Weingut

Valentino Dibenedetto ist kein gewöhnlicher Weinbauer. Zwar keltert auch er eine Batterie optimaler Weine, doch unterscheidet ihn das nicht allzu sehr von anderen, die das ebenfalls regelmäßig hinbekommen. 

Vielmehr ist es sein landwirtschaftlicher Ansatz, durch den er sich von anderen Winzern abhebt. Und auch sein Wille stets noch einen Schritt weiterzugehen und weiterzudenken. Schon in den 1980er Jahren begann er – damals gemeinsam mit seinem Vater Carlo – die Weingärten biologisch zu kultivieren. Nach der Lektüre von Rudolf Steiners Schriften über die Landwirtschaft stellte er auf biodynamische Bewirtschaftung um, später – nach dem Studium der Bücher Masanobu Fukuokas – sich an der Permakultur zu probieren. 

Mittlerweile betreibt er „agricoltura sinergica“ – synergetische Landwirtschaft – bei der es in wenigen und vermutlich zu simplifizierenden Worten darum geht, dass sich die Bodengesundheit einzig durch ein reziprokes Verständnis der Pflanzen miteinander einstellt. Natürlicher Humusaufbau durch fallendes Laub oder spontan wachsende Kräuter hat oberste Priorität. Die Eingriffe sind minimal. Er verzichtet auf schweres Gerät, um die Böden nicht zu verdichten und lässt die Finger von Pestiziden & Co.

Auf diese Art und Weise pflegt er gemeinsam mit Frau und Kindern in der apulischen Murgia, einer felsig-kalkigen Hochebene zwischen Bari und Taranto, erstaunliche 25 Hektar Rebfläche. In ihnen wächst eine Batterie lokaler Sorten, die sich nicht in Primitivo und Negroamaro erschöpft, sondern auch Susumaniello, Greco, Aglianico, Fiano, Verdeco, Maresco und Marchione Platz einräumt. 

Nachdem Valentino im Weingarten auf Chemikalien jeglicher Art verzichtet, lässt er naheliegenderweise auch im Keller – mit Ausnahme von ein wenig SO2 vor der Füllung – die Finger davon. 

So entsteht ein 13-teiliges Panorama meist reinsortig vinifizierter Weine (10 Stillweine, 3 Schaumweine), die in ihrer Klarheit, Präzision und Straffheit einen erstaunlich-vitalen Gegenentwurf zu den oft üppig-fetten Interpretationen liefert, die man sonst aus der Gegend kennt.

Weine

Litrotto bianco: Wie der Quotiano von La Felce und der Litrozzo von Le Coste ein Wein für die Leute der Umgebung: aus vier weißen Rebsorten (Verdeco, Falanghina, Marchione und Fiano) gekeltert, im Liter abgefüllt, günstig, ein Tischwein, einfach aber nie banal. Suggeriert Zitrusaromen, Blüten, Kräuter und gelbe Früchte.  

Litrotto rosso: Das rote Pendant. Die Basis dafür stammt aus Montepulciano, Merlot, CS, Primitivo und Susumaniello. Ungeschönt und ungefiltert. Rote Früchte, Kräuter, Unterholz, straff aber stoffig.

Fiano: Nicht aus Fiano di Avellino, dem viel berühmteren Namensbruder, sondern aus Fiano Minutolo gekeltert. Ungeschönt, ungefiltert und ohne die Beigabe von Sulfiten abgefüllt. Salzig, kräuterig. Macht ordentlich Druck am Gaumen. Ist persistent, saftig und vom Kalk geprägt. Top.

Verdeca Sette Lune: Nach sieben Monden (ein Tribut an Winnetou?), also ungefähr sieben Monaten Schalenkontakt abgepresst. Verdeca ist eine der spannendsten weißen Rebsorten des italienischen Südens, die sowohl mazeriert wie auch klassisch weiß richtig gute Weine ergibt. Floral, kräuterig, Laub, Grapefruit. Hat Grip und Säure.

Aglianico: Anders als die Versionen, die man für gewöhnlich aus Kampanien bekommt. Weniger opulent und auch niedriger im Tannin. Dafür halt auch eleganter und nicht so erschlagend. War erst zwei Jahre im Edelstahl und danach noch zwei Jahre im gebrauchten Holzfass. Brombeeren, Pfeffer, Gewürznelken, Kräuter. Fließt stoffig und mit genau der richtig Menge Säure über den Gaumen. 

Niuru Maru: 100% Negroamaro. Abbild seines Terroirs. Das ist, anders als im Salento, der eigentlichen Heimat des Negroamaro, wesentlich kühler und von Kalk geprägt. Der Niuru Maru ist folglich straff und saftig, mit lebendiger Frucht, feiner Säure und erfrischendem Trinkfluss.

Daneben gibt es auch noch einen gleichfalls erstaunlich leichtfüßigen Primitivo, eine Primitivo-Agianico Cuvèe, einen exzellenten Greco, über den die Autoren des brillanten Buches Vini da scoprire eine Laudatio geschrieben haben und die drei Spumante, die ich allerdings noch nie probiert habe.

Die Weine von L’Archetipo gibt es bei vinifero in Wien und bei callmeweine in Italien. Sie kosten zwischen 10 und 18 Euro.     

L'Archetipo

C.da Tafuri sp21, km7
Coordinate
16° 51’ 40,00’’ Est
40° 41’ 19,00’’ Nord

Castellaneta Taranto/Puglia 74011
Tel:+39 3286014607
email: info@larchetipo.it
www.larchetipo.it

Datenblatt

Rebsorten: Greco, Fiano minutolo, Verdeca, Marchione, Susumaniello, Primitivo, Negroamaro, Aglianico, Merlot, CS
Rebfläche: 25 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

 

Vernaccia di San Gimignano ist eine weiße Insel in einem roten Meer. Zwar haben die meisten Weingüter quer durch die Toskana auch weiße Rebsorten (an der Küste vor allem Vermentino und Ansonica, in den Hügeln des Chianti Trebbiano Toscano und Malvasia di Chianti) im Sortiment, doch spielen sie quasi flächendeckend nur Nebenrollen gegen den omnipräsenten Sangiovese und seine roten Weggefährten. 

Rund um San Gimignano ist das anders. Dort heißt die klare Nummer eins Vernaccia. Sie wurde  1966 in den DOC-Status und 1993 in den DOCG-Status erhoben, was allerdings nichts daran ändert, dass ich mich eigentlich nie mit ihr anfreunden konnte. Die leichten Versionen waren oft zu nichtsagend und simpel, die gewichtigen Versionen zu holzbetont (was auch an der unsinnigen Verordnung liegt, dass Vernacciareserven für ein Jahr ins Holzfass wandern müssen.).

Den goldenen Mittelweg scheint Federico Montagnani gefunden zu haben. Der keltert Vernaccia, der – subtil und feingestrickt aber substantiell – Licht ins Dunkel der Sorte wirft.

Federicos Familie besitzt seit 1685 Land in San Gimignano und es steht zu vermuten, dass sich bereits damals Vernaccia in ihren Weingärten befand. Richtig ernst wurde es mit Federicos Großvater Dino, der 1966 – anlässlich der Verleihung des DOC-Status – seine Fassweine erstmals in Flaschen füllte. Federico stieg 2006, nach einigen Lehrjahren in anderen Weingütern, bei sich zu Hause ein. Von Anfang an setzte er ohne Kompromisse auf biologische Bewirtschaftung: nicht nur in den sieben, mit Reben bepflanzten Hektar, auch in den Olivenhainen, Getreidefeldern und Safrananpflanzungen.

Vernaccia spielt in den Weingärten naturgemäß die Hauptrolle. Sie werden größtenteils in Alberello und Guyot erzogen, nachdem Federico erkannt hatte, dass die zudem praktizierte Kordon-Erziehung zu kompakte und folglich recht krankheitsanfälligere Trauben produzierte. Die Weingärten sind mit Leguminosen begrünt; an ihren Rändern stehen Obst- und Olivenbäume, die Refugien für Vögel und Insekten bilden.

Vernaccia ist jedoch nicht die einzige Sorte, die es darin gibt. Seit Generationen befinden sich in den ältesten Weingärten auch einige Reihen einer Rebsorte, von der niemand weiß, wie sie dorthin gekommen ist und deren Namen – bis vor kurzem – niemand kannte. Gemeinsam mit Ampelographen aus dem Veneto machte sich Federico daran ihre Identität zu bestimmen und entdeckte schließlich, dass es sich um Verdacchio handelte, eine Sorte, die man eigentlich für ausgestorben (sagt man bei Pflanzen so) hielt – und die es anscheinend nur noch bei ihm gibt. Sich seiner Verantwortung bewusst, keltert er daraus seither einen in der Flasche vergorenen Frizzante (rifermentato). 

Die beiden Vernaccia vergärt er hingegen spontan zu klassischen Weißweinen und baut sie über ein knappes Jahr in Zementbottichen aus.

Co’l Botto

Verdacchio! Der einzige seiner Art. Uralte Rebstöcke. Erstgärung in Zement, Zweigärung in der Flasche. Nicht degorgiert. Steinig. Mineralisch im eigentlichen Sinne. Zitrusnoten. Kalk. Sehr straff und animierend. Druckvolles und belebendes Finish. 

Vernaccia Assolo

Aus den Trauben seines ältestes Weingarten gekeltert. In Zement vergoren und ausgebaut. Stoffig, saftig und profund. Nie aufdringliche Blütennoten. Balsamisch. Grapefruit. Minze. Am Gaumen exotische Anklänge. Druckvoll-langer Abgang. Federicos bester Wein.  

Vernaccia Frammenti

Spontane Vergärung im Stahltank. Ausbau in Zement. Etwas einfacher gestrickt als der Assolo. Floral, Zitrusaromen, Salz. Knochentrocken. Stahlig. Hat Substanz und Energie. Fließt belebend über den Gaumen. Perfekter Begleiter zu Fisch.

Kontakt

Federico Montagnani
Località Casale 36, San Gimignano
+ 39 3467514155 / +39 346512363
tenutamontagnani@gmail.com

Datenblatt

Rebsorten: Vernaccia, Verdacchio
Rebfläche: 7 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Fattoria di Bacchereto

Viel Geschichte und zwei Monumente

Die Fattoria Bacchereto liegt in Montalbano, ein paar Hügel westlich von Florenz auf dem Weg nach Pisa. Die Geschichte hat hier gleich in mehrfacher Hinsicht ihre Spuren hinterlassen. Das 167 Hektar große Anwesen von Rossella Bencini Tesi, in dem Olivenbäume auf 60 Hektar die Hauptrolle spielen und Wein auf acht Hektar nur eine vermeintlich untergeordnete Rolle einnimmt, war in seiner Blütezeit das Jagdquartier der Medici. 

Katharina von Medici, ab 1547 Regentin von Frankreich, ließ in seinen Weingärten Cabernet Sauvignon anpflanzen, der auch heute noch in quasi jede Cuvée der Gegend einfließt – nicht aus modischen Gründen, sondern weil es ihn eben immer schon gab (angeblich nennen die alten Weinbauern Cabernet Sauvignon aufgrund seiner Herkunft hier immer noch uva francesca). Die Gegend heißt übrigens Carmignano und ist, gemeinsam mit dem klassischen Chianti, Val d’Arno di Sopra und Pomino, das älteste geschützte Herkunftsgebiet der Welt. Schon im frühen 18. Jahrhundert hielt man die Weine für die mitunter besten der Toskana. 1716 ließ Cosimo III de Medici das Gebiet genau begrenzen und Direktiven für die Weinbauern verfassen – mehr als 200 Jahre bevor man in Frankreich auf die Idee kam, die Appellation d’Origine Contrôlée, die geschützten Herkunftsgebiete, einzuführen.

Heute keltern Rossella Bencini Tesi und ihr kongenialer Kellermeister Marco Vannucci in der Fattoria di Bacchereto Weine, die vermutlich auch den Medici geschmeckt hätten. Sie setzen dabei auf die, seit jeher in der Gegend beheimateten Rebsorten – Sangiovese, Canaiolo und Cabernet Sauvignon (rot), Trebbiano und Malvasia (weiß) –, die in mittlerweile seit gut 15 Jahren biodynamisch kultivierten Weingärten heranreifen. Sangiovese in einem, kühlen, nach Osten hin ausgerichteten, vor allem auf Ton basierenden Weingarten, Malvasia und Trebbiano in einem ebenfalls nach Osten exponierten und von Alberese, der klassischer Kalkform der Toskana, durchsetzten Boden. Die Canaiolo- und Cabernet Sauvignon-Reben wurzeln ebenfalls in Alberese, schauen jedoch in die Mittagssonne.  

Daraus werden insgesamt nur ein Rotwein, ein Weißwein und ein Süßwein produziert. Zumindest die trockenen Weine gehören zum Besten, was die Toskana in diesen Kategorien zu bieten hat (den Süßwein kenne ich nicht). Während der Vinifikation wird generell kaum interveniert – die Gärung läuft spontan und ohne Temperaturkontrolle in Zementbottichen ab, der Ausbau findet über 18 Monate hinweg in 350-Liter fassenden gebrauchten Holzfässern und für weitere 6 Monate in der Flasche statt. Geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt wenig.

Die Weine

Terra a Mano 2015: 75% Sangiovese, 15% Cabernet Sauvignon, 10% Canaiolo. Schon in der Nase intensiv, kraftvoll und tief. Balsamische Noten, Kräuter und rote Früchte. Ausdrucksstark, fleischig und druckvoll. Hat trotz seiner Dichte und Energie Trinkfluss. Ist erdig und dunkel am Gaumen. Lang und nachhaltig. Toll. Bei callmewine.com für € 27,50 plus Versandkosten zu haben.

Sassocarlo 2016: 80% Trebbiano, 20% Malvasia di Chianti. Hat wie das rote Pendant Power und Energie. Breit, warm und gehaltvoll, hat dank einer kurzen Maischegärung allerdings auch eine kompakte Textur. Kräuter, reife, gelbe, Frucht, weich und persistent. Ein extrem gelungener Gegenentwurf zum Trend immer mehr Eleganz in die Flasche zu bringen und dabei bisweilen zu dünne Weine zu produzieren. Bei callmewine.com für € 31,50 plus Versandkosten zu haben.

Fattoria di Bacchereto

Rossella Bencini Tesi
Via Fonte Morana 179
59015 Bacchereto
Tel: +39 338 873 9577

Datenblatt

Rebsorten: Sangiovese, Canaiolo nero, Cabernet Sauvignon, Trebbiano, Malvasia
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Das Weingut

Das erste Mal hörte ich von Gianluca Bergianti 2017 bei einer Verkostung in Vignola, der Stadt mit den besten Kirschen der Emilia Romagna. Luciano Saetti, seines Zeichens eine unumstößliche Größe unter den Lambruscowinzern der Region, machte mich auf ihn aufmerksam und meinte, dass ich unbedingt seine Weine probieren sollte. Gesagt, getan – und seither auch immer wieder mit großer Freude und immer neuem Interesse, da Gianluca seinem 2017 noch sehr kleinem Sortiment mittlerweile noch einige Weine mehr hinzugefügt hat.

Gianlucas Familie stammt ursprünglich aus Carpi, einer kleinen Stadt im ebenen Kernland des Lambrusco. Mit Wein hatte die Familie nie wirklich zu tun. Auch Gianluca anfangs nicht, der nach dem Liceo Ingenieurswissenschaften zu studieren begann. Nach einem Jahr sah er jedoch ein, dass Ingenieur nichts für ihn war und beschloss erstmal durch Italien zu reisen, sich umzuschauen und über seinen künftigen Weg nachzudenken. Ein halbes Jahr später schrieb er sich an der Uni Pisa in den Fächern Agrarwissenschaften und Önologie ein und dabei blieb es dann auch. Glücklicherweise, denn Gianluca ist heute einer der interessantesten (im absolut im positiven Sinne des Wortes) und besten Winzer der Emilia. Gemeinsam mit seiner Frau Simona, gleichfalls Agrarwissenschaftsabsolventin und verantwortlich für die landwirtschaftliche Produktion des insgesamt 16 Hektar großen Hofes in Gargallo (man kann ihr Gemüse Freitag nachmittag direkt ab Hof oder am Samstag am Markt in Carpi kaufen). Die Bewirtschaftung basiert seit den Anfängen auf biodynamischen Prinzipien, wobei Gianluca und Simona den Begriff traditionell bevorzugen. Der ampelographische Fokus liegt auf Salamino und Sorbara, den beiden Lambruscosorten der Gegend, die von der weißen Pignoletto und demnächst auch noch von ein wenig Trebbiano Modenese ergänzt werden.

Der Keller von Gianluca ist inspiriert von einem unweit entfernten „Kühlhaus“ aus dem 16. Jahrhundert – einem aufgeschütteten kuppelförmigen Hügel, in dem es stabil zwischen 14 und 16°C hat. Darin vinifiziert er mittlerweile insgesamt sieben Weine, fünf sprudelnde Frizzante & Spumante und zwei weiße Stillweine, mehrere davon in Betoncleyver. Die Gärung ist durch die Bank spontan, die Eingriffe sind minimal (keine Schönung und Filterung, wenig Schwefel). Generell sind die Weine extrem elegant, griffig, mit knackiger Säure, ordentlich Druck in Richtung, filigraner Frucht und einer Menge Charakter.

Il Bianco: Nicht mein Lieblingswein von Gianluca. Pignoletto gehört eigentlich in die Colli Bolognesi und als Grecchetto Gentile nach Umbrien und ich bin mir nicht so sicher, ob er dort nicht besser aufgehoben ist. Breit, weich und doch säurebetont, floral, gelbe Frucht, aber irgendwie unrund.

Perfranco: Einer der Klassiker des Hauses. 100% Lambrusco Salamino di Santa Croce. Nach einer spontanen Erstgärung im Cleyver, fand eine Zweitgärung und nachfolgende zweijährige Lagerung in der Flasche statt. Saftig, kernig und vital. Blüten und Grapefruit in der Nase. Hat Substanz und Tiefe, bereitet aber doch auf unkomplizierte Weise Spaß.

Bergianti Fine: Nochmals Rosato, diesmal allerdings aus Lambrusco di Sorbara. Kein Rifermentato, sondern ein metodo classico (methode champenois). Knochentrocken, vertikal, voller Spannung, und Energie. Beeren und Zitrusfrüchte auf der Zunge. Sehr gut.

Bergianti rosso: Mix aus Salamino und Sorbara, wobei der Salamino klar den Ton angibt. Klassischer Lambrusco, allerdings als metodo classico vinifiziert. Rotbeerig, Waldfrüchte, Kirschen, Kräuter. Staubtrocken wie immer bei Gianluca. Mit ordentlich Rückgrat. Vertikal, linear und belebend.

Weitere Weine von Gianluca Bergianti sind der Rosato Frizzante Saint Vincent und der Primo, die allerdings immer ausverkauft sind, wenn ich ihn treffe.

Zudem vinifiziert er den Stiolorosso (Lambrusco di Sorbara, Oliva und Ancelotta – sehr gut) und den Resmaior (Lambrusco di Sorbara – solala – fein, filigran aber ein bisschen zu mager) von Casalpriore und ist nach dem Tod von Eigentümer Gabriele Ronzoni auch für die Bewirtschaftung verantwortlich.

Bergianti - Terrevive

Via Paganelle Guerri 15
41012 Gargallo di Carpi (MO
simonazerbinati80@gmail.com
g.bergianti@gmail.com
Cell: (+39)349-5227337 Gianluca
Cell: (+39)338-6382870 Simona
www.terrevive.net

Datenblatt

Rebsorten: Pignoletto, Trebbiano modenese, Lambrusco Sorbara, Lambrusco Salamino
Rebfläche: 5 ha
Reberziehung: Guyot
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer & Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja, nach Voranmeldung
Wohnmöglichkeit: nein

Das Weingut

La Felce, das ist vor allem Andrea Marcesini. Der führt seit 1998 das Weingut, das sein Großvater in Ortonovo, in der Nähe von La Spezia gegründet hat. Wie schon die Vorgängergenerationen scheinen Andrea Zeitgeist und Moden ziemlich kalt zu lassen – im Gegenteil, er produziert eisern an ihnen vorbei. Gelegentlich kommt es allerdings vor, dass die Moden ihn einholen, was guten Produzenten, die kompromisslos und intelligent ihre Sache durchziehen, immer wieder passiert. Er macht dann, wie könnte es anders sein, einfach weiter wie davor.

In wenigen Worten bedeutet das: eine akribische Auseinandersetzung und biologische Bewirtschaftung vieler mikroskopischer Parzellen an zwei unterschiedlichen Orten (in den Hügeln von Castelnuovo Magra wachsen seine weiße Sorten, während in der Ebene in Ortonovo die roten Sorten stehen). Ein Gleichgewicht roter und weißer Rebsorten, die er oft als Cuvée, gelegentlich als Gemischte Sätze und eher selten reinsortig verarbeitet. Und ein konsequent handwerklicher Ansatz im Keller, in dem man sich vor allem auf Gerätschaften verlässt, die schon vom Vater und Großvater erfolgreich verwendet wurden.

Seine Weine fangen Traditionen ein, lassen sich allerdings nicht darauf reduzieren – es geht ihm aber entscheidend darum die Geschichte seiner Gegend in seinen Weinen nachzuerzählen. Was nicht immer einfach ist, weshalb er aus seinen fünf Hektar Rebfläche nicht nur ein oder zwei, sondern gleich zehn Weine keltert, die einen repräsentative Blick zurück und – das bleibt aufgrund ihrer Klasse zu hoffen – auch einen Entwurf für zukünftige Generationen liefern.

Die Weine

Der Felcebianco ist ein fantastisches Projekt, das man sich von mehr Winzern wünschen würde. Es ist ein im Literformat abgefüllter Tischwein, der sich ohne groß nachzudenken dahintrinken lässt, richtig gut schmeckt und nicht viel kostet. Er besteht aus biologisch kultivierten Malvasia-, Vermentino- und Trebbianotrauben, wird über 48 Stunden mazeriert, spontan vergoren und danach im Stahltank ausgebaut. Er ist leichtfüßig, salzig, hat Kräuter- und Zitrusnoten, eine feste Struktur und animierende Lebendigkeit.

Damit ist es allerdings nicht getan. Andrea hat mit dem Felcerosso auch noch eine rote Litervariante zu bieten, die genauso viel Spaß macht wie die weiße Version. Sie besteht aus Canaiolo, Massaretta, Merlot, Sangiovese, Barbera und Cabernet, bleibt für fünf Tagen in Kontakt mit den Schalen und wird nach einer spontanen Gärung in Zement im Stahltank ausgebaut. Sie hat rote Beerenaromen, eine einladende Würze und eine Menge Trinkfluss.

Die Trauben für den Bianco „In Origine 400“ stammen aus von 60 Jahre alten Vermentino-, Trebbiano- und Malvasia di Candia Aromatica-Reben, die gemeinsam gelesen und vinifiziert werden. Der Schalenkontakt beträgt 10 Tage, die Gärung ist spontan, das Resultat mehr als beeindruckend. Florale Noten gehen Hand mit gelber Frucht, eine wenig Honig und Herbstlaub. Die Textur ist dichtgewoben, die Tannin verleihen Nachdruck, der Körper wirkt kraftvoll aber stringent. 

Der „Non sempre“ ist ein reinsortiger Vermentino, der nach einer kurzen Maischestandzeit (ca. 48 Stunden) abgepresst und spontan vergoren wird. Der Wein von Andrea, der am stärksten das um die Ecke gelegene Meer suggeriert. Neben dem Salz machen sich in Nase und Gaumen auch noch mediterrane Kräuter, Zitrusaromen und weiße Fruchtnoten breit. Wirkt nach einem Jahr auf der Hefe weich aber saftig. 

Der „Monte dei frati“ stammt von 40-jährigen Vermentinoreben. Die Vinifikation läuft wie beim „Non Sempre“ ab, allerdings beträgt der Ausbau nur vier Monate. Das Resultat ist fruchtig, salzig, relativ weich am Gaumen. 

Der Rosso Reconteso ist eine leichtfüßige Mixtur aus Massaretta, einer komplett vergessenen Sorte und dem weltweit omnipräsenten Merlot. Alicante spielt eine Nebenrolle. Vergoren wird wie immer spontan, ausgebaut im Stahltank. Rote Beeren und Kräuter dominieren die Nase, eine runde, weiche Textur das Mundgefühl. Lebendig und animierend. Ein Wein für alle Tage. 

Weitere (noch zu probierende) Weine

Riassunto Sedici

Passito Non sempre 139

La Felce

19034 – Via Bozzi, 52
Ortonovo (SP), Liguria
lafelce.marcesini@libero.it​

Ein paar Fakten

Jahresproduktion: derzeit ca. 30000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Vermentino, Trebbiano, Massaretta, Merlot, Cabernet sauvignon, Alicante, Barbera
Rebfläche: 5,5 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Schwefel und Kupfer
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Das Weingut

Le Vieux Joseph, der alte Joseph, ist so alt eigentlich nicht und heißt auch nicht Joseph sondern Ilaria. Ilaria Bavastro. Nachdem das geklärt ist, kann man in Ruhe gleich noch ein paar weitere Informationen nachschieben. Joseph alias Ilaria hat ihre Weingärten auf rund 700 Meter am linken Ufer des Dora Baltea, der – wie geeichte Bergweintrinker wissen – das Aostatal teilt. Die Weingärten schauen folglich in Richtung Südosten, was wiederum bedeutet, dass Ilaria ab den frühen Morgenstunden in der Sonne werkt – und zwar ausschließlich per Hand, da die Weingärten für größere Maschinen zu steil und zu eng sind. 

Ilaria hat Le Vieux Joseph im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Das nötige Wissen dafür hatte sie sich davor bei Arbeitsaufenthalten im Piemont, der Schweiz und im Aostatal angeeignet. Sie startete in einem 3000 qm großen Weingarten, in dem sie alte Cornalis und Vien du Nus-Rebstöcke wieder aufpäppelte. Sukzessive kamen quer durch das mittlere Aoastatal noch weitere Mikroanlagen dazu, sodass sie heute zwischen Aosta, Nus und Quart insgesamt zwei Hektar ihr Eigen nennt. 

Meist ganz auf sich allein gestellt klettert sie durch ihre Weingärten, die sie trotz der widrigen Topographie biologisch bearbeitet (eine Tendenz, die bei den lange recht skrupellos agierenden Aostatalwinzern derzeit Schule macht). 

Im Keller tut sie das, was zu tun ist und nicht wesentlich mehr. Das funktionierte zwar anfangs nicht immer so, wie sie sich das vorstellte, hat sich aber durch die Hilfe von Fabien Bonnet, dem Kopf hinter dem exzellenten Weingut Le Petit Riens, längst normalisiert. 

Mittlerweile keltert Ilaria insgesamt drei Weine, die nach einer spontanen Gärung für ein gutes Jahr in Stahltanks oder kleinen, gebrauchten Holzfässern landen und ungefiltert und ungeschönt gefüllt werden.

Ilarias Weine sind klar, geradlinig und einladend, einfach aber nie banal, animierend und doch profund.

Die Weine

Petite Prince: Pinot gris. 12000 Stöcke am Hektar. Steinobst, Salbei, Honignoten. Mineralisch, kühl. Stoffig, dichte Textur. Saftig. Elegant. 

Mariadzo: Cuvée aus Cornalin, Vien de Nus und Pinot Noir. 12000 Stöcke am Hektar. Auf Moränengestein gewachsen. Über 24 Monate im Stahltank ausgebaut. Erdig, balsamisch, Ribisel. Klar, kühl, vertikal. Frisch und mineralisch. Trinkfluss mit Tiefgang.

Clos de Cartesan: Cuvée aus Petit rouge, Fumin, Nebbiolo, Cornalin, Ciliegiolo und Barbera. Alte Stöcke. 30 Tage auf den Schalen, zwei Jahre im Stahltank (80%) und Holzfass (20%). Erde und Unterholz, Wacholder, rote Beeren. Kühl, geradlinig, präzis. Fein strukturiert. Elegant und schlank und doch mit ordentlich Zug in Richtung Gaumen. Sehr gut

Le Vieux Joseph

Ilaria Bavastro
Via Parigi 170
Aosta
Tel.3485637107

Ein paar Fakten

Rebsorten: Pinot Grigio, Cornalin, Vin de Nus, Nebbiolo, Fumin, Ciliegiolo, Barbera
Rebfläche: 2 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: –
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: –
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Das Weingut

Fährt man von Soave und Gambellara weiter in Richtung Norden, kommt man nach Roncà, in eine der kühlsten und interessantesten Weinbauzonen des Veneto – dort keltert eine Handvoll Winzer Weine, die diejenigen ihre viel bekannteren Nachbarn im Süden ziemlich oft ziemlich alt aussehen lässt. Das mag zum einen an den sehr speziellen klimatischen und geologischen Verhältnissen (Vulkangestein) liegen, die am Fuße der Dolomiten vorherrschen; noch wichtiger scheint mir allerdings das Vorherrschen der Durella zu sein, einer Rebsorte, die du einzig und allein an den Hängen der Monte Lessini findest. Meiner Ansicht nach gehört sie zu den besten weißen Rebsorten Italiens und eignet sich wie kaum eine andere für die Herstellung fantastischer Schaumweine. 

Cristina Meggiolaro und Riccardo Roncolato von der 2004 gegründeten Azienda Meggiolaro machen genau das. Zwei Weingärten am Monte Calvarina ein paar hundert Meter über Ronca liefern dafür den Rohstoff – biologisch kultivierte Trauben, die sie auf unterschiedliche Art und Weise verarbeiten. Der Sotoca’ ist ein brillanter Rifermentato, während der flaschenvergorenen Spumante Corte Roncolato zeigt, was in den venetischen Bergen (und jenseits des Prosecco) in Sachen Schaumwein alles möglich ist.

Unten am Talgrund in Roncà haben die beiden außerdem einen Weingarten mit Garganegareben, aus deren Trauben sie einen präzis-geradlinigen aber durchaus stoffigen Weißwein keltern. Und hoch oben, auf gut 600 Metern, läuft gerade ein Projekt an, dem man mit Spannung entgegensehen darf. Dort haben die beiden gerade einen Weingärten mit Pinot Nero Reben bestockt, von dem es allerdings frühesten in zwei, drei Jahren erste Proben geben wird. 

Die Weine

Durella Sotoca’: In vulkanischen Böden am Monte Calvarina gewachsen. 30 Jahre alte Rebstöcke.  Alte Pergolaerziehung. Spontanvergoren. Zweitgärung in der Flasche. Straff, geradlinig, klar. Mineralisch. Feinfruchtig. Lebhafte Säure. Saftig. Vitales, animierendes Finish. Besser als nahezu alles, was aus dem Prosecco kommt.

Durella Corte Roncolato: Meggiolaros Opus Magnum. 95% Durella, 5% Garganega. 30 Jahre alte Rebstöcke. Vulkanische Böden. Spontanvergpren. Zweitgärung über 36 Monate in der Flasche. Pas dose. Streng, mineralisch. Zischt mit ordentlich Dampf durch die Adern. Belebt. Hat eine ordentliche Säure allerdings auch die nötige Substanz, um ihr Contra zu geben. Hefig, feinfruchtig, lang. sehr gut.

Garganega Sarò: Vom Talgrund in Roncà. Wurzelt gleichfalls in vulkanischem Basalt. Spontanvergoren. Über sechs Monate im Stahltank ausgebaut. Battonage. Cremige Textur. Weicher und geschmeidiger als die Schaumweine. Nie aufdringliche, delikate Frucht. Fein.

Kein Vertrieb im deutschsprachigen Raum

Wer in die Gegend kommt, sollte möglichst auch bei Daniele Piccinin und in der Käserei Roncolato vorbeischauen (Via Nuova 1, Roncà)

Meggiolaro

Cristiana Meggiolaro & Riccardo Roncolato
Via Roncolati, 43/B
37030 Roncà
Cristiana Meggiolaro +39 335 69 58 085
Riccardo Roncolato +39 320 26 44 965
info@meggiolarovini.it
www.meggiolarovini.it

Ein paar Fakten

Rebsorten: Durella, Garganega
Rebfläche:
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Das Weingut

Gaetano Solenghi ist ein Handwerker im besten Sinne des Wortes. Seit er als Weinbauer anfing, verzichtet er auf große Gerätschaften und erledigt vom Rebschnitt bis zur Lese alles manuell. Mittlerweile unterstützt ihn dabei sein Sohn Nicolo. Gelernt hat er das Winzerhandwerk von einem alten Lohnarbeiter seiner Tante Maria Teresa, die ihm Mitte der 80er Jahre insgesamt drei Hektar Weingärten vermachte. Den „bäuerlichen Weisheiten“ seines Lehrers folgt er bis heute, wobei nach mittlerweile mehr als 30 Lesen auch die eigene Erfahrung eine nicht unwichtige Rolle spielt.
In wenigen Worten bedeutet das, dass er im Weingärten weder Dünger, Herbizide noch Pestizide verwendet, Rebschnitt und -erziehung perfekt auf die natürlichen Verhältnissen in seinen Weingärten abgestimmt hat und zwar wenige aber ausdrucksstarke Trauben einfährt – mehr als 10000 Flaschen im Jahr kommen nie zusammen. Die Rebsorten sind die Klassiker der Zone: Malvasia di Candia Aromatica & Ortrugo liefern die Basis für einen Passito und einen Rifermentato (in Gaetanos Fall ein metodo ancestrale), Barbera & Bonarda (die Sorte ist generell besser unter dem Namen Croatina bekannt), für zwei Rotweine und einen roten Frizzante.
Vinifikation und Ausbau laufen langsam und ohne unnötige Eingriffe ab. Die Gärung startet spontan in Glas- oder Stahlbehältern, wobei die weißen Trauben sofort abgepresst werden, während die roten Trauben oft lange auf der Maische bleiben. Der Ausbau der Weine findet in gebrauchten Tonneaux statt und zieht sich über mindestens zwei Jahre. Gaetano schönt und filtert nicht.
Seine Reserven sind wuchtig, kompakt und rustikal, stoffig und kraftvoll und tief mit den Tradition der Gegend verwoben (wer Eleganz bevorzugt sollte ein paar Kilometer weiter zu Casè fahren). Beide sind Antworten auf die deftigen Fragen, die die piacentinische Küche aufwirft.

Die Weine

Gutturnio Riserva Battorossa: Cuvée aus Barbera und Bonarda. Frühestens nach 4-5 Jahren in Fass und Flasche auf dem Markt. Intensiv, würzig, Waldbeeren, Wacholder. Hat dank der Barbera (la Barbera è una donna) eine ordentliche Säure und Energie. Die Bonarda steuert dunkle Aromen, Rückgrat und Power bei. Reift folglich hervorragend. Wer die Möglichkeit hat, Gaetano persönlich zu besuchen (und anders kommt man an seine Wein kaum ran), sollte ihn nach alten Jahrgängen fragen.

Barbera L’Attesa: Der Name verdankt sich dem langen Warten (L’Attesa) auf den Wein. Erst während des Ausbauprozesses (mindestens zwei Jahre im gebrauchten Fass und danach zwei weitere in der Flasche) später beim Warten auf die perfekte Trinkreife (ein paar Jahre Geduld tun gut). Rotbeerig, straff, temperamentvoll. Fleischig. Pfeffer. Hat Power und Körper aber auch Zug und Säure. Macht ordentlich Druck am Gaumen.

Gutturnio Frizzante
Ortrugo Frizzante
Danza del sole (passito)

Gaetano Solenghi

Loc. Battibò di Corano 160, 29010 Borgonovo Val Tidone
Tel.0523860352
info@solenghigaetano.com
solenghigaetano.com

Die Fakten

Jahresproduktion: derzeit ca. 10000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Barbera, Bonarda (syn. für Croatina)
Rebfläche: 3 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Croci

Massimiliano Croci macht in einer jener Ecken Italiens Wein, die international (und auch innerhalb des Landes) wenig bekannt sind und doch auf eine lange Geschichte verweisen. Sein Weingut in Castel Arquato im Val d’Arda, östlich von Piacenza, ist zwar nur einen Katzensprung östlich der Kernzone des Lambrusco gelegen, hat damit allerdings so gut wie nichts mehr zu tun. Die Rebsorten sind völlig andere und auch wenn sich die Gegend seit knapp 100 Jahren durch die Erzeugung von Gutturnio Frizzante (eine Antwort auf Lambrusco) eine gewisse Reputation für ordentlichen Sprudel erarbeitet hat, gibt es auch eine Menge spannender Stillweine, eine Vielzahl davon in weiß.

Massimilianos höhergelegene Reben wachsen auf dem 250 Meter hohen Monterosso. Das Terrain ist rötlich und von Eisenoxid geprägt und erweist dem Namen des Hügels alle Ehre. Weiter unten geht es in kalkhaltigen Sand über, ein geologisches Überbleibsel aus Zeiten als die Poebene noch von einem Ur-Meer bedeckt war. 

Die pedologischen Verhältnisse sind karg, für Weinbau jedoch bestens geeignet. Seit 1935 kultiviert die Familie Croci hier Reben, wobei man in Weiß seit jeher auf die fantastische Malvasia di Candia aromatica, Ortrugo, Marsanne und Sauvignon Blanc setzt – die beiden Letzteren sind bekanntlich französische Sorten allerdings bereits seit der Invasion Napoleons auch zwischen Parma und Piacenza zu Hause. Rot beschäftigt sich Massimiliano einzig und allein mit Barbera und Bonarda, den beiden Klassikern der Region. Die Bewirtschaftung der 10 Hektar Weingärten ist seit jeher biologisch, seit einigen Jahren ist er auch offiziell zertifiziert. 

Die Weine  

Gutturnio Frizzante: Barbera und Bonarda, per Hand gelesen. Spontane Erstgärung. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Rustikal, würzig, dunkelfruchtig, festes Tannin. Mit Zug, Druck, Frische und ordentlich Energie am Gaumen. Trinkfluss mit Tiefgang.  Exzellente Lambruscoalternative.

Colli Piacentini Monterosso Campedello: Frizzante aus Malvasia di Candia Aromatica, Ortrugo, Trebbiano, Sauvignon Blanc und Marsanne. Spontane Erstgärung. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Blütennoten, Maulbeeren. Tonic. Fein und subtil am Gaumen. Delikate Perlage. Sehr gut.

Lubigo Frizzante: Eine Rarität: Ortrugo in purezza. 15 Tage mit den Schalen vergoren. Zweigärung über mind. 10 Monate in der Flasche, nicht degorgiert. Floral. Brot und Hefenoten. Steinobst. Das Tannin strukturiert spürbar, wird allerdings von der lebendigen Perlage relativiert. Klingt salzig aus.

Valtolla (orange): Eine jener fantastischen Malvasia di Candia Aromatica Versionen, die keinen Raum für Kompromisse lassen. 30 Tage Mazeration. Fordert vom ersten Schluck weg, macht aber dennoch oder gerade deswegen Spaß. Reife, gelbe Frucht und Kräuterteenoten. Saftig und kompakt. Macht mächtig Druck zum Gaumen hin. Kann man sich über Jahre hinweg in den Keller legen.

Valtolla (rot): Barbera & Bonarda – in der Zement vergoren und gelagert. Dunkel, kraftvoll und saftig – hat von allem nicht zu wenig: Säure, Tannin, Frucht, Würze & Power.  Ist dennoch im Gleichgewicht. Lang und nachhaltig. Lohnt sich sehr.

Adresse

Massimiliano Croci
Monterosso 8
29014 Castell’Arquato
croci@vinicroci.com
tel/fax +39 0523 80332

Cold facts

Rebsorten: Malvasia di Candia Aromitica, Sauvignon Blanc, Marsanne, Ortrugo, Barbera, Bonarda
Rebfläche: 10 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: –
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Der Südwesten Sardiniens ist Kohlerevier. Die Gegend heißt Carbonia, womit eigentlich schon alles gesagt ist. Enrico Esus Vater kann ein Lied davon singen. 1953, gerade 18 Jahre alte geworden, steigt er zum ersten Mal in die Dunkelheit hinunter. 5 Jahre später wird die Mine in Cortoghiana, in der er arbeitet, geschlossen und er zieht nach Seruci weiter, wo es ebenfalls eine Mine gibt. Er beschließt zu bleiben und erwirbt Land, in das er noch im gleichen Jahr Reben setzt: Carignano oder – wie man früher sagte – S’axina di Spagna, eine Referenz an die spanische Herkunft der Sorte (die Spanier machten sich ab dem 13. Jahrhundert in Sardinien breit und brachten neben Carignano auch noch Cannonau – Garnacha – nach Sardinien, die nach wie vor wichtigste Sorte der Insel) und Monica (10%). Er betreibt Weinbau im Nebenerwerb, bewirtschaftet die Weingärten, wann immer er Zeit hat und liefert die Trauben bei der Genossenschaft in Santadi ab.

Wurzelechte Reben

Das ändert sich erst 2013, als Enrico das Ruder in die Hand nimmt und anfängt erste Chargen selbst zu vinifizieren. Und er tut gut daran. Denn die natürlichen Voraussetzungen, die sich den Trauben bieten, sind zu außergewöhnlich, um sie in eine x-beliebige Genossenschaftscuvée einfließen zu lassen. Die heute 70-jährigen Rebstöcke wurzeln in Sand und folglich in einem Material, in dem Rebläuse nicht überleben können. Niemals auf Unterlagsreben gepfropft, macht es sie zu seltenen Vertretern wurzelechter Rebstöcke. Im Alberello erzogen – um der Hitze und dem Wind besser standzuhalten – und selbst vermehrt (aus dem um 1900 angelegten Weingarten seines Urgroßonkels Deidda), sind sie repräsentative Zeugen einer jahrhundertealten Weinbautradition. Und da sich Enrico der kulturelle Bedeutung seiner Reben bewusst ist, pflegt er sie entsprechend weiter und arbeitet auch im Keller mit spartanischen Mitteln (er hat daneben mittlerweile einen neuen Weingarten ausgesetzt, der ihm in Zukunft mehr Optionen geben wird).

Sieht man vom Ausbau in den Stahltanks ab, dürfte sich seine Art der Vinifikation kaum von der seiner Vorläufer unterscheiden. Die Gärung startet spontan, gepresst wird im Torchio, einer alten Spindelpresse, geschönt und gefiltert wird nicht.

Das Resultat ist vorerst ein Wein, der Nerominiera, zu dem sich in naher Zukunft noch eine Reserve gesellen wird. Dunkel wie Kohle, würzig, erdig und intensiv, braucht man darin Eleganz nicht lange zu suchen. Der Nerominiera ist – unter sardischer Sonne gewachsen – opulent, saftig und kraftvoll.

ps: Enrico hat mir gerade mitgeteilt, dass es nun auch einen zweiten, ebenfalls aus Carignano gekelterten Wein gibt – den Se Ruci Miniera, über den hier hoffentlich in nächster Zukunft erzählt werden wird.

Adresse

Enrico Esu
Via Vasco da Gama 64
Carbonia
Tel: +39 3478256871
enricoesu@alice.it
www.nerominiera.it

Weine

Nero Miniera
Se Ruci Miniera

Die Preis liegt bei € 18,50 (www.inke.it), zzgl. Versandkosten

Cold facts

Jahresproduktion: derzeit ca.5000 Flaschen
Rebsorten: Carignano, Monica
Rebfläche: 10 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

In die Colli Euganei aufzubrechen lohnt sich eigentlich immer. Die Dichte an exzellenten Trattorien, wo man für ein paar Euro selbstgemachte Pasta bekommt, konkurriert mit der Casinokonzentration in Las Vegas und die alten Vulkankegel mitten in der Poebene stehen ähnlich unvorbereitet in der Landschaft wie die Felsbrocken im Monument Valley.

Zumindest eigenwillig ist zudem die Tatsache, dass gleich zwei der sechs Winzer, die an den Hängen und Kuppen der Vulkane außergewöhnliche Weine keltern, in einem früheren Leben exzellente Musiker waren und mit Kontrabass (Paolo Brunello) und Französischem Horn (Alfonso Soranzo) die Konzerthallen der Welt bespielten. Den Kontrabass habe ich schon mal erwähnt, das Französische Horn dagegen ist neu.

Bis er 30 war, habe er darauf gespielt, erzählt Alfonso und ein Leben geführt, das dem eines klassischen Bohemiens relativ nahe gekommen sein dürfte. Gespielt, gearbeitet und gelebt wurde in der Nacht – mit all seinen positiven und negativen Konsequenzen, der Tag gehörte dem Schlaf; das machte er so lange bis er keine Lust mehr auf diesen Rhythmus hatte und sich der Wunsch bildete, statt Hörnern Töne, Trauben Aromen zu entlocken.

Das Jahr 1999 wurde somit zum Anfang seiner neuen Zeitrechnung. In den Hügeln über dem kleinen Ort Zovon di Vò, am westlichen Rand der Hügel übernahm Alfonso einen Hektar Weingärten von seinem Vater – nicht viel aber genug, um erste Weine keltern zu können. Anfangs kam die Hilfe von außen – seine Eltern wussten zwar über die elementaren Produktionsschritte Bescheid, doch war es Alfonsos Ziel mehr als nur „vino sfuso“ zu keltern – weshalb er auf die professionelle Hilfe eines Önologen setzte. Zudem hörte er sich bei den älteren Generationen in der Nachbarschaft um und setzte sich so sukzessive seine Vorstellung eines idealen Weins zusammen. Diese Vorstellungswelten wurden 2002 noch einmal radikal verändert als Alfonso Angiolino Maule kennenlernte.

Maule galt damals schon als streitbarer Vertreter der Naturweinnische und erzählte bereitwillig jungen Winzern von alternativen Ansätzen im Weingarten und Keller. Alfonso hörte zu und setzte vieles, was Maule empfahl, in seinen Weingärten um. Die Arbeit im Weingarten musste er dabei kaum verändern. Schon sein Vater verwendete weder Pestizide noch Herbizide. Alfonso machte das offiziell, zertifizierte seine Parzellen BIO und setzte sukzessive auch ein paar neue Weingärten aus. Da auch die im Bioweinbau gebräuchliche Bordeauxbrühe (Kupfer), laut Alfonso „kein Rosenwasser“ ist, experimentiert er zudem mit natürlichen Präparaten.

Insgesamt sind es heute 5,5 Hektar, die er bewirtschaftet, vorwiegend auf kalkhaltigen und vulkanischen Böden und vorwiegend mit Cabernet Franc. In den Colli Euganei werden Bordelaiser Reben seit dem 19. Jahrhundert kultiviert, als italienische Landarbeiter und Tagelöhner die Rebstöcke aus Frankreich mitbrachten. Heute wurzelt in den Colli Euganei und den benachbarten Colli Berici so viel Carmenere wie nirgendwo sonst in Europa und Cabernet Franc, Merlot und Cabernet Sauvignon werden quasi als heimische Rebsorten betrachtet.

Die Weine

Das gleiche gilt auch für die Serprino – doch was ich im ersten Moment als wahrhaft autochtone Rebsorte verortete, ist lediglich ein Synonym für die Glera, die wiederum ein Synonym für Prosecco  ist. Fakt ist, dass es eine eigene DOC dafür in den Hügeln gibt und dass sich Alfonsos Version, der RIF (für rifermentato in bottiglia – flaschenvergoren), locker mit den besten Interpretationen der Kernregion des Glera/Prosecco messen kann. Ähnliches kann man über seinen Garganega sagen, den Vigneto Carantina, der saftig, konzentriert, und rauchig den Vergleich mit den besten Exemplaren aus Soave und Gambellara nicht scheuen muss. Malvasia, Garganega und Moscato Bianco sind die Bestandteile des Cassiara, einer staubtrockenen, mineralischen und aromatischen Cuvée, die 2018 exzellent ausgefallen ist. Die Vinifikation unterscheidet sich dabei kaum. Alfonso schwefelt die Maische minimal (die pH-Werte in den Hügeln sind seiner Ansicht nach nicht so niedrig, dass er darauf verzichten will), danach wird spontan und ohne Temperaturregulierung vergoren und der Wein – weiß wie rot – in Zementfässern gelagert. Geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt erst wieder vor der Einflaschung.

Neben dem brillanten Cabernet Franc (davon ein anderes Mal detaillierter) keltert Alfonso einen geradlinigen und erstaunlich fruchtigen Carmenere und zu guter Letzt einen Wein, der in seiner Zusammensetzung definitiv einzigartig auf der Welt ist. In einem Projekt mit der Universität Padua hat Alfonso Soranzo eine Parzellen seiner Weingärten alten autochtonen Sorten gewidmet: seit einigen Jahren kultiviert er Marzemina Nera, Pattaresca und Cavrara und keltert daraus einen Wein, dem er den Namen „Vecchie varieta“ (alte Rebsorten) verpasst hat – rustikal, saftig, ledrig, dunkel und kraftvoll.

Monteforche ist Mitglied bei Vinnatur.

Monteforche – Alfonso Soranzo
Vò, Franzione Zovon
Via Rovarolla, 2005
Tel: 3332376035
soranzo1968@gmail.com

Weine

RIF
Pinot Grigio
Cassiara (Garganega, Malvasia)
Vigneto Carantina (Garganega)
Carmenere
Cabernet Franc
Vigne Vecchie (autochthone rote Rebsorten)

Jahresproduktion: 16000 Flaschen
Rebsorten: Malvasia, Marzemina Bianca, Traminer, Garganega, Pinot Grigio, Moscato; Cabernet Franc, Merlot, Carmenere, Marzemina Nera Bastarda, Turchetta, Recantina, Corbinona, Pattaresca und Cavrara
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, biodynamische Präparate
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch ja
Direktverkauf:ja
Wohnmöglichkeit: ja
On the road: Villa Favorita, Fornovo, La Terra Trema

Am Ätna gibt es eine ganze Menge exzellenter Weingüter. SRC, abgeleitet von den Anfangsbuchstaben ihrer Protagonisten Sandra, Roti und Cinzia gehört definitiv zu ihren besten. Und das obwohl das Weingut gerade erst seit 2013 existiert.

Damals hatte Rori die Idee, seiner Frau Cinzia einen halben Hektar Land mit alten Reben am Nordhang des Ätna zu schenken. Eine Idee, die nachhaltig ihr Leben ändern sollte. Mittlerweile sind  noch weitere 12 Hektar dazugekommen, auf denen insgesamt allerdings gerade einmal die Basis für 18000 Flaschen Wein entsteht.

Der minimale Ertrag hat viel mit einem rigorosen Qualitätsdenken zu tun, ist aber ebenso den natürlichen Umständen am Ätna geschuldet. Viele der Rebstöcke sind mehr als 50 Jahre alt, manche von ihnen wurden allerdings noch in der Postkutschenära Siziliens gepflanzt. Sie alle werden von Rori, Cinzia und Tochter Sandra penibel per Hand gepflegt – wie mittlerweile die meisten Weinbauern am Ätna verzichten sie ausnahmslos auf Herbizide und Pestizide, sind allerdings vielen ihrer Kollegen im Keller einen Schritt voraus, wo sie eine natürliche Vinifikation ohne den  Einsatz jedweder Zusatzstoffe praktizieren.

Die wichtigsten beiden roten Rebsorten im Repertoire von SRC sind Nerello mascalese und Nerello capuccio, wobei im „Rivaggi“, einer seiner beiden großen Einzellagenweine, interessanterweise auch Garnacha eine kleine aber tragende Rolle spielt. Erfreulicherweise räumen die drei aber nicht nur den roten Trauben Platz ein, sie keltern aus Carricante auch einen Weißwein, der zumindest meiner Ansicht nach zu den besten am Ätna und in ganz Sizilien zählt.

Die Weine

SRC Etna Rosso

Weist den Weg hin zu den beiden großen Lagenweinen. Stammt aus Weingärten mit bis zu 80 Jahre alten Reben auf 700 Metern Höhe in Crasà und Calderara. Minimaler Ertrag, makellose Trauben, spontane Gärung und eine behutsamer, interventionsfreier Ausbau ergeben einen grazilen, tiefgründigen, mineralischen, von Kräutern und kühlen Beerenaromen geprägten Wein.

SRC Rosato 

Ein Rosato, der eher zu den kräftigeren seiner Zunft gehört und eine Brücke hin zu den Rotweinen schlägt. Stammt aus 50 Jahre alten Reben und wird dezidiert mit dem Ziel gekeltert ein vielschichtiger und aussagekräftiger Rosato zu sein (und kein Nebenprodukt der Rotweinproduktion). Dabei assistieren auch Minella und Carricante, zwei weiße Rebsorten, die dem Rosato zusätzliche Frucht, Eleganz und Frische verleihen.

SRC Pirao

Carricante in purezza. Wächst hoch oben am Ätna und profitiert dabei nicht nur vom vulkanischen Untergrund und der sorgfältigen Pflege der SRC-Squadra, sondern vor allem auch von Sommertemperaturen auf 30° und mehr klettern und nachts auf 15° und weniger abfallen. Riecht und schmeckt nach Mandeln, Kamille und Zitrusfrüchten. Macht heute Spaß und hat doch auch immenses Potenzial.

SRC Rivaggi

Ein weicher, runder und stoffiger Kontrapunkt zum SRC Alberello. Geschuldet ist diese geschmeidigere Textur vor allem den 20% Grenache, die irgendwann in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ihren Weg auf den Ätna gefunden haben. Spontan vergoren, in Holzfässern ausgebaut und ungeschwefelt abgefüllt bietet der Rivelli dunkle Frucht und einen fein-nuancierten Unterton aus Kräutern, rotem Fleisch und Blüten.

SRC Alberello

So gut, dass sein gerade erschienener Jahrgang von Robert Parkers Italienbeauftragtem gerade einmal 90 Punkte bekommen hat. Chapeau. Diese absurde Punktezahl ist vermutlich seiner feingliedrigen Eleganz, den dezenten erdig-steinigen Aromen, der kühlen Frucht und strengen Struktur zu verdanken, mit denen die Epigonen von RP nichts anfangen können (wenigstens kann man sich darauf verlassen). Auf gustodivino.it einem italienischen Weinblog wurde Roris Alberello dagegen mit so viel Leidenschaft und Verve beschrieben, dass ich das hier zumindest auszugsweise wiedergebe.

„Nie laut, wartet ein wenig bis er von sich erzählt… Jeder Schluck verursacht neue Emotionen, die immer ansprechender und komplexer werden; und ohne dich zu fragen oder sich aufzudrängen, fordert er dich auf weiter zu trinken, um gleich wieder etwas Neues erzählen zu können…

…Die Flasche auszutrinken ist so, wie wenn man ein Buch beendet, das man Seite für Seite verschlungen hat – es lässt einem mit einem subtilen Gefühl der Leere zurück.“

Die Weine von SRC gibt es bei vinonudo.at in Wien und in Italien bei callmewine.it

SRC

Sandra, Rori & Cinzia Parasiliti

Strada Statale 120 6 – 95012 Solicchiata

www.srcvini.com

Datenblatt

Rebsorten: Nerello mascalese, Nerello capuccio, Grenache, Carricante, Minella
Rebfläche: 12 ha am Ätna
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Beppe Guglielmo arbeitete als Automechaniker, als sein Schwiegervater starb. Der alte Mann vermachte seiner Frau und ihm 30.000 qm mit Nebbiolo bestockte Weingärten in den Bergen des Valtellina und stellte die beiden vor die schwierige Wahl entweder weiterhin ein monatliches Fixeinkommen zu haben oder als Quereinsteiger in der Welt des Weins neu durchzustarten: Die beiden entschieden sich dafür, es als Winzer zu versuchen. 

Das war im Jahr 2002. Sie tauften ihr Weingut Boffalora, im Valtellina ein sehr schöner Ausdruck für das Blasen des Windes. Der wandert, laut Beppe, jeden Tag vom Lago di Como hinauf nach Castione Andevenno – dem Ort, wo sich die Weingärten befinden –,  ehe er nachts wieder den Rückweg an den See antritt.

Die Weingärten ziehen sich bis auf 700 Meter in die Höhe und würden darin keine Reben wurzeln, könnte man bestens eine Schipiste daraus machen. Sie fallen so steil ab wie der Zielschuss in Gröden und sind einzig und allein per Hand (und am besten angeseilt) zu bewirtschaften. Die ersten Jahre über verkaufte er seine Trauben, mit dem Jahrgang 2009 begann er sie jedoch schließlich selbst zu vinifizieren. 

Dafür baute er sich einen kleinen Keller in ein steinaltes Haus mitten im Dorf und staffierte es mit ein paar Stahltanks und Holzfässern aus. Darin vinifiziert er mit wilden Hefen und langen Mazerationszeiten recht traditionell und ohne dem ganzen Brimborium an Hilfsmittel seine Weine. Im oberen Stockwerk ist ein Raum für die Produktion des Sfursat reserviert, jener klassischen Spezialität der Region bei der die Nebbiolo-Trauben vor der Gärung über mehrere Monate hinweg getrocknet werden.

DIE WEINE

Umo: Frisch, ausgewogen, mineralisch. Lebhaft und einladend. Ein Basiswein mit Charakter. Rote Frucht, Zitrusnoten und Kräuter bestimmen das Aromaprofil, straffes Tannin und eine strukturierende Säure die Textur und den Körper. 

Pietrisco: „Pietrisco“ – der Wein aus dem Stein“. Nebbiolo-Trauben aus extrem steilen Lagen. 12 Monate im Holzfass ausgebaut. Strukturiert und dynamisch. Mineralisch. Frisch. Mit kühler Frucht. Am Gaumen dann kompakt, intensiv und elegant. Definitiv gerüstet für ein langes Leben. Einer der besten Weine des Valtellina. 

Beppe produziert auch den „Runco del Onego“, einen Sfursat (Wein aus getrockneten Nebbiolo-Trauben), den ich allerdings noch nie im Glas hatte.

Das Weingut

Barbacàn: Das sind Luca und Matteo Sega, ihr Vater Angelo und sechs Hektar Weingärten in San Giacomo di Teglio im äußersten Westen des Valtellina. Ausschließlich in Handarbeit bewirtschaften die drei nach Süden ausgerichtete Steil- und Steilstlagen. Die Italiener haben für die Schufterei in den durchwegs terrassierten Parzellen den Namen „viticoltura eroica“ (heroische Vitikultur) geprägt – steht man erstmal in so einem Weingarten, weiß man, dass der etwas martialische Ausdruck ausnahmsweise absolut gerechtfertigt ist.

Seit 2018 ist Barbacàn biologisch zertifiziert. Man ist somit Vorreiter einer langsam größer werdenden Gruppe vorwiegend junger Winzer, die sich trotz der widrigen Bedingungen einer nachhaltigen, herbizid- und pestizidfreien Landwirtschaft verschrieben haben. Die dominante Rebsorte im Valtellina und folglich auch bei Barbacàn ist Chiavennasca, der lokale Ausdruck für Nebbiolo. Die fällt aufgrund der Höhe der Weingärten etwas eleganter und leichter als in den piemontesischen Epizentren Barolo und Barbaresco aus, hat jedoch in Barbacans Falle gleichfalls eine enorme Tiefe.

Jenseits des Chiavennasca beschäftigen sich drei auch noch mit der Rekultivierung alter autochthonen Sorten, von denen es im Valtellina mehr als genug gibt. Erste Ergebnisse davon fließen in den Rosso di Valtellina ein.

Im Keller setzen Matteo, Luca und Angelo auf natürliche Hefen und spontane Vergärung, lange Mazerationszeiten und den Ausbau in 2000 Liter großen Fässern aus österreichischer Eiche. Barbacàns Weine gehören – zumindest meiner Ansicht nach – zu den besten der Region.

Die Weine

SÖL: Söl ist der lokale Ausdruck für Sonne. Und die, erzählte mir letztes Jahr Matteo Sega, bringt nicht nur Wärme, sondern auch Licht. Und das Licht, meinte er weiter, sei im Valtellina anders als sonstwo: strahlender, heller, eindrücklicher. Und das wiederum mache sich in seinen und anderen Weinen der Gegend bemerkbar und drücke ihnen quasi einen identitätsfördernden Stempel auf.

Der Söl wird zu 100% aus Chiavennasca (Nebbiolo) gekeltert, spontan vergoren und in 2000 Liter Fässern ausgebaut. Er riecht nach Lakritze, Pfeffer, roten Früchten und violetten Blumen, ist lebhaft, geradlinig und engmaschig, mit einem druckvollen, stoffigen und langen Finish. Top.

Kostet ca. € 25 – in Italien bei callmewine und der Enoteca Galli (beide verschicken nach AT und DE) erhältlich.

Rosso di Valtellina: Chiavennasca macht den Protagonisten, Rossola und Brugnola geben die Nebendarsteller. Leichtfüßig, vital und dynamisch. Rote Beeren und rote Blüten in der Nase. Ein Rotwein mit Trinkfluss und ordentlich Energie.

Kostet ca. € 16 – in Italien bei callmewine und der Enoteca Galli (beide verschicken nach AT und DE) erhältlich

Pizamej: Chiavennasca aus der gleichnamigen Lage. Wurzelt, anders als die Stöcke für den Söl (viel Kalk), in einem von Schiefer und Sand geprägten Untergrund. Obwohl identisch ausgebaut wirkt der Pizamej am Gaumen wärmer, harmonischer und weicher. Die Fruchtnoten sind etwas dunkler und werden von Gewürzen und Tabak begleitet.

Kostet ca. € 25 – in Italien bei callmewine und der Enoteca Galli (beide verschicken nach AT und DE) erhältlich

Barbacàn

VIA PER CARONA, 26
23036 S.GIACOMO DI TEGLIO
VALTELLINA – ITALIA

INFO@BARBACAN.IT
T: 347 9659916 Matteo
T: 347 7162105 Luca

www.barbacan.it

Datenblatt

Rebsorten: Chiavennasca (Nebbiolo), Russola, Brugnola
Rebfläche: 6 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

Lucia Bozzano steht paradigmatisch für eine junge Winzergeneration, die der gerne ignorierten Zone zwischen Chianti Classico und Montalcino mit immer besseren Weinen neues Leben einhaucht. Lucia studierte erst Weinbau und Önologie in Mailand und vertiefte danach ihre Kenntnisse in Montalcino, wo sie für einige Jahre arbeitete. Nebenbei begann sie, gemeinsam mit ihrem Partner Fabio Romegialli (ebenfalls ein Önologe, der in seinem mikroskopischen Weingut Monte Isi, einen exzellenten Sangiovese-Schaumwein produziert) die drei Hektar Weingärten zu bewirtschaften, die sich auf gut 500 Metern rund um den Agriturismo ihrer Eltern befinden.

MARIENKÄFER vs. BLATTLÄUSE

Vor wenigen Jahren entschied sie sich, ihren Job an den Nagel zu hängen und sich ausschließlich um ihre eigenen Reben zu kümmern, ein Schritt, der gleichsam auch einen qualitativen Sprung bedeutete. Von Anfang an konsequent biologisch arbeitend, konnte sie sich nun auch auf die Details und die individuelle Pflege der einzelnen Reben fokussieren. Sie veränderte den Rebschnitt, belebte die Böden mit unterschiedlichsten Einsaaten und ließ in kürzester Zeit neue Lebenswelten für die darin lebenden Insekten und andere Kleinsttiere entstehen (mit der erfreulichen Konsequenz, dass seit einiger Zeit Marienkäfer marodierenden Blattläusen den Garaus machen).

Gleichzeitig hielt sie Ausschau nach alten Weingärten, die sie pachten oder kaufen konnte und stockte in den Folgejahren ihre Rebfläche sukzessive auf 8,5 Hektar auf. Darin wurzeln größtenteils Sangiovesereben, die fast allesamt in den 1970er Jahren gepflanzt wurden, flankiert von Canaiolo und Trebbiano. Einen Weingarten pflanzte sie neu aus, wobei sie neben etwas mehr Sangiovese, die alte aber extrem spannende Sorte Fogliatonda setzte, die nun ihren Basischianti (einen der besten, den ich kenne) aufpeppt.

DER WEG IST DAS ZIEL

Lucia und Fabio wissen zwar ganz genau, wohin der Weg führen soll, sie gehen ihn allerdings langsam. Deutlich wird das vor allem in ihrer Kellerarbeit. Sie üben Jahr für Jahr etwas mehr Verzicht und beobachten wie sich die Weine ohne Eingriffe und Zugaben entwickeln. Seit einigen Jahren vertrauen sie ausschließlich auf die wilden Hefen ihrer Umgebung, schwefeln ihren Most nicht mehr, schönen nicht und filtern nur noch ihren Weißwein. Das Resultat sind Weine, die vital und dynamisch, gehaltvoll und doch geradlinig immer mehr den Ideen der beiden entsprechen und neben ihrer persönlichen Handschrift auch die Essenz ihrer Umgebung immer deutlicher wiedergeben.

Zur Zeit keltert man in der Podere Alberese vier Weine: mit dem Jahrgang 2017 gab es erstmals einen nach der metodo ancestrale gekelterten Frizzante aus Trebbiano und Malvasia. Quicklebendig, straff und aromatisch erstaunlich vielschicht verdeutlicht er, dass man viel öfter zu Schaumweinen greifen sollte, auf denen nicht Prosecco draufsteht. Der Aprilante ist ein klassischer Weißwein aus Trebbiano, der dank einer sehr sanften und langsamen Pressung auch ein paar strukturierende Tannine in seine saftige und sehr direkte Textur integriert. Kräuter, Salz und Tonic (dem Kalk geschuldet?) prägen das Aromaprofil. Der beste Wein der Podere Alberese ist derzeit ihr Chianti A Vento il Sole (2015), der ausgeglichen und unbeschwert feine rote Frucht in einen ätherischen aber doch profunden Körper bettet (und für € 10 ab Hof viel zu billig ist). Etwas müde wirkt dagegen die Chianti Riserva 2012 – wobei ich felsenfest davon überzeugt bin, dass die, sich noch im Fass oder in der Flaschenreifephase befindlichen Interpretationen zunehmend von der immer persönlicheren Herangehensweise der beiden profitieren werden.

Podere Alberese di Bozzano Lucia
Loc. Casabianca – 53041 Asciano (SI)
Tel. +39 0577 705089 oder 0577 704572
info@poderealberese.it
www.poderealberese.it

WEINE

Aprilante
Chianti A Vento e Sole
Chianti Podere Alberese Riserva

Die Weine kosten zwischen € 10 und € 17 (Stand 2018). Leider sind sie, meines Wissens, derzeit nur in Italien erhältlich.

Jahresproduktion: ca.20000 Flaschen
Rebsorten: Sangiovese, Fogliatonda, Canaiolo, Malvasia, Trebbiano
Rebfläche: 7 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Seit 1964 betreibt Emidio Pepe sein Weingut in Torano Nuovo in den Abruzzen und was er seither geleistet hat, nötigt der gesamten italienischen Weinwelt Respekt ab. Sein Weingut ist Kult und seine Weine gehören zu den Besten Italiens. Sandro Sangiorgi, die Nummer eins unter den Weinautoren des Landes, widmete ihm vor kurzem eine gut 200-seitige Biographie und schildert darin einen hartnäckigen, tief von den bäuerlichen Traditionen seiner Umgebung geprägten Menschen, der von Anfang seinen eigenen Weg ging und dabei meist die entgegengesetzte Richtung einschlug.

Leicht war das nicht, inkludierte sein Konzept doch schon zu Beginn ein ethisches und handwerkliches Fundament, das vielen Winzern bis heute völlig fremd ist. Er lebte und arbeitete also schon früh in Opposition zu den gängigen Moden, stets davon überzeugt, dass die globalen Weintrends nichts mit den vitikulturellen Wirklichkeiten von Torano Nuovo und den Abruzzen zu tun hätten und nur im seltensten Fall zu einer Verbesserung der Weinqualitäten beitragen würden.

In seinem Keller fanden sich zu keiner Zeit Barriquefässer oder Konzentratoren. Auch für die durchaus sinnvollen Lochtrommeln zum Abbeeren und die Walzen für die pigiatura, das Anquetschen der Trauben, fand er keine Verwendung. Für letztere vertraut er bis heute auf die Kraft seiner Füße (und mittlerweile die seiner Kinder und Enkel), ansonsten setzt er auf traditionelle, ausschließlich in Zement stattfindende Vinifikationen und viel Handwerk.

Als sich seine Töchter 2005 intensiv mit den Methoden der Biodynamik zu beschäftigen begannen, stellten sie fest, dass ihr Vater viele ihrer Herangehensweisen bereits seit Jahrzehnten praktizierte. Sofia Pepe, die mittlerweile das Weingut ganz wesentlich mitleitet, meinte beispielsweise, dass ihr Vater schon immer die Mondphasen bei wesentlichen Entscheidungen im Weingarten wie im Keller berücksichtigte.

15 Hektar in insgesamt acht Weingärten bewirtschaftet man im Weingut Pepe (11 biologisch, 4 biodynamisch) wobei der 86-jährige Emidio noch immer ordentlich mitmischt. Bestockt sind sie mit den traditionellen Sorten der Gegend: Montepulciano d’Abruzzo und Trebbiano d’Abruzzo, vor einigen Jahren ist auch noch etwas Pecorino hinzugekommen.

Vor allem mit seinem Montepulciano sorgt Pepe unter seiner mittlerweile großen Anhängerschaft immer wieder für Aufsehen. Rustikal, mit Ecken und Kanten, ordentlicher Säure, dunklen, erdig-fleischigen Noten und einer, in den Anfangsjahren oft spürbaren Reduktion setzt er auf die Kompetenz seiner Kunden: seine Weine sollten bei sofortigem Konsum möglichst belüften werde; noch besser ist es allerdings, den Wein nicht sofort zu trinken sondern ihn für ein paar Jahre in den Keller zu legen. Er tut das übrigens auch. 350.000 Flaschen finden sich derzeit im Gewölbe unter dem Weingut: 52 Jahrgänge (Stand 2018), die bis ins Jahr 1964 zurückreichen und die man vor Ort auch kaufen kann.

In gewissem Sinne noch spektakulärer ist das, was er aus dem Trebbiano abruzzese macht. Meist als belanglose Banalität abgetan, über die man am besten den Mantel des Schweigens breitet, zaubert Pepe aus ihr einen puristischen, in all seiner Eleganz auch dichten und substantiellen geprägten Weißwein, der einen Grund mehr liefert, warum Emidio Pepe zu den großen Meistern seiner Zunft gezählt werden muss.

Emidio Pepe
Via Chiesa 10
Torano Nuovo
Tel: 0039 0861 856493
info@emidiopepe.com
www.emidiopepe.com

WEINE

Montepulciano d’Abruzzo
Trebbiano d’Abruzzo
Pecorino d’Abruzzo

Die Preise liegen zwischen € 30 und € 50.

Jahresproduktion: ca.80000 Flaschen
Rebsorten: Trebbiano abbruzzese, Montepulciano d’Abruzzo, Pecorino
Rebfläche: 15 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja, organisch
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

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Abruzzen

Enthusiastisch, leidenschaftlich, extrovertiert: Aldo Viola gehört zu den charismatischen Erscheinungen der italienischen Winzerszene. Sieht und hört man ihn bei Verkostungen, kann man ihn sich nur schwer ruhig und für sich allein zwischen den Rebstöcken im sizilianischen Alcamo vorstellen, wo seine Familie seit vier Generationen Weingärten besitzt. Tatsächlich durchstreifte Aldo auch über einige Jahre diverse Winkel der Welt, lernte Tango tanzen, mehrere Sprachen und viele unterschiedliche Weinstile kennen, ehe er sich im Jahr 2000 endgültig im Nordwesten der Insel niederließ – einer in unseren Breiten kaum bekannten Gegend, laut Aldo jedoch eine der Wiegen des italienischen Weinbaus und heute die Ecke Europas mit der größten Dichte an Weingärten.

ALDO VIOLA IN ROT

Er selbst bewirtschaftet dort im Alleingang insgesamt 9 Hektar Rebfläche, die sich auf viele kleine Parzellen in verschiedenen, teils ziemlich weit voneinander entfernten Dörfern rund um Alcamo verteilen. Die größte davon befindet sich in Feudo Guarini, satte 30 Kilometer vom Weingut entfernt, wo er vor einigen Jahren in ein bis dahin größtenteils brachliegendes Gelände auf 350 Metern Höhe Syrah und Nero d’Avola setzte. Während letztere Sorte auf der Hand lag, war die Idee Syrah zu pflanzen seiner Leidenschaft dafür, seinen teils französischen Wurzeln und der Überzeugung geschuldet, dass sie in diesem Umfeld (Kalk-Ton-Böden, bisweilen nach Norden exponierte Lagen, warmes und trockenes Klima, viel Wind) bestens wachsen und gedeihen würde. Er sollte Recht behalten, seine beiden reinsortigen Interpretationen, der Coccinella, vor allem aber der Guarini Plus legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab.

ALDO VIOLA IN WEISS

Auch wenn es mit dem Moretto noch einen dritten, auf Perricone, Syrah und Nerello mascalese basierenden Rotwein gibt, befinden sich Aldos Rebflächen eigentlich in einem Territorium mit vorwiegend weißen Sorten: im äußersten Westen, rund um Trapani und Marsala, spielt Grillo die erste Geige und auch Aldo Viola widmet der Sorte mit dem Egesta eine ziemlich spektakuläre Interpretation. Die absolute Nummer eins im Nordwesten und mit gut 30000 Hektar in ganz Sizilien ist allerdings der Catarratto. Ihm versucht er im immer wieder aufs Neue spannenden Krimiso, die Aromen vergangener Zeiten zu entlocken.

Damit ihm das gelingt, bewirtschaftet er seine Weingärten mittlerweile auch offiziell biologisch und bedient sich nebenbei auch noch diverser biodynamischer Methoden. Zwei Spritztouren im Jahr reichen seinen Reben für gewöhnlich. Kupfer wird dabei nur in Ausnahmejahren verwendet, sodass er seine Reben lediglich mit ein wenig Schwefel zu behandeln hat. Das ist aufgrund der trockenen Witterungsbedingen zugebenermaßen einfacher als in den meisten anderen Weinbaugebieten Italiens, wird aber trotzdem nicht von allen so gemacht.

Im Keller schwört Aldo Viola auf die wilden Hefepopulationen seiner Weingärten, auch deswegen, weil er – wie auch wir – felsenfest davon überzeugt ist, dass sie elementarer Bestandteil seines Terroirs sind und sich folglich auch sensorisch in seinen Weinen manifestieren. Bei seinen Weißweinen setzt er auf lange Mazerationszeiten, die er allerdings so subtil zu steuern weiß, dass man sie kaum merkt, bei den Rotweinen ist der Schalenkontakt dagegen verhältnismäßig kurz und ganz darauf ausgerichtet, deren elegante Eigenschaften zu betonen. Ausgebaut wird zum größten Teil in Stahltanks, nur für seine Rotweine verwendet er bisweilen Holz. Aldo setzt nichts zu und nimmt nichts weg, schönt und filtert nicht und verzichtet dann, wenn es ihm sinnvoll erscheint, auch auf den Einsatz von Schwefel.

Aldo Viola
Via per Camporeale 18/C
91011 Alcamo-Trapani
Tel: 0039 339 6969889
info@viniviola.it
www.viniviola.it   

WEINE

Biancoviola
Krimiso
Egesta
Guarini Coccinella
Guarini Plus
Moretto

Die Preise liegen zwischen € 15 und € 25. Aldo Violas Weine gibt es in Ö bei vino nudo (Wien). In Deutschland und der Schweiz gibt es sie meines Wissens bisher nicht.

Jahresproduktion: ca.15000 Flaschen
Rebsorten: Catarratto, Grillo, Syrah, Nerello mascalese, Perricone
Rebfläche: 8 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: nein
Pflanzenschutz: Kupfer (nicht jedes Jahr) und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein

LINKS

Sizilien

Eugenio Bocchino und Cinzia Pelazza bewirtschaften 5,5 Hektar Weingärten in La Morra, mitten im Herzen des Barologebiets. Einige davon waren einst im Besitz von Cinzias Großvater, andere kamen im Laufe ihrer mittlerweile 20-jährigen Winzerlaufbahn hinzu. Ähnlich klein strukturiert wie das Burgund werden auch im Barolo rigoros Einzellagen vinifiziert, wobei die Hierarchie der Lagen wesentlich demokratischer konzipiert ist. Hier gibt es keine Grand und Premier Crus, allerdings haben sich durch jahrhundertelange Erfahrung dennoch feine Unterschiede zwischen den Dörfern, den einzelnen Lagen, den Expositionen und ihren Reputationen herauskristallisiert.

Die beiden vinifizieren zu 95% Nebbiolo, die große Sorte der Region. Die bekannteste ihrer Crus ist mit Sicherheit die Lage La Serra, deren knapp 14 Hektar Rebfläche sie sich u.a. mit den Roberto Voerzio und der Podere Marcarini teilt. Eugenio und Cinzia besitzen dort alte und junge Rebflächen, die sie separat ausbauen und erst kurz vor der Füllung zusammenführen. Intensität und Kraft stehen beim La Serra im Vordergrund. Ein zweiter Barolo verzichtet auf die Lagenbezeichnung und trägt stattdessen den Namen der Tochter Lu. Hier geht es straffer zur Sache, der Ausbau erfolgt in größeren Eichenfässern und für ein Jahr im Zement, Kraft wird hier durch Eleganz ersetzt, Intensität durch Subtilität. Der dritte große Nebbiolo ist kein Barolo, da sich die Lage La Perucca zwar genau zwischen Barolo und Barbaresco aber eben doch außerhalb der sakralen Nebbiolozonen befindet. Das macht zwar sensorisch kaum einen Unterschied, da La Perucca auf quasi demselben Terroir basiert, preislich schlägt sich ein Verlassen der Zonen allerdings sofort nieder. La Perucca ist straff und saftig, die Erdauflage ein weniger sandiger als die restlichen sechs Parzellen der beiden, doch besteht auch ihr Boden hauptsächlich aus Lehm und Kalk. Ein vierter Nebbiolo, der Roccabella ist elegant, puristisch und geradlinig, feingestrickt und zart und bildet den beeindruckenden Einstieg in Eugenios und Cinzias Nebbiolowelten.

Nach konventionellen Anfängen, stellten die beiden erst auf biologische und 2010 auf biodynamische Bewirtschaftung um. Sie sind Mitglied bei Nicolas Jolys Renaissance de Terroir Gruppe und bei der Naturweinbewegung ViniVeri. Im Weingarten besteht dabei das permanente Bestreben, auch auf Schwefel und vor allem Kupfer soweit wie möglich zu reduzieren. Um das zu erreichen experimentiert Eugenio auch mit diversen Präparaten und Ölen. Im Keller wird durch die Bank spontan vergoren, der Ausbau der Weine findet vor allem auf größeren Holzfässern statt. Gefiltert und geschönt wird nicht und auch sonst verzichtet man mit der Ausnahme von ein wenig Schwefel auf Additiva jedweder Art.

Maurizio Altea und Adele Illotto sind die beiden Köpfe hinter dem nach ihnen benannten Weingut in Serdiana (IGT Sibiola), 20 Kilometer nördlich von Cagliari. Beide sind diplomierte Landwirte und professionelle Verkoster, die ihrer Begeisterung für die Sensorik ab 1992 auch noch die vitikulturelle Praxis folgen ließen. Wurde anfangs lediglich für den Hausgebrauch produziert, füllten die beiden ab dem Jahr 2000 in Flaschen ab und nachdem Adele 2004 ihre Ausbildung in Weinbau und Önologie abgeschlossen hatte, wurde es richtig ernst.

ZWISCHEN WILDEM FENCHEL UND WERMUT

Insgesamt 5 Hektar Rebfläche gehören den beiden heute, hinzu kommen noch 2 Hektar Olivenhaine in Seneghe nahe Oristano. Umzingelt sind die Reben von Hecken aus wildem Fenchel und Wermut, hinter denen sich eine Flora aus Myrten und wilden Pistazien, Korkeichen und Wacholder auftut. Das Land ist sanft gewellt, die Böden bestehen vorwiegend aus tiefen schichten Kalkmergel. Gewirtschaftet wird seit jeher biologisch, wobei man darauf Acht gibt, möglichst wenig Kupfer zu verwenden (was, angesichts der extrem trockenen Bedingungen auf Sardinien zugegebenermaßen einfacher ist, als beispielsweise in Rheinhessen).

Serdiana ist – wie auch der große Rest Sardiniens – steinaltes Rebland, dessen Traditionen sich auch im Sortenspiegel und in den Erziehungssystemen (alberello) von Altea Illotto wiederfindet: Nuragus, Nasco, Moscato, Monica, Carignano, Muristellu führen tief in die vitikulturelle Geschichte Sardiniens zurück und auch Vermentino und Cannonau gibt es auf der Insel seit gut 700 Jahren. Der Ertrag ist sowohl bei Weiß,- wie auch bei Rotweinen niedrig, was  vor allem damit zu tun hat, dass man kaum düngt und nicht bewässert.

DIE WEINE

Nachdem beide (wie auch ich) davon überzeugt sind, dass Hefen eine elementare Rolle in der Repräsentation von Terroir spielen, verzichtet man auf Reinzuchthefen und vergärt spontan. Ausgebaut wird ausnahmslos in Stahl, geschönt und gefiltert wird bei keinem Wein, während sich der Gesamtschwefel meist bei ca. 40g/l befindet.

Der Schwerpunkt von Altea Illotto liegt auf den Weißweinen, in denen man salzig, mandelig, kräuterig und warm die Insel schmeckt. Vor allem im Bianco, der fast zur Gänze aus Nasco gekeltert wird und warm und weich den Prolog für den Papilio gibt, in dem – dicht, kraftvoll und fordernd – Nuragus die Hauptrolle spielt (assistiert von Vermentino & Nasco). Der Altea rosso ist eine Cuvèe aus den oben erwähnten alten autochthonen Sorten der Insel und ein fantastisches Beispiel dafür, dass auch warme und alkoholreiche Weine Balance, Vitalität und Trinkfluss haben können.

Via Don Minzoni, 12 – 09040 Serdiana (CA) Sardegna – Italia
Tel/Fax 0783 70306 – Cell. 339 6773628 – 339 1260519 | Skype: maurizio.altea – Skype: adele.illotto | Mail: info@alteaillotto.it |  www.alteaillotto.it

WEINE

Altea bianco (Nasco (80%), Vermentino, Nuragus)
Papilio (Nuragus (90%), Vermentino, Nasco)
Altea rosso (Cannonau, Monica, Carignano, Muristellu)
In fundo (süß – Moscato)

Die Weine kosten ab Hof zwischen 10 und 15 Euro. Im deutschsprachigen Raum sind sie derzeit nicht erhältlich.

Besuche am Weingut sind nach Voranmeldung jederzeit möglich. Beim Kauf von zwei Flaschen Wein (p.P) ist die Verkostung gratis.

Gemeinde: Serdiana(CA)
Rebfläche: 5 ha
Boden: marne calcaree
Höhe: 150 m
Rebsorten: Nasco, Nuragus, Vermentino,  Cannonau, Carignano, Monica, Muristellu
Reberziehungssysteme: alberello, guyot
Pflanzdichte: 4000 Stöcke/ha
Behandlungen: Kupfer und Schwefel
Dünger: Gründüngung
Art der Lese: Handlese
Zertifizierung: biologisch (ICEA)

Paulo Ghiddi vereint auf seinem 7 Hektar großen Weingut bei Castelvetro di Modena gleich mehrere Professionen: er praktiziert vorrangig als Winzer, ist aber zudem noch als Hotelier (ein kleiner Agriturismo), Getreide- & Gemüsebauer (Dinkel, Gerste, Artischoken), Essigproduzent (Aceto Balsamico) und Gastwirt tätig. Er arbeitet seit der Steinzeit der offiziellen Zertifizierung biologisch und keltert Weine, die sich zwar vorwiegend lokalen Traditionen gelegentlich aber auch Vorlieben von Paolo verdanken. So hat er neben die in der Zone omnipräsente Lambruscovariante Grasparossa und Trebbiano di Spagna auch ein wenig Cabernet Sauvignon und Chardonnay gepflanzt und dabei den Schmähungen diverser Kollegen widerstanden. Vinifiziert wird allerdings so wie sich das für diesen Teil der Emilia gehört. Einer ersten Gärung in Zement oder Stahl folgt eine Zweitgärung in der Flasche und folglich Weine, die allesamt ordentlich sprudeln und schmecken.

WEINE: Richtig spannend und gut wird es dabei gleich beim ersten Wein, dem Matris Album, einer nach der methode ancestrale vinifizierten Cuvèe aus Trebbiano di Spagna, mit mikroskopischen Anteilen Garganega und Chardonnay. Voluminös, ausladend und üppig kontert sie spät aber dafür nachhaltig mit Säure und punktet am Gaumen wie in der Nase vor allem mit hefigen Noten, Kamille und Minze. Die Nummer zwei der Matris Rubellum, ein ebenfalls flaschenvergorener Rosato, ist straff und zurückhaltend, die ist Textur elegant und kühl, die Hefearomen weichen floralen Noten. Die Nummer drei im Matristrio ist der Matris rubrum, in dem ebenfalls Grasparossa den Ton angibt, allerdings nicht allein – unterstützt wird er von Uva Tosca und dem bereits erwähnten Cabernet Sauvignon – (im einstelligen Prozentbereich). Der hat – zumindest aromatisch – eher wenig zu melden, sorgt allerdings dafür, dass der ohnehin nicht tanninarme Grasparossa nochmals zusätzlich Rückgrat bekommt. Die Aromen sind dunkel und saftig, die Struktur ist, dank einer sehr lebhaften Perlage, animierend und der Körper ist kraftvoll aber elegant.

ps: Paolo Ghiddi hat in Form der Podere Cervarolo quasi einen Untermieter – das kleine, eben erst gegründete Weingut von Andrea della Casa vinifiziert seine Weine im Keller von San Polo. Wer also in die Gegend aufbricht, bekommt am Hof von Paolo die Weine von gleich zwei ausgezeichneten Winzern zu probieren.

Azienda San Polo
Via San Polo 5
Castelvetro di Modena
Tel: +39 348 0738343
info@agrisanpolo.it
www.agrisanpolo.it

WEINE

Matris album
Matris rubellum
Matris rubrum

Die Weine kosten ab Hof um die € 8 (2017).

Jahresproduktion: ca.30000 Flaschen
Rebsorten: Trebbiano di Spagna, Garganega, Lambrusco grasparossa, Uva Tosca, Cabernet sauvignon
Rebfläche: 7 ha
Manuelle Lese: ja
Dünger: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: ja


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