La Cantina di Cunéaz

La Cantina di Cunéaz ist ein mikroskopisch kleines Weingut in Gressan, einem kleinen Dorf kurz hinter Aosta.

Gegründet wurde es 2009 von Nadir Cunéaz, der die Arbeit seines Vater und Großvaters weiterführt, die bereits Wein – allerdings ausschließlich für den Eigengebrauch – produzierten. Nadir vergrößerte die Klientel über den Familienkreis hinaus, wobei auf dem knappen Hektar Rebfläche alljährlich nicht mehr als ein paar Tausend Flaschen herausschauen, der Absatzmarkt folglich überschaubar bleibt.

Bepflanzt sind die steil abfallenden Terrassen mit den traditionellen Sorten der Region. Neben Pinot Noir, Gewürztraminer und Moscato, sind das auch noch die autochthonen Fumin, Petit Rouge, Vien de Nus, Neyret und Vuillermin, wobei einige Rebstöcke über 100 Jahre alt sind.  

Gearbeitet wird im besten Sinne handwerklich. Im Weingarten wird auf Pestizide & co. verzichtet, Rebschnitt, Laubarbeit und Lese werden per Hand erledigt. Einen richtigen Keller gibt es nicht, gekeltert wird zumindest derzeit noch in einem Zimmer der Wohnhauses, in dem sich einige größere Holzfässer, ein paar Barriques und Stahltanks befinden. Gefüllt werden insgesamt erstaunliche sieben Weine, die allesamt spontan vergoren und ohne größere Interventionen vinifiziert werden. Absolut lohnenswert sind vor allem die Rotweine, die mit klaren, präzisen und oft ein wenig kräuterigen Aromen und einer ausgewogenen und eleganten Struktur beeindrucken.


Nadir Cunéaz
Adresse: Fraz. La Magdelaine 08, 11020 Gressan
Telefon: +39 3391891494
E-mail: lacantinadicuneaz@tiscali.it
Webseite: lacantinadicuneaz.it

 

Weine – eine Auswahl

Pantagruel: 100 Prozent Gewürztraminer. Über einen Tag mazeriert, danach direkt im Barrique vergoren und ausgebaut und ungeschönt und ungefiltert gefüllt. Aromatisch, weich und gehaltvoll, dank der kühlen Nächte im Aostatal und der kurzen Mazeration jedoch auch strukturiert und lebendig. (ca. € 15)

Badebec: 90 Prozent Petit Rouge und 10 Prozent Fumin von alten Rebstöcken. Reift für ca. 1 Jahr in gebrauchten Barriques und danach weitere acht Monate in der Flasche. Wird weder geschönt noch gefiltert. Hat eine feine Würze, die von dunklen Früchten begleitet wird, viel Energie und Spannung und eine geradlinige aber gehaltvolle Textur am Gaumen hat. Ist dynamisch und doch ausgewogen, lang und eindrücklich. Sehr gut. (ca. € 17)

Les Gosses: Nochmals Aosta Tal pur. 60 Prozent Vien de Nus, 25 Prozent Petit Rouge und 15 Prozent Vuillermin werden über ein Jahr im Stahltank ausgebaut. Rotfruchtig, süße Gewürze, eine feine Kräuternote. Kühl, direkt und animierend. Mit einer feinen Tanninstruktur und einer frischen aber nicht fordernden Säure. (ca. € 15)


Rebsorten: Moscato giallo, Gewürztraminer, nebbiolo, Pinot Noir, Vien de Nus, Vuillermin, Fumin, Petit Rouge, Neyret
Rebfläche: 1 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: divite.com

AT/DE/CH: –

 

Les Granges

Les Granges liegt etwas versteckt zwischen Reben und Wäldern in den bisweilen wild abfallenden Hängen zwischen Nus und Cretes.

In der Gegend wird bereits seit langer Zeit Weinbau betrieben wird, was unter anderem die Tatsache beweist, dass es mit der Vien de Nus sogar eine Rebsorte gibt, die nach der Region ein paar Kilometer östlich von Aosta benannt ist. 

Diese wird klarerweise auch von Liana Grange und Gualtiero Crea kultiviert, macht aber nur einen Teil ihres spannenden Rebsortenspektrums aus. Daneben beschäftigen sich die beiden auch noch mit Pinot Gris (wir sind im Valle d’Aosta, wo zwar jedermann Italienisch spricht, Französisch aber den Ton angibt), Pinot Noir, Cornalin, Fumin und in geringen Mengen auch noch mit Mayolet, Premetta, Ner d’Ala und Petit Rouge.

Exposition und Klima von Les Granges sind für den Weinbau prädestiniert. Die drei Hektar Weingärten schauen allesamt in den Süden, bekommen also ausreichend Licht und Sonne ab, um selbst in den luftigen Höhen des Aostatals bestens zu gedeihen und der stets präsenten Thermik standzuhalten, die den Weinen eine eminente Frische und Lebendigkeit verleiht. 

Der kontinuierlich blasende Wind hat zudem den Vorteil, dass die Traubenzone in den Reben nach Regenfällen relativ schnell abtrocknet und wenig Zeit für die Entwicklung von Pilzkrankheiten lässt. Ein Umstand, der Liana und Gualtiero in die Karten spielt, die ihre Weingärten 2012 auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt haben.    

Der bewusste Verzicht auf Chemie macht sich auch im Keller bemerkbar. Dort setzen die beiden anders als die meisten ihrer Kollegen im Aostatal auf wilde Hefen und eine Vinifikation, die sich letztlich mit ein bisschen Schwefel vor der Füllung zufriedengibt. Die Resultate sind speziell bei den Rotweinen beeindruckend, die offen, vielschichtig, ausdrucksstark und vital zu den besten der Region gehören. 


Liana Grange und Gualtiero Crea
Adresse: Località Les Granges 8, Nus
Telefon: +39 339 4896438
E-mail: info@lesgrangesvini.com
Webseite: lesgrangesvini.com

 

Weine – eine Auswahl

Cornalin: Eine alte Rebsorte, die einst omnipräsent im Aostatal von der Reblaus quasi ausgelöscht wurde. Über acht Monate im Stahltank gereift. Dunkle Beeren, Pfeffer, dunkle Schokolade. Stoffig und doch voller Elan. Hat eine samtige Textur und ein kühles Finish. Sehr gut.

Nus Malvoisie: Malvoisie ist der lokale Name für Pinot Gris. Der wird sofort abgepresst, spontan vergoren und über acht Monate in Stahltanks ausgebaut. Ist ebenfalls stoffig und gleichzeitig frisch. Hat erfreulicherweise eine lenkende Säure, die man bei der Sorte gelegentlich vermisst. Ist aromatisch vor allem von reifer gelber Frucht geprägt. 

ps: aus den getrockneten Malvoisie Trauben wird außerdem ein passito produziert.

Fumin: Aus der gleichnamigen Rebsorte, einer der spannendsten des Aostatals gekeltert. Wird über 12 Monate teils im Stahltank, teils im Tonneaux gereift. Würzig, rotfruchtig. Mit zupackenden Tanninen und einer nicht zu unterschätzenden Säure. Eleganz vereint sich hier mit Tiefe. Entwickelt sich wie alle guten Fumins über Jahre hinweg. Geduld tut also gut.

Nus Rouge Doc: Zu 60-70 Prozent aus Vien de Nus. Die restlichen 30-40 Prozent bestehen aus Petit Rouge, Premetta, Mayolet und Fumin. Über acht Monate im Stahltank ausgebaut. Ist dunkelfruchtig, mittelgewichtig und samtig. Die Tannine lenken, sind aber im Vergleich zum Fumin zurückhaltend. Hat viel Trinkfluss, eine fein-würzige Note und ein vitales Finish. 


Rebsorten: Pinot Gris, Pinot Noir, Cornalin, Fumin, Mayolet, Premetta, Ner d’Ala und Petit Rouge
Rebfläche: 3 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: ja


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: –

AT/DE/CH: –

 

Natalino del Prete

Zu sagen, welcher Winzer den besten Barolo, Barbaresco, Chianti, Lambrusco oder Taurasi macht, ist ein unmögliches Unterfangen. Im Salento allerdings, würde zumindest meine Antwort ganz selbstbewusst Natalino del Prete heißen – und ich kenne viele, die genau den gleichen Namen nennen würden.

Das hat, um ausnahmsweise einmal mit negativen Gründen zu beginnen, leider auch damit zu tun, dass sich zwischen all den Wundern, die das Salento zu bieten hat, recht wenige Winzer befinden. Es liegt aber auch an Natalino, der mit einer Handvoll exzellenter Weine, wie ein Leuchtturm aus einem Meer an Durchschnittlichkeit herausragt.

Natalino del Prete hat mittlerweile ein stattliches Alter erreicht, bei der letzten Weinmesse von vinnatur (2022) war er dennoch zugegen: mit wetterzerfuchtem Gesicht und Händen, denen man ansah, dass sie zeitlebens für härtere Arbeiten verwendet wurden als Artikel in einen Computer zu tippen.

Anstatt wie seine Brüder dem Land, genauer San Donaci den Rücken zu kehren und zu studieren, blieb er am Weingut seiner Eltern und führte es mit klaren Vorstellungen in die Zukunft. 1994 stellte er als einer der ersten in Apulien auf biologische Landwirtschaft um. Diesem Schritt lagen sowohl ökologisch-ethische wie auch qualitative Motive zugrunde, die sich auch in einer Vielzahl weiterer Handlungen widerspiegelten: Seiner Fokussierung auf lokale Sorten beispielsweise, selbst in Zeiten als Merlot und Cabernet Sauvignon am Stiefelabsatz Einzug hielten. Oder in der Vermehrung seiner Reben durch massale Selektion, um die Diversität in den Weingärten hoch zu halten. 

Insgesamt bewirtschaftet Natalino del Prete heute 11 Hektar Rebflächen. In seinen Weinen erzählt er die Verhältnisse seines Terroirs und die Eigenheiten seiner Rebsorten nach und legt offen, was im Salento alles möglich wäre, würde es nur mehr Winzer seines Schlages geben. Dafür verzichtet er auch im Keller auf unnötigen Schnickschnack, vergärt seine Weine spontan und ohne Gärkontrolle und setzt für die Reifung seiner Weine auf Zementzisternen und den Faktor Zeit.

Weine – eine Auswahl

Anne: Aus 100% Negroamaro, der klassischen roten Sorte des Salento. Im Stahltank vergoren, in Zement gereift. Warm, dunkelfruchtig, kräuterig. Stoffig und korpulent, von der Sonne des Salento geprägt. Hat mürbe Tannine, die allerdings ausreichen, um dem Wein Struktur und Richtung zu geben.

Natalì: 100% Primitivo. Auf sandig-kalkigem Untergrund gewachsen. Ist erstaunlich elegant und von Zwetschken, Thymian, reifen Kirschen usw.  geprägt. Vereint Körper und Kraft mit Vitalität und einem feinen Tanningerüst. Ist ein extrem gelungener Gegenentwurf zu den meist recht opulenten Versionen der Rebsorte. Lohnt sich sehr.

Susumaniello: Eine der raren Interpretationen der alten apulischen Rebsorte. Über sechs Monate in Zementbottichen ausgebaut. Aromatisch. Floral. Balsamisch. Lebendig. Mit ordentlich Trinkfluss und viel Tiefe. 

Il Pionere: Negroamaro mit ein wenig Malvasia Nera. Dunkelfruchtig, Kräuter, Lakritze. Ein Sommerwein, in dem Sinne, dass er von der Sonne geprägt ist. Solar, warm, profund. Mit einem stoffigen, eher weichem Körper und einer mundfüllenden Textur. Lohnt sich ebenfalls sehr.

Kontakt

Natalino del Prete
Adresse: Via Mesagne, 72, 72025 San Donaci
Telefon: 0831 681584
E-mail: del_prete_natalino@ticali.it
Webseite:


Rebsorten: Negroamaro, Primitivo, Susumaniello, Malvasia Nera, Malvasia di Brindisi
Rebfläche: 11 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it, rollingwine.com

AT/DE/CH: –

Fabio Ferracane

Marsala befindet sich im Aufwind. Weniger aufgrund des legendären aufgespriteten Weins als vielmehr wegen einer Handvoll Winzer, die seit einigen Jahren spektakuläre Weine aus Grillo, Catarratto, Zibibbo und Nero d’Avola in die Flasche bringen: unter ihnen Nino Baracco, Pierpaolo Badalucco, Vincenzo Argilieri und – last but not least – Fabio Ferracane.

Fabio ist zwischen Reben aufgewachsen. Schon sein Großvater kultivierte ein paar Weingärten. Sein Vater verkaufte seine Trauben an die Winzer der Umgebung und produzierte ein wenig für den Hausgebrauch. Simple Weine, die Fabio aber mochte und bei deren Produktion er mithalf. Ihm gefiel die Arbeit im Keller, weshalb er beschloss Önologie zu studieren.

Dort lernte er viel, unter anderem auch wie er Wein nicht machen wollte. Er hatte wenig Lust darauf, im Weingarten begangene Fehler mit allen möglichen technischen und chemischen Hilfsmitteln zu kaschieren. Weshalb er den Fokus von Anfang an auf die Gesundheit seiner Böden, Reben und Trauben lenkte. In den raren Jahren zu großer Feuchtigkeit selektiert er akribisch, um ausnahmslos gesundes Rebmaterial in den Keller zu bekommen.

Grundsätzlich sind seine Weingärten von viel Sonne, sandigen Böden und salzigem Wind geprägt, der vom nahen Meer in die Weingärten dringt – genau diese Attribute möchte er – seinem Terroir zutiefst verpflichtet – auch in seinen Weinen wiedergeben. Dafür übt er im Keller Verzicht. Wenn es allerdings an den ersten Lesetagen Ende August 35°C und mehr hat, kühlt er den Most ein wenig. Als einziges chemisches Hilfsmittel fügt er ein wenig Schwefel vor der Füllung hinzu. So entsteht ein recht breites Spektrum an Weinen, denen man anmerkt, dass sie auf dem quasi gleichen Breitengrad wie Tunis entstanden sind, die aber dank bester Weingartenarbeit, dem richtigen Lesezeitpunkt und kurzen Mazerationszeiten auch über ausreichend Struktur verfügen.

Weine – eine Auswahl

Guanciabianca Catarratto: Catarratto ist Fabios Leitsorte und der Guanciabianca ein brillanter Einstieg. Zweitägige Mazeration. Sieben Monate im Stahltank. Vereint Fülle und Frische. Riecht und schmeckt nach reifen Früchten, Mandeln, Hefe und Blüten. Hat Zug und Vitalität. Tolle Basis. (ca. € 14)

Guancianera: Nero d’Avola. Die Basis in Rot. Wird normalerweise Mitte September gelesen und reift danach für ein knappes im Stahltank. Ist weich, einladend, warm und ausgewogen. Riecht nach süßen Gewürzen und reifer roter Frucht. Fließt ruhig und sanft über den Gaumen. (ca. € 14)

Magico Ariddu: Grillo, die große weiße Rebsorte für den Marsala. Fabio vinifiziert ihn trocken wie den Guanciabianca. Riecht nach reifen gelben Früchten und Orangenblüten. Hat Körper, Energie und Vitalität. Endet lang und harmonisch. (ca. € 15)

Aggiara: Catarratto der Extraklasse. Die Trauben gären mitsamt ihrer Schalen über gut drei Wochen in der Amphore. Danach werden sie abgepresst und der Wein reift für weitere acht Monate in die Amphore. Straff, strukturiert und doch nie aggressiv. Entwickelt mit etwas Luft Mandel-, Bergamotten- und Briochearomen. Ist elegant, tiefgründig und lang und reift mit Sicherheit blendend. Einer der besten Weißweine Siziliens. (ca. € 25)

Kontakt

Fabio Ferracane
Adresse: Contrada Bosco, 744/C1, Marsala
Telefon: +39 3402437177
E-mail: info@fabioferracane.it
Webseite: fabioferracane.it


Rebsorten: Catarratto, Grillo, Nero d’avola, Merlot
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it; vinisudshop.com

AT/DE/CH: –

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Santa10

Santa10 ist ein perfekt restaurierter mittelalterlicher Gebäudekomplex mit Turm, unterirdischen Gallerien und alten Stallungen, in die Zimmer eingebaut wurden, in denen man übernachten kann und von denen sich die umliegenden Hügel und die Skyline von Siena bewundern lassen. Er ist ein typisch toskanischer Sehnsuchtsort. 

Betrieben wird Santa10 von Gianni Massone, dem glücklicherweise jegliches Gutsherrengehabe abgeht. Im Gegenteil. Er ist sympathisch und lustig und nebenbei auch ein exzellenter Winzer, dem es nichts ausmacht, sich die Hände schmutzig zu machen.

Nachdem Gianni 1994 den Familienbesitz übernommen und sukzessive auf Vordermann gebracht hatte, beschloss er im Jahr 2000 die Familientradition des Weinbaus wieder aufleben zu lassen. Dafür pflanzte er auf anderthalb Hektar Sangiovese, Canaiolo, Colorino, Ciliegiolo, Trebbiano, Cabernet Franc und Petit Verdot aus und begann sie biologisch zu bewirtschaften. Ihm zur Seite stand von der ersten Sekunde weg Elisa, seine Frau. Mittlerweile sind auch ihre beiden Kinder, Tommaso und Teresa, in die Arbeiten involviert.

Gianni und seine Mitstreiter verfolgt dabei einen ressourcenschonenden Ansatz, der ganz wesentlich auf den Eckpfeilern Biodiversität, Handarbeit und Respekt vor der Natur und ihren Bewohnern beruht. 

Produziert werden insgesamt drei Weine und ein Brandy, wobei vor allem die beiden Rotweine ganz große Klasse sind. Vergoren wird grundsätzlich spontan in Edelstahltanks, der Ausbau findet dann generell über ein bis zwei Jahre in 500 bis 1000 Liter großen Holzfässern oder Edelstahltanks statt. 


Gianni Massone
Adresse: Via Brogliati Contro 58, 36042 Breganze (VI)
Telefon: +39 347 3307771
E-mail: gianni@santa10.it
Webseite: santa10.it

 

Weine – eine Auswahl

Santa Subito: Eine Cuvée aus Canaiolo, Ciliegiolo und Colorino. Über ein Jahr im Stahltank ausgebaut. Rotfruchtig, klar, präzis, leicht floral, einladend, vereint Trinkfluss mit Tiefe und Substanz, ein fantastischer Essensbegleiter, bekömmlich und eindrücklich. (ca. €12)

Santa10: 90 Prozent Sangiovese, der mit etwas Cabernet Franc und Petit Verdot aufgepeppt wird. Auf Tuff und Sandstein gewachsen. Über zwei Jahre in 500 und 1000 Liter großen Holzfässern gereift. Gehaltvoll, seriös, klar, mit tiefer Frucht, erdigen und leicht floralen Noten. Verströmt eine einnehmende Frische und Lebendigkeit. Ist bestens strukturiert, wobei Tannin wie Säure bestens integriert sind und im Hintergrund verbleiben. Endet lang und vielschichtig. Top. (ca. €15)


Rebsorten: Sangiovese, Canaiolo, Colorino, Ciliegiolo, Cabernet Franc, Petit Verdot, Trebbiano, Malvasia
Rebfläche: 1,5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: ja


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: –

AT/DE/CH: –

 

Eugenio Rosi

Eugenio Rosi ist seit jeher den Feldern und Weingärten des Trentino verbunden. Er studierte Önologie am Institut in San Michele all’Adige und arbeitete daraufhin als Kellermeister für diverse Genossenschaften, ehe er 1997 mit seinem eigenen, kleinen Projekt in Volano im Vallagarina startete.

Das war zwar nicht einfach, da ihm weder Weingärten noch ein entsprechender Keller gehörten, es war aber notwendig, da er endlich wieder ans Tageslicht und in die Weingärten wollte und zudem die industrielle Produktion von Wein satthatte. Er begnügte sich folglich anfangs mit zwei gepachteten Hektar Weingärten, denen er mittlerweile noch vier weitere hinzugefügt hat. Kleine Parzellen, die quer verstreut an den Hängen der Trentiner Dolomiten über Rovereto liegen und allesamt biologisch bewirtschaftet werden.

So geologisch und klimatisch divers wie seine Lagen, die vom Talgrund der Etsch bis auf 750 Meter hinaufreichen, ist auch der Rebsortenmix, mit dem Eugenio arbeitet. Seit 1997 kultiviert er Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, internationalen aber doch auch traditionellen Sorten, die seit ein paar hundert Jahren auch im Trentino angepflanzt werden. 2000 kamen dann ein paar Weingärten seiner Familie hinzu, allesamt Marzemino, für dessen Reputation er mittlerweile ähnlich viel Aufbauarbeit geleistet hat wie Elisabetta Foradori für den Teroldego. Mitte der 2000er Jahre kaufte er dann auch noch ein paar Parzellen mit weißen Sorten. Sein höchstgelegener Weingarten ist mit Chardonnay bestockt. 250 Meter darunter liegt ein Weingarten mit Pinot bianco und auf 400 Metern befinden sich Nosiolareben, die ihm ähnlich am Herzen liegen wie die Marzeminostöcke. Alle drei Rebsorten fließen in den Anisos, einen der großen Weißweine des italienischen Nordens.

Eugenio bearbeitet die sechs Hektar gemeinsam mit seiner Frau Tamara. Im gleichen Maße wie das Verständnis der beiden für ihr Terroir und ihre Reben wuchs, steigerte sich auch das Bedürfnis genau diesen natürlichen Voraussetzungen in ihren Weinen den Spiegel vorzuhalten. Dafür verließen sie bei jedem ihrer Weine die Schemata zeitgenössischer Vinifikation und blickten stattdessen zum einen in die Trentiner Vergangenheit und zum anderen über die Grenzen. Der Anisos beispielsweise verweist in die 1950 und 60er Jahre, als es im Trentino noch üblich war, auch Weißweine für einige Tage im Kontakt mit ihrer Maische zu lassen. Beim Poiema, ihrem Marzemino wiederum reagieren sie auf dessen Sensibilität gegenüber Herbstregenschauer. Sie lesen ihn früh und trocknen danach Chargen davon (30-40%) genauso wie es, 100 Kilometer weiter im Süden, die Winzer des Valpolicella mit Amarone machen. Der Ri´flesso Rosi wird dagegen erst wie ein gewöhnlicher Rosato vinifiziert, ehe ihm für ein Monat die Trester des Anisos hinzugefügt werden, was – laut Eugenio – die Farbe stabilisiert und den Wein zusätzlich strukturiert.

Allen Weinen ist gemein, dass sie zum Besten gehören, was im Trentino gekeltert wird – sie sind originell, individuell, tiefgründig und haben, so wie ihre Winzer, Persönlichkeit, Energie und Charisma.

Eugenio Rosi ist Teil der 10-köpfigen Trentiner Winzertruppe I Dolomitici und Mitglied bei ViniVeri.

Weine – eine Auswahl

Anisos: Aus Chardonnay, Pinot Bianco, Nosiola. Einmal gelesen werden die Trauben über 10 Tage in offenen Bottichen auf der Maische vergoren und in Holzfässern aus Kirsche, Eiche und Kastanie für ein Jahr ausgebaut. Stoffig und dicht, lebhaft und fordernd. Das Tannin ist dezent und feingestrickt. Am Gaumen geht es kompakt, engmaschig und druckvoll zur Sache, das Finish ist lang und saftig. Kann man auch in den Keller legen und dort vergessen. Exzellent.

Marzemino Poiema: Marzemino von der auf Sand und Kalk durchsetzten Lage Ziresi. Über einer rechtwinkeligen Krümmung der Etsch gelegen, fangen die dort stehenden Reben nicht nur die direkt einfallenden Sonnenstrahlen ein, sondern akkumulieren auch die Reflektionen aus dem Fluss. Eugenio kann also früh und vor potenziellen Herbstregen lesen, auf die Marzemino noch sensibler reagiert als andere Sorten. Um ihm trotzdem zusätzlich Substanz zu geben und seine Aromen zu intensivieren, trocknet er 30-40% der Trauben, so wie es weiter unten am Südostufer des Gardasees die Winzer des Valpolicellas mit Amarone tun. Danach vergärt er spontan und baut den Wein mit der bereits fertigen, nicht getrockneten Charge in Holzfässern aus Kirsche, Eiche und Kastanie aus. Dunkelfruchtig, süße Würze. Die Textur ist saftig, kompakt und dynamisch, die Säure pulsiert und das Tannin ist präsent und fordernd – allesamt Faktoren, die den Poiema zu einem großartigen Begleiter für Sguazet, Strangolapreti oder einfach nur Speck machen, ihn aber vor allem für eine große Zukunft wappnen.

Riflesso Rosi: Rosé. Zwei Tage lang bleiben Merlot, Cabernet Sauvignon und ein kleiner Anteil Marzemino mit den Schalen in Kontakt, ehe abgepresst wird. Anstatt nun einfach weiter zu vergären, gibt Eugenio für einen Monat die Trester des Anisos, seines Weißweins hinzu, die zum einen die Farbe stabil halten, zum anderen aber nochmals ein wenig Struktur zum Wein beisteuern. Ist rotbeerig und ein wenig ruppig und rau, was definitiv Spaß macht. Kein weichgebürsteter Allerweltsrosato, vielmehr ein richtiger Wein mit Ecken und Kanten, Charakter und Aromen, die sich rot und saftig auch noch weiter hinten am Gaumen bemerkbar machen. Hält auch ein paar Jahren im Keller problemlos stand.


Eugenio Rosi
Adresse: Via Tavernelle 3B, 38060 Volano,
Telefon: +39 0464 461375
Email: tamaramar@virgiol.it


Rebsorten: Nosiola, Chardonnay, Pinot Bianco; Cabernet Sauvignon & Franc, Merlot, Marzemino
Rebfläche: 6 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine.com

AT/DE/CH: –

 

Podere San Biagio

Wörter und Bilder spielen eine wichtige Rolle bei der Podere San Biagio, dem Weingut von Jacopo Fiore. Das beginnt schon mit dem Ort, an dem 1980 der Bauernhof der Familie entstanden ist: Controguerra – gegen den Krieg – heißt die kleine Ortschaft, die zwischen sanft dahinrollenden Hügeln liegt, die mit Olivenbäumen, Getreide und Reben bepflanzt sind.

Zum Meer sind es mit dem Auto 20 Minuten, in die Berge – die Monte Gemelli und die Monte Sibellini – dauert es unwesentlich länger. Wer hier also einen vielseitigen Urlaub verbringen will, macht keinen Fehler und kann das auch im Agriturismo von Jacopo und seiner Familie tun.

Dort lassen sich selbstredend auch ihre Weine probieren und kaufen. Die stammen allesamt aus lange praktizierter biologischer Bewirtschaftung. Jacopos Eltern beschlossen bereits in Zeiten, als es diesbezüglich noch kein bindendes Regulativ gab, auf Pestizide & Co. zu verzichten. Und als ihr Sohn dann 2014, nach Jahren als Musiker und Tätowierer, wieder nach Hause zurückkehrte, änderte er daran nichts. Im Gegenteil: Er wagte es, auch im Keller zunehmend auf Gärhilfen zu verzichten und dem Geschmack der natürlich fermentierten Trauben das erste und letzte Wort zu überlassen.

Abseits der Produktionsschritte veränderte er auch die Etiketten, die einen Blick zurück auf seine Vergangenheit als Tätowierer werfen. Und er benannte die Wein um: Sein Montepulciano heißt beispielsweise Cafone, ein alter neapolitanischer Ausdruck, der auf die Unsicherheiten der Bauern in der Großstadt verweist, wo sie ihre Kinder auf den umtriebigen Plätzen vorsichtshalber an einer Leine (ca’ fune) führten. Der Migrante, Jacopos Pecorino, verdankt seinen Namen hingegen der Tatsache, dass er von herumschweifenden Hirten in der Gegend um Controguerra eingeführt wurde. 

Neben den beiden wichtigsten Rebsorten der Nordabruzzen wurzeln in den kalk- und lehmreichen Böden der Podere San Biagio auch noch Passerina und Trebbiano abruzzese. Aus ersterer wird ein quicklebendiger Frizzante produziert, aus letzterem ein strukturiert-gehaltvoller Amphoren-Weißwein. Außerdem gibt es bei den Fiores selbstproduzierte Pasta und selbstgepresstes Olivenöl.

Weine – eine Auswahl

Sgarzella: Passerina Frizzante. Zweitgärung in der Flasche (rifermentato). Passerina eignet sich aufgrund ihrer stets hohen Säure perfekt für vitale Schaumweine. Sie zischt folglich auch in Jacopos Version belebend über den Gaumen und hinterlässt dort Spuren von Grapefruits, Äpfeln und Kräutern.

Trebbiano Colle Aprutini: In der Amphore vergoren und ausgebaut. Druckvoll, intensiv, ein Wein mit Spannung und Energie. Gelbfruchtig, Blüten und Zitrusnoten. Wirkt straff und gleichzeitig gehaltvoll. Braucht für gewöhnlich etwas Zeit.

Pecorino Migrante: Zweitägige Mazeration. Ausbau im Stahltank. Kräuter, Heu, saftige Kernobstnoten. Kraftvoller Körper. Ist geradlinig und dank einer zupackenden Säure bestens strukturiert. Wirkt kühl und ausgewogen am Gaumen.

Montepulciano Cafone: Sehr zugänglicher, eher leichtfüßiger Montepulciano. Relativ kurz in Kontakt mit den Schalen. Saftige Kirschnoten, Pfeffer, Gewürznelken. Dynamisch und vital bei meist nicht zu knappem Alkohol. 

Kontakt

Jacopo Fiore
Adresse: Contrada da San Biagio, Controguerra
Telefon: (+39) 349 8746769
E-mail: info@fiorepoderesanbiagio.it
Webseite: fiorepoderesanbiagio.it

Rebsorten: Pecorino, Trebbiano, Passerina; Montepulciano
Rebfläche: 5 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: ja

Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: rollingwine.it

AT/DE/CH: –

Oltretorrente

Oltretorrente, das sind Chiara und Michele, zwei junge Agronomen aus Mailand, die nach ihrem Studium ihrem Wunsch Winzer/in zu werden, Taten folgen ließen. Ohne auf große Reserven oder ein paar geerbte Hektar zurückgreifen zu können, wagten sie 2010 den Sprung ins kalte Wasser und fingen mit eineinhalb Hektar Weingärten in Paderna in der Colli Tortonesi an.

Nach absehbar schwierigen ersten Jahren, sind mittlerweile weitere 5,5 Hektar hinzugekommen, genau soviel wie die beiden zu zweit bewirtschaften können. Bestockt sind die insgesamt 10 Parzellen mit den klassischen Rebsorten der Gegend, allen voran Barbera und Timorasso. Die Reben sind größtenteils alt, manche haben 100 Jahre auf dem Buckel.

Die Bewirtschaftung ist seit den Anfängen biologisch, zertifiziert ist man seit 2012. Abgesehen von der grundsätzlichen Notwendigkeit ihren Reben und sich selbst ein möglichst lebenswertes Ambiente zu schaffen, sind die beiden auch felsenfest davon überzeugt, dass sich nur in einem gesunden und biodiversen Umfeld die Geschichte ihrer Region in ihren Weinen nacherzählen lässt.

Und genau darum geht es den beiden. Sie wollen mit durchaus zeitgenössischen Methoden, die Traditionen und das Terroir der Colli Tortonesi einfangen. Im Keller vertraut man auf wilde Hefen für die Vergärung und auf große Zementbottiche und alte Barriques für den Ausbau. Entstanden ist so ein Sortiment, das in weiß wie in rot zum spannendsten gehört, was man in der ohnehin umtriebigen und an exzellenten Weinen nicht armen Ecke bekommen kann.


Oltretorrente 
Adresse: Via Cinque Martiri, Paderna
Tel: 3484027271 oder 339 8195360
Email: info@otretorrente.com
Webseite: www.oltretorrente.com

Weine – eine Auswahl

Colli Tortonesi Derthona: 100% Timorasso. Sanfte Ganztraubenpressung. 10-monatiger Ausbau in Zement + weitere 5 Monate in der Flasche. Klassischer Timorasso. Weiße Früchte, weiße Blüten, Stein. Lenkende Säure. Salzig. Lang. (ca. € 20)

Bianco Colli Tortonesi: weiße Cuvée aus Cortese, Favorita, Timorasso und Moscato.  Ausbau über acht Monate im Stahltank und weitere drei in der Flasche. Gleichfalls Blütennoten, generell allerdings aromatischer und auch etwas breiter als der Derthona. (ca. € 15)

Colli Tortonesi Rosso: Größtenteils Barbera, ein wenig Dolcetto. 30-tägige Mazeration. Über acht Monate in Zement ausgebaut. Lebendig, dicht, saftig. Rotfruchtig und würzig. (ca. € 15)

Barbera superiore: Trauben von steinalten Reben. Minimaler Ertrag (30hl/ha). Gärung und Mazeration in Zement. Ausbau über 18 Monate in gebrauchten Barriques und sechs Monate in der Flasche. Intensive Aromatik. Vielschichtig. Dunkle rote Frucht, Pfeffer und Gewürze. Knackige Säure trifft auf eine profunde Textur. Bestens strukturiert. Tief. Hat bis zum Ende und darüber hinaus Substanz und Energie. Brillant. Einer der besten Barbera Italiens. (ca. € 25)


Rebsorten: Timorasso, Cortese, Favorita, Moscato, Barbera
Rebfläche: 7 ha
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: tannico

AT/DE/CH: –

 

Col di Corte

Col di Corte liegt mitten im Herzland des Verdicchio. Die Rebflächen des Weinguts erstrecken sich über sanfte Hügel rund um die kleine Gemeinde Montecarotto.

Es geht auf das Konto von drei Freunden, unter ihnen Giacomo Rossi, der federführend bei der Planung von Jonathan Nossiters mehr als sehenswerten Film über die italienische Naturweinszene „Resistanza naturale“ war. Es verwundert also wenig, dass Giacomo und seine beiden Kumpels den im Film vermittelten Ideen folgen. Seit 2015 ist Col di Corte biologisch zertifiziert, seit 2016 werden zudem biodynamische Präparate ausgebracht.

Insgesamt 11 Hektar werden auf diese Art und Weise bewirtschaftet, wobei Verdicchio mit vier Hektar zwar die größte Fläche innehat, der Schwerpunkt jedoch generell auf roten Rebsorten liegt. Allen voran Montepulciano, aber auch Sangiovese und Lacrima (Lacrima heißt auf italienisch Träne und genau so schauen die Beeren auch aus). Vinifiziert werden derzeit insgesamt sieben Weine, zwei Rifermentati, zwei Verdicchio und drei Rotweine.

Die Weinwerdung vollzieht sich nach den Prinzipien der Naturweinszene: es wird spontan und ohne Gärsteuerung vergoren, weder geschönt noch gefiltert und minimal geschwefelt. Die Weine sind früh antrinkbar, zeichnen sich durch Klarheit, Vertikalität, kühle und harmonische Aromen und viel Trinkfluss aus.


Col di Corte
Adresse: Via San Pietro 19/a, 60036 Montecarotto
Telefon: +39 0731 89435
E-mail: info@coldicorte.it
Webseite: www.coldicorte.it

 

Weine – eine Auswahl

Becce: Col di Cortes geglücktes Tribut an den Lambrusco, vinifiziert aus 100% Lacrima di Morra. Zweitgärung in der Flasche. Kein Degorgement. Schwarze Kirschen, Lavendel, Rosen. Lebendig und voller Energie. Zischt frisch und fruchtig durch die Adern. Hat Tiefe und macht Spaß.

Vigneto di Tobia: Verdicchio von 1975 gepflanzten Reben. Lehmig-kalkiger Untergrund. In Stahl vergoren und gereift. Saftig, kühl und klar. Präzise Fruchtaromen. Hat Substanz und Frische. Sehr schöner Einstieg in die Welt des Verdicchios. 

Sant’Ansovino: Col di Cortes Top-Verdicchio. Stammt von alten Reben. Wird spät aber ohne Botrytis gelesen. Kurzer Schalenkontakt. Wird über 12 Monate teils in Edelstahl und teils in Holz gereift. Kraftvoll, dicht, geradlinig. Weiße Blüten, feine Würze, reife gelbe Frucht. Hat viel Zug zum Gaumen hin, verharrt dort lang und nachhaltig. Sehr gut.

Esino Rosso: Sehr sympathische Montepulcianointerpretation. Leichtgewichtiger und trinkiger als die Versionen aus den Südmarken oder den Abruzzen. Hat dabei doch alle Attribute, die guten Montepulciano auszeichnen: rote und schwarze Waldbeernoten, eine griffige Textur, eine spürbare aber nie aufdringliche Würze, eine bündelnde Säure und ein balsamisch-erdiges Finish. 


Rebsorten: Verdicchio; Montepulciano, Lacrima, Sangiovese
Rebfläche: 11 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine

AT/DE/CH: –

 

Casa Coste Piane

Loris Follador ist der Veteran unter den Rebellen des Prosecco, die anarchistische Gegenstimme, die Urquelle des Widerstands, der poetische Apologet seines Terroirs.

Sein Weingut Coste Piane ist der Ort, an dem die Tradition des Col Fondo – jener, in der Flasche vergorenen, nicht degorgierten und oft knochentrockenen Frizzante – wiederbelebt wurde und an dem sich all jene Winzer orientieren können, die keine Lust haben, den süßlich-klebrigen Weg des offiziellen Prosecco-Komitees und der meisten seiner Winzer mitzugehen. 

Loris – mittlerweile unterstützt von seinen beiden Söhnen Adelchi und Raffaele – produzierte ab 1970 allein auf weiter Front selbst dann flaschenvergorene Weine als sie völlig aus der Mode waren. Er glaubte an sie – an ihre Lebendigkeit, Harmonie und Finesse und nicht an das, was rund um ihn in die Flasche kam: sterile, aufgezuckterte, mikrofiltrierte Industrieware ohne Grazilität und Seele, deren bester Verwendungszweck oft genug darin besteht, sie mit Aperol zu vermischen.

Seine insgesamt sechs Hektar Weingärten verteilen sich auf die mitunter besten Lagen von Cartizze, der qualitativen Top-Zone des Prosecco: in Campea, einer auf sandigen Böden basierenden Riede, sind die Reben in Oliven und Kastanienhaine eingebettet. Höher oben, in der Combai regieren Schotter und Kalk und geben den Weinen, laut Loris, Mandelaromen mit auf den Weg, während in Santo Stefano, einer Zone mit viel Mergel, die spätere Weinaromatik von Lakritze geprägt ist.

Loris glaubt fest an den Einfluss des Bodens auf die Aromen im Wein und versucht sie so präzis wie möglich in ihm nachzuerzählen. Dafür tut er das, was seiner Ansicht nach im Keller notwendig ist. Und das ist nie nichts. Im Gegenteil. Auch wenn er auf keine chemischen Additiva zurückgreift, weiß er – besser als viele andere –, dass Wein letzten Endes ein Kulturprodukt ist, das fortwährender Pflege bedarf. Er achtet penibel auf den Lesezeitpunkt und die Qualität seiner Trauben,  presst behutsam, gibt dem Most ausreichend Zeit, um sich von selbst zu klären,  zieht die Weine vor der Füllung mehrfach um und versucht so jeden Fehlton zu vermeiden. In der Folge entstehen klare, oft hochmineralisch, kühl-strukturierte Weine, die das Prosecco und sein komplexes Terroir detailreich repräsentieren. 

Weine – eine Auswahl

Prosecco di Valdobbiadene ‚Frizzante … naturalmente: 100% Glera. Federleicht. Elegant. Subtil. Feine Perlage. Weiße Blüten, mineralisch, leichte Hefenoten, ein wenig Zitrus. 

‚Brichet Frizzante… naturalmente’: 90% Glera, 10% Verdiso. Stammt von einem Weingarten der Lage Combai. Kühl, straff, feingliedrig. Elegant und delikat. Steinige und kräuterige Noten. Minze und Melisse. Staubtrocken. Subtile Perlage. 

Kontakt

Loris Follador
Adresse: Strada Coste Piane 2
Telefon: 349 4317292
E-mail: info@casacostepiane.it
Webseite: www.casacostepiane.it


Rebsorten: Verdiso, Glera
Rebfläche: 7 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine, enoteca galli

AT/DE/CH: –

Palazzo Tronconi

Palazzo Tronconi ist ein Gesamtkunstwerk. Das ist schon deshalb erstaunlich, weil es das Weingut erst seit 2010 gibt. Es geht auf die Kappe von Marco Marrocco und ist, anders als es der Name suggeriert, kein altes Gemäuer, sondern perfekt in die Landschaft eingepasste Gegenwartsarchitektur. Darin befinden sich die Büros, ein Restaurant und die Kellerei, in der derzeit acht verschiedene Weine vinifiziert werden, die abgesehen davon, dass sie durch die Bank sehr gut schmecken, auch eine Kulturleistung darstellen. 

Zum einen weil Marco seine Weingärten biodynamisch bewirtschaftet, vielmehr aber weil er sie mit Rebsorten bepflanzt hat, die einen weiten Blick zurück in die Weingeschichte des Latiums und speziell der Region rund um Arce werfen, wo sich das Weingut befindet: Maturano Bianco, Pampanaro, Capolongo, Olivella und Lecinaro wurden zwar angeblich schon im Königreich Neapel begeistert konsumiert, heute findet man die Rebsorten allerdings so gut wie nirgendwo mehr.

Zumindest bis Marco Marrocco begann, sie im Valle del Liri am nördlichen Ausläufer des – mehr als sehenswerten – Drei-Regionen-Nationalparks Abruzzen, Molise und Lazio neu auszusetzen oder wieder instandzusetzen. Bei seinem Projekt behilflich waren ihm der Biodynamik-Experte Michele Lorenzetti und Piero Macciocca vom gleichsam exzellenten Weingut La Visciola.

Dessen elegante Handschrift hat im Keller seine Spuren hinterlassen, wo die Weine spontan in Zement vergoren, für gewöhnlich in 500 Liter Holzfässern gereift und ungeschönt und ungefiltert abgefüllt werden.


Palazzo Tronconi

Via Corte Vecchia, 44
03032 Arce (Fr) – Italia
+39 0776 539678
info@palazzotronconi.com
palazzotronconi@legalmail.it
www.palazzotronconi.com

 

Weine – eine Auswahl

Fregellae: Pampanaro, Maturano bianco und Capolongo. In Akazienfässern ausgebaut. Zitrusnoten, floral, filigrane Frucht. Hat Tiefe ohne anstrengend zu sein. Fließt ausgewogen und unbeschwert über den Gaumen. Sehr gut.

Fatìa: Die kleine Schwester des Fregellae. In Zement vergoren und ausgebaut. Der weiße Einstieg. Blüten, Zitrus, frisches Kernobst. Geradlinig, strukturiert, erfrischend. 

Mocevò: Aus autochthonen roten Sorten gekeltert. In 500 Liter Fässern gereift. Trockenobst, reife rote Früchte, süße Würze, Pfeffer. Rund. Kein forderndes Tannin. Recht kräftig und intensiv. Leichter Holzton.

Gizziello: Rifermentato, ergo: Rosato Frizzante mit einer Zweitgärung in der Flasche. Nicht degorgiert. Die Rebsorte ist Lecinaro, die sich aufgrund ihrer hohen Säure und ihres generell leichten Körpers optimal für den Ausbau von Rosé und Frizzante und natürlich Rosé Frizzante eignet. Straff, vibrierend, saftig. Rosen, Zitrus und rote Früchte.

Donnicò: 100% Olivella. Wurde über 12 Monate im Tonneaux gereift. Gleichfalls eine alte rote Rebsorte aus dem südlichen Lazio. Mediterran. Rotfruchtig. Kräuter und Pfeffer am Gaumen. Elegant und direkt. Weiche Tannine. Präsente Säure. Nie ausladend. Ausgewogen und saftig. Sehr gut.


Rebsorten: Maturano Bianco, Pampanaro, Capolongo, Sauvignon Blanc; Olivella, Syrah und Lecinaro
Rebfläche: 18 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja, Demeter
Wohnmöglichkeit: ja


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: vinisud

AT/DE/CH: –

 

La Visciola

Piero Macciocca und Rosa Alessandri und ihr Weingut La Visciola sind in Piglio zu Hause. In den Weingärten rund um den kleinen Ort entstehen die mitunter besten Rotweine des Latiums. Die sind – obwohl seit 2008 immerhin DOCG – zwar außerhalb der Region quasi unbekannt, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Verdient wäre es allemal. Was zum einen an Personen wie Piero und Rosa liegt, zum anderen aber auch an Cesanese, der großen roten Rebsorte Piglios. 

Piero und Rosa machen die vielleicht besten (andere exzellente Versionen stammen von Carlo Noro, Riccardi Reale und Damiano Ciolli), ganz sicher aber die elegantesten Cesanese – was nicht immer ganz leicht ist, tendiert die Sorte doch dazu, reichlich Zucker in ihren Trauben einzulagern und folglich recht alkoholreiche Weine zu ergeben. Die beiden profitieren jedoch gleich von gleich mehreren Faktoren, die ihre Interpretationen der Sorte straffer und weniger korpulent als die anderer Winzer werden lassen – zum einen liegen ihre vier Weingärten auf ca. 400 Metern Höhe und sehen sich dort oben kühlen Winden ausgesetzt, die aus der an sie anschließenden Hügellandschaft der Ciociaria herabwehen. Zum anderen sind ihre Reben alt und bestens an ihr Terroir angepasst. Und zu guter Letzt bewirtschaften die beiden seit der Gründung des Weinguts 2005 ihre Rebflächen biodynamisch, was grundsätzlich zu einer etwas früheren Lese als in konventionell kultivierten Weingärten führt.

Im Keller – der mehr einer Garage ähnelt – werden die Trauben auf höchstem handwerklichem Niveau verarbeitet. Alle vier Cesanese Weingärten werden separat vinifiziert und ausgebaut. Hinzu kommt auch noch eine Charge mit der weißen Passerina. Vergoren wird spontan, geschönt und gefiltert wird nicht, geschwefelt minimal.

Weine – eine Auswahl

Priore ist gleichbedeutend mit Cru oder Einzellage.

Priore Vignali: 100% Cesanese. Leicht, spielerisch, elegant. Blüten und rote Früchte. Weiche Tannine. Ausgewogen. Fließt belebend und doch lang über den Gaumen.

Priore Ju Quarto: 100% Cesanese. Das Gegenteil des Vignali. Kraftvoll, intensiv, mit ordentlich Fleisch am Körper. Dunkler und würziger. Präsente Tannine. Warmes Finish.

Priore Ju Lattaro: 100% Cesanese. Schlägt die Brücke zwischen den beiden vorangegangenen Weinen. Hat Power und zudem Finesse. Bettet seine Energie in einen strukturierten Körper. Macht Druck in Richtung Gaumen. Langes Finish. Sehr gut.

Priore Mozzatta: Normalerweise die Nummer eins unter den vieren. Ist subtil, komplex, geradlinig, elegant, kraftvoll und ausdrucksstark. Vereint rote Fruchtaromen mit süßer Würze und Blütennoten. Hat Zug und Tiefe. Top.


Piero Macciocca
Adresse: Contrada Carcassanno 40/76, Piglio
Telefon: +39 0775 501950
E-mail: macciocca.piero@libero.it


Rebsorten: Cesanese; Passerina
Rebfläche: 3 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: vinotecanezionale.it

AT/DE/CH: –

 

Raìna

Raìna, soviel sei schon einmal vorausgeschickt, gehört zu den besten Weingütern Umbriens und Zentralitaliens – und zwar nicht nur in einem, ausschließlich auf den Wein bezogenen, qualitativen Sinne, sondern in seiner gesamten Herangehensweise und Konzeption. 

Es geht auf die Kappe von Francesco Mariani, ein diplomierter Philosoph, der jahrelang als Koch in italienischen Top-Restaurants arbeitete, ehe er zum Weinbauern mutierte. Er erwarb das 10 Hektar Weingärten umfassende Weingut in Turri di Montefalco 2001 und gab ihm den Spitznamen des einstigen Besitzers – nicht die einzige Referenz an die Vergangenheit. Von 2002 bis 2008 bepflanzte er mehrere Lagen vornehmlich mit den Rebsorten der Gegend: allen voran Sagrantino, Sangiovese und Montepulciano aber auch Trebbiano Spoletino und Grechetto. Ergänzt wurde das regionale Quintett von den zwei internationalen Klassikern Merlot und Syrah.

Die Weingärten befinden sich zwischen 220 und 300 Metern Höhe, exponieren sich fast durchwegs in die Morgensonne und haben als Untergrund Kalk und Kiesel. Die Bewirtschaftung ist seit jeher zertifiziert biologisch. Seit 2012 setzt Francesco auch biodynamische Prinzipien in seinen Weingärten um, ein Schritt, der – meines Wissens – bisher nicht offiziell vollzogen wurde. Wie auch immer: Er verzichtet auf chemische Pflanzenschutzmittel, verwendet zur Stärkung der Reben Infusionen und Pflanzenpräparate und borgt sich zur Unkrautbeseitigung die Schafe des Nachbarn aus. Die Energie für den Betrieb stammt aus Solarzellen, das Wasser aus einem eigenen Brunnen.

Im Keller wird gleichfalls komplett auf Chemie verzichtet, mit der Ausnahme einer mikroskopischen Menge SO2 vor der Füllung. Die Gärung startet spontan, auf unnötige Interventionen (Verwendung von Enzymen, Mannoproteinen, Schönungsmittel etc.) wird verzichtet. Ausgebaut wird je nach Weintyp in Stahl, Zement oder Holz.

Francescos Weine sind durch die Bank ausgewogen, animierend, profund, lebendig und  gehaltvoll – bei ihm in Umbrien vorbeizuschauen, lohnt sich also allemal. Wer in größeren Gruppen unterwegs ist, kann – nach Voranmeldung und sofern es seine Zeit erlaubt – auch bei ihm essen.


Francesco Mariani
Adresse: Turri case sparse, 42
Telefon: +39 347 6014856
E-mail: info@vini-raina.it
Webseite: www.raina.it

Weine – eine Auswahl

Grechetto: Grechetto ist eine der langweiligsten Rebsorten, die ich kenne. Umso erfreulicher, dass Francesco es schafft, ihr erstaunlich spannende Seiten abzugewinnen. Nach zweitägigem Schalenkontakt, einem halben Jahr im Stahltank und einigen weiteren Monaten in der Flasche ist der Wein saftig, dicht, dynamisch, fruchtbetont und leicht kräuterig. (ca. € 11)

Trebbiano Spoletino: Ein anderes Kaliber. Einer achttägigen Zeit auf der Maische folgt ein halbjähriger Ausbau in Zement. Hat Druck und Zug, Eleganz und Finesse, herbstliche Aromen, Körper und Ausgewogenheit. Wirkt kühl und einladend und hat doch Tiefe und Substanz. Toller Wein. (ca. € 15)

Montefalco rosso: 70% Sangiovese und jeweils 15% Merlot und Sagrantino. Wird über zwei Jahre im großen Holz und danach noch weitere sechs Monate im Stahltank und in der Flasche gereift. Floral, dunkelfruchtig, erdig. Hat ein feingewobenes Gerbstoffgerüst und einen spürbaren Säurekern. Braucht für gewöhnlich etwas Luft und Zeit.  (ca. € 15)

Rosso della Gobba: 70% Sangiovese, 15% Montepulciano, 15% Sagrantino. 18 monatiger Ausbau im Stahltank. Feine Kräuternoten, dunkle Kirschen, süße Gewürze. Straff, dicht, unkompliziert. Toller Wein für alle Tage (ca. € 12)

Sagrantino di Montefalco: 100% Sagrantino. Ausbau über vier Jahre in Holz, Stahl und in der Flasche. Kompromisslos Sagrantino, ergo: Hat Power, Körper, Tannine und Alkohol und versteckt sie auch nicht. Hat aber auch Säure, Energie und saftige Aromen, die dem Wein Struktur und Trinkfluss geben. Übersteht problemlos zehn Jahre Kellerreife und profitiert vermutlich noch davon. Exzellent. (ca. € 26)

Vermouth: Ein paar hundert Liter Sagrantino und Peschiera di Pacina (ein Weißwein, den ich nicht kenne) zweigt Francesco ab und versetzt sie mit Kräutern (Lakritze, Zimt, Chinarinde, Rhabarber, Enzian und Zitrusfrüchte) und etwas Rohrzucker. Das ergibt dann einen Vermouth mit unzähligen ineinandergreifenden und bestens miteinander korrespondierenden Aromen, ordentlich Gerbstoff und lebendigem Säureprofil, einer konzentrierten Textur und immens langem Finale. Ein Meisterwerk.  (ca. € 30)


Rebsorten: Trebbiano Spoletino, Grechetto, Sagrantino, Sangiovese, Montepulciano, Merlot, Syrah
Rebfläche: 10 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Essmöglichkeit: ja, nach Voranmeldung


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine, decanto.it

AT/DE/CH: vinonudo.at

De Fermo

Es gibt mehrere Gründe, Loreto Aprutino einzuplanen, wenn man sich auf den Weg in die Abruzzen macht. Der kleine Ort liegt ziemlich genau auf halbem Weg zwischen dem Meer und dem schwer beeindruckenden Massiv des Gran Sasso. Er besitzt mit der Chiesa Santa Maria in Piano eine der schönsten romanischen Kirchen der Gegend (und in den Abruzzen gibt es eine ganze Menge davon), einen hübschen Ortskern, das beste Olivenöl der ganzen Region und die fantastischen Weine von Stefano Papetti und Eloisa de Fermo.

Stefano wuchs in Bologna auf. Obwohl seine Familie keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft hatte, begeisterte er sich bereits in seiner Gymnasialzeit für Wein. Mit 18 belegte er einen Sommelierkurs und machte erste Reisen ins Piemont, die Toskana und ins Friaul. Als Berufsziel kam Wein jedoch nicht in Frage. Stattdessen studierte er Jura in Bologna. Dabei lernte er seine spätere Frau Eloisa kennen, deren Familie aus den Abruzzen stammte und dort ein Gut besaß, das allerdings niemanden wirklich interessierte und verpachtet war. 

Für Stefano, der das Anwesen erst nach einigen Jahren zum ersten Mal zu Gesicht bekam, war es Liebe auf den ersten Blick – was wiederum nicht bedeutete, dass die beiden in Bologna alles an den Nagel hingen und in Richtung Abruzzen aufbrachen. Doch machte speziell er sich immer öfter in den Süden auf und eines Tages begann er einen ersten Hektar Reben selbst zu bewirtschaften. 

Im Gut selbst befand sich bereits damals ein (zwar renovierungsbedürftiger) Keller, sodass Stefano 2010 damit beginnen konnte, einen ersten Montepulciano zu vinifizieren. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein Halten mehr. Nach positiven Reaktionen von befreundeten Winzern kamen 2012 ein Weißwein und ein Cerasuolo (der berühmte Rosato der Gegend) hinzu. 2013 bewirtschaftete er bereits die kompletten 16 Hektar des Weinguts  – damals noch biologisch, mittlerweile biodynamisch.

So entstehen gegenwärtig sechs Weine – allesamt spontan vergoren, ungeschönt und ungefiltert und jeder auf seine ganz eigene Art und Weise spannend und eindrücklich. Absolut beeindruckend sind dabei vor allem die Weißweinen, allen voran der Chardonnay Launegild, ganz sicher einer der besten Weißweine Zentralitaliens. 

Weine – eine Auswahl

Concrete bianco: Pecorino, Chardonnay und Trebbiano. Relativ früh gelesen. Wird teils ganztraubengepresst, um die Struktur zu forcieren. Über 6-7 Monate in Zement ausgebaut. Frisch, saftig, einladend. Kräuter und Blütennoten. Animierend und früh antrinkbar.

Pecorino Colline Pescaresi Don Carlino: Stammt von 25 Jahre alten Pecorino-Trauben. Wird ohne Temperaturkontrolle in Zement und Holz vergoren. Floral, Ingwer, Gestein. Kräftiger und ausladender als der Concrete. Dicht und energetisch. Profitiert mit Sicherheit von etwas Flaschenreife. Sehr gut.

Chardonnay Launegild: Stammt von 1926 gepflanzten Chardonnay-Reben. Findet im Tonneaux über zwölf Monate sein Gleichgewicht. Salzig, steinig, dicht und druckvoll. Mineralisch. Blüten & gelbe Frucht. Konzentriert, stoffig und dabei immer elegant. Fließt ruhig aber direkt über den Gaumen. Öffnet sich zunehmend mit Luft. Exzellent.

Montepulciano Prologo: De Fermos erster, 2010 vinifizierter Wein. 2-3 wöchige Mazeration. In großen Holzfässern über 18 Monate ausgebaut. Dunkel, erdig, fleischig. Kirsche. Blüten und Kräuter. Intensiv und nachhaltig. Ein exemplarischer Repräsentant des etwas kräftigeren Montepulciano-Stils.


Kontakt

Stefano Papetti
Adresse: Contrada Cordano
Telefon: +39 085 8289136
E-mail: info@defermo.it
Webseite: www.defermo.it


Rebsorten: Montepulciano; Pecorino, Chardonnay, Trebbiano
Rebfläche: 16 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biodynamisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine

AT/DE/CH: freiheit-vinothek; Rohstoff Wein

 

Rabasco

Iole Rabasco hat 2005 ihr 10 Hektar großes Weingut in Pianella gegründet. Der kleine Ort liegt in unmittelbarer Umgebung von Loreto Aprutino, der abruzzesischen Hochburg für exzellentes Olivenöl und spannende Weine (Loreto Aprutino ist die Heimat von Valentini, der gleich mehrfach vom Gambero Rosso als bestes Weingut Italiens geadelt wurde und von De Fermo, dessen Weine man ebenfalls adeln sollte).

Die geographische Position und mit ihr das Terroir von Pianella sind einmalig. Im Schnittpunkt der Adria und der beiden Gebirgszüge des Gran Sasso und der Majella gelegen, profitieren die sich dort befindlichen Reben von einem Mix unterschiedlicher Mikroklimata. Iole bewirtschaftet Weingärten in vier Großlagen (Cancelli, La Conchetta, La Salita, San Desiderio) rund um Loreto und Pianella und nutzt die heterogenen Verhältnissen, um daraus ein erstaunlich diverses Bild ihrer näheren Umgebung zu entwerfen – wobei sie für ihre Weine lediglich auf zwei Rebsorten zurückgreift: Trebbiano d’Abruzzo (weiß) und Montepulciano d’Abruzzo (rot und rosa). Wer also wissen will, was Terroir tatsächlich bedeutet und wie sich die Unterschiede der natürlichen Voraussetzungen auf kleinstem Raum auf die Weine auswirken können, sollte sich durch ihre Interpretationen durchprobieren.

Vinifiziert werden sie alle mehr oder weniger gleich (spontane Vergärung, keine Zusatzstoffe, auch kein SO2, keine Filterung oder Schönungen), wobei naturgemäß auf individuelle Eigenheiten Rücksicht genommen wird.


Iole Rabasco
Adresse: 23/A Contrada, 65019 Pianella PE
Telefon: 320-3019628
E-mail: iolerabasco@tiscali.it
Webseite: www.agricolarabasco.it

Weine – eine Auswahl

Damigiano Rosso: Montepulciano. Stammt von einem dem Meer zugewandten Weingarten (San Desiderio). Wird in Holzfässern vergoren und in 54 Liter fassenden Glasgefäßen (Damigiana) ausgebaut. Reife rote Frucht, süße Gewürze. Warm, weich und dank eines präsenten Tanningerüsts auch strukturiert. (ca. € 20)

Damigiano Bianco: Trebbiano. Wird ebenfalls in Damigiane ausgebaut. Die Trauben stammen allerdings von einer kühleren, vom nahen Apennin geprägten Lage (La Salita). Gelbfruchtig, kräuterig, Zitrusfrucht. Dynamisch und vertikal. Lebendig, voller Energie, mit Trinkfluss und Tiefe. Sehr gut. (ca. € 20)

Vino Rosso Cancelli: Montepulciano. von 40 Jahre alten Reben. Im Stahltank ausgebaut. Sehr schöner Tischwein. Mit viel reifer roter Frucht und einladend würzigen Noten. Fängt die entspannte, legere Seite der Rebsorte ein.  (€ 11)

Rosso Contrada: Montepulciano. Spezialvinifikation aus den besten Trauben des Weingartens Cancelli. Im offenen Holzbottich vergoren und in gebrauchten Holzfässern ausgebaut. Intensiv, würzig, dunkel. Vereint Kraft und Energie. Geradlinig und druckvoll. Baut bis zum Finale Spannung auf. Sehr gut. (€ 22)

La Salita Bianco: Trebbiano. Ein steiler, kalkdominierter Weingarten in nordöstlicher Exposition. Im offenen Holzbottich vergoren und in einem Glasbehälter ausgebaut. Saftige, frische Frucht, kühl, balsamisch. Vital und elegant. Vereint Substanz und Trinkfluss. (€ 14)


Rebsorten: Trebbiano, Montepulciano
Rebfläche: 10 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine; decanto.it

AT/DE/CH: –

 

Antonelli San Marco

Filippo Antonelli keltert im besten Sinne klassische Weine. Das bedeutet keineswegs, dass er nicht fortwährend ausprobiert und experimentiert – allerdings tut er das mit dem Ziel weiterhin klassische Weine zu produzieren, nur noch bessere.

Zu Hause ist die Familie Antonelli seit fünf Generation in Montefalco, dem Herzen des umbrischen Weinbaus. Auf stolzen 170 Hektar wird hier Landwirtschaft betrieben und zwar so, wie man sich das gemeinhin wünscht: biologisch, biodivers, mit großen Waldflächen und Endprodukten, die man gerne isst und trinkt und die preislich fair kalkuliert sind. Alte Getreidesorten, aus der Mehl und Pasta produziert werden, sind ein Steckenpferd, eine kleine Schweinezucht ein weiteres, Olivenöl ein drittes. Mit Abstand am wichtigsten sind jedoch die Weingärten, die lange Zeit quasi ausschließlich mit Sagrantino und Sangiovese bepflanzt waren, zu denen aber in den letzten Jahren glücklicherweise auch noch die exzellente weiße Rebsorte Trebbiano Spoletino hinzugefügt wurde.

Die Terrains sind aufgrund der Größe des Weinguts naturgemäß recht heterogen, basieren aber größtenteils auf Kalk und Lehm und sind fast immer von Wäldern umgeben, die als Temperaturregulatoren fungieren. Der Keller ist mit Behältnissen in jedweder Façon ausstaffiert. Stahl, Zement und Holz finden sich darin genauso wie Terracottaamphoren (für den exzellenten Trebbiano Spoletino Anteprima Tonda) oder Betoneier. Vinifiziert wird ohne großen Schnickschnack. Die Arbeitsschritte regelt die Schwerkraft und keine Pumpen, die Hefen sind wild und nicht gezüchtet, der Ausbau ist dort, wo es sich lohnt, unaufgeregt und langsam. So entsteht eine Palette an Weinen, die Montefalco und seine Geschichte in allen möglichen Varianten nacherzählt – mal einfach und lebendig, mal stoffig und substantiell, mal extravagant und originell.

ps: Man kann bei Antonelli San Marco auch sehr schön wohnen. Und für alle jene, die an der regionale Küche Umbriens interessiert sind (und wer ist das nicht), werden Kochkurse angeboten.


Filippo Antonelli
Adresse: Località San Marco 60, Montefalco
Telefon: +39 0742 379158
E-mail: info@antonellisanmarco.it
Webseite: www.antonellisanmarco.it

 

Weine – eine Auswahl

Trebbiano Spoletino Anteprima Tonda: In der Amphore vergorener Einzellagentrebbiano. Wächst in einem auf 350 Meter Höhe gelegenen Weingarten, der seit jeher als prädestiniert für Trebbiano Spoletino angesehen wird. Ohne Temperaturkontrolle vergoren, ungefiltert gefüllt. Stringent, substantiell, druckvoll. Hat ordentlich Körper aber auch die passende Säure, um ihn zu bündeln. Delikate Aromen. Kräuter, Zitrusfrüchte, Steinobst. Steht erst am Anfang seiner Karriere. Exzellent.

Trebbiano Spoletino: Der kleine Bruder, über sechs Monate in Edelstahl gereift. Auch sehr gut, doch in vielerlei Hinsicht eben doch der kleine Bruder.

Montefalco rosso: Montefalco rosso gehört, in seinen besten Varianten – und dazu zählt auch diejenige von Antonelli – zu den spannendsten Cuvées Italiens. Sagrantino liefert Power und Tannine, Sangiovese Richtung, Vitalität und Finesse. Über neun Monate im großen Holz ausgebaut. Strukturiert, ausgewogen, lebhaft. Hat Körper und Trinkfluss.

Sagrantino di Montefalco: Auf ca. 400 Metern Höhe gewachsen. Mitte Oktober gelesen. Über knapp 40 Tage mit den Schalen vergoren. Danach 18 Monate im Holzfass gereift. Verbrachte vor der Füllung noch einige Monate im Beton. Ungefiltert. Intensiv und kraftvoll. Ein klassischer Sagrantino, den man sich besser zu zweit als alleine vorknöpft. Hat ordentlich Körper und tiefe, einladende Aromen. Flaschenreife tut hier immer gut.


Rebsorten: Sagrantino, Sangiovese, Trebbiano Spoletino
Rebfläche: 50 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: ja


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine;

AT/DE/CH: artevino.ch; biowein-erlesen.de

Mani di Luna

Mani di Luna steht in vielerlei Hinsicht für den langsam einsetzenden aber doch spürbar positiven Umbruch im umbrischen Weinbau.

Betrieben wird das Weingut von Rocco Trauzzola und zwei Mitstreitern, Simone Lazzarin und Alessandro de Filippis, die auf altem Lungarotti-Territorium (die das genaue Gegenteil von Mani di Luna symbolisieren) acht Hektar Weingärten bewirtschaften und ihre Trauben zu Weinen verarbeiten, die man als diametrale Gegenentwürfe zum klassischen umbrischen Weinstil verstehen kann: statt üppig-aufgeblasene, überextrahierte und alkoholschwangere Rotweine und völlig belanglose, banale und neutrale Weißweine (wenig ist bedrückender als die triste Langeweile nahezu aller Weine aus Orvieto) bringen sie quicklebendige und dynamische Rot- und Weißweine in die Flasche, die mit Energie, Trinkfluss und immer öfter auch Tiefgang überzeugen – keine Weine, die einen die Renaissance des umbrischen Weinbaus proklamieren lassen (dafür sind eher die Weine von Raìna geeignet) aber doch solche, die richtig Spaß machen und mit denen man sich gerne nicht nur einmal beschäftigt.

Wurzeln tun die Reben in Torgiano, unweit von Perugia. Die Weingartenarbeit ist seit 2012 offiziell biologisch und wird durch biodynamische Präparate und Tees ergänzt. Mittels einer extrem niedrig gehaltenen Spaliererziehung versuchen die drei die Wüchsigkeit ihrer Reben zu zügeln. Zwischen Sangiovese, Malvasia, Procanico und Grechetto finden sich Kirsch- und Olivenbäume und brechen die Monotonie der Monokultur.

Gelesen wird behutsam per Hand in 18 Kilo fassende Kisten. Die Vinifikation ist im besten Sinne des Wortes handwerklich und folgt dem Regelwerk von vinnatur, was in wenigen Worten bedeutet, dass auf Zusatzstoffe jeglicher Art mit Ausnahme von ein wenig SO2 verzichtet wird.


Rocco Trauzzola, Simone Lazzarin, Alessandro de Filippis
Adresse: Via Roma 50, Torgiano
Telefon: +39 333 7579956 oder 39 333 7286363
E-mail: info@fattoriamanidiluna.com
Webseite: www.fattoriamanidiluna.com

Weine – eine Auswahl

Osè Rosè: Ein rosato, der ziemlich paritätisch aus Sagrantino und Sangiovese besteht und teils im Stahl, teils in Holz ausgebaut wurde. Er erinnert ein wenig an den Rosso Leggero von Martin Goyer, der nicht mehr ganz Rosé aber auch noch nicht ganz Rotwein ist. Folglich also ein Wein, den man an heißen Tagen bestens wegtrinken kann, der aber dennoch Struktur und Tannine hat.

Il Baratto: Weißwein aus Procanico, Malvasia, Grechetto und ein klein wenig Riesling. Baratto ist eine steile, auf sandigem Boden basierende Einzellage, die seit jeher weißen Trauben vorbehalten ist. Hat eine stoffige Textur, einen weichen Körper und florale und kräuterige Aromen. 

Checharello: Einem alten Freund mit junger Seele gewidmet, einem Geschichtenerzähler par excellence und ewigem Ratgeber. Der Versuch der drei aus viel Sangiovese und ein wenig Barbera einen klassischen vino contadino (einen Landwein) zu keltern. Mit ein paar Ecken und Kanten aber auch mit Trinkfluss, Frucht und Vitalität.

La Cupa: Das Opus Magnum der drei. Sangiovese in purezza. Über lange Monate und Jahre, in Zement, Holz, wieder Zement und danach in der Flasche ausgebaut und gereift. Intensiv, energetisch, vital und vielschichtig. Hat Kraft, die auf Muskeln basiert. Sehr gut.


Rebsorten: Sangiovese, Sagrantino, Malvasia, Procanico, Grechetto
Rebfläche: 8 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: decanto.it, callmewine

AT/DE/CH: –

Sagrantino

Wer hat, der hat. Sagrantino hat. Vor allem Tannine. Mehr als Nebbiolo, Sangiovese & Aglianico zusammen. Er ist, wenn man so will, die italienische Antwort auf französischen Tannat. Wobei man es, um beim Gerbstoff zu bleiben, mit saftigen und weichen Tanninen zu tun hat, die auch nach wochen- oder monatelangem Kontakt mit dem Most/Wein nicht austrocknend wirken. Geduld ist trotzdem angebracht.

Sagrantino macht – selbst eisernen Verfechtern kantiger Weine – in seiner Jugend wenig Freude und nachdem die Winzer das wissen, gibt es ihn auch erst nach vier Jahren Fass und Flaschenlagerung. Manche Winzer warten, gerade mit ihren Reserven, noch ein paar Jahre länger. Und auch dann steht man oft erst am Beginn seiner Entwicklung. Sagrantino wächst in Italien auf einer exakt lokalisierbaren Fläche und die liegt ausnahmslos in und rund um Montefalco in Umbrien (erstaunlicherweise gibt es zwar in Italien keine weiteren Anbaugebiete, dafür beschäftigt man sich in Australien und Kalifornien leidenschaftlich mit der Sorte; Alice Feiring, die Autorin des sehr lesenswerten Buches Natural Wine, unternahm ihre ersten eigenen Vinifikationsversuche in Kalifornien mit Sagrantino, aus Bewunderung für die Weine von Giampiero Bea und Filippo Antonelli.)

Sagrantino wurzelt gerne in Lehm, mag es warm und reift spät, eine Kombination, die die teils exorbitanten Alkoholgradationen erklärt. Er schlägt sich alleine prächtig, fühl sich aber auch mit Cuvéepartnern wohl. Früher jubelte man ihm die weiße Trebbiano Spoletino unter, vermutlich keine dumme Idee, die allerdings heute nicht mehr vermarktbar wäre. Sie ist in der Zwischenzeit durch Sangiovese ersetzt – ebenfalls ein passender Partner, relativiert er doch durch die ihm immanente Säure die Wucht des Sagrantinos. In Montefalco fungiert die Sangiovese-Sagrantino-Combo unter dem Namen Montefalco rosso und ist vor allem für all jene Memmen konzipiert, die es nicht tagtäglich mit den reinsortigen Versionen des Sagrantino aufnehmen wollen.

Sagrantino ist kein Wein für alle Tage. Er leitet sich vermutlich von Sagra – dem Fest – ab, und dazu passt er dann auch perfekt. Sagrantino ist üppig, wuchtig und intensiv. Über seinen Trinkfluss kann man diskutieren. Sein Körper ist konzentriert und kompakt, die Fruchtaromen sind dunkel und zusätzlich von Pfeffer und Kräutern unterlegt. Reinsortiger Sagrantino ist, im Gegensatz zum Montefalco Rosso, selten günstig und kostet zwischen €20 und €40 – man bekommt dafür aber normalerweise auch viel Wein.

ps: Sagrantino gibt es auch süß – als passito. Und süß, sollte man ihn auch unbedingt probieren. Die Kombination aus Zucker, Gerbstoff und tiefer Frucht funktioniert bestens und ist mehr als nur ein Maßstab für die besten Recioto des Valpolicella.

Einige der besten

Antonelli: Sagrantino
Antonelli: Contrario (Sagrantino)
Di Filippo: Etnico (Sagrantino)
Fongoli: Montefalco Sagrantino
Omero Moretti: Sagrantino Vignalunga
Paolo Bea: Montefalco rosso
Paolo Bea: Montefalco Sagrantino dolce
Raína: Campo di Raína
Raína: Passito
Tabarrini: Campo alla Cerqua

ps: Von all diesen Produzenten gibt es auch ausgezeichnete Rossi di Montefalco

pps: Von Raína gibt es zudem einen brillanten Vermouth auf Sagrantino-Basis

Terrazzi Alti

Siro Buzzetti arbeitet mitten im Fels. Und zwar dort, wo er mitunter am steilsten ist. Seine Heimat ist das Valtellina, die wild abfallende Großlage, in der seine Reben wurzeln, heißt Sassella. Sie schaut direkt nach Süden und heizt sich in der Sommersonne derart auf, dass in ihr nicht nur Reben, sondern vereinzelt auch Kaktusfeigen gedeihen.

Nachts hingegen kann es selbst im Juli und August recht frisch werden, womit auch schon ein zentraler Baustein in der Eigenart des Valtellina erwähnt ist – die enormen Tag/Nacht Unterschiede, die den Weinen Spannung, Tiefe und Energie verleihen.

Besonderheiten hat das Valtellina auch sonst noch einige zu bieten. Es gehört zweifellos zu den spektakulärsten Weinbauregion Italiens. Im fernen Hintergrund ragt das Bernina-Massiv in die Höhe. Davor ziehen sich unzählige, von Trockensteinmauern gehaltene Terrassen unregelmäßig die Berge hinauf. Die Böden sind karg, Humusauflage gibt es so gut wie keine und Trockenheit ist ein fortwährendes Problem.

Weinbau hier oben ist ein ständiger Kampf. Siro führt ihn auf gerade einmal auf drei Hektar, hart ist er dennoch. Seine Weingärten liegen auf 400-500 Metern, sind größtenteils nur zu Fuß zu erreichen und werden ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet. Auf potenzielle Erleichterungen durch Herbizide & co. verzichtet er.

Die Ernte der Trauben findet selten vor der dritten Oktoberwoche statt. Gelesen wird in 20 Kilo Kisten, die allesamt händisch abtransportiert werden. Mangels eines eigenen Kellers vinifiziert Siro seine Weine bei Giuseppe Guglielmo von der Azienda Boffalora. Die Vergärung ist spontan, ausgebaut wird in gebrauchten Barriques. Seine beiden Weine, ein Valtellina Superiore DOCG und eine Riserva, sind weder geschönt noch gefiltert.

Weine – eine Auswahl

Die Weine

Valtellina Superiore DOCG: Nebbiolo aus Steilstlagen. im späten Oktober gelesen. In Stahl spontan vergoren, in gebrauchten Barriques ausgebaut. Steine und Teer, Blüten und rote Beeren. Balsamisch. Angenehm. Einladend. Samtig und doch strukturiert. Sehr gut.

Valtellina Riserva DOCG


Siro Buzzetti

Adresse: Via Andevenno, 15/c,23012 Castione Andevenno
Telefon: +39 331 5207109
E-mail: info@terrazzialti.com

Rebsorten: Nebbiolo
Rebfläche: 3 Hektar
Pflanzenschutz: Kupfer & Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Direktverkauf: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine

AT/DE/CH: –

 

Agnanum

Raffaele Moccia gehört zu jenen Winzern, für die die Italiener den Begriff „viticoltura eroica“ geprägt haben. Tag für Tag erklimmt er wild abfallende Weinterrassen aus vulkanischem Staub und Sand, um sie in Handarbeit zu bepflanzen, zu schneiden, zu pflegen und ihre Trauben zu ernten.

Eine Heidenarbeit, die vor ihm auch schon sein Vater betrieben hat, dessen drei Hektar Weingärten er mittlerweile um einen weiteren Hektar erweitert hat. Womit auch tatsächlich die Grenzen dessen erreicht sind, was ein Mensch in diesem Umfeld alleine bewerkstelligen kann.

Raffaeles Reben befinden sich übrigens nicht in alpinen Gefilden, sondern in den Campi Flegrei, in unmittelbarer Meeresnähe, keine fünf Kilometer von der Stadtgrenze Neapels  entfernt. Weinbau wird hier schon seit den Zeiten von Plinius dem Älteren betrieben, der ihn auch dokumentierte und später beim Ausbruch des Vesuvs ums Lebens kam.

Heute gibt es nicht mehr viele Winzer, die sich in dem bisweilen aberwitzig steilen Gelände herumschlagen. Vielmehr werden Weingärten aufgelassen, sofern sich nicht Personen wie Raffaele ihrer annehmen. Dass er all das ohne den Einsatz von Pestiziden & Co. schafft, gereicht ihm zusätzlich zur Ehre. Die Arbeit wird dadurch nicht weniger, doch gelingt es ihm dadurch auch tatsächlich, die Quintessenz seines extremen Terroirs nachvollziehbar zu machen.

Seine handgelesenen Trauben (Falaghina & Piedirosso) vinifiziert sein Sohn Gennaro ohne viel Schnickschnack zu insgesamt fünf Weinen, die quer durch die Bank beeindrucken und angesichts des immensen Aufwands verhältnismäßig günstig sind.


Raffaele Moccia
Adresse: Via Vicinale Abbandonata degli Astroni, 3, 80125 Napoli
Telefon:  +39 081 2303507
E-mail: info@agnanum.it
Webseite: www.agnanum.it

 

Weine – eine Auswahl

Falanghina Campi Flegrei: Im Stahl vergorener Falanghina. Kräuter, getrocknetes Heu, weiße Frucht. Linear und vertikal, mit einer substantiellen Textur. (ca. € 14)

Sabbia Vulcanum: Piedirosso, in Basalt und feinem Sand gewachsen und in Stahl ausgebaut. Die Basisversion. Fruchtbetont. Blütennoten. Ausgewogen. Bestens eingewobenes Tannin. Weich, rund, harmonsich. (ca. € 11)

Per’e Palumm: Per’e Palumm ist der lokale Ausdruck für Piedirosso, aus dem der Wein zu 100% besteht. Ist – wie alle Pedirosso – intensiv-aromatisch. Riecht und schmeckt nach roten Früchten, süßen Gewürzen, Blüten. Ist einnehmend, weich und samtig. (ca. € 20)

Vigna delle Volpi: Agnanums Top-Piedirosso. Über acht Monate im kleinen Holzfass gereift. Dunkle Fruchtaromen, Pfeffer, Lavendel und Rosen – Piedirosso gilt als rote Antwort auf den Gewürztraminer und das schmeckt man hier. Korpulent, geradlinig und substantiell. Sehr gut (ca. € 30)


Rebsorten: Falanghina, Piedirosso
Rebfläche: 4 Hektar
Manuelle Lese: ja
Pflanzenschutz: Kupfer und Schwefel
Biologisch zertifiziert: ja
Wohnmöglichkeit: nein


Bezugsquellen:

Ab Hof: ja, nach Voranmeldung

Aus Italien online: callmewine

AT/DE/CH: –

 


1 2 3 4 7
Newsletter