genauer in Diolo, haben sie in den letzten Jahren ihre insgesamt 12 Hektar Weingärten offiziell biologisch zertifiziert und damit begonnen ihre Weine auch über die Dorfgrenzen hinaus zu vermarkten. Wobei sie im Grunde genommen genau die auf Handarbeit  und Nachhaltigkeit beruhenden Ideen weiterführen, die schon ihre Eltern konsequent umsetzten. 

Mit Ausnahme des Rosso dei Baroni werden alle ihre Weine nach der Erstgärung im Stahltank ein zweites Mal in der Flasche vergoren – was, je nach Intention zu einer leichten oder etwas stärkeren Perlage führt, die den Weinen Vitalität und Energie verleiht.

So nachhaltig der Ansatz im Weingarten ist, so unverfälscht und naturbelassen ist er auch im Keller. Jenseits der ohnehin notwendigen Eingriffe hält man sich zurück, verzichtet auf Schönungen und Filtrationen und bleibt bei den Schwefelungen stets unter 25mg/l.  

Die Weine

Gutturnio: Der Klassiker des Hauses, ein Rifermentato aus Barbera und Bonarda. Wird nach einer achttägigen Maischegärung abgepresst, kurz zur Stabilisierung in Stahltanks gefüllt und danach in der Flasche ein zweites Mal vergoren. Dunkelfruchtiger und würziger als die meisten Lambrusco geizt er nicht mit Säure und Tannin und sollte auch über Jahre hinweg eine positive Entwicklung nehmen. 

Rosso dei Baroni: Assemblage aus Barbera, Bonarda und einem kleinen Anteil Merlot. Bleibt für 20 Tage auf der Maische und landet danach für 18 Monate zur Reifung in Zement und gebrauchten Barriquefässern. Strukturiert, dynamisch und mit ordentlich Power baut er vor allem auf reifen roten Früchten und intensiver Würze. 

Ortrugo: Ortrugo ist – sofern man sie sofort abpresst – delikat und fein und das spürt man auch in diesem Rifermentato. Die Aromen sind vor allem von Blüten und weißen Fruchtnoten geprägt. Der Körper ist schlank und elegant und der Trinkfluss dynamisch und vital. Einfach aber schön zu trinken.

Monterosso: Die klassische weiße Cuvée der Region. Protagonistin ist darin die Malvasia di Candia aromatica, unterstützt wird sie von Ortrugo, Marsanne und Trebbiano. Dank der Malvasia ist sie aromatisch, ohne dabei zu intensiv zu werden. Der Körper ist strukturierter und gehaltvoller als beim Ortrugo, die Perlage ist fein, die Säure geradlinig und präsent.

Marie-Luise: Rifermentato aus Marsanne. Die eigentlich von der Rhone stammende Sorte wurde im beginnenden 19. Jahrhundert mit den napoleonischen Truppen in die Emilia gebracht und fand hier eine zweite Heimat. Cremig. Weiße Blüten. Mandelnoten. Sprudelt sympathisch und vital über den Gaumen.

Die Weine kosten ca. € 10. Im deutschsprachigen Raum gibt es sie meines Wissens nicht, in Italien finden sie sich bei https://www.dolce-vite.com/ortrugo-2018-saccomani.html

Saccomani

Loc. Diolo Croce
Lugagnano val d’Arda (Piacenza)
0523 891718
Giuseppe 389.1858954
Luca 392.6099772
Claudia 393.3960312
E-mail: mail.saccomani@gmail.com
www.saccomanivini.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 30000 Flaschen
Rebsorten: Barbera, Bonarda, Merlot, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Marsanne, Trebbiano
Rebfläche: 12 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Mitgliedschaft: vinnatur

DAS WEINGUT

Kampanien ist Vulkanland. Mit Ausnahme der südlichen Küstenregionen wachsen die Reben quasi ausnahmslos auf Basalt, Tuff und Asche. In den Campi Flegrei genauso, wie in Ischia, am Vesuv, in Taurasi, Irpinia und Roccamonfina. Letztere bezeichnet eine Gruppe erloschener Vulkane an der Grenze zwischen Latium und Kampanien mit dem kleinen Ort Galluccio als Zentrum, der gleichzeitig eine eigene DOC ist.

Genau dort hat die 1965 gegründete Masseria Starnali ihre Weingärten. Seit jeher biologisch bewirtschaftet, ruht die Philosophie von Maria Teresia di Biasio, der Besitzerin des Weinguts, auf drei stabilen Säulen: zum einen geht es ihr darum, den vulkanischen Ursprung auch in den Weinen wahrnehmbar zu machen, zum zweiten um die adäquate Interpretation ihrer drei Rebsorten – Aglianico, Piedirosso & Falanghina und zu guter Letzt um das Thema Nachhaltigkeit. Und da Maria  Teresia eine energische und ihren Prinzipien treue Person ist, setzt sie alle drei Grundsätze auch konsequent um. 

Die Kellerarbeit ist wie auch die im Weingarten auf größtmögliche Nichtintervention und präzise Beobachtung fokussiert. Die Gärung startet spontan und läuft sowohl bei den Weißweinen wie auch den Rotweinen ohne Temperaturkontrolle ab. Es wird nicht geschönt, gelegentlich grob gefiltert und der Einsatz von SO2 reduziert sich auf eine Minimum. 

Maria Teresia keltert (mittlerweile unterstützt von ihrem Sohn Luigi) insgesamt nur drei Weine, die ich immer sehr mochte. Sie haben alle eine, vermutlich auch dem Terrain geschuldete Stoffigkeit und Weichheit und entwickeln doch zum Gaumen hin Druck und Elan. Der Aglianico ist weniger intensiv als seine wesentlich berühmteren Interpretationen aus Taurasi, was ich eher als Vorteil ansehe.

Die Weine

Maresa: 100% Falanghina, einer steinalten, wenn richtig verarbeitet richtig guten Rebsorte. Das passiert zugegebenermaßen selten. Maria Teresa verwandelt sie in einen einfachen aber lebhaften und doch auch stoffigen Wein, bei dem gelbe Fruchtaromen und delikate florale Noten den Ton angeben. 

Santo Sano: 85% Aglianico, 15% Piedirosso. Wie auch der Maresa im Stahltank ausgebaut. Der Inbegriff dessen, was man gemeinhin als ehrlichen Wein versteht, der allerdings, im Gegensatz zu diesem, so gut wie nie ehrlich ist. Kombiniert ohne Fehl und Tadel Frucht, Säure und Tannin zu einem ausgewogenen Ganzen. Der ideale vino da tavola.

Conte di Galluccio: 100% Aglianico. Das unbestrittene Meisterwerk von Maria Teresa und Luigi und dabei auch eine vergleichsweise günstige Version der besten süditalienischen Sorte (ohne die Inseln). Massiv und vibrierend. Hat die Statur eines großen Weines. Duftig, dicht und druckvoll. Mit zupackendem Gerbstoff, einem festen Körper, einer ausladenden Aromatik und ordentlich Zug über den Gaumen. 

Masseria Starnali

Via Masseria Starnali, fraz. Sipicciano
81044 Galluccio (CE).
Tel: 333 9830957.
e-mail: masseriastarnali@libero.it
www.masseriastarnali.it

Cold Facts

Jahresproduktion:
Rebsorten: Aglianico, Piedirosso, Falanghina
Rebfläche: ein paar Hektar
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine der Masseria Starnali gibt es meines Wissens nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online (aus Italien) erhält man sie bei si-wines.

 

DAS WEINGUT

Pian di Stantino ist eigentlich ein kleiner Agriturismo mit Campingmöglichkeiten und einem angeschlossenen Restaurant, in dem man vorzüglich isst und trinkt. Nahe Tredozio, am Eingang des Parco delle Foreste Casentinesi, hoch oben im romagnolischen Apennin gelegen, bietet er die Art von Tourismus, die selbst in tristen Covidzeiten möglich sein sollte: ziemlich alleine durch Wälder wandern und in Ruhe und mit ausreichend Abstand voneinander gut essen und trinken. 

Dass Letzteres mittlerweile allein schon ein Grund ist nach Tredozio aufzubrechen, verdankt sich vor allem Andrea Peradotto, einem gelernten Önologen, der 2016 gemeinsam mit seinem Bruder Martino, dem Inhaber des Agriturismo, begann, alte Weingärten der Umgebung wieder instandzusetzen und ein paar neue auszupflanzen. Die Bewirtschaftung ist seit der ersten Stunde biologisch, der Anspruch der, dem vitikulturell etwas vernachlässigten Territorium südlich von Forlì wieder eine Stimme zu geben.

Im Mittelpunkt steht dabei Sangiovese, die klassische rote Rebsorte der Romagna, die Andrea zu zwei, recht unterschiedlichen Versionen verarbeitet. 

Weine

Ridacchio: stammt von quer über den Berg verstreuten Weingärten mit alten Reben. Spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, in Zement ausgebaut und ungefiltert abgefüllt, ist der Ridacchio elegant, subtil, fein strukturiert, dynamisch und im Grunde genauso wie man sich (oder ich mir) Sangiovese vorstellt. Das Tannin ist griffig, die Säure erstaunlich weich, die Frucht klar aber im Hintergrund und unterstützt von floralen Noten.   

Der Pian ist eine Sangiovese-Interpretation eines einzelnen Weingartens und wie der Ridacchio spontan in  einer Zementzisterne vergoren. Gewichtiger und üppiger und etwas dunkler in der Frucht hat er nicht ganz die Spannung und Ausgewogenheit des Ridacchio, steht aber vielleicht sogar noch exemplarischer dafür wie Sangiovese in den Mergel- und Tonböden des romagnolischen Apennins ausfällt.

Bezugsmöglichkeit: Beide Weine gibt es vorerst nur ab Hof. Der Ridacchio kostet €11,50, der Pian einen Euro weniger. Innerhalb Italiens verschickt Andrea, über die Landesgrenzen hinweg sollte das auch kein Problem sein. 

 

Pian di Stantino

Agriturismo Pian di Stantino Tredozio
47019 Forlì-Cesena
Telefono: 0546 943539
Email: info@piandistantino.it
www.piandistantino.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ein paar Tausend Flaschen
Rebsorten: Sangiovese
Rebfläche: 2-3 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: ja
Restaurant: ja

 

DAS WEINGUT

Elios ist ein junges Projekt und geht auf das Konto von Nicola Adamo und Guido Grillo. Ihr Hauptquartier steht in Alcamo, dem Ort, in dem auch Aldo Viola, einer der besten Winzer Siziliens sein Weingut hat. Die Weingärten sind – wie auch bei Aldo – in unterschiedlichsten Zonen rund um den Ort verstreut, was insofern wichtig ist, da sie je nach Lage entweder vom Meer oder vom Hinterland geprägt sind. 

Die beiden starteten ihre ersten Vinifikationen 2015, nachdem sie sich zuvor als Informatiker (Nicola) und Önologe bei größeren Weingütern (Guido) unglücklich gearbeitet hatten. Das Konzept war dabei so simpel wie einleuchtend. Sie wollten die Weingärten ihrer Familien revitalisieren und daraus Wein keltern, der die Traditionen ihrer Gegend einfangen sollten. Die Rebsorten sind folglich solche, die schon seit Jahrhunderten bei ihnen beheimatet sind, in die Region passen und mit den recht trockenen und heißen Verhältnissen gut zurechtkommen: also Grillo, Catarratto, Zibibbo, Nero d’Avola und Nerello Mascalese, der nicht viel mit den Versionen vom Ätna zu tun hat, aber dennoch einen Versuch wert ist.

Die beiden sind im Weingarten wie im Keller der Natural Wine Bewegung verpflichtet, was in wenigen Worten bedeutet, dass sie draußen biologisch arbeiten und drinnen eine Hands-Off-Philosophie verfolgen. Was nicht heißt, dass hinter ihren Weinen nicht auch ausgeklügelte Ideen stecken würden. Entscheidend für die beiden ist eine nachvollziehbare Eleganz und Strenge, die einen Gegenpol zu den eher warmen Aromen darstellen – weshalb, laut Guido, auch der Lesezeitpunkt von entscheidender Bedeutung ist. Insgesamt umfasst ihr gegenwärtiges Sortiment vier Weine.

Exzellent ist der Bianco Macerato Modus Bibendi, eine Cuvée aus Catarratto, Zibibbo und Grillo, wobei ersterer für Frische und Lebendigkeit sorgt, der Zibibbo alias Muscat d’Alessandria für die Aromen hauptverantwortlich ist und letzterer für Volumen, Power und Kraft sorgt. Mazeriert wird über 20 Tage, weitere 7 Monate verbringt der Wein daraufhin im Stahltank. Das Resultat ist druckvoll und strukturiert, floral, fruchtig, mit einer feinen aber tragenden Tanninstruktur und einem nachhaltigen Finish. 

Der reinsortige Grillo Modus Bibendi kommt ohne längeren Schalenkontakt aus und stammt aus Weingärten auf ca. 300 Metern Höhe. Die Textur ist geradlinig und frisch, die Aromen sind es gleichfalls, wobei vor allem Kräuter und Zitrusnoten dominieren. Einfach aber recht dynamisch, mit mehr Trinkfluss als man es sich in der Gegend erwarten würde. 

Ähnliches lässt sich über den aus Nerello Mascalese gekelterten GlouGlou sagen, wobei hier naheliegenderweise rote Aromen vorherrschen, die allerdings gleichfalls von Kräuternoten unterlegt sind. Erfrischend, leicht, zum schnellen Wegtrinken.

Anders, weil wesentlich profunder und dichter gestrickt, ist der Nero d’Avolo Modus Bibendi. Der ist zwar gleichfalls vital, hat aber doch um Einiges mehr Power und Rückgrat als der GlouGlou. Die dunkleren Noten des Nero d’Avola werden diesmal von Pfeffer und Lakritze ergänzt. Der Ausbau erfolgt anders als bei den anderen drei Weinen im Tonneaux.

ELIOS

DITTA ADAMO SAVERIO,
Viale Europa, 91011 Alcamo(TP)
Telefon: +39 333 4095994 (Nicola)
Fax: +39 333 4853322 (Guido)
Email: info@eliosfood.it
www.eliosfood.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 25000 Flaschen
Rebsorten: Nero d’Avola, Nerello Mascalese, Catarratto, Grillo, Zibibbo
Rebfläche:  –
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Elios gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online erhält man sie lavignadibacco.com

 

DAS WEINGUT

Pierpaolo Badalucco ist ein entspannter, freundlicher Mann mit einer großen Leidenschaft für den Westen Siziliens und den Süden Spaniens. Bestens ablesbar ist das an der Tatsache, dass in seinem Weingut in der Nähe von Marsala neben den Klassikern der Gegend, also Grillo, Catarratto, Inzolia, Grecanico auch noch Tempranillo und Verdejo, zwei der wichtigsten Rebsorten Spaniens eine tragende Rolle spielen. Und an dem Namen Dos Tierras, unter dem sein Weingut ebenfalls bekannt ist. Und, zu guter Letzt, natürlich an Beatriz de las Iglesias Garcia, seiner andalusischen Frau und kongenialen Partnerin im Weingarten und Keller.

Pierpaolo ist nicht der erste Badalucco, der in der historischen Weinregion Reben kultiviert. Vor ihm werkten schon vier Generationen in der leicht hügeligen und eigentlich vor allem für weiße Sorten bekannten Topographie der Gegend. Weshalb Pierpaolo auch meint, dass Grillo & Co. repräsentative Interpretationen seines Territoriums wären, während Tempranillo vor allem den Grillen von Beatriz geschuldet wären und ein neues, nicht ganz einfach zu erklärendes Kapitel der Region aufschlagen würden.

Dennoch hat sich gerade letzterer zu einer tragenden Säule des Weinguts entwickelt; und zwar nicht nur aufgrund seines eher außergewöhnlichen Vorhandenseins, sondern vielmehr wegen der erstaunlichen Qualität, die Tempranillo auch in den heißen, von Sand durchsetzten Böden Siziliens ergibt. Wobei das mit der Hitze rund um Marsala so eine Sache ist – zwar scheint hier öfter die Sonne als im Chianti oder im Friaul, doch sorgt kontinuierlich blasender Meerwind für eine stete Abkühlung. Der spanischen Komponente verdankt sich auch die Idee Pierpaolos, dass sein Weingut eigentlich eine doppelte Ausrichtung habe: eine traditionell-westsizilianische, die unter dem Namen Badalucco fungiert und eine sizilianisch-spanische, weshalb er dem Weingut auch noch den klingenden Namen de las Iglesias Garcia hinzugefügt hat.

Die Weingärten werden nach den bereits von seinem Urgroßvater praktizierten Prinzipien bewirtschaftet (hohe Erziehungssysteme, Handarbeit, keine Chemikalien, was sich angesichts der günstigen klimatischen Bedingungen etwas einfacher darstellt als in anderen Gegenden) und Ähnliches lässt sich auch über die Arbeit im Keller sagen.

Wie auch einige seiner Kollegen (Nino Barraco, Vite ad Ovest) in der Ecke verzichtet er auf den Ausbau seiner Weine zu Marsala. Er orientiert sich vielmehr an einer präbritischen Tradition, die sich vor allem durch einen gekonnten oxidativen Ausbau zu trockenen Weinen definiert. Davor werden die Trauben mit den Füßen sanft angepresst, spontan vergoren und in kleinen, gebrauchten Holzfässern ausgebaut.

Temprano: von Nord-Ostlagen in den Hügeln hinter Marsala. Nero d’Avola gibt den sizilianischen Part, Tempranillo den spanischen, ausgebaut wird über ein gutes halbes Jahr in gebrauchten Barriques und über ein paar weitere Jahre in der Flasche. Das Resultat riecht nach roten Früchten, mediterranen Kräutern und schwarzem Pfeffer, ist saftig, würzig und erstaunlich frisch.

Dos Tierras: der große Bruder des Temprano. Basiert gleichfalls paritätisch auf Nero d’Avola und Tempranillo. Über 18 Monate in gebrauchten Barriques. Tiefgründiger, gewichtiger und vielschichtiger als der Temprano. Zu den vorher erwähnten Aromen gesellen sich noch Tabak und Lakritznoten hinzu. Warm, samtig und kraftvoll.

Grillo Verde: Hat neben Grillo auch noch einen beträchtlichen Verdejoanteil, der relativ früh gelesen für ein stabiles Säurerückgrat sorgt. Die Trauben werden mit den Füßen angepresst und bleiben danach ca. 5 Tage in Kontakt mit den Schalen. Die Gärung ist wie immer spontan, der Ausbau erfolgt über ein knappes Jahr in Tonneux. Warm, einnehmend, salzig, mediterran. Zitrusaromen. Orangen. Kräuteraromen. Fließt weich, samtig aber kompromisslos trocken über den Gaumen.

Il Litro: eine nette Ergänzung des bisherigen Programms. Ein vino da tavola, allerdings mit ordentlich Tiefgang und in einem etwas größeren Format. Basiert ausschließlich auf Grillo, wobei  in Holz vinifizierte Chargen aus unterschiedlichen Jahren miteinander cuvetiert werden. Mediterran, salzig, warm, mit einem lenkenden Tanningerüst und viel Trinkfluss.

BADALUCCO - DOS TIERRAS

Pierpaolo Badalucco und Beatriz de las Iglesias
Contrada Badalucco, Via Chiano – Petrosino
Tel: 0039 3473695615
commerciale@vinibadalucco.it
www.vinibadalucco.it

Cold Facts

Rebsorten: Nero d’Avola, Tempranillo, Grillo, Verdejo, Catarratto
Rebfläche: 20 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Badalucco fehlen unglücklicherweise noch am deutschsprachigen Markt. Aus Italien kann man sie über lavignadibacco.com, callmewine oder decanto bestellen.

 

 

DAS WEINGUT

Projekte wie die Cantina di Malandrino würde man sich wesentlich mehr wünschen. Entstanden ist es durch die Initiative von Diego Bongiovanni und seiner Frau Cinzia, die 2008 einen alten Gutshof in Bagolaro, am Osthang des Ätna zu neuem Leben erweckten. Insgesamt 19 Hektar umfasst das Anwesen, wobei nur knapp drei davon mit Reben bepflanzt sind. Auf der Restfläche widmen sie sich Avocados(!), Mangos(!), Zitrusfrüchten, Artischocken, Oliven und Granatäpfel, die sie teilweise verkaufen, teilweise aber auch selbst weiterverarbeiten.  

Die dichtbestockten Weingärten gehören zu den ersten auf dem Weg zum Gipfel und liegen in süd-südöstlicher Exposition auf 450 Metern Höhe. Im für die Gegend typischen Alberello-System wurzeln alte Nerello Mascalese, Nerello Capuccio und Carricantereben in vulkanischem Terrain. Zwischen Oktober und Februar grasen Ziegen zwischen den Rebzeilen und sorgen für natürlichen Dünger. Gearbeitet wird nach rigoros ökologischen und nachhaltigen Prinzipien. 

Im Keller verfolgt man eine traditionelle Herangehensweise. Die Weine werden spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, in gebrauchten 500-Liter Tonneaux oder in Amphoren ausgebaut und ungeschönt und ungefiltert mit einer minimalen Schwefelbeigabe gefüllt. 

Die Weine

Malandrino: Auf Sizilien nennen Großeltern etwas lebendigere Enkelkinder „U malandrino“, Schlitzohr oder Schelm oder wie auch immer. Der Wein selbst ist total seriös, besteht zur Gänze aus Nerello Mascalese, ist fleischig, rotbeerig und mineralisch, fordernd, tief und lang.

A Franco: Ein uvaggio, eine Cuvée aus den beiden Nerellos, Mascalese & Capuccio. Spontan in einer 700-Liter Amphore vergoren, lebhaft, ungezwungen, straff und direkt. Öffnet sich wie die meisten in Amphorenweine nur langsam. Geduld lohnt sich mit Sicherheit.

Di_ego: „vom Ich“, also von Diego, nochmals Nerello Mascalese im Verbund mit Nerello Capuccio. Einladend, animierend und unkompliziert und dabei doch voller Aromen, Spannung und Elan. Druckvoll und saftig mit einem erstaunlich nachhaltigem Finish.

 

CANTINA DEL MALANDRINO

Via Presa 20,
Fraz. Santa Venera – Mascali (CT) – Sicil
Tel: +39 333.3050663
info.bagolaro@gmail.com
www.cantinadelmalandrino.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Nerello Mascalese, Nerello Capuccio, Carricante
Rebfläche: 3 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Cantina del Malandrino gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online erhält man sie lavignadibacco.com

DAS WEINGUT

Biscaris gehört zu den vielen kleinen Familienbetrieben im äußersten Südosten Siziliens, die sich – auch dank eines extrem günstigen weil trockenen und windigen Klimas – einer konsequent biologischen Herangehensweise im Weingarten verschrieben haben. Das fünf Hektar große Weingut in Acate (westlich von Ragusa und einen Katzensprung von COS entfernt) geht noch einen Schritt weiter und pflegt seine Weingärten nach biodynamischen Prinzipien. Sie selbst definieren ihre Arbeit ganz simpel als traditionell und handwerklich – wobei handwerklich hier tatsächlich wortwörtlich verstanden werden kann. Vom Rebschnitt bis zur Füllung geschieht quasi alles manuell.

Im Mittelpunkt stehen zwei Rebsorten. Die in der Region omnipräsente Nero d’Avola, die bei Biscaris reinsortig interpretiert wird, aber auch anteilig in den Cerasuolo di Vittoria* einfließt. Und die meist vernachlässigte Frappato, die gleichfalls Anteile am Cerasuolo hat, zudem aber glücklicherweise auch reinsortig ausgebaut wird und einen für den Breitengrad unglaublich feinen und zarten Wein ergibt. Frappato gehört zu den Perlen der italienischen Ampelographie und verschafft sich langsam auch den ihr gebührenden Platz. Da sie arm an Anthocyanen, Zucker und Poliphenolen und folglich an Farbe, Alkohol und Gerbstoff ist, war sie in den dunklen Zeiten aufgeblasener Weine zu einem Schattendasein in lokalen Trattorien verdammt (wo man sie unter anderem auch aufgrund ihrer Kompatibilität zu Fisch sehr schätzte).

*Der Cerasulo di Vittoria ist Siziliens einzige DOCG und hat nichts mit dem Cerasuolo d’Abruzzo zu tun. Während Letzterer ausnahmslos ein rosato ist, wird der Cerasuolo di Vittoria stets zu Rotwein verarbeitet. Pflicht sind mindestens 60% Nero d’Avola Anteil, der Rest ist Frappato. 

Die Weine 

Frappato: Frappato mag es heiß und trocken und folglich ist die Gegend rund um Ragusa optimales Territorium für ihn. Die Reben bei Biscaris wurzeln in kalkdurchsetzter Erde, die dem Wein Richtung und Struktur mit auf den Weg gibt. Die rotbeerigen und floralen Aromen sind delikat und einladend. Der Körper ist subtil, die Textur weich aber nie lasch. Die sizilianische Antwort auf St. Laurent.

Cerasuolo di Vittoria: Spontan vergoren und danach zwei Jahre im Stahltank ausgebaut. Dichter und kräftiger als der Frappato aber doch auch lebendig und mit tiefer und dunkler Frucht. In der Nase hat hier der Nero d’Avola das Kommando über, am Gaumen teilt er sich die Verantwortung mit dem Frappato. Endet saftig und druckvoll.

Den Nero d’Avola von Biscaris habe ich noch nie probiert.

 

BISCARIS

Via Maresciallo Giudice, 52
97011 Acate (RG)
Telefon: +39 0932 990762
Fax: +39 0932 990762
Email: info@biscaris.it
www.biscaris.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca.20000 Flaschen
Rebsorten: Nero d’Avola, Frappato
Rebfläche: 5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Biscaris gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online erhält man sie lavaligiadibacco.com

 

Il Mortellito

Dario Serrentino bin ich das erste Mal vor ein paar Jahren bei einer Verkostung von vinnatur in Rom über den Weg gelaufen. Er war mit zwei Weinen dort vertreten, die beide richtig gut schmeckten. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er einige Jahre davor ins Valle di Noto, in den äußersten Süden Siziliens zurückgekehrt war. Dort hatten schon Jahrzehnte davor seine Urgroßeltern Trauben, Oliven und Mandeln geerntet. Er selbst hatte gerade sein Universitätsstudium abgeschlossen, danach allerdings den Wunsch verspürt, den Spuren seiner Vorfahren zu folgen und Bauer zu werden.
Im Kopf hatte er dabei einen traditionellen Ansatz, der sich, weit von irgendwelchen önologischen Moden entfernt, vor allem in eine intensiven Beziehung mit seinem Land manifestieren sollte.
Er nannte sein kleines Projekt „Il Mortellito“, eine Referenz an die Myrtensträucher, die früher in der Region wuchsen. Ohne selbst viel von der Landwirtschaft zu verstehen, doch von dem hartnäckigen Wunsch getrieben, so schnell wie möglich alles darüber zu lernen, hörte er sich vor allem bei ortsansässigen Leuten um, die mehr davon verstanden als er. Er pflanzte neben die bereits vorhandenen Frappato und Nero d’Avola-Reben den für die Region typische Moscato di Noto und ergänzte sie mit Grillo und Catarratto, den weißen Klassikern Sizilien. Die Reben wurzeln in kalkdurchsetzten Böden und werden in Alberello, der in den Mittelmeerländern traditionellen Kopferziehung, erzogen.
Ob er biologisch zertifiziert ist, weiß ich nicht, was ich allerdings weiß, ist, dass er seine Weingärten handwerklich und möglichst schonend bewirtschaftet und im Keller seit jeher den Prinzipien der Naturweinbewegung folgt. Das Sortiment hat er mittlerweile um einen weiteren Wein zu einem Trio erweitert, die nicht nur seinen Enthusiasmus wiedergeben, sondern elegant, geradlinig und profund überhaupt zu den besten der Gegend gehören.

Weine

Calaiancu: Grillo mit einem kleinen Anteil Catarratto. Spontan vergoren und im Stahltank auf der Hefe ausgebaut. Saftig und druckvoll. Vital und geradlinig. Die Wärme des sizilianischen Südens spürst du mehr in den Aromen, den Zitrus- und Kräuternoten als im Körper, der zwar profund und nachhaltig ist aber nie ausladend. Viel Wein für wenig Geld.

Viario: 100% Moscato di Noto. Ein Tribut an seine Heimat. Über 48 Stunden auf den Schalen mazeriert. Zeit genug, um dem Wein ein bisschen Grip mit auf den Weg zu geben. Spontan vergoren und im Stahltank ausgebaut. Aromatisch, strukturiert und einladend. Erstaunlich leicht im Alkohol. Hat dabei dennoch Tiefe und Substanz. Stringent und kühl (dem Kalk sei Dank, vermute ich mal). Macht nachhaltig Eindruck. Zeigt, dass schon ein kurzer Maischekontakt Aromasorten in eine komplexere und trinkanimierende Richtung lenken kann.

Calaniuru Rosso: mehr Frappato als Nero d’Avola und folglich wesentlich eleganter als die meisten Weine, die man sonst aus dieser Ecke Siziliens bekommt. Dichte Bestockung. Relativ kurze Mazerationszeit. Spontan vergoren und im Stahltank ausgebaut. Floral, feinfruchtig, subtil. Eleganter Körper. Ausgewogene Textur. Rotbeerig und vital am Gaumen.

Adresse

Dario Serrentino
Contrada Maccari,
96017 Noto (SR)
info@ilmortellito.it
www.ilmortellito.it
Tel: 346 4770455

Datenblatt

Rebsorten: Nero d’Avola, Frappato, Moscato Bianco, Grillo, Catarratto
Rebfläche: 3 ha Weingärten
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: 
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung
Wohnmöglichkeit: nein

 

Die Weine von Il Mortellito gibt es bei https://www.lavaligiadibacco.com/

Tenuta Armosa

Michele Mölgg macht fantastische lang gereifte Nero d’Avola, mit die besten, die ich kenne. Nicht in Südtirol, wo man ihn den Namen nach hinverorten würde, sondern schon dort, wo Nero d’Avola normalerweise wächst: in Sizilien, genauer in Scicli, einer kleinen im äußersten Südosten der Insel gelegenen Stadt, die von der UNESCO wegen ihrer Barockarchitektur zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Wein gab es hier schon vor dem Barock, vermutlich war das auch damals schon Nero d’Avola und Moscato Bianco, aber so ganz sicher weiß das niemand. Michele hat jedenfalls 2002 die beiden Sorten in den Sand von Scicli gesetzt und sich dabei an der Tradition der Region orientiert.

Die Weingärten sind im wahrsten nur einen Steinwurf vom Meer entfernt, die letzten Reben gehen quasi in den Strand über. Dank des ohnehin trockenen Klimas und den vom Meer durch die Reben zirkulierende Winde liegt es nahe, dass Michele ohne den Einsatz von Chemie arbeitet.

Ob das der Grund ist, warum seine Nero d’Avola um Lichtjahre spannender sind als fast alle anderen, die ich in bisher getrunken habe, ist eine naheliegende Vermutung. Es mag aber auch am kalkdurchsetzten Tuff liegen, der sich unter dem Sand breit macht und daran, dass er nicht auf Teufel komm raus zigtausende Kilo am Hektar zu lesen versucht. Oder an allem zusammen.

Im Keller behandelt er seine Trauben so als würden wir uns irgendwo zwischen Barolo und Barbaresco befinden. Die Maischestandzeiten sind lang, die Ausbauzeiten noch um einiges länger. Die beiden gegenwärtigen Jahrgänge des Siclys und des Curma, seinen beiden Nero d’Avola, sind 2010 und 2011, haben also schon ein knappes Jahrzehnt am Buckel.

Die Weine

Siclys 2010: Ein Nero d’Avola, wie ich ihn noch nie getrunken habe. Druckvoll, strukturiert, elegant – drei Adjektiva, die man Nero d’Avola normalerweise nicht zuordnen will. In der Nase keine zusammengekochte Marmelade sondern frische und lebendige Aromen. Top. 

Ab Hof: €12; bei italvinus €14

Curma 2011: Der Curma ist die Reserve der Tenuta Armosa. Er ist einen Tick kräftiger als der Siclys, schert jetzt allerdings nicht in eine üppig, plumpe Richtung aus. Der Kalk strafft auch hier, gibt Richtung und Struktur. Die Aromen sind ähnlich saftig wie beim Siclys, wirken aber etwas dunkler. Vergoren wird spontan, ausgebaut in gebrauchten Barriques. Gefiltert und geschönt wird nicht.

Ab Hof: €15; bei italvinus €19

Salipetrj 2018: Aus in aller Herrgottsfrühe gelesenen Moscato Bianco-Trauben gekeltert. Bleibt während der Gärung für einige Tage in Kontakt mit seinen Schalen. Ausgebaut wird der Salipetrj für ein halbes Jahr im Stahltank. Gefiltert wird nicht, was zur Folge hat, dass den Wein ein feiner Schleier durchzieht. Ist dank der Mazeration und dem kalkigen Untergrund, in dem die Reben wurzeln, geradlinig und griffig. Florale Aromen prägen, ein paar Fruchtnoten ergänzen. Gleichfalls exzellent.

Ab Hof: €12; bei italvinus €12

Adresse

C.da Pezza Fillippa, 97018 Scicli (Rg)
Telefon: ++39 392 9136858
www.armosa.it

Datenblatt

Rebsorten: Nero d’Avola, Moscato Bianco
Rebfläche: 5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: 
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

 

Stefano Amerighi

Stefano Amerighi macht die beiden besten Syrah Italiens.
Keine üppig-aufgeblasenen in aufgerüsteten und hochtechnisierten Kellern entstandenen Versionen, sondern puristisch-elegante Syrah, die auf den besten Methoden und Traditionen der lokalen Bauernschaft basieren.
Lokal bedeutet in seinem Fall Cortona im äußersten Südosten der Toskana, auf halbem Weg zwischen Siena und Perugia. Touristen verirren sich nur selten hierher und das obwohl die Ecke zu den schönsten der Toskana zählt.
Stefano ist seit 2002 in Cortona zu Hause, genauer in Poggiobello di Farneta. Dort gehören ihm mittlerweile knapp 10 Hektar Land, dessen Zentrum zwei nach Südwesten schauende Hügel ausmachen. Darin wurzeln vor allem Syrahrebstöcke, die er zertifiziert biodynamisch bewirtschaftet. Den Rest des Landes nehmen Obstbäume, Getreidefelder und Gemüsegärten ein.
Nach mittlerweile knapp 20 Jahren ist so ein sich im Gleichgewicht befindliches Umfeld entstanden, das ihm genau das Rohmaterial bietet, das er für seine Idee eines terroirgeprägten Syrah haben will.
Per Hand gelesen, wird es teils mit den Füßen eingemaischt, teils mit den ganzen Trauben spontan und ohne Temperaturkontrolle in Zementzisternen vergoren. Der Ausbau findet über zwei Jahre hinweg in Zement- und großen Holzfässern statt.
Für gewöhnlich reduziert er sich dabei auf einen einzigen, ganz simpel Syrah genannten Wein. Nur in Ausnahmejahren fügt er dem noch den „Apice“, einen über insgesamt fünf Jahre in Fass und Flasche ausgebauten Lagensyrah (Vigneto dei Canonici), hinzu.

Die Weine

Syrah: Auf zwei nach Südwesten schauenden Hügeln entstanden. Teils mit den Füßen angequetscht, teils mit den ganzen Trauben ohne Temperaturkontrolle in Zementbottichen spontan vergoren und in Zement und Holz ausgebaut. Saftig, kühl-strukturiert, präzis. Rote Früchte, dunkle Gewürze. Pfeffer. Dicht und fokussiert. Ausgewogen und weich. Druckvoll und lang. Hat Potenzial für ein paar Jahrzehnte.

Syrah Apice: Stammt aus einem ausgesuchten Weingarten, den Vigneto dei Canonici, der zwar mehr Sonne aber eine kühlere Thermik als seine anderen Weingärten hat. Das führt zu einem gleichermaßen straffen wie auch kraftvollen Körper und vielschichtigen Aromen. Intensiv, konzentriert und doch elegant. Obwohl er erst nach 5 Jahren in die Regale kommt, lohnt sich Geduld. Ist wie der Syrah vinifiziert, einzig die Ausbauzeit ist etwas länger.

Kontakt

Amerighi Stefano
Poggiobello di Farneta – 52044 Cortona (AR)
Tel. +39 0575 648340 – Mob:. +39 335 6095187 – Fax +39 0575 642828
info@stefanoamerighi.it
www.stefanoamerighi.it

Datenblatt

Rebsorten: Syrah
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja (Demeter)
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

 


1 2 3 4 5 6 7 8
Newsletter