Weingut

Valentino Dibenedetto ist kein gewöhnlicher Weinbauer. Zwar keltert auch er eine Batterie optimaler Weine, doch unterscheidet ihn das nicht allzu sehr von anderen, die das ebenfalls regelmäßig hinbekommen. 

Vielmehr ist es sein landwirtschaftlicher Ansatz, durch den er sich von anderen Winzern abhebt. Und auch sein Wille stets noch einen Schritt weiterzugehen und weiterzudenken. Schon in den 1980er Jahren begann er – damals gemeinsam mit seinem Vater Carlo – die Weingärten biologisch zu kultivieren. Nach der Lektüre von Rudolf Steiners Schriften über die Landwirtschaft stellte er auf biodynamische Bewirtschaftung um, später – nach dem Studium der Bücher Masanobu Fukuokas – sich an der Permakultur zu probieren. 

Mittlerweile betreibt er „agricoltura sinergica“ – synergetische Landwirtschaft – bei der es in wenigen und vermutlich zu simplifizierenden Worten darum geht, dass sich die Bodengesundheit einzig durch ein reziprokes Verständnis der Pflanzen miteinander einstellt. Natürlicher Humusaufbau durch fallendes Laub oder spontan wachsende Kräuter hat oberste Priorität. Die Eingriffe sind minimal. Er verzichtet auf schweres Gerät, um die Böden nicht zu verdichten und lässt die Finger von Pestiziden & Co.

Auf diese Art und Weise pflegt er gemeinsam mit Frau und Kindern in der apulischen Murgia, einer felsig-kalkigen Hochebene zwischen Bari und Taranto, erstaunliche 25 Hektar Rebfläche. In ihnen wächst eine Batterie lokaler Sorten, die sich nicht in Primitivo und Negroamaro erschöpft, sondern auch Susumaniello, Greco, Aglianico, Fiano, Verdeco, Maresco und Marchione Platz einräumt. 

Nachdem Valentino im Weingarten auf Chemikalien jeglicher Art verzichtet, lässt er naheliegenderweise auch im Keller – mit Ausnahme von ein wenig SO2 vor der Füllung – die Finger davon. 

So entsteht ein 13-teiliges Panorama meist reinsortig vinifizierter Weine (10 Stillweine, 3 Schaumweine), die in ihrer Klarheit, Präzision und Straffheit einen erstaunlich-vitalen Gegenentwurf zu den oft üppig-fetten Interpretationen liefert, die man sonst aus der Gegend kennt.

Weine

Litrotto bianco: Wie der Quotiano von La Felce und der Litrozzo von Le Coste ein Wein für die Leute der Umgebung: aus vier weißen Rebsorten (Verdeco, Falanghina, Marchione und Fiano) gekeltert, im Liter abgefüllt, günstig, ein Tischwein, einfach aber nie banal. Suggeriert Zitrusaromen, Blüten, Kräuter und gelbe Früchte.  

Litrotto rosso: Das rote Pendant. Die Basis dafür stammt aus Montepulciano, Merlot, CS, Primitivo und Susumaniello. Ungeschönt und ungefiltert. Rote Früchte, Kräuter, Unterholz, straff aber stoffig.

Fiano: Nicht aus Fiano di Avellino, dem viel berühmteren Namensbruder, sondern aus Fiano Minutolo gekeltert. Ungeschönt, ungefiltert und ohne die Beigabe von Sulfiten abgefüllt. Salzig, kräuterig. Macht ordentlich Druck am Gaumen. Ist persistent, saftig und vom Kalk geprägt. Top.

Verdeca Sette Lune: Nach sieben Monden (ein Tribut an Winnetou?), also ungefähr sieben Monaten Schalenkontakt abgepresst. Verdeca ist eine der spannendsten weißen Rebsorten des italienischen Südens, die sowohl mazeriert wie auch klassisch weiß richtig gute Weine ergibt. Floral, kräuterig, Laub, Grapefruit. Hat Grip und Säure.

Aglianico: Anders als die Versionen, die man für gewöhnlich aus Kampanien bekommt. Weniger opulent und auch niedriger im Tannin. Dafür halt auch eleganter und nicht so erschlagend. War erst zwei Jahre im Edelstahl und danach noch zwei Jahre im gebrauchten Holzfass. Brombeeren, Pfeffer, Gewürznelken, Kräuter. Fließt stoffig und mit genau der richtig Menge Säure über den Gaumen. 

Niuru Maru: 100% Negroamaro. Abbild seines Terroirs. Das ist, anders als im Salento, der eigentlichen Heimat des Negroamaro, wesentlich kühler und von Kalk geprägt. Der Niuru Maru ist folglich straff und saftig, mit lebendiger Frucht, feiner Säure und erfrischendem Trinkfluss.

Daneben gibt es auch noch einen gleichfalls erstaunlich leichtfüßigen Primitivo, eine Primitivo-Agianico Cuvèe, einen exzellenten Greco, über den die Autoren des brillanten Buches Vini da scoprire eine Laudatio geschrieben haben und die drei Spumante, die ich allerdings noch nie probiert habe.

Die Weine von L’Archetipo gibt es bei vinifero in Wien und bei callmeweine in Italien. Sie kosten zwischen 10 und 18 Euro.     

L'Archetipo

C.da Tafuri sp21, km7
Coordinate
16° 51’ 40,00’’ Est
40° 41’ 19,00’’ Nord

Castellaneta Taranto/Puglia 74011
Tel:+39 3286014607
email: info@larchetipo.it
www.larchetipo.it

Datenblatt

Rebsorten: Greco, Fiano minutolo, Verdeca, Marchione, Susumaniello, Primitivo, Negroamaro, Aglianico, Merlot, CS
Rebfläche: 25 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

 

Das Weingut

Fährt man von Soave und Gambellara weiter in Richtung Norden, kommt man nach Roncà, in eine der kühlsten und interessantesten Weinbauzonen des Veneto – dort keltert eine Handvoll Winzer Weine, die diejenigen ihre viel bekannteren Nachbarn im Süden ziemlich oft ziemlich alt aussehen lässt. Das mag zum einen an den sehr speziellen klimatischen und geologischen Verhältnissen (Vulkangestein) liegen, die am Fuße der Dolomiten vorherrschen; noch wichtiger scheint mir allerdings das Vorherrschen der Durella zu sein, einer Rebsorte, die du einzig und allein an den Hängen der Monte Lessini findest. Meiner Ansicht nach gehört sie zu den besten weißen Rebsorten Italiens und eignet sich wie kaum eine andere für die Herstellung fantastischer Schaumweine. 

Cristina Meggiolaro und Riccardo Roncolato von der 2004 gegründeten Azienda Meggiolaro machen genau das. Zwei Weingärten am Monte Calvarina ein paar hundert Meter über Ronca liefern dafür den Rohstoff – biologisch kultivierte Trauben, die sie auf unterschiedliche Art und Weise verarbeiten. Der Sotoca’ ist ein brillanter Rifermentato, während der flaschenvergorenen Spumante Corte Roncolato zeigt, was in den venetischen Bergen (und jenseits des Prosecco) in Sachen Schaumwein alles möglich ist.

Unten am Talgrund in Roncà haben die beiden außerdem einen Weingarten mit Garganegareben, aus deren Trauben sie einen präzis-geradlinigen aber durchaus stoffigen Weißwein keltern. Und hoch oben, auf gut 600 Metern, läuft gerade ein Projekt an, dem man mit Spannung entgegensehen darf. Dort haben die beiden gerade einen Weingärten mit Pinot Nero Reben bestockt, von dem es allerdings frühesten in zwei, drei Jahren erste Proben geben wird. 

Die Weine

Durella Sotoca’: In vulkanischen Böden am Monte Calvarina gewachsen. 30 Jahre alte Rebstöcke.  Alte Pergolaerziehung. Spontanvergoren. Zweitgärung in der Flasche. Straff, geradlinig, klar. Mineralisch. Feinfruchtig. Lebhafte Säure. Saftig. Vitales, animierendes Finish. Besser als nahezu alles, was aus dem Prosecco kommt.

Durella Corte Roncolato: Meggiolaros Opus Magnum. 95% Durella, 5% Garganega. 30 Jahre alte Rebstöcke. Vulkanische Böden. Spontanvergpren. Zweitgärung über 36 Monate in der Flasche. Pas dose. Streng, mineralisch. Zischt mit ordentlich Dampf durch die Adern. Belebt. Hat eine ordentliche Säure allerdings auch die nötige Substanz, um ihr Contra zu geben. Hefig, feinfruchtig, lang. sehr gut.

Garganega Sarò: Vom Talgrund in Roncà. Wurzelt gleichfalls in vulkanischem Basalt. Spontanvergoren. Über sechs Monate im Stahltank ausgebaut. Battonage. Cremige Textur. Weicher und geschmeidiger als die Schaumweine. Nie aufdringliche, delikate Frucht. Fein.

Kein Vertrieb im deutschsprachigen Raum

Wer in die Gegend kommt, sollte möglichst auch bei Daniele Piccinin und in der Käserei Roncolato vorbeischauen (Via Nuova 1, Roncà)

Meggiolaro

Cristiana Meggiolaro & Riccardo Roncolato
Via Roncolati, 43/B
37030 Roncà
Cristiana Meggiolaro +39 335 69 58 085
Riccardo Roncolato +39 320 26 44 965
info@meggiolarovini.it
www.meggiolarovini.it

Ein paar Fakten

Rebsorten: Durella, Garganega
Rebfläche:
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Vermentino

Wein der Küste

Vermentino ist die große weiße Traubensorte der italienischen Westküste. Ihre Ursprünge sind in den ereignisreichen Zeitläuften am Mittelmeer und den stets wechselnden mediterranen Besitz- und Handelsverhältnisse nur schwer zu bestimmen. Manche (die Iberer) vermuten, dass die Sorte ihre eigentlich Heimat in Spanien hat, andere (die Italiener) glauben, dass Vermentino aus der Toskana oder Ligurien stammt. Ähnlich heikel stellt sich die Abgrenzung zu anderen Rebsorten dar. Über Jahrhunderte hinweg ging man davon aus, dass Vermentino, die ligurische Pigato und die piemontesische Favorita drei unterschiedliche Sorten wären. Heute ist man sich diesbezüglich nicht mehr so sicher. Während Ampelographen von der Deckungsgleichheit der drei Sorten ausgehen, widersprechen die oft seit Jahrzehnten mit ihr arbeitenden Winzer.

Fakt ist jedenfalls, dass Vermentino viel herumgekommen ist – im ganzen mediterranen Raum findet man Anpflanzungen: in Andalusien (der Tres Uvas von Barranco Oscuro besteht zu einem Drittel daraus) genauso wie in Korsika, der Provence und der bereits erwähnten italienischen Küste. Ihr Hauptanbaugebiet ist allerdings Sardinien, wobei Vermentino in der ältesten Weinbauregion Italiens ein relativ junges Phänomen ist. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie erstmals im Bolletino ampelografico der Insel erwähnt. Damals nahm sie nicht mehr als 1% der Rebfläche ein. 1960 waren – laut Ian d’Agata – dann bereits 1.366 Hektar damit bestockt, während es heute rund 3.300 Hektar und damit die Hälfte des italienischen Vermentinobestandes sind. 

Die drei naheliegenden Gründe für die eigentlich schon immer große aber immer noch zunehmende Popularität der Sorte sind ihre perfekte Adaption an die mediterranen Lebensräume, ihre Vielseitigkeit und ihre Qualitäten quer durch die aus ihr fabrizierten Weinstile. Sie hat keine Probleme mit salzigen Meerwinden und macht sich vor allem in trockenem und heißem Klima und auf wenig fruchtbaren Böden bestens. 

Sie funktioniert als klassischer Weißwein ausgezeichnet, wobei sie aromatisch vor allem mit Zitrus-, Kräuter- und floralen Aromen punktet. Bei kurzen Mazerationszeiten entwickeln sich feine Tannine, die dem Wein „kein schweres Chassis mit auf den Weg geben, sondern die Geschmacksnuancen (gelbe Frucht, Kräuter) zusätzlich betonen“ (Vini da Scoprire über Testalongas Vermentino). Mazeriert man länger entsteht dagegen im Idealfall ein Wein, der über ein enormes Aromaspektrum verfügt, mundfüllend und lebhaft, geradlinig und substantiell ist und dem das Tannin Richtung und Struktur gibt.

Die Besten, die ich kenne

Dettori: Bianco (Sardinien): Klassiker aus dem hohen Norden Sardiniens. Nichts für Kinder. Hat für gewöhnlich mindestens 15,50 Alkohol und versteckt die auch nicht. Er bettet sie allerdings in ein ordentlich Tanningerüst. Saftig, üppig, oxidativ (im positiven Sinne), reife Früchte

Sa Defenza, Sacava sulle bucce (Sardinien): Kaum bekanntes Weingut auf Sardinien, dass durch die Bank exzellente Weine keltert. 20 Tage auf der Maische, 1 Jahr im Stahl. Warm, wild, kraftvoll & kräuterig

Raìca: Sarraiola (Sardinien): Wurzelt in einem nach Nordosten exponierten Hang in den Colli del Limbara auf 550 Meter Seehöhe. Die Reben sind zwischen 5 und 45 Jahren alt. Der Boden besteht aus Schiefer und Sand. Bleibt über zwei Monate in gebrauchten Barriques, ehe er für weitere 6 Monate in Edelstahltanks umgezogen wird. Mediterrane Kräuter, Salz und reife Früchte. Die Textur ist weich und cremig, die Säure packt aufgrund der Höhe gut zu. www.vinonudo.at

Meigamma, Bianco Quarto (Sardinien): Meigamma heißt auf sardisch Mittagsschläfchen. Das kann man nach ein paar Gläsern Bianco problemlos halten, wobei Meigammas Vermentino eher zu den leichteren sardischen Versionen zählt (13,5%). Maischevergoren. Präzis, intensiv, nachdrücklich.

Rocche del Gatto Vermentino (Ligurien): Von Fausto de Andreis, einem der Großmeister der ligurischen Weinszene, geduldig über mehrere Jahre im Stahltank und in der Flasche ausgebaut. Wesentlich straffer als die sardischen Versionen. Zischt zielstrebig und druckvoll in Richtung Gaumen. Kräuterig, mineralisch und salzig.

Testalonga: Bianco (Ligurien) – Antonio Perrino ist Garagenwinzer. Er war es schon vor 50 Jahren, bevor man im Bordeaux den Begriff aufgriff, ihn seiner eigentlichen Bedeutung beraubte und daraus eine Marketingidee und Kommunikationsstrategie formulierte. Seit über 50 Jahren keltert er Vermentino, der Maßstäbe setzt. Salzig, gelbfruchtig, mediterran – bei www.vinonudo.at

Felce: Non sempre (Ligurien): La Felce pflegt die Kunst des gehobenen Alltagswein. Wobei jeder Wein richtig gut schmeckt und neben Trinkfluss auch Tiefe und Substanz vermittelt. Der Non sempre tanzt hier nicht aus der Reihe. Frische Kräuter, Zirtusfrüchte, elegant, mineralisch

Tenuta Selvadolce, VB1 Vermentino (Ligurien): Aris Bancardi keltert an der Grenze zu Frankreich Weine, die auch auf der anderen Seite der Grenze hoch gehandelt werden. Die Bewirtschaftung ist biodynamisch, der Ausbau durchwegs in Holzfässern größerer Façon. Dicht, substantiell, lang, mediterran und elegant. Top.

Sequerciani, Verment’oro (Toskana): Sequerciani kommt das große Verdienst zu, quasi totgeglaubten toskanischen Traubensorten neues Leben einzuhauchen. Vermentino bildet diesbezüglich eher eine Ausnahme. In Terrakotta-Amphoren ausgebaut. Anis, gelbe Früchte, leicht floral.

Massa Vecchia: Ariento (Toskana) – Massa Vecchias weißes Opus magnum, einer der großen Weißweine der Toskana, ein archaisches Monument, kraftvoll und vielschichtig. Maischevergoren. Im Kastanienfass ausgebaut. Ingwer, Kamille, Rosenblüten, gelbe Fruchtnoten. Mundfüllend und lebhaft, geradlinig und substantiell. Das Tannin gibt dem Wein Richtung, befindet sich jedoch dank enormer Konzentration und Dichte in perfektem Gleichgewicht – bei www.vinonudo.at

I Mandorli, Vermentino (Toskana) Maddalena Pasquetti ist eine der besten Winzerinnen der Toskana. Neben dem fantastischen reinsortigen Sangiovese Vigna del Sughero keltert sie seit kurzem auch einen exzellenten Vermentino: weiße Blüten, weiße Frucht, elegant, dicht und lang  – www.vinifero.at

La Felce „Non sempre“ (Ligurien): Der „Non sempre“ ist ein reinsortiger Vermentino, der nach einer kurzen Maischestandzeit (ca. 48 Stunden) abgepresst und spontan vergoren wird. Der Wein von Andrea, der am stärksten das um die Ecke gelegene Meer suggeriert. Neben dem Salz machen sich in der Nase und auf dem Gaumen auch noch mediterrane Kräuter, Zitrusaromen und weiße Fruchtnoten breit. Wirkt nach einem Jahr auf der Hefe weich aber saftig.

Hintergrund

Nach all den Versuchen, Timorasso in allen möglichen Varianten wiederzugeben, war es naheliegend, dass Daniele Ricci auch irgendwann auf die Idee kommen würde, einen Wein in der Amphore zu vinifizieren. Die Trauben dafür stammen von den ältesten Rebstöcken der San Leto Weingärten. Einmal gelesen, werden sie entrappt und danach für 100 Tage in einer verschlossenen Tonamphore vergoren und gelagert. Danach wird abgepresst und weitergereift, wobei für die nächsten 12 Monate statt der Amphore Kastanienfässer als Behältnisse dienen. Mit dem Resultat absolut zufrieden, hat Daniele mittlerweile ein paar weitere Amphoren aus der toskanischen Töpferhochburg Impruneta geordert, was auch vermuten lässt, dass es demnächst ausschließlich in der Amphore ausgebaute Interpretationen geben wird.

Stil 

Eine schneidend-klares, kühl-präzises Zusammenspiel aus Kräutern, Frucht, Säure und Gerbstoff treibt den Wein an, gibt ihm feine Konturen, Ecken und Kanten und jede Menge Charakter. Die Textur ist kompakt und fordernd, der Körper straff und robust, das Finish profund, lang und mineralisch.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Timorasso
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: San Leto
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen in der Amphore
Ausbau: 100 Tage in der Amphore und 12 Monate in gebrauchten Kastanienfässern
Filtration: nein
SO:< 50mg/l
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: 2018 – 2030

Hintergrund

Der Derthona ist der Einstieg in Danieles Weißweinwelt. Derthona ist der alte Name für Tortona, dem Hauptort der Colli Tortonesi, die eine Brücke zwischen dem Südpiemont und der Lombardei schlagen. Costo Vescovato, wo Daniele seine Weingärten besitzt, ist von einer leicht hügeligen Topographie mit mittelsteilen Hängen geprägt, die vor allem auf Mergel und Pelit (Tonstein) basieren. Das Klima zeichnet sich durch kalte Winter, nicht wenig Regen und eine gute Thermik aus. Das alles beeinflusst auf die eine oder andere Art den Timorasso, eine notorisch komplizierte Sorte, die vor der Reblaus die wichtigste weiße Sorte des Piemonts war. Aufgrund ihrer unzuverlässigen Erträge, den asynchronen Reifezeiten der Beeren und ihrer Verrieselungs- und Botrytisanfälligkeit wäre sie allerdings beinahe vom Erdboden verschwunden. Heute erfreut sich Timorasso einer erstaunlichen Renaissance. Die daraus gekelterten Weißweine sind fordernd, mineralisch, anspruchsvoll, vielschichtig und langlebig.

Danieles Basisversion stammt von einem 1995 gepflanzten, 1,5 Hektar großen Weingarten, den er für gewöhnlich Mitte September liest und spontan in einem Edelstahltank vergärt und lagert. Die Mazerationszeit beträgt drei Tage, wobei die Traubenhäute des Timorasso sehr dünn sind und folglich nur marginale und sehr feine Gerbstoffe in den Wein abgeben. Der Ausbau dauert, je nach Jahrgang, 12-22 Monate.

Stil 

Vibrierend, lebendig und aufgrund des langen Hefekontakts auch fein-cremig. Zitrusnoten werden von kräuterigen und steinigen Aromen begleitet. Elegant und straff. Der Gerbstoff strukturiert und zeichnet für die lineare Ausrichtung zum Gaumen hin verantwortlich. Das Finish ist kühl, lebhaft und animierend.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Timorasso
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: verschiedene Terrassen rund um Costo Vescovato
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen im Stahltank
Ausbau: 18 Monate auf der Hefe im Stahltank
Filtration: nein
SO:< 50mg/l
Alkoholgehalt:  % vol
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort– 2025

C——–L: Der Strich zwischen C und L am Etikett des Weines ist kein sinnfreier Kunstgriff eines gelangweilten Winzers. Er dient vielmehr dazu den Namen der Riede CAMPILL zu verbergen, der Hauslage des Weinguts Pranzegg, die sich seit Generationen im Besitz der Familie von Martin Gojer befindet – und deren Namen er seit einiger Zeit nicht mehr auf sein Etikett drucken darf.

Anlässlich der Neubewertung der Südtiroler Lagen vor einigen Jahren ist das erstaunlicherweise nur mehr dann erlaubt, wenn sich in einem Wein der Lage Campill (oder Kampill – je nach Schreibart) auch Cabernet Sauvignon (!) befindet. Ein Platzhirsch in der Südtiroler Weinwelt hat die Lage für ein paar Auspflanzungen der alten Bordelaiser Sorte auserkoren und die Spezialisten der Regulierungsbehörde anscheinend auch noch davon überzeugt, dass die Riede ohne sie ihren Charakter und ihre Identität verlieren würde.

Martin Gojer dagegen hat dort 50 Jahre alte Rebstöcke der klassischen Südtiroler Sorte Vernatsch (ital. Schiava) stehen – und keltert daraus, nicht nur unserer Meinung nach, einen der besten Rotweine des ganzen Landes.

Der Strich ist also auch ein Kommentar.

Die Campill ist eine Steillage, die vor allem auf Porphyr und darüberliegenden sandigen Verwitterungsböden basiert. Sie ist nach Norden exponiert, ein Umstand, der sich in einer leicht verzögerten Reife der Trauben positiv bemerkbar macht. Der darin wurzelnde Vernatsch ist mittlerweile 50 Jahre alt, wobei man eigentlich im Plural von der Sorte sprechen müsste, da sie eigentlich eine Rebsortenfamilie mit mehreren, teils recht unterschiedlichen Mitgliedern repräsentiert: Martin Goyers C——–L beispielsweise besteht aus Rotvernatsch (Schiava Gentile) und Grauvernatsch (Schiava Grigia), zwei Rebsorten, die nicht nur unterschiedlich ausschauen, sondern auch unterschiedlich schmecken.

Er liest und vergärt sie allerdings gemeinsam. Nach sechswöchiger Mazeration wird der C——–L in gebrauchte ovale und konische Holzfässer umgezogen und dort für 10 Monate gereift, ehe er im darauffolgenden Jahr in Zementbottichen und Holzfässern sein finales Gleichgewicht findet.

Stil

Vernatsch ist eine tolle Sorte und der C——–L seine vermutlich beste Interpretation. Leicht, agil und subtil ist er doch gleichzeitig tief, dicht und vielschichtig. Rote Beeren und Blütennoten bestimmen das Aromaprofil. Eine feine Säure bündelt eine weiche und warme Struktur und führt den Wein ohne Umwege zum Gaumen. Wer Parallelen mit Pinot Noir feststellt, liegt nicht falsch.

Datenblatt

Rebsorte: Rotvernatsch (Schiava Gentile) und Schiava Grigio (Grauvernatsch)
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Campill, eine sich nach Nordwesten exponierende Lage auf ca. 400 Metern,
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 6-wöchige Mazeration
Ausbau: 10 Monate in ovalen und konischen Holzfässern, danach für weitere 12 Monate in Eiche oder Zement
Filtration: nein
SO:< 50 mg/l
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

HINTERGRUND

Mit dem Giallo di Costa lotet Daniele Ricci aus, was mit Timorasso alles möglich ist. Drei Monate lang mazeriert er den Wein und holt dabei alles an Gerbstoffen, Säuren, Extrakten und Aromen aus den Schalen, was sich das Jahr über darin eingelagert hat. Neben der Gesundheit der Beeren spielt der Lesezeitpunkt naheliegenderweise eine entscheidende Rolle, da sämtliche Komponenten reif sein und sich im Gleichgewicht befinden sollten.

Dass sich der Giallo di Costa dennoch mehr über Eleganz als über Kraft definiert, liegt zum einen an der Erfahrung und Handwerkskunst Danieles, zum anderen aber auch daran, dass Timorassobeeren nur von einer äußerst dünnen Schale ummantelt sind. Das macht die Trauben zwar zu einem prädestinierten Opfer für Pilzkrankheiten, weshalb es den Giallo di Costa auch nicht jedes Jahr gibt; in goldenen Jahren allerdings entsteht so ein Wein, der mit subtilem Gerbstoff, druckvoller Säure und präzisen Aromen punktet und ein fantastisches Beispiel dafür bietet, wie subtil sich auch lange auf der Maische vergorene Weine präsentieren können. Ausgebaut wird der Giallo di Costa – wie schon der San Leto Blu – über ein gutes Jahr in gebrauchten Akazienfässern und danach für weitere zwei Jahre in der Flasche.

STIL & AROMEN

Ich weiß zwar nicht, ob sich Giallo di Costa, das Gelb der Küste, auf die Farbe des Weins bezieht, passen würden es freilich allemal. Gelb sind auch einige der Aromen – Grapefruit und Kamille beispielsweise – doch tut sich hier ein Bogen auf, der auch noch andere Farben inkludiert: weiß (Salz) und grün (Oregano) beispielsweise, orange (Marille) und braun (Nüsse, Karamell). Eingebettet ist das alles in einen dynamischen und kompakten Körper, dessen Rückgrat eine lebhafte Säure und feine Tanninstruktur bildet. Hat Potenzial für die nächsten 20 Jahre.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Timorasso
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten:
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan| wilde Hefen, 100tägige Mazeration ohne Unterstoßen der Trauben
Ausbau: 1 Jahre in gebrauchten Akazienfässern, 2 Jahre in der Flasche
Filtration: nein
SO:< 50mg/l

Rote Bastionen finden sich in Italien seit den Tagen, als die Griechen in Kalabrien den Krimisa kelterten, ihn über das Ionische Meer schipperten und ihn, u. a. ihren Olympiasiegern als Geschenk überreichten. In der Zwischenzeit gibt es hunderte rote Hochburgen, teils mit internationaler Reputation (Barolo, Montalcino & Co) teils mit immerhin lokaler Bedeutung (Vulture, Ovada, Dogliani, Conerò etc.). Es gibt aber auch orange Epizentren (allen voran der Karst und der Collio im Norden und die Colli Piacentini weiter im Süden), sprudelnde (Prosecco, Franciacorta, Lambrusco) süße (Marsala, Valpolicella, Gambellara) und sogar rosafarbene (Abruzzen).

Im Verhältnis dazu, tut man sich WEISS vergleichsweise schwer. Orte, mit dem Renommee von Barolo & Co. sucht man vergebens. Potenzial wäre freilich vorhanden und gelegentlich dürfte das auch ausgeschöpft worden sein. Im Soave beispielsweise, wo man bis in die fünfziger Jahre große Weine gekeltert haben dürfte, ehe die Industrie übernahm und den Qualitätsgedanken durch biedere Profitgedanken ersetzte. Vor ca. 20 Jahren setzte glücklicherweise wieder ein Umdenken ein, dass allerdings noch zu Ende gedacht werden muss.

Gelegentlich muss man aber erst anfangen, den natürlichen Voraussetzungen vollends gerecht zu werden. Im Aostatal beispielsweise finden sich Bedingungen, die besser kaum sein könnten – kühles Klima, spannende oft autochthone Sorten, ideale Böden und Exposition – doch nur im seltensten Falle die Bereitschaft, auf die chemischen Optionen im Weingarten und die invasiven Manipulationen im Keller zu verzichten. Besser spät als nie schlagen erste Winzer in Italiens kleinster Provinz jedoch seit kurzem neue, nachhaltigere Wege ein.

Der Collio, das Eisacktal, die Gegend rund um Avellino – die Liste mit potenziell großen Terroirs ließe sich über Seiten hinweg fortsetzen (das es potenziell große Terroirs sind, beweisen auch immer wieder einzelne Winzer). Ganz hoch oben auf dieser Liste sollte auch ein Ort stehen, der in der Weinwelt noch immer fast unbekannt ist. Cupramontana liegt 30 Kilometer westlich von Ancona, im Herz der Marken. Verdicchio – von vielen Ampelographen und Kritikern als beste weiße Rebsorte Italiens ausgemacht – gibt hier den Ton an, Kalk bildet die geologische Basis. Corrado Dottori von La Distesa der mit dem Gli Eremi den bis heute besten Wein der Gegend und einen der besten Italiens produziert, meinte einmal das Cupramontana das Chablis Italiens sein könnte (will man das?), wenn… ja wenn… man das Potenzial auch wirklich ausschöpfen würde. In seinem Schatten haben sich nun einige Winzer darangemacht, Corrados Hypothese in die Tat umzusetzen. La Marca di San Michele keltert mit den Passolento und dem Capovolto zwei Versionen, die sowohl der Sorte wie auch der Umgebung gerecht werden. Di Giulia produziert mit dem Grottesco und dem Gentile ebenfalls zwei Weine, mit denen man Spaß haben, sich aber auch längere Zeit beschäftigen kann.

Seit kurzem gesellt sich zu diesem Trio auch noch Ca’liptra dazu, ein kleines Weingut, das sich aus Giovanni Loberto, Roberto Alfieri, Agostino Pisani und Antonella Traspadini zusammensetzt, einem Quartett, das in verschiedensten Funktionen bei anderen Winzern (Dottori, Pievalta, Colonnara) gesehen hat, wie man gute und exzellente Weine macht. Mit dem Kypra keltert man nun seit ein paar Jahren einen Wein, der einen Grund mehr liefert, Cupramontana in der Hierarchie italienischer Weißweinzonen hoch oben anzusiedeln. Die Basis bilden 40jährige Verdicchioreben und der schon erwähnte Kalksockel, durch den sich zudem ein paar Gipsadern ziehen. Die Exposition weist nach Osten. Da man sich genau über dem Cesola, einem unweit von Copramontana entspingendem Wildbach befindet, verfügt man zudem über ein – speziell im Sommer – regulierendes Mikroklima. Im Weingarten wird konsequent biologisch gearbeitet, im Keller setzt man anfangs auf wilde Hefen und verzichtet auf eventuelle Gärhilfen. Ausgebaut wird über 9 Monate in Zement, danach wird gefiltert, geschwefelt und gefüllt.

Das Resultat ist kühl, präzis und animierend. Die Aromen decken, wie so oft bei gutem Verdicchio, vor allem das florale und gelbfruchtige Spektrum ab. Die Säure packt zu und sorgt für Spannung, Vitalität und Zug. Die Textur ist saftig und kompakt. Der pH liegt bei 3,2, die Säure bei 6,5‰ der Alkohol bei 13,5 und was sich analytisch recht ausbalanciert liest, sorgt auch sensorisch für Ausgewogenheit. Ein paar Jahre Flaschenreife tun mit Sicherheit gut.

Autozertifikation Kypra: angefertigt von Ca’liptra für die (brillante) mailändische Organisation La Terra Trema 

Jahrgang: 2015

Weingarten

Name des Weingartens: Vigna Bassa
Boden: Kalk-Gips
Exposition: süd-ost
Höhe: 350-250 Meter.

Rebsorte: Verdicchio
Unterlagsrebe:
Erziehungssystem: doppelter Guyot
Mittleres Rebstockalter: 40 Jahre
Pflanzdichte (Reben/ha): 3500
Ertrag pro Rebstock (kg/pianta): 1,2
Hektarertrag (kg/ha): 5000

Behandlungen (Art und Häufigkeit): Schwefel und Kupfer – mit einem Abstand von ein bis zwei Wochen zwischen den Spritzungen (abhängig von den Niederschlägen)
Dünger: kein Dünger
Lesebeginn: 2. September
Art der Lese: manuell, in 15 kg Kisten
Zukauf von anderen Winzern: nein
Zertifizierung (biologisch, biodynamsich): nein
Zusätzliche Informationen: In Umstellung auf biologische Bewirtschaftung

Önologie

Rebeln: mit kleinem Rebler
Presse: hydraulische Presse
Vergoren in: Zement
Mazeration: keine Mazeration
Sulfite (Menge und Zeitpunkt der Zugabe): vor der Füllung. 60 mg\L Gesamt SO2 
Verwendung von Reinzuchthefen: nein
Methoden zur Stabilisierung des Weins: keine
Filter (wenn ja, welche): ja, Karton
Klärung (wenn ja, wie): mit Bentonit

Ausbau in Zement (Dauer): 9 Monate
Weitere Flaschenreife: 2 Monate
eventuelle Korrekturen: nein

Verhältnis Trauben/Wein (%): 50%

Produzierte Flaschen: 5000
Flaschentyp: Burgund
Verschluss: Kork

Verwendung der Trester: werden im Weingarten ausgebracht

Chemische Charakteristika

Alkohol: 13,5 % 
Säure (g/l): 6,5
Ph: 3,2
Freier Schwefel (mg/l bei der Füllung): 15
Gesamtschwefel (mg/l bei der Füllung): 60 mg/L

Hintergrund

Daniele Ricci meinte einmal, dass es besser sei, Timorasso-Weingärten möglichst alleine zu bearbeiten. Die Sorte ist derartig kompliziert in der Bewirtschaftung, dass Erfahrung und das Wissen um die individuellen Eigenheiten der Rebstöcke guttun. Heute hilft ihm meistens sein diesbezüglich bestens geschulter Sohn Mattia, ansonsten aber ist die Pflege der knapp 30000 Timorassostöcke vorwiegend Chefsache. Daniele kennt Timorasso wie kaum ein anderer, weiß um ihre extreme Wüchsigkeit und Fertilität und ihre Botrytisanfälligkeit. Er kennt aber auch Antworten auf diese Herausforderungen und die lassen sich Jahr für Jahr auch im San Leto Blu nachvollziehen.

Die Trauben für den San Leto Blu stammen aus einem, in den späten 80er Jahren bestockten Weingarten. Sie werden spät gelesen und über drei Tage mazeriert, wobei der Tresterhut nie durchbrochen wird, um nicht zu viele Gerbstoffe auszulaugen. Einmal abgepresst, wird der Wein in Akazienfässer umgezogen, wo er für ein Jahr weiterreift, ehe er unfiltriert abgefüllt für zwei weitere Jahre in der Flasche seine endgültige Form findet.

Stil

Vielschichtiges und harmonisches Aromaprofil. Lebhafte aber nie aufdringliche Säure kontert einem mürben und feingliedrigen Gerbstoff. Die Textur ist cremig, saftig und weich (ein Freund meinte einmal, dass ihn der San Leto an elsässische Rieslinge denken ließe, wobei unserer Ansicht nach Danieles Wein direkter und stringenter ist). Lang, kompakt und fokussiert, prägen ihn im Abgang gelber Frucht, Steine und Kräuter.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Timorasso
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: San Leto
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan| wilde Hefen, dreitägige Mazeration ohne Unterstoßen der Trauben
Ausbau: 1 Jahre in gebrauchten Akazienfässern, 2 Jahre in der Flasche
Filtration: nein
SO:< 50mg/l
Alkoholgehalt:  % vol
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: 2018 – 2028

Hintergrund

Im Granato lotet Elisabetta Foradori aus, was Teroldego im Campo Rotaliano zu leisten imstande ist. Der Wein ist ein Gegenentwurf zu ihren eigenen Einzellageninterpretationen Morei und Sgarzon, wo sie dezidiert und detailliert die Vorgaben des Terroirs offenzulegen versucht. Im Granato dagegen räumt sie der Rebsorte mehr Raum ein – und warum auch nicht: Teroldego (das Gold Tirols?) ist wie kaum eine andere Sorte in der Weinbaugeschichte des Trentinos und des angrenzenden Südtirols verankert, aus dem sie heute leider fast verschwunden ist. Dokumente belegen ihre Existenz bereits im 14. Jahrhunderte und DNA-Analysen verweisen auf eine nahe Verwandtschaft mit Syrah, wobei Teroldego die ältere der beiden Sorten ist.

Das Alter der Rebsorte erklärt auch die Tatsache, warum sie sich im Laufe der Jahrhunderte über ganz Italien und bis nach Sizilien verbreitete, wobei sie im Rest der Halbinsel dank ihrer dunklen Farbe und dichten Textur meist Cuvées farblose, anämische Weine aufpeppte.

Dem ganzen Potenzial der Sorte auf den Grund zu gehen, blieb letztlich der großen Winzerin aus Mezzolombardo überlassen. Und sie tat das so überzeugend, dass in ihrem Schatten nicht nur im Trentino eine Renaissance der Sorte stattfand, sondern selbst kalifornische und australische Winzer begannen, ihre Weingärten mit Teroldego zu bestocken.

Der Granato entsteht aus Trauben von 70 Jahre alten Reben, die in den Schwemmlandböden des Campo Rotaliano Wurzeln geschlagen haben. Die Bewirtschaftung der Rebflächen ist seit gut einem Jahrzehnt biodynamisch, die Pflege der Rebstöcke quasi ausschließlich per Hand.

Vergoren wird der Granato spontan in Zementbottichen, der Ausbau danach erfolgt über 15 Monate in 20-40 Hektolitern großen Akazienfässern.

Stil

Gehaltvoll, intensiv, ausdrucksstark – was dem Granato im Vergleich zu den beiden Einzellagenversionen Morei und Sgarzon an Finesse fehlen mag, kompensiert er durch Dynamik und Kraft. Stoffig und engmaschig räumt er rotbeerigen und kräuterigen Aromen Platz ein, die man gemeinhin mit der Sorte identifiziert. Ist trotz seiner Power und Energie elegant. Punktet am Ende mit Druck, Länge und Lebendigkeit.

Datenblatt

Rebsorte: 100% Teroldego
Bewirtschaftungsart: biodynamisch
Weingarten: 70-Jahre alte Weinreben am Campo Rotaliano
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan| wilde Hefen, Mazeration über einen Monat
Ausbau: 15 Monate in 20-40 hl großen Akazienfässern
Filtration: nein
SO₂:< 50mg/l
Alkoholgehalt:  12,5 % vol.
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: 2020 – 2035

Miau!
Ah, italienische Katze. Miao.
Ciao, deutsche Katze.
Ein Kätzchenwein?
Schon auch.
Besser als ein Gänsewein.
Oder ein Machowein.
Oder ein Mädchenwein.
Oder ein Oligarchenwein.
Oder ein postmoderner Wein.
Also ein Kätzchenwein. Allerdings mit Tradition. Martin Gojers „Miau!“ ist ein nach der metodo ancestrale vergorener Rosato frizzante. Die metodo ancestrale ist derzeit unter dem Namen Pét-Nat (kurz für pétillant naturel) in aller Munde aber eigentlich eine alte Methode der Schaumweinherstellung.

Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miau! entsteht.

Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert er den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miau!-Stillwein wieder auf.

STIL – MIAU PRANZEGG

Animierend, einladend, lebendig und rotbeerig. Schießt einem schlagartig Lebensenergie in die Adern. Macht Spaß und soll das auch tun. Unkompliziert, unbeschwert und zudem ein verlässlicher Begleiter, wenn es um den Verzehr deftiger Jausen geht.

Datenblatt

Rebsorte: Vernatsch
Bewirtschaftungsart: biodynamisch
Weingarten: unterschiedliche Weingärten, die alle auf vulkanischem Muttergestein und sandigen Verwitterungsböden basieren.

Vergärung: Martin Gojer verwendet dafür die Trauben 50-Jahre alter Vernatschreben, die er eineinhalb Tage lang mazeriert und in Stahltanks bis zu einem natürlichen Restzuckergehalt von 14 g vergärt. Danach füllt er den Wein in Flaschen ab, wo eine Zweitgärung stattfindet und die Kohlensäure im Miao entsteht.
Nach einigen Monaten auf der Hefe degorgiert Martin Gojer den Wein und füllt ihn ohne Dosage mit etwas Miao-Stillwein wieder auf.
Filtration: nein
SO:< 30 mg/l
Verschluss: Kronenkorken
Trinktemperatur: 8-10°C
Perfekte Trinkreife: ab sofort

Teran ist eine jener autochthonen Rebsorten, die man im lokalen Kontext und mit der kulinarischen Tradition Istriens denken sollte: mit Prosciutto und Gulasch, Jota (dem Eintopf) und Musetto (der Kochwurst), mit der Osmiza (dem Heurigen), der Bora (dem Wind) und dem Winter im Karst. Für sich alleine, auf einem Balkontischchen am Prenzlauer Berg, wäre Teran völlig verloren. Teran braucht Atmosphäre und eine fundierte Begleitung. Schafft man es ihm diese zu geben, wird man ihn nicht nur langsam zu verstehen beginnen, sondern zunehmend Freude an ihm haben. Teran hat immense Energie und eine zupackende, lebhafte Säure. Seine Farbe ist so dunkel, dass er im Karst über lange Zeit das Allheilmittel gegen Blutarmut war. Mit einer ordentlichen Portion önologischer Hilfsmittel könnte man ihm seiner Ecken und Kanten berauben und ihn wie McMurphy in „Einer flog über das Kuckucksnest“ gesellschaftskompatibel machen. Doch das würde ihm auch seines Charakters, seiner Identität und seiner Lebensgeister berauben.

Branko und Vasja Čotar spülen nicht weich. Nie. Nicht bei ihren maischevergorenen Versionen weißer Trauben und erst recht nicht bei ihren beiden Teraninterpretationen.

TERAN 2011

Der stille Teran wird in offenen Holzbottichen für 10 Tage auf den Schalen vergoren und landet danach für 4 Jahre in 1500 Liter Holzfässern, ehe er ungefiltert gefüllt wird.

STIL

Vasja Čotar bezeichnet seinen Teran als nervös und sehr typisch. Das trifft es dann auch schon gut. Hinzu kommen Aromen, die einen Bogen durch den Karst spannen und Kräuter, Steine, Beeren und das Meer suggerieren. Windgegerbt und sehnig beschreibt seinen Körper wohl besser als elegant und muskulös. Gemeinsam mit fetten Würsten verwandelt sich die Nervosität in Ruhe und Gelassenheit.

Datenblatt

Rebsorte: Teran
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Terra rossa, auf ca. 100 Meter in Meernähe, 7000 Stöcke am Hektar
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 10-tägige Meischegärung in 2000 Liter großen offenen Holzbottichen
Ausbau: 48 Monate in 1500 Liter Holzfässern,
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt
Alkoholgehalt: 11,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

ČRNA 2009

Der Črna  ist ein, nach der Mèthode traditionelle hergestellter Schaumwein und eine logische Antwort auf die, der Rebsorte innewohnenden Eigenschaften. Auch wenn sich Vater & Sohn Čotar bei der Weinwerdung an Herangehensweisen aus der Champagne orientieren, machen sie doch vieles anders als gemeinhin üblich. Sie lesen spät und bei voller Reife, keltern einen klassischen Rotwein und lassen ihn für fünf Jahre in Holzfässern reifen. Erst dann wird etwas Süßmost (aus Teran) hinzugefügt und die Zweitgärung in der Flasche gestartet, wo sich in den folgenden 12 Monaten eine feine und lebhafte Perlage entwickelt.

STIL

Fleischig, saftig und dunkel. Hat die Power eines wichtigen Rotweins und die Frische und Lebendigkeit eines großen Schaumweins. Wald, Erde und Beeren. Druckvoll, geradlinig, zieht wie eine Rakete seine Bahn in Richtung Gaumen, kompromisslos, einmalig, wie auch der stille Teran eine sichere Nummer mit Prosciutto, Salami und anderen Schweinereien.

Datenblatt

Rebsorte: Teran
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Terra rossa auf Kalk, auf ca. 100 Meter, in unmittelbarer Nähe zum Meer und zu den Bergen, 7000 Stöcke am Hektar
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 10-tägige Maischegärung in 2000 Liter großen offenen Holzbottichen, nach fünfjährigem Ausbau im Holzfass Zweitgärung über 12 Monate in der Flasche.
Ausbau: 60 Monate in 1500 Liter Holzfässern, 12 Monate in der Flasche
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt
Alkoholgehalt: 11,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

Seit 1964 betreibt Emidio Pepe sein Weingut in Torano Nuovo in den Abruzzen und was er seither geleistet hat, nötigt der gesamten italienischen Weinwelt Respekt ab. Sein Weingut ist Kult und seine Weine gehören zu den Besten Italiens. Sandro Sangiorgi, die Nummer eins unter den Weinautoren des Landes, widmete ihm vor kurzem eine gut 200-seitige Biographie und schildert darin einen hartnäckigen, tief von den bäuerlichen Traditionen seiner Umgebung geprägten Menschen, der von Anfang seinen eigenen Weg ging und dabei meist die entgegengesetzte Richtung einschlug.

Leicht war das nicht, inkludierte sein Konzept doch schon zu Beginn ein ethisches und handwerkliches Fundament, das vielen Winzern bis heute völlig fremd ist. Er lebte und arbeitete also schon früh in Opposition zu den gängigen Moden, stets davon überzeugt, dass die globalen Weintrends nichts mit den vitikulturellen Wirklichkeiten von Torano Nuovo und den Abruzzen zu tun hätten und nur im seltensten Fall zu einer Verbesserung der Weinqualitäten beitragen würden.

In seinem Keller fanden sich zu keiner Zeit Barriquefässer oder Konzentratoren. Auch für die durchaus sinnvollen Lochtrommeln zum Abbeeren und die Walzen für die pigiatura, das Anquetschen der Trauben, fand er keine Verwendung. Für letztere vertraut er bis heute auf die Kraft seiner Füße (und mittlerweile die seiner Kinder und Enkel), ansonsten setzt er auf traditionelle, ausschließlich in Zement stattfindende Vinifikationen und viel Handwerk.

Als sich seine Töchter 2005 intensiv mit den Methoden der Biodynamik zu beschäftigen begannen, stellten sie fest, dass ihr Vater viele ihrer Herangehensweisen bereits seit Jahrzehnten praktizierte. Sofia Pepe, die mittlerweile das Weingut ganz wesentlich mitleitet, meinte beispielsweise, dass ihr Vater schon immer die Mondphasen bei wesentlichen Entscheidungen im Weingarten wie im Keller berücksichtigte.

15 Hektar in insgesamt acht Weingärten bewirtschaftet man im Weingut Pepe (11 biologisch, 4 biodynamisch) wobei der 86-jährige Emidio noch immer ordentlich mitmischt. Bestockt sind sie mit den traditionellen Sorten der Gegend: Montepulciano d’Abruzzo und Trebbiano d’Abruzzo, vor einigen Jahren ist auch noch etwas Pecorino hinzugekommen.

Vor allem mit seinem Montepulciano sorgt Pepe unter seiner mittlerweile großen Anhängerschaft immer wieder für Aufsehen. Rustikal, mit Ecken und Kanten, ordentlicher Säure, dunklen, erdig-fleischigen Noten und einer, in den Anfangsjahren oft spürbaren Reduktion setzt er auf die Kompetenz seiner Kunden: seine Weine sollten bei sofortigem Konsum möglichst belüften werde; noch besser ist es allerdings, den Wein nicht sofort zu trinken sondern ihn für ein paar Jahre in den Keller zu legen. Er tut das übrigens auch. 350.000 Flaschen finden sich derzeit im Gewölbe unter dem Weingut: 52 Jahrgänge (Stand 2018), die bis ins Jahr 1964 zurückreichen und die man vor Ort auch kaufen kann.

In gewissem Sinne noch spektakulärer ist das, was er aus dem Trebbiano abruzzese macht. Meist als belanglose Banalität abgetan, über die man am besten den Mantel des Schweigens breitet, zaubert Pepe aus ihr einen puristischen, in all seiner Eleganz auch dichten und substantiellen geprägten Weißwein, der einen Grund mehr liefert, warum Emidio Pepe zu den großen Meistern seiner Zunft gezählt werden muss.

Emidio Pepe
Via Chiesa 10
Torano Nuovo
Tel: 0039 0861 856493
info@emidiopepe.com
www.emidiopepe.com

WEINE

Montepulciano d’Abruzzo
Trebbiano d’Abruzzo
Pecorino d’Abruzzo

Die Preise liegen zwischen € 30 und € 50.

Jahresproduktion: ca.80000 Flaschen
Rebsorten: Trebbiano abbruzzese, Montepulciano d’Abruzzo, Pecorino
Rebfläche: 15 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

LINKS

Abruzzen

Hintergrund: Hoch oben im Norden, dort wo das Piemont langsam an die Schweiz klopft, findet sich Bramaterra, eine steinalte Weinenklave, in der seit vielen Hundert Jahren Weinbau dokumentiert ist. Bevor Bramaterra 1979 zur DOC erklärt wurde, nannte man den Wein der Region „Vino dei Canonici“ und bezog sich damit auf die große Popularität, die er unter Kirchenleuten besaß – nie ein schlechtes Zeichen. Bramaterras Reben – stets eine Kombination aus größtenteils Nebbiolo und ein wenig Croatina und Vespolina – wurzeln in einer hügeligen Topographie auf ca. 400 Metern in  stark eisenhaltigem Untergrund, über den sich eine marine Sandschicht gelegt hat. Die Gegend ist relativ kühl, ein Aspekt, der sich dann auch wie ein roter Faden durch die Weine von Carlo, Giacomo und Cristiano zieht.

Der Bramaterra 2014 wurde in Zementzisternen spontan vergoren und danach über zwei Jahre in gebrauchten Barriques gelagert, um letztlich nochmals über vier Monate in Zementzisternen sein Gleichgewicht zu finden.

Stil: Kühl, saftig, animierend und dabei doch kompakt, stoffig und gehaltvoll – im Grunde genau das, was man sich unter einem klassischen und hochklassigen Nebbiolo vorstellt. Die Aromen schlagen einen Bogen von Rosen und Thymian bis zu Kirschen und Gewürznelken. Am Gaumen packt das Tannin zu, doch bleibt der Wein stets zugänglich, mürbe und rund. Lebendigkeit, Geradlinigkeit und nachhallende Frucht- und Pfeffernoten prägen den Abgang.

Datenblatt

Rebsorte: 70% Nebbiolo, 20% Croatina, 10% Vespolina
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: auf ca. 400 Meter in  stark eisenhaltigem Untergrund, über den sich eine marine Sandschicht gelegt hat
Lese: per Hand
Vergärung: spontan     | wilde Hefen in Zementzisternen
Ausbau: 2 Jahre im gebrauchten Barriques, 6 Monate in Zement
Filtration: nein
SO: < 50mg/l
Alkoholgehalt:  12,5 % vol
Verschluss: Naturkork
Trinktemperatur: 15-17 °C
Perfekte Trinkreife: 2020 – 2028

HINTERGRUND

Der Elso ist ein Herzenswein von Daniele Ricci. Er ist Ulisse, dem Großvater mütterlicherseits gewidmet, der von allen Elso genannt wurde. Elso war, laut Daniele, ein Großmeister in der Vinifizierung von Croatina und zeigte dem damals jungen Winzer, wie er mit der notorisch komplizierten Rebe, die stets zu viele Blätter und zu wenige Trauben produziert, umgehen sollte. Er lehrte ihn Geduld: zuerst im Weingarten, wo die Trauben für gewöhnlich erst im späten Oktober reif werden und danach im Keller, wo man am besten nicht in Monaten und auch nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten kalkulieren sollte. Der gegenwärtige Jahrgang des Elso stammt aus dem Jahr 2008 und steht gerade am Anfang seiner Entwicklung.

Croatina ist, wie man sich bereits denken kann, kein Wein für einen Kindergeburtstag. Sie hat Gerbstoffe, die ihre nahe Verwandtschaft mit Nebbiolo ohne Umschweife kundtun. Holz – möglichst 500 oder 1000 Liter-Fässer – steht ihr gut. Da ihre Anthocyane nicht leicht oxidieren, ist ihre Farbe selbst nach Jahren der Fass- und Flaschenlagerung tiefdunkel und da sie – wie Sangiovese – zur Reduktion neigt, tut ihr gelegentlicher Luftkontakt nur gut.

Croatina ist alles andere als eine einfach zu handhabende Sorte, doch kann sie in den richtigen Händen zu wirklich umwerfenden Ergebnissen führen.

STIL

Dicht, kraftvoll und intensiv mit ausdrucksstarken, dunklen Aromen. Im Mund geht es ordentlich zur Sache, der Gerbstoff ist fordernd und macht Druck und auch der Alkohol hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Wobei letzterer nicht nur von den Tanninen und der tiefen Frucht, sondern auch von einer pulsierenden Säure aufgefangen wird. Das Finale ist trocken, warm und nachhaltig.

Den Elso von Daniele Ricci gibt es bei vinonudo

Datenblatt

Rebsorte: 100% Croatina
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten:
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan      | wilde Hefen
Ausbau: mehrere Jahre in gebrauchten 500- und 1000 Liter Fässern
Filtration: nein
SO:< 50mg/l

Hintergrund

Der Pinot Grigio Fuoripista (abseits der Piste) ist ein Alternativentwurf zum gängigen Bild der im Trentino omnipräsenten Sorte. Nicht banal und belanglos, sondern profund und gehaltvoll wird Pinot Grigio hier gekeltert. Der Fuoripista entstand in Kooperation mit Marco Devigili, der im sandigen, von Dolomitenkieseln durchsetzten Campo Rotaliano biodynamischen Weinbau betreibt. 

Ausgebaut wird der Fuoripista in spanischen Tonamphoren (Tinajas), die bei Elisabetta Foradori kein önologisches Trendobjekt darstellen, sondern als Mittel zu dem Zweck eingesetzt werden, möglich authentisch ihre Idee von Wein wiederzugeben. In ihrem Keller finden sich mittlerweile Dutzende davon. Anders als die meisten anderen Winzer gräbt sie ihre Amphoren nicht in der Erde ein, sondern belässt sie, in ein Gerüst montiert, in direktem Luftkontakt.

Die ganzen Trauben des Pinot Grigio verbringen darin acht Monate, in denen sie langsam und in aller Ruhe ihre Aromen, Farbstoffe, Säuren und Tannine freigeben. Nach acht Monaten wird der Wein aus den Amphoren geholt und ungefiltert und mit minimaler SO-Beigabe gefüllt.

Stil

Manchmal lohnt es sich auch ein paar Worte über die Farbe eines Weines zu verlieren. Die ist im Fuoripista ein sattes, leicht ins Rosa changierendes Gold und verdankt sich der langsamen Auslaugung in der Schale sitzender Farbstoffe. Von dort extrahiert wurden zudem Aromen, die überraschen und den gewohnten Rahmen sprengen. Die zurückhaltende Säure wird von kompaktem Gerbstoff kompensiert, der insgesamt für eine feste und griffige Struktur sorgt. Der Gesamteindruck ist lebendig und dynamisch, das Finish aromatisch, warm und saftig.

Datenblatt

Rebsorte: Pinot Grigio
Bewirtschaftungsart: biodynamisch
Weingarten: Campo Rotaliano, Sand & Dolomitenkiesel
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan      | wilde Hefen, in spanischen Tinajas
Ausbau: 8 Monate auf den Schalen in spanischen Tinajas (Amphoren)
Filtration: nein
SO:< 30 mg/l
Alkoholgehalt: 12,5%
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: 2018 – 2030

Hintergrund

Hoch oben, auf gut 500 Metern, wurzeln in kreideweißen Böden die Reben für den Calcareus. Entfernt am Horizont tut sich das Meer auf, Lampedusa ist nicht weit, Tunis näher als Neapel. Es sind alte Kulturlandschaften, die sich hier über die Hügel und Bergrücken spannen. Griechische Siedler hinterließen keine 10 Kilometer entfernt das Valle dei Templi, das Tal der Tempel, die größte archäologische Ausgrabungsstätte Europas. Mit der Errichtung griechischer Kolonien ging auch stets Weinbau einher und fand folglich auch rund um Agrigento schon vor mehr als 2000 Jahren statt. Ob dabei bereits etwas derart Spektakuläres wie der Calcareus der Brüder Gueli dabei herauskam, wagen wir zu bezweifeln. Schon deswegen, weil wir glauben, dass der Wein auch für heutige Maßstäbe die Latte extrem hoch legt und definitiv zu den aufregendsten Rotweinen der Insel zählt.

Grund dafür ist neben der behutsamen und meist manuellen Weingartenarbeit der drei Brüder ein Klima, das Wärme mit Wind kombiniert und den Reben ein balanciertes und langsames Wachstum ermöglicht. Der an manchen Stellen schneeweiße Boden, dem der Wein seinen Namen verdankt und ein ausgeklügeltes Erziehungssystem (Tendone) tun ein übriges.

Der Calcareus wird wie auch der Erbatino über 6-8 Tage spontan in Zementzisternen vergoren und danach noch für weitere 40-50 Tage auf den Schalen belassen. Der Ausbau erfolgt in gebrauchten 220-Liter Fässern über 24-30 Monate.  Der Wein wird vor der Füllung weder gefiltert noch geschwefelt, bewahrt sich aber dennoch eine bestechende Klarheit und Präzision.

Stil

Elegant, kühl, präzis: Wer auf die Hitze des sizilianischen Südens hofft, sollte zu einer anderen Flasche greifen. Der Calcareus ist ein Kind seines Terroirs und das vereint Kalk und der Höhe geschuldete Tag-Nacht-Unterschiede, die dazu führen, dass der Wein nicht nur profund und dicht ist, sondern auch noch stringent und kompakt. Die Säure ist wie stets bei gut gemachtem und authentischem Nero d’Avola lebendig, das Finale trotz der straffen und engmaschigen Textur unbeschwert und animierend.

Rebsorte: 100% Nero d’Avola
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Hanglage auf 450-550 Meter Seehöhe in Scintilìa. Kühle Winde und Tendone, ein Pergola-ähnliches Erziehungssystem relativieren die intensive Sommerhitze. Kalk- Gipsböden.
Pflanzdatum der Reben: 2000
Lese: Per Hand in 25 Kilo fassende Kisten, Ende September
Vergärung: spontan     | wilde Hefen in Zementzisternen, 40 tägige Mazeration
Ausbau: 24-30 Monate in zweit- oder drittbefüllten 220-Liter Fässern, 6 Monate Flaschenreife
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt, unter 20 mg/l Gesamtschwefel
Alkoholgehalt: 13,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2030

U’ Russu 2015

Hintergrund: In den 1990er Jahren hatte Nero d’Avola seinen Popularitätshöhepunkt, der paradoxerweise Hand in Hand mit seinem qualitativen Tiefpunkt einherging. Zu unfassbar niedrigen Preisen überschwemmten Nero d’Avola-Versionen, die sich nicht einmal zum Strecken von Saucen eigneten, die Supermärkte der Welt. Irgendwann hatten das auch die leidenschaftlichsten Billigtrinker verstanden und Nero d’Avola wanderte aus den Aktionsregalen palettenweise zurück nach Sizilien. Und dort blieben sie auch. Damit war es fürs erste vorbei mit dem Boom der Sorte und die Reputation war dermaßen im Eimer, dass man wiederum zwei Jahrzehnte brauchte, um sie wieder einigermaßen geradezubiegen. Mitverantwortlich für die Wiederauferstehung des Nero d’Avola waren unter anderem die Brüder Gueli, die bislang ungekannte Seiten der Rebsorte aufdeckten und zeigten, dass man aus Nero d’Avola auch Weine keltern kann, die elegant, profund und dynamisch erstaunlich präzis von ihrer Herkunft erzählen können.

Der U Russu stammt von diversen Weingärten rund um das Weingut in Grotte, wird per Hand gelesen und über 6-8 Tage spontan in 2000 Liter großen Zementzisternen vergoren. Danach wird er in kleinere Zementbehältnissen umgezogen, wo er bis zum darauffolgenden Mai lagert, ehe er ungefiltert und ungeschwefelt gefüllt wird und für ein halbes Jahr weiterreift.

Stil

Dunkel, lebhaft und intensiv. Mediterran, erdig und dunkelfruchtig. Der U Russu mag zwar der Einstiegswein von Gueli sein, doch lässt er sich das nicht wirklich anmerken. Die Textur ist dicht und stoffig, das Tannin ist samtig, die Säure animierend aber bestens eingebunden.

Datenblatt

Rebsorte: 80% Nero d’Avola + 20% alte autochthone Sorten
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Diverse leicht abfallende Lagen auf 450-550 Meter Seehöhe rund um Grotte (Provinz Agrigento/Sizilien) Kühle Winde und Tendone, ein Pergola-ähnliches Erziehungssystem relativieren die intensive Sommerhitze. Kalk- und Tonböden.
Lese: Per Hand in 25 Kilo fassende Kisten
Vergärung: spontan     | wilde Hefen, in 2000 Liter großen Zementzisternen
Ausbau: 7 Monate in vetrifiziertem Zement
Filtration: nein
SO: ungeschwefelt
Alkoholgehalt: 13,50 % vol
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 16-18 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2026

EGESTA

Hintergrund & Herkunft
Der Egesta gehört zweifellos zu den originellsten und besten Weinen Siziliens. Er besteht zu 100% aus der weißen Grillo, einer Sorte, die man wie kaum eine andere mit Sizilien verbindet, die aber anscheinend gar nicht von der Insel stammt. Sie dürfte vielmehr erst nach dem Vernichtungsfeldzug der Reblaus in Sizilien ausgepflanzt worden sein, hat danach aber speziell im Westen das Kommando unter den Rebsorten der Region übernommen. Sie ist seit über einem Jahrhundert elementarer Bestandteil des Marsala und zudem für einen Gutteil der trockenen Weißweine rund um Trapani und Alcamo verantwortlich.
Aldo keltert aus ihr eine Version, die seinesgleichen auf der Insel sucht und die nichts mit den gängigen, oft banalen und meist von Zitrus- und Maracujanoten dominierten Weinen zu tun hat. Von jungen Reben aus dem sich nahe am Meer befindlichen Weingarten Pietrarinosa Ende August gelesen, selektiert er die besten Trauben und vergärt sie, ohne sie davor gepresst zu haben, spontan in einem Edelstahltank. Dort bleibt der Wein mitsamt Schalen und Kernen für die nächsten sechs Monate und wird, nachdem ihm alles an Aromen, Gerbstoff und Säuren auf natürliche Weise entnommen wurde, sanft abgepresst und sofort gefüllt.

Stil
Die Farbe des Weins suggeriert herbstliche, gelbbraune, von der Sonne ausgeblichenen Felder – Sizilien im Spätsommer, wenn man so will. Die Sonne schmeckt man auch im Wein und – nachdem wir hier gerade in Bildern und Vergleichen erzählen– auch das Meer. Kurz: der Egesta offeriert Wärme und suggeriert Salz, hinzu kommen dann aber auch noch Macchiaaromen und eine bestens eingebundene, alles andere als störende, Andeutung von flüchtiger Säure. Der Körper birgt Substanz, ist allerdings nie ausladend oder gar fett. Das Tannin hält sich, trotz der langen Maischestandzeit, zurück und bietet mit der erstaunlich lebhaften Säure ein perfektes Gleichgewicht.

Datenblatt

Rebsorte: Grillo
Bewirtschaftungsart: biologisch
Weingarten: Pietrarinosa, Kalk- & Tonböden
Lese: Per Hand
Vergärung: spontan | wilde Hefen, 6 Monate Kontakt mit den Schalen in Edelstahltanks
Ausbau: 6 Monate im Edelstahl, 3 Monate in der Flasche
Filtration: nein
SO₂: 10 mg/l bei der Füllung, freies SO₂: 7 mg/l, Gesamt-SO₂: 15 mg/l
Alkoholgehalt: 12,5 % vol.
Säure: 6 g/l
Verschluss: Naturkorken
Trinktemperatur: 10-12 °C
Perfekte Trinkreife: ab sofort – 2028
Flaschenformat: 0,75 l

Den Egesta von Aldo Violo gibt es bei www.vinonudo.at

Urban Plattner – Weingut In Der Eben
Unterplatten 21 / Ritten
39053 Kardaun
www.indereben.com
Tel.: +39 0471 365120

Jahresproduktion: ca.12000-15000 Flaschen
Rebsorten: Sauvignon blanc, Gewürztraminer, Roter Malvasier, Vernatsch
Rebfläche: 3,5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Urban Plattners Weinhof In der Eben liegt gut versteckt in einer Hangsenke auf der steilen Sonnenseite des Ritten. Immer wieder von Wald durchzogen, erstrecken sich rund um das Weingut drei Hektar Weingärten, die klimatisch vom mediterranen Bozner Talkessel bei gleichzeitig kühler Ventilation durch die Bergwinde geprägt sind. Porphyr-Untergrund liefert das Fundament für ein Rebsortenquintett, das neben den beiden lokalen Protagonisten Vernatsch & Roter Malvasier auch noch Platz für Merlot, Sauvignon blanc und Gewürztraminer lässt. Die Bewirtschaftung ist seit 1993 biologisch, seit Urban 2012 den Weinhof von seinem Vater übernommen hat, werden zudem biodynamische Prinzipien angewandt. Die dadurch erreichte Balance im Weingarten ergibt perfektes Traubenmaterial, das Urban mit minimalistischem aber präzisem Handwerk in große Weine mit Tiefe, Ruhe und Finesse übersetzt.

WEINE

Sauvignon
Gewürztraminer
Roter Malvasier
Sankt Anna
Sankt Anna R
Freistil

Die Preise liegen zwischen € 13 und € 20. In Deutschland gibt es die Weine vom Weingut In der Eben in der enoteca italiana

Urban Plattner ist Mitglied bei Freistil


Thomas Niedermayr, Hof Gandberg
Schulthauserweg, 1
39057 Eppan an der Weinstraße
www.thomas-niedermayr.com
t: +39 340 82 42 495

Jahresproduktion: ca.15000 Flaschen
Rebsorten: Bronner, Souvignon gris, Solaris, Weißburgunder, PIWI-Cabernets
Rebfläche: 5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Thomas Niedermayr beschreitet eigene Wege. Rund um seinen Hof Gandberg, oberhalb von Eppan, wurzeln in tiefen Kalkschotterböden mit Bronner, Solaris, Souvignon gris & Co. pilzwiderstandsfähige Rebsorten: von milden südlichen Luftmassen genauso beeinflusst wie vom alpinen Klima der Eislöcher, legt er deren Potenzial kompromisslos offen. Seine markanten Interpretationen  sind die logische Konsequenz eines schon vom Vater initiierten, ökologisch verantwortungsvollen Betriebskreislaufes, der neben biologischem Weinbau auch noch Obst- & Gemüseanbau und Tierhaltung umfasst. Im Keller setzt Thomas auf Beobachtung, Erfahrung und Feingefühl. Unaufgeregt und sorgsam begleitet er seine Weine durch den Vinifikationsprozess. So entstehen ausdrucksstarke Raritäten abseits des Mainstreams, die ungeschminkt & authentisch ihre Herkunft auf den Punkt bringen.

WEINE

T.N. 14 Solaris
T.N. 04 Bronner
T.N. 16 Souvignier gris
T.N. 99 Sonnrain
T.N. 76 Weissburgunder
T.N. 06 Abendrot
T.N. 11 Gandfels

Die Preise liegen zwischen € 15 und € 25. Thomas Niedermayrs Weine gibt es in Ö, D und der CH derzeit noch nicht. In Südtirol bekommt man sie entweder direkt bei ihm (nach Voranmeldung) oder aber im Meraner Weinhaus, bei Pur Südtirol, Diether Karadar, Egater und  Haidacher.

Thomas Niedermayr ist Mitglied bei Freistil


Newsletter