Ca' dei Quattro Archi

Ca’ dei Quattro Archi geht auf das Konto von Rita Golinelli und Mauro Mazza. Die beiden haben zur Jahrtausendwende das Weingut von Ritas Vater in den Hügeln südlich von Imola übernommen und es umgehend auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Fünf Hektar ingesamt, wobei sich ein Hektar in der unmittelbaren Umgebung des Weinguts auf sandigem Terrain – die geologische Hinterlassenschaft der einst sie bedeckenden Adria – befindet. Die restlichen Reben wurzeln im Parco della Vena del Gesso Romagnola, einer kargen, auf von Kreideadern (vene di gesso) durchzogenen Landschaft am Fuße des romagnolischen Apennins.  

Die Rebsorten sind die klassischen der Region: Albana, Trebbiano Romagnolo, Malvasia und Sangiovese, die von Cabernet Sauvignon und Merlot ergänzt werden. Die Arbeit im Freien hat höchste Priorität. Seit mittlerweile 20 Jahren hören die beiden auf die Rhythmen der Natur und wissen folglich genauestens über ihr Terroir und die Bedürfnisse ihrer Rebstöcke Bescheid. Ihre Weingärten sind blühende Manifestationen gelebter Biodiversität. Der Respekt, den sie ihren Reben gegenüber aufbringen, schlägt sich in vitalen und expressiven Trauben nieder.

Die werden von den beiden nach den Prinzipien der Naturweinbewegung (Ca’ dei Quattro Archi ist Mitglied von vinnatur) vinifiziert.


Kontakt

Rita Golinelli & Maura Mazza
Adresse:
Via F.lli Assirelli, 7 – Imola
Telefon:
3387584058 – 3358256667
E-mail:
cadeiquattroarchi@tin.it

 

Weine – eine Auswahl

Die beiden exzellenten Weißweine werden jeweils auf der Maische vergoren. Sie sind elegant, expressiv und kraftvoll. Der Ausbau der Weine erfolgt im Stahltank, mit Ausnahme ihres gleichfalls exzellenten Flaggschiffsangiovese Tajavènt, der im Holz gereift wird.

Unknown: Frizzante (rifermentato) aus Trebbiano romagnolo und kurz angetrockneten und folglich recht intensiven Biancame-Trauben – letztere ist eine nur selten anzutreffenden Rebsorte der Romagna und Nordmarken. Lebhaft, gelbfruchtig, floral. Druckvoll, dynamisch und nachhaltig am Gaumen. Ausgezeichneter Frizzante.

Mezzelune: Aus 100% Albana, der paradigmatischen Rebsorte der Romagna, gekeltert. Hat Struktur und Kraft. Säure und Gerbstoff bündeln die Aromen und den substantiellen Körper. Ein Wein mit Substanz, den man sich auch in aller Ruhe für ein paar Jahre in den Keller legen kann.

Ligreza: Größtenteils Trebbiano romagnolo unterstützt von ein paar Prozent Malvasia. Marillen und Blütenaromen. Leichtfüßiger und eleganter als der Mezzelune. Hat trotz seines für gewöhnlich erstaunlich niedrigen Alkohols eine Menge Substanz.

Sangiovese Tajavènt: 100% Sangiovese. Über ein Jahr in Barriques und Tonneaux ausgebaut. Expressiv, intensiv, üppig – kein Kind von Traurigkeit. Ein Winterwein – gehaltvoll und dicht, mit dunklen Aromen und einer für Sangiovese eher weichen Textur.  


Rebsorten: Albana, Trebbiano romagnolo, Malvasia, Biancame, Sangiovese
Rebfläche: 5,5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine; decanto, wineyou

AT/DE/CH: –

 

Cantina San Biagio Vecchio

Die Cantina San Biagio Vecchio ist ein junges, 2004 entstandenes Projekt von Andrea Balducci und seiner Frau Lucia Ziniti im hügeligen Hinterland von Faenza, dem in punkto Wein spannendsten Winkel der Romagna. 

Auf mittlerweile 11 Hektar Rebfläche beschäftigen sich die beiden vor allem mit der Vinifikation von Albana und Sangiovese, den beiden wichtigsten Rebsorten der Gegend. Sie haben sich aber zudem mit ihrer Interpretation der extrem raren roten Centesemino einen Namen gemacht. Dessen mikroskopisches aber dennoch sehr erfreuliches Revival hat viel mit der Arbeit der beiden über die letzten fünfzehn Jahre zu tun. 

So gelungen die Centesimino-Version auch sein mag, die eigentliche Nummer eins im Sortiment von Andrea und Lucia ist zweifellos, der SabbiaGialla, ihr exzellenter Albana. SabbiaGialla – auf deutsch „gelber Sand“ – verweist auf die eigenwilligen, bisweilen recht großen Sandblasen, die das einst die Region bedeckende Meer hier zurückgelassen hat. Von Kalk durchsetzt, liefern sie den idealen, weil kargen Untergrund für die Albana, deren Wüchsigkeit dank der nährstoffarmen Böden ein wenig gebremst wird. 

Die Bewirtschaftung ihres Landes ist seit der ersten Stunde biologisch und reduziert sich nicht ausschließlich auf Wein. Mit der Kultivierung der alten, im 19. Jahrhundert noch weit verbreiteten, dann verschwundenen Getreidesorte Gentil rosso, leisten sie auch in Sachen Weizen Kulturarbeit.

Die Verarbeitung ihrer Produkte – Wein und Mehl – kommt ohne manipulierende Zusatzstoffe aus und geschieht in bester handwerklicher Manier.

ps: wer sehen möchte, wie man in der Romagna Brot backt, kann sich Lucias Video darüber ansehen.

Kontakt

Lucia Ziniti
Adresse: Via Salita di Oriolo, Faenza
Telefon: 349 0553598
E-mail: cantinasanbiagiovecchio@gmail.com
Webseite: www.cantinasanbiagiovecchio.com

Weine – eine Auswahl

Cacciabruco: Cuvée aus Trebbiano und Malvasia. Eine Woche auf der Maische vergoren und sechs Monate im Stahltank ausgebaut. Einladend, sympathisch und erfrischend, floral und fruchtig. Hat dank der einwöchigen Mazeration Struktur. 

SabbiaGialla: 100% Albana. Teil aus gesunden, teils aus edelfaulen Beeren vinifiziert, deren Schalen für einen Tag in Kontakt mit der Maische bleiben. In Edelstahl ausgebaut. Saftig, gehaltvoll, harmonisch. Blüten, Holunder, gelbe Frucht, Honig – ist trotz der opulenten Aromen exzellent. Säure und Gerbstoff geben Struktur, der Körper ist gewichtig aber nicht üppig. 

Porcaloca: 100% Sangiovese. Der Wein zum Schwein – von denen auch in der Romagna nicht so wenig herumlaufen. Nur kurz mazeriert. Ein Rotwein mit Roséanklängen. Lebendig, fruchtbetont, frisch. Ein klassischer Tischwein. 

Monte Tarbato: 100% Centesemino. 20-tägiger Maischekontakt. Im Stahl gereift. Granatapfel, Waldbeeren, Veilchen, Pfeffer,  mediterraner Kräuter. Elegant, warm, weich. Saftig und direkt. 

Oriolo: 100% Sangiovese. In Zement vergoren und ausgebaut. Geradlinig, präzis. Floral und rotbeerig. Kühl, strukturiert aber tief und gehaltvoll. Kein vordergründige Kraft, eher sehnig und muskulös. Sehr gut.

Daten & Fakten

Rebsorten: Albana, Trebbiano, Malvasia, Sangiovese, Centesemino
Rebfläche: 11 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein
Restaurant: ja
Besonderheiten: Auf San Biagio Vecchio produziert man auch Mehl aus der alten Getreidesorte Gentile rosso.


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine, decanto.it

AT/DE/CH: –

Denise Ferretti gehört zur – leider eher kleinen – Fraktion bestens ausgebildeter junger Winzerinnen, die ihr gesamtes vitikulturelles und önologisches Wissen der Idee unterordnen, das kulturelle Erbe einer alten Weinregion weiterzuführen bzw. wiederzubeleben. Nach einem Lebensmittel-Technologie Studium in Parma und einem Master in Önologie in Udine kehrte sie in die oft nebelverhangene, manchmal etwas triste Tiefebene nördlich von Reggio-Emilia zurück und gründete dort, gemeinsam mit ihrer Schwester Elisa, 2015 ihr eigenes Weingut.

Den beiden standen dafür drei Hektar Rebfläche am Bauernhof ihrer Familie zur Verfügung. Zwei alte Weingärten aus den Jahren 1960 und 1972 und zwei, die sie selbst 2012 und 2014 ausgesetzt hatten. Geprägt von viel Lehm und ein wenig Sand in einer völlig platten Landschaft sind sie ein wenig spektakulärer Kontrapunkt zu den meist auf Hügeln und Bergen stehenden und in Kalk und Stein wurzelnden Reben vieler anderer Winzer – doch was Denise und Elisa aus ihrem eher mittelmäßigen Terrain herausholen, kann sich dennoch sehen lassen.

Ganz der Tradition der Region entsprechend produzieren die beiden ausschließlich sprudelnde Weine: ein paar Lambrusco, für die sie nicht nur die klassischen Lambruscosorten Grasparossa, Salamino und Maestri, sondern auch die kaum noch gebräuchlichen Oliva, Barghi und Marani verwenden. Hinzu kommen zwei weiße Frizzante aus Trebbiano, Malvasia, Moscato und Pignoletto und ein Rosato aus der quasi vergessenen Sorte Fortana. Alle ihre Weine sind flaschenvergoren, bleiben mindestens für ein halbes Jahr auf der Hefe, sind gelegentlich ein bisschen rustikal, lohnen sich aber allemal.

Die Weine – eine Auswahl

Alle Weine sind spontan und ohne Temperaturkontrolle vergoren, ungeschönt und ungefiltert. Die Zweitgärung in der Flasche wird durch Süßmost eingeleitet.

Al Cēr: Lambrusco-Rosé (Al Cēr bedeutet im Dialekt Reggios „der Helle“) aus sieben verschiedenen Lambruscosorten plus Ancellotta. Rustikal. Fleischig, animalisch. Walderbeeren. Sehr lebendige Perlage und Säure. 

Al Scur: Lambrusco (Al Scur heißt „der Dunkle“)  aus den gleichen acht Rebsorten. Fleischig. Heidelbeeren. Leder. Floral. Animierende Perlage. Substantiell. Hat Kraft aber auch Trinkfluss.

Al biond: Trebbiano. Auf der Maische vergoren. Kupferfarben. Kräuter und Laub. Kaum spürbares Tannin. Gute Struktur. Lebhaftes aber ausgewogenes Finale.

Nina: 100% Fortana. Alte Rebsorte aus der Emilia. Seit jeher für Rosato verwendet. Erdbeeren, Rosen. Erdig. Leichtfüßig und erfrischend. Ausgewogen und fruchtbetont am Gaumen.

Ferretti Vini – Denise Ferretti
Adresse: Via Giacomo Matteotti 56, Campegine
Tel. +39 0522.676092
info@ferrettivini.it
www.ferrettivini.it

Vigne di San Lorenzo – Biographie des Weinguts

Filippo Manetti kam über Umwege zum Weinbau. Er studierte Elektrotechnik und danach Philosophie, ehe er aus seiner Liebe zum Gärtnern heraus, sich an der Peripherie Brisighellas ansiedelte. Er pflanzte Tomaten, Obstbäume und eine erste Reihe Sangiovese. Bei Letzterer sollte es nicht bleiben. Heute bewirtschaftet er 4 Hektar Weingärten nahe der schönen, kleinen Stadt in den romagnolischen Hügeln. Er ist ist Mitglied der Bioviticultori, einer sechsköpfigen Gruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, von biologisch zertifizierten Rebflächen hochwertige und repräsentative Weine aus – zumeist – autochthonen Rebsorten zu produzieren. In Filippos Fall sind das vor allem Sangiovese, Malbo Gentile, Albana und Trebbiano, ergänzt von ein wenig Merlot und Cabernet.

Die Rebzeilen beginnen auf knapp 200 Metern – es ist dort vor allem sandig – und ziehen sich über 150 Höhenmeter den Monte Bicocca hinauf. Dort oben ist dann nicht nur das Klima ein anderes, auch der Boden hat sich verändert. Gipsartige Mineralien dominieren dort und mit ihnen der Sangiovese. Filippos Zugang ist dezidiert chemiefrei, er spritzt weder Herbizide noch Fungizide und setzt auf die selbstregulierenden Fähigkeiten seiner Rebstöcke.

Im Keller tut er das, was er tun muss. Minimalintervention ist das Grundprinzip. Die Gebinde sind größtenteils aus Holz, wobei Filippo in den letzten Jahren sukzessive von Barriques auf große Holzfässer umgestiegen ist. Zudem hat er ein paar Stahltanks und eine Amphore, in der er seit einigen Jahren den Menis, seinen exzellenten Albana, vinifiziert.

Früher waren Filippos Weine immer ein wenig zu sehr vom Alkohol getragen. Diesem Umstand hat er in den letzten Jahren erfolgreich entgegengearbeitet. Die Weine sind zwar immer noch dicht und kraftvoll, doch mittlerweile auch harmonisch und elegant.

Filippo Manetti
Via della Resistenza, 56, Fognano di Brisighella
mobil 0039 339 1137070
http://www.vignedisanlorenzo.it
info@campiume.it

Die Weine – eine Auswahl

Alle Weine sind ohne Temperaturregulierung spontan vergoren. Er schönt und filtert nicht, schwefelt wenig und räumt dem Faktor Zeit ausreichend Platz ein.

Gea: 100% Albana. Fünf Tage in Kontakt mit den Schalen. Im Stahltank vinifiziert. Zitrus- und exotische Noten, Laub und Kräuter. Saftig, dicht und druckvoll. Zieht wie auf Schienen in Richtung Gaumen. Sehr gut.

Campiglione Bianco: 100% Trebbiano. Viertägiger Schalenkontakt. Simpler gestrickt als der Gea. Spielerisch und leicht. Pfirsich und Blüten geben den Ton an.

Menis: 100% Albana. Über neun Monate in der Amphore ausgebaut. Einer der besten Interpretationen der Rebsorte. Intensiv, eindrücklich. Warme Aromen. vielschichtig. Mit einer prägender und richtungsweisenden Struktur. Energetisch. Vollmundig. Sehr gut.

Campiume: 100%  Sangiovese. Relativ lange Mazeration (40 Tage). Zwei Jahre im Holzfass ausgebaut. Veilchen, Kirschen, Erde. Kompakt, dicht und saftig. Profund aber nie schwer. Eine lenkende aber nie aufdringliche Säure. Gut eingebundener Gerbstoff. Lang.

San Lorenzo: Cabernet Sauvignon & Merlot. Im Holzfass ausgebaut. Kräuter, Tabak, Fleisch und dunkle  Beeren. Hat Körper und Kraft. Ausgewogen. Dicht und saftig.

Fieni: Hauptanteilig Malbo Gentile, unterstützt von Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Merlot. Im Holz ausgebaut. Gewichtig und gehaltvoll. Dunkle Aromen: Rauch, Leder, Brombeeren. Hat trotz seiner Substanz Trinkfluss. Sehr gut.

Bezugsquellen

Ab Hof-Verkauf: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it

Im deutschsprachigen Raum: –

La Poiesa ist eines der vielen, verhältnismäßig jungen Weingüter in der extrem umtriebigen Region rund um Piacenza. Es geht auf das Konto von Roberto Cristi, der nach seinem Diplom zum Landvermesser der Idee sein Leben in den Büros von Turin zu fristen nichts abgewinnen konnte und in die Heimat seiner Urgroßeltern Livio und Filomena zurückgekehrt ist. Die bewirtschafteten schon vor gut 100 Jahren einen Flecken Erde in Carpaneto Piacentino, wo auch Roberto heute lebt und arbeitet. Er übernahm den Namen ihres Weinguts, der kein Buchstabensalat aus dem Wort Poesia (Poesie) ist, sondern sich von Poiana ableitet, dem lokalen Namen für den Mäusebussard, der noch immer gelegentlich über die Weingärten schwebt.

Auch wenn er die Gerätschaften modernisiert hat, die das Leben am Feld und im Keller vereinfachen, ist die Herangehensweise weiterhin traditionell und von den Rebsorten der Vergangenheit geprägt. Aus Barbera und Bonarda fabriziert er einen in der Flasche vergorenen Frizzante, der in der Region Gutturnio genannt wird und stilistisch Lambrusco ähnelt. Und aus Ortrugo und Malvasia di Candia Aromatica keltert er zwei maischevergorene Rifermentati: gleichfalls flaschenvergorenen Sprudel, der allerdings mit etwas weniger Druck als beispielsweise ein Franciacorta oder Champagner und ohne Degorgement (Entfernen des Hefesatzes) vinifiziert wird.

La Poiesa ist Mitglied bei Emilia sur li.

Die Weine

Filòm: Frizzante aus 100% Malvasia di Candia Aromatica. Über vier Wochen mit den Schalen in Zementzisternen vergoren. Ungefiltert zur Zweitgärung in die Flasche gefüllt. Hat die Farbe eines Sonnenuntergangs. Reife Zitrusaromen, warme, gelbfruchtige Noten, welkes Laub. Forsch und rustikal, mit Grip und Druck am Gaumen. Hat Charakter. Seht gut. (ca. € 10)

Burbero: Frizzante aus 100% Ortrugo. Über vier Wochen mit den Schalen in Zementzisternen vergoren. Ungefiltert zur Zweitgärung in die Flasche gefüllt. Kräuterig, subtiler und heller in der Aromatik als der Filòm. Spielerisch, leicht aber doch eindrücklich. (ca. € 10)

Livione: Frizzante aus 60% Barbera und 40% Bonarda. Über drei Wochen mit den Schalen in Zementzisternen vergoren. Ungefiltert zur Zweitgärung in die Flasche gefüllt. Dunkel im Auge und in der Nase. Beeren und Pfeffer. Würzig. Straff (dank der Barbera) und doch mit Körper (danke der Bonarda). Brillanter Essensbegleiter zu deftigen Gerichten. (ca. € 10)

Azienda Agricola La Poiesa
Adresse: Strada Poiesa, 50 – Carpaneto Piacentino
Tel. +39 347 0697858
info@lapoiesa.it
www.lapoiesa.it

DAS WEINGUT

Es gibt nicht viele Leute, die dem Land ihrer Kindheit und Jugend so verbunden sind wie Elisabetta Montesissa. Das lässt sich in ihrem Fall nicht nur in Worten bemessen. Viel offensichtlicher wird es anhand der Tatsache, dass sie sich jedes Wochenende ins Auto oder in den Zug setzt und von Rom, wo sie bei Campagna Amica – einer landwirtschaftlichen Vereinigung zur Aufwertung lokaler Produkte – arbeitet, ins Val Chero in den äußersten Westen der Emilia aufbricht. 500 Kilometer hin, 500 Kilometer zurück, um ihren Eltern bei der Herstellung und Vermarktung von drei Weinen zu helfen, die basierend auf dem Gedankengut der Naturweinszene, eine vergangene Sensorik wiederbeleben.

Wobei sich schon ihre Eltern und Großeltern den Avancen der Agroindustrie größtenteils zu entziehen wussten. Die vergärten ihre Weine – allesamt Frizzante, wie es der Tradition der Region entspricht – bis in den November hinein, ehe die Hefen – bei noch vorhandenem Restzucker – aufgrund der zunehmend tiefen Temperaturen ihre Arbeit einstellten. Im Frühjahr filterten sie dann, ehe sie die Weine in Flaschen füllten, wo sie bei steigenden Temperaturen zu Ende gärten. Das Filtern lässt Elisabetta mittlerweile wieder weg, ansonsten ist fast alles gleichgeblieben. 

Wie im Keller zollen Elisabetta und ihre Eltern auch im Weingarten der Geschichte der Region Tribut. Die vier wichtigsten Sorten Piacenzas – Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera und Bonarda – sind auch bei ihnen die Protagonisten, ergänzt von ein paar Reihen Syrah und ein paar alten autochthonen Sorten der Region. Erzogen werden sie im Guyot Piacentino, das einen sehr kurzen Rebschnitt vorsieht und die spätere Lesemenge schon vorab reduziert. Die Weingartenarbeit ist zertifiziert biologisch und geschieht größtenteils per Hand.

Die Weine 

Buonissima: Einer der großen Schaumweine der Emilia. Aus Malvasia di Candia Aromatica und Ortrugo gekeltert. Aufgrund einer zehntägigen Mazeration der Schalen mit Ecken und Kanten, fordernd aber doch auch animierend und einladend. Hat trotz seines geringen Alkohols ordentlich Kraft und Substanz. Öffnet sich einem breiten Aromaspektrum aus Kräutern, Zitrusfrüchten und  reifem Steinobst. Lebhaft und strukturiert bis zum Gaumen. Reift mit Sicherheit blendend.

Rosissima: Rosé-Frizzante aus Barbera und Bonarda. Nach dem Salasso-Prinzip hergestellt. Dabei wird der unter dem Druck der aufeinanderliegenden Trauben abfließende Most aufgefangen und vergoren. Die Zweitgärung findet wiederum in der Flasche statt. Hat eine lebhafte Säure, Grapefruit und Beerennoten. Fürs flotte Wegtrinken gedacht.

Rio Mora: Nochmals Frizzante aus Barbera und Bonarda, diesmal allerdings in rot. Im Grunde genommen ein klassischer Gutturnio, der allerdings nicht als solcher deklariert ist. 15 Tage auf der Maische. Zweitgärung in der Flasche (rifermentato), danach noch ein Jahr zur Reifung in der Flasche. Dunkel, fruchtbetont, würzig, fleischig. Eher weiches Tannin. Lebhafte Säure. Sehr direkt und geradlinig. Wie so oft in der Emilia, vor allem auch als Essensbegleiter gedacht. 

Den Rio Fratta (Syrah, Barbera, Bonarda) habe ich noch nie probiert.

Emilio Montesissa

Azienda Agricola Montesissa Emilio
Loc. Magnano – Case Biasini, 189 – 29013 Carpaneto P.no (PC)
Tel. +39.0523.850158
email: info@montesissaemilio.it

www.montesissaemilio.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 15000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera, Bonarda, Syrah
Rebfläche: 10 ha, 5 ha bewirtschaftet
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

Die Weine von Biscaris gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online erhält man sie bei winepoint.it, callmewine.it

Croatina alias Bonarda

Erstmal vorab: Croatina ist eine Rebsorte, aus der exzellente Weine gekeltert werden. Oft unter ihrem herkömmlichen Namen, noch öfter allerdings unter dem Namen Bonarda, unter dem die Sorte im Oltrepo Pavese in der Lombardei und in den Colli Piacentini in der Emilia Romagna bekannt ist. Unglücklicherweise gibt es im Piemont gleichfalls eine Sorte namens Bonarda (meist Bonarda Piemontese genanannt), die wiederum nichts mit Croatina und folglich auch nichts mit den Bonardas aus der Emilia und der Lombardei zu tun hat. Für Verwirrung ist also gesorgt.

Croatina/Bonarda ist in den beiden Regionen weit verbreitet und findet sich zudem seit jeher auch in den südpiemontesichen Colli Tortonesi, wo auch einige ihrer besten Versionen in die Flasche kommen. Die Rebsorte erfreut sich einer nicht unberechtigten Popularität unter biologisch arbeitenden Winzern, da sie recht robust ist und speziell mit Oidium kaum Problem hat. Dank ihrer dicken Schale eröffnet sie den Winzern zudem eine Palette an stilistischen Möglichkeiten. Bereits nach wenigen Tagen abgepresst ergibt sie grundsätzlich sanfte und fruchtige Weine, nach längeren Maischestandzeiten kann sie hingegen recht fordernde und massive Tannine entwickeln, die einem bisweilen etwas Geduld abverlangen (was sich dann allerdings meistens auch bezahlt macht). Während sie in den Colli Tortonesi grundsätzlich solo vinifiziert wird, mehren sich im Oltrepo Pavese die Versionen, wo Croatina zwar oft die erste Geige spielt, jedoch von anderen Rebsorten begleitet wird. In der Emilia ist Croatina dann ausschließlich unter dem Namen Bonarda zu haben und quasi ausnahmslos in Begleitung von Barbera, mit dem sie still aber auch sprudelnd  die Basis für den in der Region allgegenwärtigen Gutturnio stellt. Im Nordpiemont wiederum ergänzt sie bisweilen Nebbiolo, im Valpolicella fließt sie dagegen immer öfter in den Amarone mit ein.

Croatina/Barbera verträgt sich bestens mit Holz, wobei – wie so oft – große oder gebrauchte Fässer die Sorte mehr zu Wort kommen lassen als Barriques. Auch wenn es naheliegenderweise lokale Unterschiede gibt und viele Winzer ihr Handwerk glücklicherweise nach ihren eigenen Ansichten ausüben, haben Weine aus Croatina bei eher mäßiger Säure eine meist nicht zu unterschätzende Gerbstoffstruktur, einen substantiellen Körper und Aromen, die nicht selten dunkle Fruchtaromen, Blütennoten und eine tiefe Würze in den Mittelpunkt rücken.

Eine Auswahl

Daniele Ricci (Colli Tortonesi): Elso – exzellent, 100% Croatina
Daniele Ricci: Matt – die zugänglichere Version, gleichfalls sehr gut und 100%Croatina (vinonudo)
Vigneto Massa (Colli Tortonesi): Pertichetta
Tenuta Belvedere (Lombardia): Croatina La Coccinea
Castello di Stefanago: Croatina

Cuvées
Lino Maga (Oltrepo Pavese): Barbacarlo – ein Monument, einer der großen Rotweine Italiens
La Stoppa (Piacenza): Macchiona
Andi Fausto: (Oltrepo Pavese): Estro
Podere Paradrolo (Parma): Velius
Solenghi (Piacenza): Gutturnio Riserva Battorossa
Cardinali (Piacenza): Nicchio
Vino del Poggio (Piacenza) Navel Rosso

DAS WEINGUT

Früher lief durch das Val Trebbia, dem laut Ernest Hemingway schönsten Tal der Welt, eine „via del sale“, eine Salzstraße. Verpflegung für die Handelsreisenden gab es unter anderem in Travo, wo die Familie Borri eine Osteria hatte. Das Gasthaus gibt es nicht mehr, geblieben sind allerdings drei Hektar Reben, aus denen Andrea Pradelli, ein Diplomlandwirt, gemeinsam mit seiner Mutter Gabriella Borri ein erstaunlich umfangreiches Sortiment an Weinen keltert.  

Die Weingärten liegen zwischen 400 und 700 Metern, basieren größtenteils auf Kalkmergel (wie in der Steiermark und im Collio) und exponieren sich in Richtung Süden und Südwesten. Die Bewirtschaftung erfolgt fast überall per Hand und ist generell biologisch, wobei man sich nicht zertifizieren lassen will, da im Jahr 2008 die meisten Reben der, von der amerikanischen Rebzikade verbreiteten Flavescenza Dorata zum Opfer gefallen sind, gegen die – im Fall des Falles – nur Insektizide helfen.

Die daraufhin stattfinden Neuauspflanzungen nutzte Andrea, um neben die Klassiker der Region –  Bonarda, Barbera, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc und Trebbiano – auch die aus Bonarda und Barbera gekreuzte Rebsorte Ervi auszusetzen, aus der er mittlerweile den Don Dante, einen intensiv-würzigen und  körperreichen Rotwein keltert.

Im Keller wird grundsätzlich spontan vergoren, nicht filtriert und wenig bis gar nicht geschwefelt. Die Trester werden zu Grappa weiterverarbeitet.

Weine (eine kleine Auswahl, ich kenne bei weitem nicht alle)

Mappale 25: Sauvignon Blanc. Das ist weniger ungewöhnlich, als es scheint. Sauvignon ist in Parma und Piacenza seit gut 200 Jahren zu Hause und macht sich erstaunlich gut. Weniger kräuterig als sonst, dafür gelbfruchtig, straff und konzentriert.

MaSrà: Rifermentato, ergo Zweitgärung in der Flasche. Hauptanteilig Ortugo, unterstützt von ein wenig Malvasia und Sauvignon Blanc. Einige Tage Maischestandzeit, weder geschönt noch gefiltert. Sympathisch, einladend, leicht. Mit ordentlich Säure und schönem Druck am Gaumen.

Zerbina: Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco, Sauvignon Blanc. Eine Tage auf der Maische, danach Ausbau über 1 Jahr im Stahltank. Ungefiltert und ungeschönt. Trockenfrüchte, Laub, Zitrus. Gehaltvoll und dicht, dabei jedoch kühl und strukturiert.

Don Dante: gelungenes Experiment. Andrea ist einer der ganz wenigen Winzer weltweit sein, der sich Ervi (was für ein trostloser Name), dieser Kreuzung aus Bonarda und Barbera, ernsthaft annimmt. Nach einem Jahr im Tonneaux ist der Don Dante pfeffrig und rotbeerig, üppig, dicht und konzentriert, ein Monument, kraftvoll und eindringlich.

Tenuta Borri

Andrea Pradelli
loc. Margherita, 29020 Travo PC
info@tenutaborri.it
+39 338 469 3571
www.tenutaborri.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 15000 Flaschen
Rebsorten: Ortrugo, Malvasia di Candia Aromatica, Sauvignon Blanc, Moscato Bianco, Trebbiano Romagnolo, Barbera, Bonarda, Ervi
Rebfläche: 3,5 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: nein
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein

 

DAS WEINGUT

Andrea Cervini macht in Statto, am Eingang zum Val Trebbia Wein – einem historischen Ort in önologischer wie auch in militärischer Hinsicht. Von ersterem erzähle ich weiter unter. Von letzterem zeugt der Elefant auf Andreas Flaschenetiketten, ein bildlicher Verweis auf Hannibals Sieg gegen den römischen Konsuls Tiberius Sempronius Longus im Jahr 218 v. Chr. an der Trebbia, einem vom Apennin herabströmenden Nebenfluss des Po. Bei dieser Schlacht vernichtete Hannibal zwar die Armee seines Kontrahenden, gleichzeitig verlor er allerdings auch 36 seiner 37 Kampfelefanten – mit dem letzten sollte er dann triumphal in Arezzo einreiten. 

In önologischer Hinsicht historisch ist die Gegend deswegen, weil hier seit knapp 30 Jahren Giulio Armani seinem Handwerk nachgeht, der – gemeinsam mit Elena Pantaleoni von La Stoppa – die Geschicke der Region fast im Alleingang und ziemlich nachhaltig verändert hat. Armani war es auch, der Cervini dazu animierte, aus den Trauben, die er bis dahin weiterverkaufte, eigene Weine zu keltern, was Andrea schlussendlich von 2006 an auch tat. 

Seine Weine tragen folglich auch ein wenig die Handschrift Armanis und lassen sonst vor allem die Reben und das Terroir des Val Trebbia zu Wort kommen: also Malvasia di Candia Aromatica, aus der er eine eindringliche und fordernde maischevergorene Version keltert, Barbera, die er zu einem geradlinigen und dynamischen Tischwein und Essensbegleiter verarbeitet und Bonarda, aus der er gemeinsam mit Barbera, eine profunde und anspruchsvolle Cuvée fabriziert. Die vier Hektar Weingärten bewirtschaftet er biologisch, die Eingriffe im Keller sind marginal aber nachhaltig: so belässt er Rotweine wie Weißweine auch noch bei der Reifung für drei bis sechs Monate in Kontakt mit den Schalen, um auch wirklich alles, was sich an Phenolen und Aromen darin findet, in seine Weine zu extrahieren.

Vino del Poggio Bianco: Eine eindrucksvolle Widerlegung, dass lange mazerierte Weine nichts von ihrer Umgebung erzählen. Wer die Weine von Denavolo, La Stoppa oder Casè kennt, wird nicht lange zögern und diesen Wein nicht nur in die Emilia, sondern gleich mitten ins Val Trebbia platzieren. Aus Malvasia di Candia Aromatica gekeltert, spontan vergoren und erst nach sechs Monaten abgepresst bietet Andreas Bianco Grip, Struktur und Profil wie ein Nebbiolo, eine profunde aber doch elegante Textur und zudem ein erstaunliches Potpourri an floralen, kräuterigen und gelbfruchtigen Aromen. Ungeschwefelt.

Vino del Poggio Rosso: zur Gänze aus Barbera gekeltert. Spontan im Edelstahl vergoren und danach in großen Holzfässern ausgebaut. Rustikal, mit einer nicht zu unterschätzenden Säure ausgestattet. Fokussiert und puristisch. Rotfruchtig. Pfeffrig. Offen und einladend. Exzellenter Essensbegleiter zu emilianischen Schweinereien. Ungeschwefelt.

Vino del Poggio Navel Rosso: Barbera/Bonarda. Kompromisslos fordernd wie auch seine andere beiden Weine. Kein weichgespültes Allerweltsgetränk, vielmehr ein Beleg dafür, was passiert, wenn man die Inhaltsstoffe einer Traube tatsächlich komplett in den Wein transportiert. Nach dreimonatigem Schalenkontakt und einem einjährigen Ausbau im gebrauchten Barrique bietet der Navel erdige Unterholznoten und dunkle Frucht. Die Struktur ist ausgewogen, wobei es weder an Säure noch an Gerbstoff mangelt. Der Körper ist erstaunlich elegant, der Trinkfluss unbeschwert. Ungeschwefelt. Wie alle seine Weine kann man auch den Navel ohne Bedenken für einige Jahre im Keller vergessen.

Andrea Cervini - Il Poggio

Località Poggio Superiore Statto, 6
29020 Travo (PC)

tel. +39.334.1544810
tel. +39.328.3019720
www.poggioagriturismo.com

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 4 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Essmöglichkeit: ja

Die Weine von Andrea Cervini gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum, während man sie online aus Italien bei allen größeren Naturweinhändlern (callmewine, decanto, rollingwine, wineyou) bestellen kann.

 

Es gibt Rebsorten, aus denen sich große oder zumindest eindrucksvolle Weine keltern lassen und andere bei denen das nicht geht, die aber trotzdem – sofern sie denn einen Winzer haben, der sie ernst nimmt und versteht – ganz sympathisch sind. Glera, die Rebsorte, aus der Prosecco fabriziert wird, ist dafür vielleicht das beste Beispiel. Grundsätzlich völlig belanglos, bekommt sie in den richtigen Händen, zumindest ein bisschen Charakter. Ortrugo ist auch so eine Sorte. Anders als Glera wollte sie allerdings auch nie im Mittelpunkt stehen, worauf bereits ihr Name verweist: Erstmals erwähnt wurde sie 1881 im ampelografischen Bulletin des italienischen Landwirtschaftsministerium als Altruga, als „altra uva“ – „andere Traube“ – also diejenige, die im Vergleich zu den übrigen Trauben eine Stufe tiefer stand. 

Angepflanzt wurde sie trotzdem. Weniger um ganz für sich alleine vinifiziert zu werden, sondern um die Malvasia di Candia Aromatica – ohne wenn und aber eine große Rebsorte – zu unterstützen und ihre Wucht und ausladende Aromatik mit ein wenig Subtilität und Finesse zu kombinieren. Dafür eignet sie sich blendend und so fließt sie, als delikater und filigraner Partner, in die mitunter wichtigsten orangen Cuvées der Emilia mit ein.

Da die Malvasia di Candia Aromatica fast ausschließlich in den vier, in Richtung Apennin abzweigenden Tälern Piacenzas (Nure, Arda, Tidone und Trebbia) vorkommt, findet man auch Ortrugo, dessen Schicksal an sie geknüpft ist, fast nur dort. Und weil nicht alle Winzer fortwährend Lust haben, substantielle und nachdrückliche Weine zu keltern, sondern sich manchmal auch mit etwas weniger zufrieden geben, wird sie mittlerweile auch gelegentlich ganz für sich abgefüllt: Fast immer prickelnd, um ihre Leichtigkeit, Lebendigkeit und delikaten Aromen zusätzlich zu unterstreichen. Und fast immer als emilianische Antwort auf Prosecco, mit dem sie es, in ihren besten – flaschenvergorenen – Varianten, auch locker aufnehmen kann.

Ein paar reinsortige Ortrugos

Croci: Lubigo Frizzante
Saccomani: Ortrugo Frizzante
Marco Cordani: Ortrugo Terzolo Frizzante
Davide Valla: Dieci Lune Frizzante
Solenghi: Ortrugo Frizzante
Lusenti: Ciano Frizzante

Ortugo als Partner

Denavolo: Dinavolo (bei vinonudo)
La Stoppa: Ageno
Cascinotta di Rizzolo: Cascinotta
Casè: Casè Bianco
Lusenti: Azzi frizzante

DAS WEINGUT

Marco Cordani ist ein Winzer alten Schlages. Bei Verkostungen, zwischen seinen Kollegen, wirkt er wie aus der Zeit gefallen, ruhig, zurückhaltend und nur dann gesprächig, wenn es um seine Arbeit geht. Die erledigt er seit frühester Jugend tagtäglich nahe der kleinen Ortschaft Carpaneto Piacentino in den Montine di Celleri, wo er die sechs Hektar Weingärten pflegt, die sein Urgroßvater Angelo und sein Großvater Benvenuto angelegt haben. Abgesehen von einem kurzen Intermezzo als Schiffsbauer hat sich Marco Zeit seines Lebens um die Familienreben gekümmert, die sich mit Ausnahme einer kleinen Parzelle Syrah aus den klassischen Sorten des Piacentino zusammensetzen: Barbera und Bonarda (alias Croatina) machen die rote Fraktion aus, Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco, Ortrugo und Trebbiano stehen für die weißen und orangen Vinifikation zur Verfügung.

In die Flaschen kommen neben drei Stillweinen (Oracolo, Apogeo & Perigeo) drei Frizzante, die der Tradition entsprechend nach einer Erstgärung in der Flasche mit einem noch vorhandenen Restzuckergehalt überwintern (die Hefen stellen bei entsprechend niedrigen Temperaturen ihre Arbeit ein) und im Frühjahr bereits in die Flasche gefüllt, fertig gären. Der komplette Vinifikationsprozess läuft nach altem Vorbild ab, das heißt, dass weder Reinzuchthefen verwendet werden, noch filtriert oder am Ende der Zweitgärung degorgiert wird. 

Es ist nicht so, dass Marco sich Innovationen völlig verschließen würde – er besucht mehrmals im Kurse und saugt das, was ihn weiterbringt und seiner Konzeption von Wein nicht widerspricht interessiert auf. Manchmal probiert er auch Sachen aus, die er dann wieder bleiben lässt. Mit Reinzuchthefen konnte er sich beispielsweise nicht anfreunden. Er fand den völlig problemlosen Gärverlauf irritierend und das Geschmacksbild seiner Weine austauschbar, banal und identitätslos. Kurz, er erkannte sie nicht wieder und kehrte folglich gleich im nächsten Jahr wieder zu seiner altbewährten Herangehensweise zurück. 

Wer direkt bei ihm vorbeifährt, bekommt auch noch – gleichfalls eine langgehegte und sehr sympathische Tradition honorierend – Weine direkt vom Fass.

Die Weine

Gutturnio Magia Frizzante: Sprudelnde Cuvée aus Bonarda und Barbera, die nach sechstägigem Schalenkontakt spontan vergoren werden. Fantastischer violetter Schaum, dunkle Beerenaromen, würzig, kräftiges Tannin, zupackende Säure, lebhafte Perlage. Profund und doch erfrischend. Passt bestens zu den klassischen Schweinereien aus der Emilia (Prosciutto, Salami).

Labaia Frizzante: Blend aus Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Trebbiano und Moscato Bianco. Dreitägiger Schalenkontakt. Mundfüllend und dicht, eindringlich und fordernd, mit gelben Fruchtaromen und spürbaren Kräuternoten. Hat Kraft und Energie. Der Gerbstoff lenkt, die Säure versprüht Dynamik. Sehr, sehr gut.

Ortrugo Terzolo Frizzante: Nach einem unter dem Weingarten dahinlaufenden Bach benannt. Das Gegenteil des Labaia. Subtil und filigran. Zurückhaltend. Von feinen Blütennoten und delikater weißer Frucht geprägt. Schlank und elegant. 

Oracolo: Aus den gleichen Rebsorten wie der Labaia vinifiziert. Wurde gleichfalls, und wie fast immer, wenn Malvasia di Candia Aromatica im Spiel ist, ein paar Tage auf den Schalen belassen. Und das spürt man auch. Die Aromen sind intensiv und nachhaltig und Gerbstoff und Säure machen Druck. Hat Länge und Kraft.

Perigeo: Cuvée aus hauptsächlich Barbera und ein wenig Bonarda. Einmonatiger Schalenkontakt. Danach ein Monat über in Zementzisternen. Massiver Körper, intensive Aromatik. Viel dunkle Frucht und Würze. Dank der, der Barbera stets innewohnenden Säure geradlinig und direkt. Dicht und fokussiert am Gaumen.  

Marco Cordani

Loc. Montine – Celleri
29013 – Carpaneto Piacentino (PC)
Telefono 334-1480999
e-mail: info@marcocordani.it
www.marcocordani.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 12000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Moscato Bianco, Trebbiano, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 6 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Mitgliedschaft: Emilia sur li

Die Weine von Marco Cordani gibt es vermutlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Online aus Italien erhält man sie bei www.decanto.it

 

DAS WEINGUT

Bei Claudio Campaner kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der junge Mann, der 2017 seinen Job in Mailand an den Nagel gehängt hat, um seinen landwirtschaftlichen Betrieb „Distina“ zu gründen, verschreibt sich nicht nur dem Wein – er ist auch Schnapsbrenner und ein sehr guter noch dazu.

Geplant hat er sein Projekt Distina schon ein paar Jahr davor, als er sich einen Hektar Rebland in Bacedasco Alto nahe Piacenza kaufte und bei Vittorio Capovilla, einem der besten Brenner Italiens in die Lehre ging. 

Der Hektar Reben, den er sich besorgte und aus dem er heute zwei Frizzante (metodo ancestrale) vinifiziert, wurde 1980 gepflanzt und ist mit einem Sammelsurium autochthoner Sorten bestockt. Neben der rund um Piacenza omnipräsenten Malvasia di Candia aromatica wachsen darin auch Moscato bianco, Marsanne, Barbera und Bonarda. 

Gleich am ersten Tag stellte Claudio die Weingärten auf biologische Bewirtschaftung um. Die Kultivierung der Reben wie auch der mittlerweile hinzugekommenen Obstbäume basiert auf akribischer Handarbeit. Er tendiert zum Perfektionismus, macht folglich alles selbst, beobachtet viel und hat sich im freien wie auch im Keller der Prinzipien der Naturweinbewegung verschrieben.

Die beiden Weine werden nach der metodo ancestrale vergoren, das bedeutet, dass sie noch während der Gärung – bei ca. 25g/Restzucker – in die Flasche gefüllt und darin fertigvergoren werden. Die abgepressten Traubenschalen verwendet er für die Destillation zu Grappa. 

Für das kommende Jahr hat Claudio zudem die Vinifikation von zwei Stillweinen und die Destillation von Bränden aus alten Obstsorten geplant.

Die Weine

Bason: Assemblage aus Barbera und Bonarda, den beiden roten Klassikern der Region. Ungeschönt und ungefiltert, vital und dynamisch. Fleischig, saftig. Ganz dunkle Frucht. Hat Power, nicht zu knapp Säure und Gerbstoff. Macht ordentlich Dampf in Richtung Gaumen.  

Ambra: Malvasia di Candia Aromatica, Moscato Bianco und Marsanne auf den Schalen vergoren. Hat Körper und Charakter, Kraft und Eleganz. Ist dichtgewoben, druckvoll und dank der erstgenannten Rebsorten aromatisch mit einer Tendenz zum Gelbfruchtigen und Floralen. Sehr gut.

Distina

Case Sparse Spedale, 24
Bacedasco Alto – Castell‘Arquato (PC)
Tel:3484294260
info@distina.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 5000 Flaschen
Rebsorten: Barbera, Bonarda, Malvasia di Candia aromatica, Moscato bianco, Marsanne
Rebfläche: 2 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Weitere Produkte: Grappa, Obstbrände (top)

Die Weine von Distina gibt es bei der Enoteca Galli (verschickt in den deutschsprachigen Raum)

DAS WEINGUT

Die Gegend rund um Piacenza ist eine wenig bekannte und ziemlich unerschöpfliche Fundgrube für Freunde handwerklich produzierter Weine. Sie hat mit der Malvasia di Candia Aromatica eine der spannendsten weißen Rebsorten Zentralitaliens zu bieten und mit Ortrugo eine zweite, die gerade dabei ist, ihrem Potenzial gerecht zu werden. Mit dem Gutturnio findet man eine adäquate Antwort auf den Lambrusco und nimmt sich zudem die Freiheit, Barbera und Bonarda (alias Croatina), die beiden dafür verwendeten Sorten auch still auszubauen. Mit Giulia Armani und Elena Pantaleoni von La Stoppa gibt es zwei überragende Persönlichkeiten, die seit mittlerweile drei Jahrzehnten einen – weit vom Mainstream entfernten – Weg weisen und zeigen, was in den zum Apennin hinauflaufenden Tälern alles möglich ist.

2014 haben die beiden Geschwister Luca und Claudia Saccomani gemeinsam mit ihren Familien begonnen, genau diesen Weg einzuschlagen. Im Val d’Arda, genauer in Diolo, haben sie in den letzten Jahren ihre insgesamt 12 Hektar Weingärten offiziell biologisch zertifiziert und damit begonnen ihre Weine auch über die Dorfgrenzen hinaus zu vermarkten. Wobei sie im Grunde genommen genau die auf Handarbeit  und Nachhaltigkeit beruhenden Ideen weiterführen, die schon ihre Eltern konsequent umsetzten. 

Mit Ausnahme des Rosso dei Baroni werden alle ihre Weine nach der Erstgärung im Stahltank ein zweites Mal in der Flasche vergoren – was, je nach Intention zu einer leichten oder etwas stärkeren Perlage führt, die den Weinen Vitalität und Energie verleiht.

So nachhaltig der Ansatz im Weingarten ist, so unverfälscht und naturbelassen ist er auch im Keller. Jenseits der ohnehin notwendigen Eingriffe hält man sich zurück, verzichtet auf Schönungen und Filtrationen und bleibt bei den Schwefelungen stets unter 25mg/l.  

Die Weine

Gutturnio: Der Klassiker des Hauses, ein Rifermentato aus Barbera und Bonarda. Wird nach einer achttägigen Maischegärung abgepresst, kurz zur Stabilisierung in Stahltanks gefüllt und danach in der Flasche ein zweites Mal vergoren. Dunkelfruchtiger und würziger als die meisten Lambrusco geizt er nicht mit Säure und Tannin und sollte auch über Jahre hinweg eine positive Entwicklung nehmen. 

Rosso dei Baroni: Assemblage aus Barbera, Bonarda und einem kleinen Anteil Merlot. Bleibt für 20 Tage auf der Maische und landet danach für 18 Monate zur Reifung in Zement und gebrauchten Barriquefässern. Strukturiert, dynamisch und mit ordentlich Power baut er vor allem auf reifen roten Früchten und intensiver Würze. 

Ortrugo: Ortrugo ist – sofern man sie sofort abpresst – delikat und fein und das spürt man auch in diesem Rifermentato. Die Aromen sind vor allem von Blüten und weißen Fruchtnoten geprägt. Der Körper ist schlank und elegant und der Trinkfluss dynamisch und vital. Einfach aber schön zu trinken.

Monterosso: Die klassische weiße Cuvée der Region. Protagonistin ist darin die Malvasia di Candia aromatica, unterstützt wird sie von Ortrugo, Marsanne und Trebbiano. Dank der Malvasia ist sie aromatisch, ohne dabei zu intensiv zu werden. Der Körper ist strukturierter und gehaltvoller als beim Ortrugo, die Perlage ist fein, die Säure geradlinig und präsent.

Marie-Luise: Rifermentato aus Marsanne. Die eigentlich von der Rhone stammende Sorte wurde im beginnenden 19. Jahrhundert mit den napoleonischen Truppen in die Emilia gebracht und fand hier eine zweite Heimat. Cremig. Weiße Blüten. Mandelnoten. Sprudelt sympathisch und vital über den Gaumen.

Die Weine kosten ca. € 10. Im deutschsprachigen Raum gibt es sie meines Wissens nicht, in Italien finden sie sich bei https://www.dolce-vite.com/ortrugo-2018-saccomani.html

Saccomani

Loc. Diolo Croce
Lugagnano val d’Arda (Piacenza)
0523 891718
Giuseppe 389.1858954
Luca 392.6099772
Claudia 393.3960312
E-mail: mail.saccomani@gmail.com
www.saccomanivini.it

Cold Facts

Jahresproduktion: ca. 30000 Flaschen
Rebsorten: Barbera, Bonarda, Merlot, Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Marsanne, Trebbiano
Rebfläche: 12 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung.
Wohnmöglichkeit: nein
Mitgliedschaft: vinnatur

Das Weingut

Das erste Mal hörte ich von Gianluca Bergianti 2017 bei einer Verkostung in Vignola, der Stadt mit den besten Kirschen der Emilia Romagna. Luciano Saetti, seines Zeichens eine unumstößliche Größe unter den Lambruscowinzern der Region, machte mich auf ihn aufmerksam und meinte, dass ich unbedingt seine Weine probieren sollte. Gesagt, getan – und seither auch immer wieder mit großer Freude und immer neuem Interesse, da Gianluca seinem 2017 noch sehr kleinem Sortiment mittlerweile noch einige Weine mehr hinzugefügt hat.

Gianlucas Familie stammt ursprünglich aus Carpi, einer kleinen Stadt im ebenen Kernland des Lambrusco. Mit Wein hatte die Familie nie wirklich zu tun. Auch Gianluca anfangs nicht, der nach dem Liceo Ingenieurswissenschaften zu studieren begann. Nach einem Jahr sah er jedoch ein, dass Ingenieur nichts für ihn war und beschloss erstmal durch Italien zu reisen, sich umzuschauen und über seinen künftigen Weg nachzudenken. Ein halbes Jahr später schrieb er sich an der Uni Pisa in den Fächern Agrarwissenschaften und Önologie ein und dabei blieb es dann auch. Glücklicherweise, denn Gianluca ist heute einer der interessantesten (im absolut im positiven Sinne des Wortes) und besten Winzer der Emilia. Gemeinsam mit seiner Frau Simona, gleichfalls Agrarwissenschaftsabsolventin und verantwortlich für die landwirtschaftliche Produktion des insgesamt 16 Hektar großen Hofes in Gargallo (man kann ihr Gemüse Freitag nachmittag direkt ab Hof oder am Samstag am Markt in Carpi kaufen). Die Bewirtschaftung basiert seit den Anfängen auf biodynamischen Prinzipien, wobei Gianluca und Simona den Begriff traditionell bevorzugen. Der ampelographische Fokus liegt auf Salamino und Sorbara, den beiden Lambruscosorten der Gegend, die von der weißen Pignoletto und demnächst auch noch von ein wenig Trebbiano Modenese ergänzt werden.

Der Keller von Gianluca ist inspiriert von einem unweit entfernten „Kühlhaus“ aus dem 16. Jahrhundert – einem aufgeschütteten kuppelförmigen Hügel, in dem es stabil zwischen 14 und 16°C hat. Darin vinifiziert er mittlerweile insgesamt sieben Weine, fünf sprudelnde Frizzante & Spumante und zwei weiße Stillweine, mehrere davon in Betoncleyver. Die Gärung ist durch die Bank spontan, die Eingriffe sind minimal (keine Schönung und Filterung, wenig Schwefel). Generell sind die Weine extrem elegant, griffig, mit knackiger Säure, ordentlich Druck in Richtung, filigraner Frucht und einer Menge Charakter.

Il Bianco: Nicht mein Lieblingswein von Gianluca. Pignoletto gehört eigentlich in die Colli Bolognesi und als Grecchetto Gentile nach Umbrien und ich bin mir nicht so sicher, ob er dort nicht besser aufgehoben ist. Breit, weich und doch säurebetont, floral, gelbe Frucht, aber irgendwie unrund.

Perfranco: Einer der Klassiker des Hauses. 100% Lambrusco Salamino di Santa Croce. Nach einer spontanen Erstgärung im Cleyver, fand eine Zweitgärung und nachfolgende zweijährige Lagerung in der Flasche statt. Saftig, kernig und vital. Blüten und Grapefruit in der Nase. Hat Substanz und Tiefe, bereitet aber doch auf unkomplizierte Weise Spaß.

Bergianti Fine: Nochmals Rosato, diesmal allerdings aus Lambrusco di Sorbara. Kein Rifermentato, sondern ein metodo classico (methode champenois). Knochentrocken, vertikal, voller Spannung, und Energie. Beeren und Zitrusfrüchte auf der Zunge. Sehr gut.

Bergianti rosso: Mix aus Salamino und Sorbara, wobei der Salamino klar den Ton angibt. Klassischer Lambrusco, allerdings als metodo classico vinifiziert. Rotbeerig, Waldfrüchte, Kirschen, Kräuter. Staubtrocken wie immer bei Gianluca. Mit ordentlich Rückgrat. Vertikal, linear und belebend.

Weitere Weine von Gianluca Bergianti sind der Rosato Frizzante Saint Vincent und der Primo, die allerdings immer ausverkauft sind, wenn ich ihn treffe.

Zudem vinifiziert er den Stiolorosso (Lambrusco di Sorbara, Oliva und Ancelotta – sehr gut) und den Resmaior (Lambrusco di Sorbara – solala – fein, filigran aber ein bisschen zu mager) von Casalpriore und ist nach dem Tod von Eigentümer Gabriele Ronzoni auch für die Bewirtschaftung verantwortlich.

Bergianti - Terrevive

Via Paganelle Guerri 15
41012 Gargallo di Carpi (MO
simonazerbinati80@gmail.com
g.bergianti@gmail.com
Cell: (+39)349-5227337 Gianluca
Cell: (+39)338-6382870 Simona
www.terrevive.net

Datenblatt

Rebsorten: Pignoletto, Trebbiano modenese, Lambrusco Sorbara, Lambrusco Salamino
Rebfläche: 5 ha
Reberziehung: Guyot
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer & Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung
Wohnmöglichkeit: nein

Das Weingut

Gaetano Solenghi ist ein Handwerker im besten Sinne des Wortes. Seit er als Weinbauer anfing, verzichtet er auf große Gerätschaften und erledigt vom Rebschnitt bis zur Lese alles manuell. Mittlerweile unterstützt ihn dabei sein Sohn Nicolo. Gelernt hat er das Winzerhandwerk von einem alten Lohnarbeiter seiner Tante Maria Teresa, die ihm Mitte der 80er Jahre insgesamt drei Hektar Weingärten vermachte. Den „bäuerlichen Weisheiten“ seines Lehrers folgt er bis heute, wobei nach mittlerweile mehr als 30 Lesen auch die eigene Erfahrung eine nicht unwichtige Rolle spielt.
In wenigen Worten bedeutet das, dass er im Weingärten weder Dünger, Herbizide noch Pestizide verwendet, Rebschnitt und -erziehung perfekt auf die natürlichen Verhältnissen in seinen Weingärten abgestimmt hat und zwar wenige aber ausdrucksstarke Trauben einfährt – mehr als 10000 Flaschen im Jahr kommen nie zusammen. Die Rebsorten sind die Klassiker der Zone: Malvasia di Candia Aromatica & Ortrugo liefern die Basis für einen Passito und einen Rifermentato (in Gaetanos Fall ein metodo ancestrale), Barbera & Bonarda (die Sorte ist generell besser unter dem Namen Croatina bekannt), für zwei Rotweine und einen roten Frizzante.
Vinifikation und Ausbau laufen langsam und ohne unnötige Eingriffe ab. Die Gärung startet spontan in Glas- oder Stahlbehältern, wobei die weißen Trauben sofort abgepresst werden, während die roten Trauben oft lange auf der Maische bleiben. Der Ausbau der Weine findet in gebrauchten Tonneaux statt und zieht sich über mindestens zwei Jahre. Gaetano schönt und filtert nicht.
Seine Reserven sind wuchtig, kompakt und rustikal, stoffig und kraftvoll und tief mit den Tradition der Gegend verwoben (wer Eleganz bevorzugt sollte ein paar Kilometer weiter zu Casè fahren). Beide sind Antworten auf die deftigen Fragen, die die piacentinische Küche aufwirft.

Die Weine

Gutturnio Riserva Battorossa: Cuvée aus Barbera und Bonarda. Frühestens nach 4-5 Jahren in Fass und Flasche auf dem Markt. Intensiv, würzig, Waldbeeren, Wacholder. Hat dank der Barbera (la Barbera è una donna) eine ordentliche Säure und Energie. Die Bonarda steuert dunkle Aromen, Rückgrat und Power bei. Reift folglich hervorragend. Wer die Möglichkeit hat, Gaetano persönlich zu besuchen (und anders kommt man an seine Wein kaum ran), sollte ihn nach alten Jahrgängen fragen.

Barbera L’Attesa: Der Name verdankt sich dem langen Warten (L’Attesa) auf den Wein. Erst während des Ausbauprozesses (mindestens zwei Jahre im gebrauchten Fass und danach zwei weitere in der Flasche) später beim Warten auf die perfekte Trinkreife (ein paar Jahre Geduld tun gut). Rotbeerig, straff, temperamentvoll. Fleischig. Pfeffer. Hat Power und Körper aber auch Zug und Säure. Macht ordentlich Druck am Gaumen.

Gutturnio Frizzante
Ortrugo Frizzante
Danza del sole (passito)

Gaetano Solenghi

Loc. Battibò di Corano 160, 29010 Borgonovo Val Tidone
Tel.0523860352
info@solenghigaetano.com
solenghigaetano.com

Die Fakten

Jahresproduktion: derzeit ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera, Bonarda (syn. für Croatina)
Rebfläche: 3 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Croci

Massimiliano Croci macht in einer jener Ecken Italiens Wein, die international (und auch innerhalb des Landes) wenig bekannt sind und doch auf eine lange Geschichte verweisen. Sein Weingut in Castel Arquato im Val d’Arda, östlich von Piacenza, ist zwar nur einen Katzensprung östlich der Kernzone des Lambrusco gelegen, hat damit allerdings so gut wie nichts mehr zu tun. Die Rebsorten sind völlig andere und auch wenn sich die Gegend seit knapp 100 Jahren durch die Erzeugung von Gutturnio Frizzante (eine Antwort auf Lambrusco) eine gewisse Reputation für ordentlichen Sprudel erarbeitet hat, gibt es auch eine Menge spannender Stillweine, eine Vielzahl davon in weiß.

Massimilianos höhergelegene Reben wachsen auf dem 250 Meter hohen Monterosso. Das Terrain ist rötlich und von Eisenoxid geprägt und erweist dem Namen des Hügels alle Ehre. Weiter unten geht es in kalkhaltigen Sand über, ein geologisches Überbleibsel aus Zeiten als die Poebene noch von einem Ur-Meer bedeckt war. 

Die pedologischen Verhältnisse sind karg, für Weinbau jedoch bestens geeignet. Seit 1935 kultiviert die Familie Croci hier Reben, wobei man in Weiß seit jeher auf die fantastische Malvasia di Candia aromatica, Ortrugo, Marsanne und Sauvignon Blanc setzt – die beiden Letzteren sind bekanntlich französische Sorten allerdings bereits seit der Invasion Napoleons auch zwischen Parma und Piacenza zu Hause. Rot beschäftigt sich Massimiliano einzig und allein mit Barbera und Bonarda, den beiden Klassikern der Region. Die Bewirtschaftung der 10 Hektar Weingärten ist seit jeher biologisch, seit einigen Jahren ist er auch offiziell zertifiziert. 

Die Weine  

Gutturnio Frizzante: Barbera und Bonarda, per Hand gelesen. Spontane Erstgärung. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Rustikal, würzig, dunkelfruchtig, festes Tannin. Mit Zug, Druck, Frische und ordentlich Energie am Gaumen. Trinkfluss mit Tiefgang.  Exzellente Lambruscoalternative.

Colli Piacentini Monterosso Campedello: Frizzante aus Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Trebbiano, Sauvignon Blanc und Marsanne. Spontane Erstgärung. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Blütennoten, Maulbeeren. Tonic. Fein und subtil am Gaumen. Delikate Perlage. Sehr gut.

Lubigo Frizzante: Eine Rarität: Ortrugo in purezza. 15 Tage mit den Schalen vergoren. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Floral. Brot und Hefenoten. Steinobst. Das Tannin strukturiert spürbar, wird allerdings von der lebendigen Perlage relativiert. Klingt salzig aus.

Valtolla (orange): Eine jener fantastischen Malvasia di Candia Aromatica Versionen, die keinen Raum für Kompromisse lassen. 30 Tage Mazeration. Fordert vom ersten Schluck weg, macht aber dennoch oder gerade deswegen Spaß. Reife, gelbe Frucht und Kräuterteenoten. Saftig und kompakt. Macht mächtig Druck zum Gaumen hin. Kann man sich über Jahre hinweg in den Keller legen.

Valtolla (rot): Barbera & Bonarda – in der Zement vergoren und gelagert. Dunkel, kraftvoll und saftig – hat von allem nicht zu wenig: Säure, Tannin, Frucht, Würze & Power.  Ist dennoch im Gleichgewicht. Lang und nachhaltig. Lohnt sich sehr.

Adresse

Massimiliano Croci
Monterosso 8
29014 Castell’Arquato
croci@vinicroci.com
tel/fax +39 0523 80332

Cold facts

Rebsorten: Malvasia di Candia Aromitica, Sauvignon Blanc, Marsanne, Ortrugo, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 10 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: –
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

LA STOPPA ist ein altes Weingut nahe Piacenza in der Emilia, deren Weingärten einsam die Hänge des Val Trebbiola hochklettern. Das Gut umfasst 58 Hektar, wobei 28 Hektar Eichen, Kastanien und Robinien sind – der Rest ist Wein. Die Wälder und Weingärten sind von einem mittelalterlichen Turm  flankiert, der vor langer Zeit von einem Advokaten namens Ageno bewohnt war. Seiner Leidenschaft für französische Weine verlieh er dadurch Ausdruck, dass er Merlot, Cabernet, Semillon und Pinot Noir auspflanzen ließ und die daraus entstandenen Weine Bordo und Pino nannte. Seinen Namen trägt heute wiederum ein maischevergorener Malvasia di Candia Aromatica, ein Meilenstein in der Welt der Orangen Weine.
Französische Rebstöcke wurzeln noch heute in den Weingärten. Allerdings gesellen sich zu den Klassikern aus dem Bordeaux auch noch Bonarda und Barbera, Malvasia di Candia Aromatica und Ortrugo – und so sind die Weine von La Stoppa eine gelungene Mischung aus autochthonen und zugewanderten Sorten, die letztlich ein ziemlich spektakuläres Sortiment abgeben.
1973 wurde La Stoppa von der Familie Pantaleoni übernommen, die das Weingut auf biologische Bewirtschaftung umstellte und den Keller renovierte. Mit dem Resultat, dass La Stoppa heute zu den führenden und sicher besten und innovativsten Weingütern der Emilia zählt.
Die Philosophie des Weinguts basiert auf ein paar wenigen Säulen. Die sind zum einen niedrige Erträge (dem fortgeschrittenen Alter der Rebstöcke und dem kargen Terrain geschuldet) und gesunde und absolut botrytisfreie Trauben. Dem Menschen kommt dabei die Aufgabe dazu, das ihm vorgegebene Material so gut und so authentisch wie möglich zu verarbeiten und dabei sowohl die Charkeristika der Rebsorte wie auch der Region zum Ausdruck zu bringen.
Der Keller ist zweistöckig. Man arbeitet mit der Schwerkraft und quasi pumpenfrei. Vinifiziert werden die gerappten Trauben, die Gärung erfolgt spontan. Die Mazerationszeiten sind bei Weiß- wie Rotweinen lange, die Gärtemperaturen sind abhängig vom Jahrgang. Erfolgt die Gärung noch im Stahltank, so wird der Wein dann weiterführend zum Teil auch in Holz ausgebaut – der Wein soll die Möglichkeit haben zu atmen und sich langsam zu entwickeln. Nach der Abfüllung erfolgt noch eine weitere, zuweilen recht lange Reifezeit in der Flasche. Erst wenn die Weine ein perfektes Gleichgewicht erlangt haben kommen sie auch auf den Markt.

Die Weine

Ageno: maischevergoren, basiert auf Malvasia di candia aromatica, Trebbiano und Ortrugo. Tief und komplex, fordernd und doch mit Trinkfluss; einer der großen orangen Weine Italiens. Ein Monument. La Stoppas bester Wein.

Trebbiolo: Lebhaft, saftig, dunkelfruchtig. Hat Energie und Power. Cuvée aus Bonarda und Barbara, den beiden klassischen Sorten der Region. Spontan vergoren und in Zementbottichen ausgebaut.

Macchiona: Intensiv, druck- und kraftvoll, würzig und nachdrücklich am Gaumen. Ebenfalls und zu gleichen Teilen aus Bonarda und Barbera gekeltert. Spontan vergoren, über 40 Tage mazeriert und danach zwei Jahre lang im Holz und zumindest ein Jahr in der Flasche gereift. Eine der besten roten Stillweine der Emilia.

Barbera: Kühle Frucht, fleischiger Unterton, knackige Säure – zischt recht lebhaft durch die Adern. Hat Substanz und Tiefe. Bleibt recht nachhaltig am Gaumen. Nach spontaner Gärung und 40 tägigem Schalenkontakt wird er im 4000-Liter Holzfass ausgebaut. Ungefiltert, ungeschönt und ungeschwefelt

Vigna del Volta: Süßwein aus Malvasia di Candia Aromatica. Stammt von einem auf Kalk basierenden Weingarten, der über Jahrzehnte hinweg von Signor Volta gepflegt wurde. Den gibt es leider nicht mehr, seinen Wein allerdings schon. Spontan vergoren und über ein Jahr in Barriquefässern ausgebaut offeriert er viel Marille, ordentlich Säure, eine ölig-cremige Konsistenz und ein langes, gelbfruchtiges Finish.

La Stoppa
29029 Rivergaro (PC)
Tel. (+39) 0523.958.159
Fax (+39) 0523.951.141
E-mail: info@lastoppa.it
www.lastoppa.it

Die Weine von La Stoppa gibt es in Deutschland bei VINATUREL und in der Schweiz bei CULTIVINO

Jahresproduktion: 160000
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Trebbiano, Moscato, Semillon, Barbera, Bonarda, Merlot
Rebfläche: 30ha
Reberziehung: Guyot
Rebstockalter: zwischen 5 und 90 Jahren
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer & Schwefel
Biologisch zertifiziert ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung
Essmöglichkeit/Restaurant: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Teil 2 über eine der missverstandsten Familien der Welt

– Lambrusco Maestri

Toppt den Grasparossa bezüglich Dunkelheit und Gerbstoff. Maestri findet sich vor allem in der Ebene und den ersten Apenninhügeln zwischen Reggio Emilia und Parma. Reinsortige Lambrusco Maestri gibt es nur wenige, doch werden eine ganze Menge spannender Interpretationen produziert, in denen die Sorte ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Im Verbund mit der Grasparossa beispielsweise gibt sie eine rustikale, pulsierende und aggressive Antwort auf die maßvollen, ausgeglichenen und zurückhaltenden Salamino und Sorbara. Alle vier gehören zur Lambruscofamilie, doch könnten die sensorischen Unterschiede zwischen ihnen kaum größer sein. Exzellente Versionen gibt es, wie bereits erwähnt, gleich mehrere. Allen voran der Neromaestri (70% Maestri und 30% Grasparossa) von Roberto – nomen est omen – Maestri von der Azienda Quarticello, der Pozzoferrato von Storchi oder der Lambrusco Fermente der Agricola La Collina.

 

– Lambrusco Marani

In der Ebene rund um Reggio Emilia zu Hause. Immerhin die drittwichtigste Sorte in Sachen Quantität, wobei mir bislang noch keine wirklich atemberaubende Interpretation davon untergekommen ist.

 

– Lambrusco Fiorano

Fiorano kennt man vor allem als private Teststrecke für Ferrari-Boliden, die kleine Stadt südlich von Modena ist aber auch Namensgeber eines Mitglieds der Lambrusco-Familie. Dank seiner großen Beeren ist Lambrusco Fiorano bisweilen auch unter der Namen Lambruscone (das Suffix -one verweist auf etwas Gewichtiges/Großes) bekannt. Da sie nicht besonders robust ist und folglich anfällig für alle mögliche Krankheiten, hat sie trotz ihrer exzellenten Qualitäten bei den Winzern keinen allzu guten Stand. Claudio Plessi lässt sich davon nicht irritieren und keltert aus ihr den Lambruscaun, einen balsamischen, kirschfruchtigen, würzigen und nur leicht perlenden Wein.

 

– Lambrusco Barghi

Wie schon beim Lambrusco Fiorano gibt es auch vom Lambrusco Barghi kaum reinsortige Versionen, die eine, die ich kenne, hat es allerdings in sich. Der Rio degli Sgoccioli stammt aus den Weingärten von Vanni Nizzoli (Cinque Campi), einem der besten Winzer der Emilia und etwas südlich von Reggio Emilia beheimatet. Zwar wurde die Sorte seit jeher als qualitativ äußerst hochwertig angesehen und auch aufgrund ihrer Resistenz gegen Botrytis und ihres generell hohen Zuckergehalts hochgeschätzt, doch wurden ihr ihre dicke Schale und folglich ihr geringer Saftertrag zum Verhängnis. Heute ist sie fast ausgestorben. Vanni Version riecht nach Unterholz und Kirschen, ist saftig und einladend, hat griffige Tannine und eine lebhafte Perlage und macht Druck am Gaumen und darüber hinaus.

 

– Lambrusco Montericco

Ein Klassiker vergangener Zeiten in der Gegend rund um Albinea. Findet sich heute leider nur noch sporadisch. Schuld daran dürfte die relativ hohe Säure haben. Fließt heute meines Wissens nur noch in Cuvèes ein z.B. in den exzellenten Sottobosco von Ca’de Noci.

 

Weitere Lambruscosorten, über die ich bisher allerdings kaum Bescheid weiß, sind

Lambrusco Viadanese (rund um Mantua)
Lambrusco Oliva
Lambrusco di Corbelli
Lambrusco Benetti

Paulo Ghiddi vereint auf seinem 7 Hektar großen Weingut bei Castelvetro di Modena gleich mehrere Professionen: er praktiziert vorrangig als Winzer, ist aber zudem noch als Hotelier (ein kleiner Agriturismo), Getreide- & Gemüsebauer (Dinkel, Gerste, Artischoken), Essigproduzent (Aceto Balsamico) und Gastwirt tätig. Er arbeitet seit der Steinzeit der offiziellen Zertifizierung biologisch und keltert Weine, die sich zwar vorwiegend lokalen Traditionen gelegentlich aber auch Vorlieben von Paolo verdanken. So hat er neben die in der Zone omnipräsente Lambruscovariante Grasparossa und Trebbiano di Spagna auch ein wenig Cabernet Sauvignon und Chardonnay gepflanzt und dabei den Schmähungen diverser Kollegen widerstanden. Vinifiziert wird allerdings so wie sich das für diesen Teil der Emilia gehört. Einer ersten Gärung in Zement oder Stahl folgt eine Zweitgärung in der Flasche und folglich Weine, die allesamt ordentlich sprudeln und schmecken.

WEINE: Richtig spannend und gut wird es dabei gleich beim ersten Wein, dem Matris Album, einer nach der methode ancestrale vinifizierten Cuvèe aus Trebbiano di Spagna, mit mikroskopischen Anteilen Garganega und Chardonnay. Voluminös, ausladend und üppig kontert sie spät aber dafür nachhaltig mit Säure und punktet am Gaumen wie in der Nase vor allem mit hefigen Noten, Kamille und Minze. Die Nummer zwei der Matris Rubellum, ein ebenfalls flaschenvergorener Rosato, ist straff und zurückhaltend, die ist Textur elegant und kühl, die Hefearomen weichen floralen Noten. Die Nummer drei im Matristrio ist der Matris rubrum, in dem ebenfalls Grasparossa den Ton angibt, allerdings nicht allein – unterstützt wird er von Uva Tosca und dem bereits erwähnten Cabernet Sauvignon – (im einstelligen Prozentbereich). Der hat – zumindest aromatisch – eher wenig zu melden, sorgt allerdings dafür, dass der ohnehin nicht tanninarme Grasparossa nochmals zusätzlich Rückgrat bekommt. Die Aromen sind dunkel und saftig, die Struktur ist, dank einer sehr lebhaften Perlage, animierend und der Körper ist kraftvoll aber elegant.

ps: Paolo Ghiddi hat in Form der Podere Cervarolo quasi einen Untermieter – das kleine, eben erst gegründete Weingut von Andrea della Casa vinifiziert seine Weine im Keller von San Polo. Wer also in die Gegend aufbricht, bekommt am Hof von Paolo die Weine von gleich zwei ausgezeichneten Winzern zu probieren.

Azienda San Polo
Via San Polo 5
Castelvetro di Modena
Tel: +39 348 0738343
info@agrisanpolo.it
www.agrisanpolo.it

WEINE

Matris album
Matris rubellum
Matris rubrum

Die Weine kosten ab Hof um die € 8 (2017).

Jahresproduktion: ca.30000 Flaschen
Rebsorten: Trebbiano di Spagna, Garganega, Lambrusco grasparossa, Uva Tosca, Cabernet sauvignon
Rebfläche: 7 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Pünktlich zur Weihnachtszeit eine Familiengeschichte.

Lambrusco ist zwar kein Dauerthema auf vino e terra, allerdings zugegebenermaßen eines, das mehr Aufmerksamkeit bekommt, als andere. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen hat vino e terra sein Hauptquartier in Modena, also im Schnittpunkt der drei wichtigsten Lambruscoappellationen, weshalb es quasi tagtäglich die Möglichkeit gibt, sich damit zu beschäftigen. Zum anderen schlägt sich Lambrusco mit einer desaströsen Reputation herum, die zwar durchaus selbstverschuldet sein mag, der jedoch immer mehr handwerklich und biologisch arbeitende Winzer brillante Interpretationen entgegensetzen. Und die gilt es eben immer wieder vorzustellen.

Dem katastrophalen Ruf mag es auch geschuldet sein, dass sich eigentlich niemand außerhalb der Emilia mit Lambrusco auseinandersetzen will. Das führt fast zwangsläufig zu Überraschungen und Missverständnissen. Denn die Welt des Lambrusco ist nicht wirklich einfach zu verstehen. Was sich als banale und süß-klebrige Einheitsplörre im Unterbewusstsein vieler Weintrinker festgesetzt haben dürfte, hat eine lange und durchaus beachtliche Geschichte und ist zudem wesentlich vielschichtiger als gemeinhin angenommen. Auch die gilt es – ein andermal – nachzuerzählen.

Das Lambrusco, also die geographische Zone zwischen Bologna und Parma, hat seinen Namen von einer Rebsortenfamilie, die in sich nicht nur extrem heterogen ist, sondern auch heute noch aus immerhin 15 Mitgliedern besteht – vor 200 Jahren waren es doppelt so viel. Wie viele es vor 2000 Jahren waren, steht in den Sternen – Fakt ist jedoch, dass es die Lambruscofamilie damals bereits gab, was sie zur vermutlich ältesten unter den oft sehr alten Rebsortenfamilie Italiens macht. Es war also Zeit genug vorhanden, um sich – bei allen genetischen Übereinstimmungen, die es gab und gibt – entsprechend auseinander zu entwickeln. Das Lambrusco ist heute ein Sammelsurium an Rebsorten mit eigenen morphologischen, physiologischen aber auch sensorischen Attributen und wer in die Gegend aufbricht oder zu Hause eine Flasche aufmacht, sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass zwischen Lambrusco Grasparosso und Lambrusco Sorbara geschmacklich ungefähr so viel Ähnlichkeit besteht wie zwischen Cabernet Sauvignon und Pinot noir. Es lohnt sich folglich die unterschiedlichen Mitglieder der Familie genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die vier Wichtigsten:

Lambrusco di Sorbara

Südlich von Modena beheimatet. Weit und breit keine Erhebung. Dafür flache Sandböden und viel Luftfeuchtigkeit, die ideale Umgebung für Tomaten, Pfirsichbäume und …  Sorbara. Trotz bisweilen tropischer Verhältnisse (es kann im Sommer über Monate hinweg sehr heiß werden) kann man aus Sorbara im Idealfall elegante, zarte, ätherisch-leichte und duftige Weine keltern.

Bergianti produziert einen exzellenten reinsortigen Sorbara, Paltrinieri macht ebenfalls eine gelungene Version.

Lambrusco Salamino: Elegant, cremig, dunkle rote Beeren, Blütennoten, weich, sanft und einnehmend: zumindest würde ich ungefähr so Luciano Saettis Lambrusco Salamino beschreiben: den besten, den ich kenne. Die kurze und zylindrische Form der Traube führte dazu, dass ein paar betrunkene Bauern (oder Ampelographen) darin eine Salami erkannten – womit ihr etymologisches Schicksal besiegelt war.

Salamino findet sich vor allem in der Ebene zwischen Carpi und Modena. Satte 4000 Hektar sind damit bestockt, meist auf Sand, Schlick oder Ton. Es bedarf also viel Feingefühl und Erfahrung auf Seiten der Winzer, um die Finessen der Sorte aufzudecken.

Luciano Saetti produziert neben seinem Lambrusco auch noch einen exzellenten Rosato, den Il Cadetto. Ebenfalls ausgezeichnet ist der Ferrando von Quarticello. Dunkelfruchtigr, kraftvoller aber immerhin gut strukturiert ist der Albone von der Podere Il Saliceto. Bergianti, ein junges Weingut nahe Carpi tendiert mehr in die Richtung Saettis und macht aus Lambrusco Salamino (und 20% Lambrusco di Sorbara) den eleganten, dynamischen und rotbeerigen Bergianti rosso.

Lambrusco Grasparossa: Muskulös, saftig, dunkelfruchtig und kompakt. Grasparossa ist die forderndste und intensivste Lambruscovariante. Sie hat ordentlich Tannin und eine strukturierende Säure und wenn alles richtig gemacht wird (und es gibt eine ganze Menge an Winzern, die mittlerweile genau wissen, was sie tun), bekommt man einen Wein ins Glas, der nicht für ein farbliches Spektakel sorgt (dunkelblau mit violettem Schaum) sondern als Gesamtkunstwerk punktet. Wobei – anders als beim Salamino oder Sorbara – nicht Eleganz sondern Kraft und Konzentration das letzte Wort haben. Ich vermute auch, dass sich Grasparossa über Jahre hinweg sehr positiv entwickelt, weshalb ich erste Flaschen eingemottet habe.  Grasparossa findet man vor allem in den Hügeln südlich von Modena.

Wer Lust hat, sich mit Grasparossa zu beschäftigen, sollte auf jeden Fall Vittorio Grazianos Fonte dei Boschi und Claudio Plessis Tiepido probieren. Ganz fantastisch sind auch der Cenerino von der gerade erst ins Leben gerufenen Podere Cervarolo und der Matris rubrum von San Polo. Alle vier Winzer befinden sich nur ein paar Kilometer von Modena entfernt. Weiter im Westen, in den Hügeln südlich von Reggio Emilia gibt es mit dem Libeccio 225 von Denny Bini ebenfalls eine sehr gelungen reinsortige Versionen. In vielen anderen Lambruschi dient Grasparossa als Cuvèepartner und sorgt darin für Farbe, Gerbstoff und Cremigkeit (Ca‘ de Nocis Sottobosco, Quarticellos Despina, Angol d’Amigs Rosso etc.).

 

Vom Rest der Lambruscofamilie wird dann in den nächsten Tagen erzählt:

Lambrusco Maestri
Lambrusco Marani
Lambrusco Fiorano
Lambrusco Barghi
Lambrusco Montericco
Lambrusco Oliva
Lambrusco di Corbelli
Lambrusco Benetti
Lambrusco Viadanese


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